Читать книгу Die Nutzpflanzen unserer Kolonien und ihre wirtschaftliche Bedeutung für das Mutterland - Diedrich Westermann - Страница 3

Einleitung.

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Inhaltsverzeichnis

Die vorliegende Schrift verfolgt das Ziel, in weiteren Kreisen unseres Volkes Verständnis und Interesse für den volkswirtschaftlichen Wert unserer Kolonien zu wecken. Vor allem möchte sie auch der Jugend einen Einblick geben in die weiten Gebiete neuer Arbeit und nationaler Aufgaben, vor die wir durch den Erwerb überseeischer Besitzungen gestellt werden. Zu dem Zweck ist das für unsere Kolonien wichtigste Arbeitsgebiet, der Anbau und die Gewinnung pflanzlicher Erzeugnisse, in den Vordergrund gestellt und ausführlicher behandelt worden. Es war natürlich unmöglich und lag auch gar nicht im Rahmen dieses volkstümlich gehaltenen Buches, alle in unseren Schutzgebieten vorkommenden Nutzpflanzen zu besprechen. Es konnte sich nur darum handeln, die zur Zeit wichtigsten Gewächse zu behandeln, und zwar in erster Linie die für Ausfuhr in Betracht kommenden, dann aber auch solche, denen für die Ernährung der Eingeborenen eine hervorragende Bedeutung zukommt. Da das Buch vor allem die wirtschaftliche Bedeutung unserer Kolonialgewächse darstellen soll, so sind diese nicht nur nach der botanischen Seite hin kurz beschrieben, sondern es wird auch auf die Wachstumsbedingungen, den Anbau, die Kultur und insbesondere auch auf die Verarbeitung und Verwendung der pflanzlichen Erzeugnisse eingegangen. Soweit möglich sind auch die jährliche Gesamterzeugung, die „Welternte” und der Gesamtverbrauch sowie die Werte beider angegeben worden. Besondere Rücksicht ist jedoch, der Absicht des Buches entsprechend, auf den Verbrauch und die Erzeugung Deutschlands und seiner Kolonien genommen.

Im zweiten Teil werden die tierischen, mineralischen und gewerblichen Erzeugnisse zusammenfassend dargestellt, so daß auf diese Weise eine Gesamt-Übersicht über den derzeitigen wirtschaftlichen Wert unserer überseeischen Besitzungen ermöglicht wird.

Als einen besonderen Vorzug wird man die Bilder ansehen dürfen, die den Text erst lebendig machen und eine anschauliche Vorstellung der Pflanze und ihres Wachstums vermitteln.

Die aus dem Buche sich ergebenden Tatsachen bieten dem Kolonialfreund einige allgemeine, gewiß nicht bedeutungslose Lehren, von denen folgende kurz genannt seien:

1. Der Wert unserer Kolonien beruht in erster Linie in ihren Bodengewächsen. Der Anbau und die Pflege der nutzbaren Pflanzen wird deshalb stets die vornehmste Beschäftigung ihrer Bewohner sein. Es gilt in dieser Zeit des Anfanges vor allem, durch immer neue Versuche diejenigen Nutzpflanzen herauszufinden, die dem Produzenten möglichst stete und sichere Erträge versprechen.

