Читать книгу Der Lobpreis-Trainer - Detlev Reich - Страница 13

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Deine Art

Deine Begabung

Neulich habe ich mir auf YouTube Videos verschiedener Sänger und Künstler angeschaut, von denen viele total kreativ und begabt waren. Zum Beispiel sang ein Sänger zunächst mit einer brillanten Männerstimme, und im nächsten Moment – Oktaven höher – mit einer wunderbaren Frauenstimme weiter! Bei anderen faszinierte mich, welche Performance sie auf die Bühne brachten. Und während ich so von einem Video zum anderen klickte, kamen mir die Tränen. Ich bin eigentlich nicht der Typ, der nah am Wasser gebaut hat und dem schnell die Tränen kommen (ehrlich nicht). Aber auf einmal tat mir das Herz weh: So viele begabte Menschen, die ihre Fähigkeiten ausleben! Überall. Mit so unterschiedlichen Liedern und Aktionen und auf so unterschiedlichen Bühnen. Und wie selten sehe ich solche Menschen in den Kirchen! Das tat mir weh.

Es ist für mich wie in folgendem Beispiel: Da ist ein Vater, der seinem Sohn einen Ball schenkt. Der freut sich riesig über das Geschenk, kickt und wirft damit herum, spielt mit seinen Freunden, probiert Tricks und Kniffs aus und hat wirklichen Spaß mit dem Ball. Der Vater freut sich natürlich mit seinem Kind und ist froh, das passende Geschenk gemacht zu haben. Doch wenn sein Kind in seine Nähe kommt, hört es einfach sofort auf zu spielen, obwohl sein Vater so gerne auch mal ein paar Würfe mit ihm machen würde. Er kennt ja auch noch ein paar Tricks und würde sich freuen mit seinem Sohn und mit dem Geschenk zusammen Spaß zu haben. Aber aus irgendwelchen Gründen, spielt das Kind nur ohne seinen Vater mit dem Ball. Es hat einfach Freude an dem Ball und keinen Blick mehr für seinen Vater. Die Möglichkeit, mit ihm zusammen Ball zu spielen, erscheint für es so abwegig und schräg.

Ich sehe so viele begabte Künstler auf diversen Bühnen. Mein Wunsch ist es, dass diese Menschen ihre Begabungen auch in der Kirche und für Gott einbringen. Dies ist für mich so wie das Spielen mit dem Vater. Es ist doch klar: Wir können mit den Begabungen überall Spaß haben und mit Freunden „rumkicken“. Gott freut sich darüber. Und wie ein Vater freut er sich auch, wenn wir genau das mit ihm teilen.

Wenn man heute Kreativität und Qualität sehen oder hören möchte, denkt man leider nicht sofort an Kirche. Man denkt eher an Musicals, Theater, Museen oder auch an die Wirtschaft. Gott ist der Schöpfer der Kreativität. Er hat alles erschaffen und erdacht – auch uns und unsere Begabungen. Darum wünsche ich mir von Herzen, dass wir in unseren Kirchen einen immer größeren Raum schaffen, in dem Künstler sich wohl fühlen, sich einbringen können und ihre Gaben weiter ausbauen. Kunst und Musik zu gestalten ist ein Geschenk. Und ich glaube, dass dieses Geschenk der Kreativität noch schöner erblüht, wenn wir mit dem Schöpfer der Kreativität zusammen „spielen“.

Unser Vater im Himmel hat uns alle beschenkt: mit Gaben, Fähigkeiten und Talenten. Sehr unterschiedlich und sehr einzigartig. An diesen Gaben sollen und dürfen wir Spaß haben und uns damit beschäftigen. Denn warum sonst hat uns Gott befähigt? Um im Bild zu bleiben: Gott hat uns nicht nur beschenkt, er hat jedem von uns auch ganz unterschiedliche Arten von Bällen gegeben. Dem einen gab er einen „Beach-Volleyball“, mit dem man Spaß hat und der einfach für gute Laune steht. Dem anderen einen kleinen „Golfball“, für den nicht nur viel Geschick und Konzentration nötig sind, sondern auch ein ganz anderes Umfeld. Und vielleicht hast gerade du einen „Medizinball“ bekommen und wunderst dich, warum er so schwer ist. Aber auch dieser „Ball“ ist zum Spielen da – und dazu kräftigt er und kann z. B. in einer Reha-Maßnahme sogar den Heilungsprozess beschleunigen.

Darum noch einmal: Wir sind alle unterschiedlich geschaffen und begabt. Vielleicht hast du eine Fähigkeit, die andere einfach erfreut und gute Laune bringt. Deine Musik oder deine Stimme verbreitet mehr als nur eine gute Atmosphäre. Jemand anderes ist vielleicht sehr präzise und konzentriert und kann einen ganz anderen Part im Team ausfüllen. Wiederum jemand anders wundert sich, warum seine Art der Musik immer so „schwer“ daher kommt – vielleicht für ihn, für andere oder beim Üben. Aber dennoch bewirkt seine Art und seine Begabung, dass Menschen gestärkt werden und Heilung erfahren.

Wie immer deine Begabung aussieht und sich anfühlt: Gott hat sie dir geschenkt. Vergleiche dich nicht mit anderen! Denn dadurch wirst du entweder entmutigt oder stolz. Sehr oft wünscht man sich auch solch eine Stimme, die jemand anders hat, oder man würde gerne das Instrument so virtuos spielen können wie Person XY. Was bringt das? Oft mehr Frust als Lust. Finde gerade als Sänger ein Ja zu deiner eigenen Stimme. Sei dankbar für das, was Gott dir gegeben hat und versuche einfach, an deinem eigenen „Spiel“ zu arbeiten. Versuche nicht, mit einem Golfball Beachvolleyball zu spielen. Das geht ins Auge. Darum ist es unendlich wichtig, dass man zum einen erkennt, worin man begabt ist, und zum anderen, dass man seiner Begabung gemäß handelt, darin lebt und daran arbeitet. Nimm deine Begabungen von Gott an. Übe deine „Würfe“ und trainiere deine Fähigkeiten.

Wenn du auf einer Bühne im Gottesdienst stehst, ist es wichtig, dass du in deinen Fähigkeiten lebst. Denn du trägst eine Verantwortung, wenn du im Gottesdienst etwas anleitest. Sei es nun mit deinen Worten, deiner Stimme oder mit deinem Instrument. Wenn du dann hingegen immer unsicher bist und dich im Grunde eher unwohl fühlst, kann es verschiedene Gründe haben: Du bist entweder schlecht vorbreitet, es ist alles neu für dich, oder es entspricht einfach nicht deinen ersten Stärken. Sei ehrlich vor dir und vor Gott. Und vertraue, dass es einen Grund hat, warum du so begabt bist, wie du bist! Nimm es wirklich dankbar an. Wenn du es liebst zu singen oder ein Instrument zu spielen, dann tu es! Hab Spaß daran! Wenn du es liebst, auf der Bühne zu stehen und es genießt, deine Begabungen auszuleben – super! Gott hat dir etwas geschenkt. Nutze es, hab Spaß daran und spiele mit und für ihn. Er freut sich über dich. Wirklich!

Deine Identität

Als Musiker stehst du auf der Bühne und jeder beobachtet dich. So soll es sein. Wenn du auf diese Weise in der Öffentlichkeit stehst, wirst du garantiert auch Rückmeldungen über deinen Auftritt bekommen. Mal positive und auch mal negative Feedbacks. Du machst dich angreifbar, wenn du auf einer Bühne stehst. Sicher ist dies nicht gewollt oder erwünscht, aber es ist trotzdem eine Tatsache. Als Künstler wird von dir erwartet, dass du deinen Auftritt mit dem Herzen aufführst. Das Lied, das du singst oder spielst, soll zu Herzen gehen. Um dies zu erreichen, solltest du auch „mit Herz“ singen und spielen. Wenn dir dann jedoch Kritik entgegenschlägt, trifft das meistens auch mitten ins Herz, und das ist in keiner Weise angenehm.

„Er (der Künstler) steht manchmal ganz allein auf der Bühne, gibt sein Innerstes preis und lässt völlig Fremde einen Blick in seine Seele werfen. Verwundbarkeit ist der Preis, den jeder Künstler bezahlt. Sie lassen ihr Herz und ihre Seele in ein Projekt einfließen und betreuen es mit ihrem Herzblut. Wenn es Zeit wird, der Welt ihr Projekt zu zeigen, dann öffnen sie ihre Hände nur langsam und hoffen inständig, dass niemand das Kind ihrer Gedankenwelt töten wird, noch bevor es überhaupt eine Chance hatte, sich zu entwickeln. Weil die Kunst so eine persönliche Sache ist, ist es auch so schwierig, sich selbst von seinem Werk abzugrenzen.“ 1

Es ist nicht immer einfach, mit Feedback richtig umzugehen. Aber trotzdem ist es notwendig, um zu wachsen: in den Fähigkeiten und auch charakterlich. Einige Tipps bzgl. Feedback möchte ich dir am Ende des Buches noch weitergeben.

Es ist eine Grundvoraussetzung, dass du deine Identität und deinen Selbstwert nicht an den Rückmeldungen für deinen Auftritt fest machst. Das ist nicht immer einfach, aber notwendig. Ich bin davon überzeugt: Je besser du weißt, wer du bist, desto sicherer kannst du auf einer Bühne stehen. Wer darf deinen Wert bestimmen und wer nicht? Was haut dich aus der Bahn und was gibt dir wirkliche Sicherheit? Auf der Bühne und vor allem im ganzen Leben?