2. Der weitaus größte Teil aller Ausfuhrgüter wird durch die Arbeit der Eingeborenen geschafften. Dies ist um so bemerkenswerter, als die Länder im Vergleich mit Europa nur sehr dünn bevölkert sind und die Eingebornen eben erst heraustreten aus ihrer jahrtausendelangen finsteren Abgeschlossenheit, die kein großer Gedanke je erleuchtete. Sie standen bislang unter dem Willkürregiment kleinlich selbstsüchtiger Häuptlinge und skrupelloser Zauberpriester, deren stets argwöhnische Eifersucht jeden Fortschritt im Keime erstickte. Jahrhunderte hindurch waren Sklavenfang und Sklavenausfuhr die einzige für das Ausland in Betracht kommende wirtschaftliche Betätigung dieser Völker. Die deutsche Herrschaft, deren Streben es ist, jedem Eingebornen Schutz und Recht zu gewähren und sein allseitiges Wohl zu fördern, wird sich auch darin als segensreich erweisen, daß sie die Kräfte der Bevölkerung, geistige sowohl wie körperliche, frei macht und steigert für eine Arbeit, die der Gesamtheit wie dem Einzelnen zugute kommt. Tatsächlich haben wir schon jetzt in weiten Gebieten unserer Kolonien eine ackerbautreibende Bevölkerung, die Verständnis und Willigkeit zeigt, ihren Ackerbaubetrieb zu vergrößern und zu verbessern. Aus amtlichen Berichten geht hervor, daß die Eingebornen vielerorts tatsächlich nur darauf warten, neue, ihnen bisher unbekannte Nutzpflanzen anzubauen, und die bisherigen Ergebnisse der Eingebornenkulturen ermutigen vollauf zum Weiterschreiten auf diesem Wege. Unser eignes Interesse fordert, die Eingebornen in ihrem Streben nach wirtschaftlichem Fortschritt zu unterstützen, und da wo es noch nicht vorhanden ist, zu wecken, ihnen durch Anleitung und Unterricht, durch Überlassung von geeignetem Saatgut sowie durch Sicherung eines regelmäßigen und angemessen bezahlten Absatzes ihrer Erzeugnisse zu helfen und Mut zu machen.

Dabei soll durchaus zugegeben werden, daß es stets auch solche Gewächse geben wird, die wenigstens für absehbare Zeit durch den Anbau auf europäisch geleiteten Pflanzungen bessere Erträge liefern.

3. Ein unbedingtes Erfordernis für den Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens ist der Bau von Eisenbahnen. Ohne sie ist es einfach unmöglich, die Erzeugnisse der Arbeit an die Küste und damit in den Handel zu bringen. Die Eingebornen haben bisher in den seltensten Fällen über ihren eigenen Bedarf hinaus Anbau getrieben aus dem einfachen Grunde, weil sie nichts absetzen konnten. Bei dem Transport aus dem Innern bis an die Häfen übersteigen bei den meisten Erzeugnissen die Verschickungskosten den ganzen Wert der Ware; das muß natürlich jeden Arbeitseifer hindern. Hierin wird nur durch die Eisenbahn Wandel geschafft. Was die Eisenbahn tatsächlich wirkt, das sehe man aus der Steigerung der Togo-Ausfuhr 1907 in Mais, Erdnüssen und Elfenbein.

4. Unsere Kolonien werden in immer steigendem Maße Bedeutung für das heimatliche Wirtschaftsleben erlangen. Wenn ihre Ausfuhr im Verhältnis zum Bedarf Deutschlands jetzt noch gering ist, so hat das wenig zu sagen. Man bedenke, daß wir in den Anfängen stehen und vielerorts über die Zeit des mühsamen und kostspieligen Versuchens kaum hinaus sind. Die wichtigsten Volkskulturen der Eingebornen: Baumwolle, Mais, Erdnüsse, Reis fangen gerade jetzt erst an, einen früher nicht erhofften Aufschwung zu nehmen. Ebenso sind die Pflanzungen der Europäer zum großen Teil noch nicht alt genug, um ertragsfähig zu sein. Dieser Zeitpunkt wird bei manchen erst in Jahren eintreten.

5. Besonders beachtenswert ist, daß schon jetzt über 630/0 der gesamten Ausfuhr aus unsern Kolonien nach Deutschland gehen, also direkt dem deutschen Wirtschaftsleben zugute kommen. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes wird dieser Prozentsatz noch steigen; heute ist den Produzenten oft keine Gelegenheit geboten, ihre Erzeugnisse an einen deutschen Hafen zu bringen, so wird z. B. ein großer Teil der in Deutsch-Ostafrika gewonnenen Güter, besonders die Eingebornenprodukte, mittels der Ugandabahn befördert und gelangt in den englischen Verkehr. Es kann natürlich nicht unser Ziel sein, die Erzeugnisse unserer Kolonien ausschließlich nach Deutschland zu leiten, sondern sie müssen sich ihr Absatzgebiet in freiem Wettbewerbe auf dem Weltmarkt suchen. Aber die statistisch nachgewiesene Tatsache ist doch bedeutsam, daß alle überseeischen Besitzungen europäischer Staaten den größten Teil ihrer Erzeugnisse an ihr Mutterland absetzen, daß also auch in dieser unmittelbaren Weise die Werte der Kolonien dem Mutterlande zu gute kommen.