Das Thema „Identität“ ist ein großer und sehr wichtiger Bereich. Darum möchte ich dir Mut machen, dir einmal bewusst Zeit dafür zu nehmen. So kann es z. B. hilfreich sein, einmal von Grund auf seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Jeder von uns hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht und Dinge erlebt, die uns geprägt und beeinflusst haben. Nutze hier ruhig die Unterstützung eines erfahrenen Seelsorgers oder – falls nötig –, eines (christlichen) Therapeuten. Denn für eine gesunde Identität ist es ratsam, sich vergangene Begebenheiten und auch Verletzungen bewusst zu machen, sie aufzuarbeiten und zu einem Abschluss zu bringen. Dies geschieht normaler Weise nicht ständig, sondern im Idealfall einmalig. Denn sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, kann mit dem Blick in den Rückspiegel beim Autofahren verglichen werden: Der Fokus liegt natürlich geradeaus auf der Straße. Der Blick in den Rückspiegel gibt uns jedoch einen Blick dafür, was hinter uns passiert (ist) und ob evt. Dinge zu beachten sind, die hinter dem Wagen passieren und Einfluss auf die Fahrt haben könnten.

Für deinen musikalischen Dienst im Gottesdienst ist es wichtig, dass du weißt, wer du bist. Denn um ein Lied gut von der Bühne zu kommunizieren und zu interpretieren, ist es notwendig, dass du loslassen kannst. Jedes Lied hat eine Aussage, eine Melodie und einen Text, der etwas auslöst. Je mehr du dich darauf konzentrieren kannst, welche Geschichte und Aussage dahintersteckt, desto eher kommt dies beim Publikum auch an. Bist du jedoch zu sehr damit beschäftigt, dich vor dem Publikum „zu schützen“, gut anzukommen und Bestätigung zu erhalten, wird die Aussage immer flacher. Denn das Publikum wird deine – wenn auch nur leichte Angespanntheit – bemerken (und sei es nur unbewusst erahnen). Hast du jedoch keine Angst, dich sogar lächerlich zu machen, auch mal über die Stränge zu schlagen und loszulassen, kannst du den Inhalt besser transportieren. Hart gesagt: Es geht in erster Linie nicht um dich, wenn du auf der Bühne ein Lied performst! Es geht um das Lied bzw. die Aussage und das Ziel, das damit erreicht werden soll. Aber wenn du „loslässt“ und dich nicht „so wichtig nimmst“, wird das Lied durch dich, deine Begabungen, deine Herzenshaltung und deine Art aufblühen, und es wird Menschen berühren und bleibend verändern.

Ich bin davon überzeugt, dass Gott durch uns wirkt und auch immer mehr wirken wird, wenn wir uns auf ihn verlassen und erkennen, was er in uns hineingelegt hat. Denn nicht ohne Grund hat er dich und mich auf eine bestimmte Art und mit bestimmten Talenten beschenkt. Lebe darin und erkenne immer mehr, wie dadurch auch dein Umfeld aufblüht. Das soll dir Sicherheit und Vertrauen geben. Erkenne immer mehr, wie sehr Gott dich liebt und gebrauchen möchte.


Wie du über dich selbst denkst, hat Auswirkungen bei deinem Auftritt.

Ich weiß, diese beiden Pole erscheinen uns nicht selten ambivalent: Auf der einen Seite sollen wir in den Begabungen leben, die Gott einem gegeben hat. Auf der anderen Seite sollen wir unsere Identität und unseren Wert nicht an dem festmachen, was wir können und leisten. Beides stimmt.

Gott zeigt seine Liebe zu uns, indem er uns an seiner Arbeit beteiligen möchte. Und das Schönste daran: Er will uns genau mit dem einbinden, woran wir selber Spaß haben – mit unseren Begabungen. Wenn wir daran arbeiten, üben und uns verbessern, blühen wir immer mehr in den Talenten auf, die Gott uns gegeben hat. Und wenn wir scheitern – sei es auf der Bühne, in Beziehungen oder an anderen Punkten –, sind wir dennoch geliebt und es mindert nicht im Geringsten den Wert, den wir bei Gott haben. Denn dein Vater ist der Schöpfer des Universums. Du bist sein „eigen Fleisch und Blut“. Du bist geschaffen, damit du Gemeinschaft mit ihm haben kannst. Er wollte dich, so wie du bist.

Wenn du mit dieser Gewissheit auf die Bühne gehst, bist du entspannt. Du gibst das Beste, was dir möglich ist (mit deiner Zeit und deinen Fähigkeiten), und bringst Gott dein Herz. Sei dir bewusst, dass du geliebt und gewollt bist. In diesem Wissen kannst du mit deinen Fähigkeiten auf der Bühne stehen und Menschen näher zu Gott führen.

Der Lobpreis-Trainer

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