Deutschland führt jährlich für mehr als zwei Milliarden Mark Tropenprodukte ein. Auf dieser Zufuhr auswärtiger Rohstoffe beruht zum guten Teil das Blühen unseres Handels und unserer Industrie, sie geben vielen Tausenden von Arbeitern, Kaufleuten und Industriellen Beschäftigung und spielen überhaupt in unserm wirtschaftlichen Leben eine so wichtige Rolle, daß wir ohne sie gar nicht weiter bestehen könnten. Es kann uns deshalb nicht gleichgültig sein, ob wir für den Bezug dieser Produkte auf andere Länder und deren Willigkeit angewiesen sind, oder ob wir uns in den Stand setzen, wenn auch nicht alle, so doch einen bedeutenden Teil dieses Bedarfes aus unsern eigenen Besitzungen zu ziehen und so auch in diesem Stück unabhängig und selbstbestimmend dazustehen. Dies ist kein unerreichbares Ziel, sondern es wird ein natürliches Ergebnis der sich schon jetzt anbahnenden Entwicklung sein. Wir brauchen an die Entwicklungsmöglichkeit unserer Kolonien nicht mehr zu glauben, sondern wir sehen sie vor Augen.

Haben unsere kolonialen Besitzungen diese große nationale Bedeutung, so dürfen sie auch das Interesse aller Volkskreise beanspruchen. Und die Beschäftigung mit kolonialen Dingen ist auch für den nicht unmittelbar Beteiligten in mancher Weise gewinnbringend. Sie lenkt den Blick aus der eigenen Enge hinaus in einen weiten Kreis neuer Aufgaben, sie gibt Verständnis für die Arbeit der ganzen Welt und zeigt, wie die Interessen der Völker es verlangen, füreinander und miteinander zu arbeiten, weil keines das andere entbehren kann, sie lehrt bisher Unverstandenes verstehen und gewährt das beglückende Bewußtsein, daß auch das deutsche Volk in allen seinen Teilen mithelfen soll, die Länder und Völker jenseits der Meere zu entwickeln, sie einzuführen in den Weltverkehr und so ihre Kräfte nutzbar zu machen zum Besten unseres Vaterlandes und der Menschheit.

Herr Professor Dr. Volkens, Direktor der Botanischen Zentralstelle für die Kolonien am Königlichen Botanischen Garten und Museum zu Dahlem bei Berlin, hatte die Freundlichkeit, alle botanischen Angaben des Textes durchzusehen, wodurch dieser manche wertvolle Berichtigung und Ergänzung erhielt. Auch wurde für die Anfertigung der Illustrationen das gesamte in Betracht kommende Material des Botanischen Gartens und Museums bereitwillig zur Verfügung gestellt. Für diese Hilfe und das freundliche Entgegenkommen sei Herrn Professor Volkens auch an dieser Stelle aufrichtig gedankt.

Als Hilfsmittel haben mir folgende Veröffentlichungen gedient:

Semler, H. Die tropische Agrikultur. Zweite Auflage. Wismar 1900.

Fesca, M. Der Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen. Berlin 1904.

Engler, A. Die Pflanzenwelt Ostafrikas. Berlin 1895.

Der Tropenpflanzer. Jahrgang 1907 und 1908.

Jahresbericht über die Entwicklung der Schutzgebiete in Afrika und der Südsee im Jahre 1906/7. Berlin 1908.

Statistisches Jahrbuch. Berlin 1908.

Die Nutzpflanzen unserer Kolonien und ihre wirtschaftliche Bedeutung für das Mutterland

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