Читать книгу Autor oder Autorin werden ... mein erstes Buch - Dieter Aurass - Страница 5
Kapitel 3 – Voraussetzungen
ОглавлениеVoraussetzungen, um Autor oder Autorin werden zu können
Was sind denn nun die Voraussetzungen, die ich erfüllen muss, um Autor oder Autorin werden zu können?
Diese Frage ergibt sich eigentlich aus einer vorangegangenen Frage, die lautet: »Kann denn eigentlich jeder Autorin oder Autor werden?«
Ich habe schon mal erwähnt, dass ich immer froh bin, wenn mir – z.B. auf Lesungen – genau diese Frage gestellt wird ... und wenn ich erläutere, wie meine Meinung zu diesem Thema ist und warum, höre ich dann schon mal Reaktionen wie: »Ach du lieber Gott, dann wär´ das nichts für mich!«
Meine einleitende Antwort ist eigentlich immer:
»Nein, nicht jeder kann Autor werden, denn es erfordert meines Erachtens wenigstens zwei Voraussetzungen:
Ein Mindestmaß an Fantasie (besser wäre natürlich das, was man eine »blühende Fantasie« nennt), und die Bereitschaft und Ausdauer, ein Handwerk zu erlernen.«
Schauen wir uns mal die beiden Voraussetzungen im Einzelnen an: Auf die Frage, wie man weiß, ob man Fantasie hat, antworte ich meistens mit einem Beispiel, das mir sehr plausibel erscheint, das ich als Frage formuliere:
»Wenn ihr in einen tiefblauen Himmel mit einzelnen, unterschiedlich großen Wolken schaut, was sehr ihr dann?«
(Man nennt diese Art Wolken übrigens Cumulus- oder Haufen-Wolken)
Ist die Antwort: »Wolken, was sonst?«, dann braucht es vermutlich wenig Fantasie, um zu erkennen, dass es dieser Person genau daran mangelt. Viele sehen Tiere oder Märchengestalten, Gesichter oder etwas völlig anderes.
Diese Menschen haben schon mal eine gute optische Fantasie.
Natürlich gibt es auch andere Arten von Fantasie, als lediglich diese optische Vorstellungskraft.
Stellt ihr euch manchmal auch vor, was wäre in einer beliebigen alltäglichen Situation ... jetzt gerade ... toll, schlecht, peinlich, schön oder schrecklich?
Ich bezeichne das als eine Art »in die Zukunft schauende Situations-Fantasie«, die den Menschen, die sie haben, oft einen gewissen Stempel aufprägt, wenn sie ihre Fantasien dann mit anderen teilen.
Je nachdem ob sie sich eher positive oder eher negative Ereignisse vorstellen, werden sie gerne als »Träumer« oder eben auch als »Schwarzseher« bezeichnet.
Wer an dieser Stelle zugeben müsste, dass er zu den »lediglich-Wolken-Sehern« gehört und auch im Alltag nicht dazu neigt, sich irgendetwas vorzustellen, was gerade nicht ist ... nun, der kann es sich meines Erachtens abschminken, daran zu glauben, dass aus ihm oder ihr mal ein erfolgreicher Autor oder Autorin wird.
Von dieser Aussage ausgeschlossen sind allerdings die Autoren von Sachbüchern oder Ratgebern, denn sie brauchen weniger Fantasie als vielmehr »Sach- oder Fachkenntnis«.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man Fantasie nicht lernen kann ... aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht hat ja jemand ein Patentrezept dafür, wie man aus einem fantasielosen Menschen das genaue Gegenteil machen kann.
Wenn ihr aber zu denen gehört, die für sich beanspruchen können, dass sie eine lebhafte Fantasie besitzen, dann ist die erste Voraussetzung erfüllt und es gibt es nur noch eine »kleine« Hürde zu überwinden, um die zweite Voraussetzung zu erfüllen:
Die Bereitschaft und das Durchhaltevermögen, ein Handwerk zu erlernen, das wirklich sehr vielschichtig ist und nicht mal gerade so in einem 3-wöchigen Kurs erlernt werden kann.
Und woraus besteht nun dieses ominöse Handwerk, das sich »Schreiben« nennt?
Also ... fangen wir mal an aufzuzählen, was nach meiner Meinung – und diese Aufzählung ist auf keinen Fall abschließend – alles dazugehört:
Da wären die Rechtschreibung und die Grammatik, Regeln für einen ordentlichen Satzbau, der richtige Gebrauch der verschiedenen Zeiten und Fälle, ein ausreichend großer Wortschatz, die Kenntnis von Schreibregeln und der verschiedenen Stilrichtungen beim Schreiben.
An dieser Stelle werden viele jetzt einwenden, dass es auf Rechtschreibung oder Grammatik ja wohl nicht ankommen wird, dafür gäbe es ja schließlich Lektoren oder Korrektoren. Es zählt doch nur, dass man eine tolle Idee für einen Roman hat, den Rest werden dann schon andere richten.
Das ist ein riesiger Irrtum.
Kein Verlag und keine Agentur wird ein sprachlich und grammatikalisch minderwertiges Manuskript auch nur weiterlesen, selbst wenn die Idee ganz gut klingt. Das ist anstrengend, unbefriedigend und macht wirklich keinen Spaß.
Mein erstes Manuskript habe ich glücklicherweise durch eine professionelle freie Lektorin überprüfen lassen, die mich (teilweise sehr schmerzhaft) mit der Nase auf alle meine Fehler, Wortwiederholungen und andere Unzulänglichkeiten aufmerksam gemacht hat.
Sie war eine Lektorin der alten Schule, die mit Papier gearbeitet hat, dort alle Fehler oder sprachlich unglücklich klingende Stellen mit einem roten Stift markiert, gestrichen oder korrigiert hat.
Dann hat sie mir immer so ca. 100 Blätter per Post zurückgeschickt und mich ... hat fast der Schlag getroffen, weil alles rot war. So viel rot, wie ich selbst bei einer Deutscharbeit in der Schule bei einer 6 nicht erwartet hätte. Ich war zu Beginn wirklich völlig am Boden zerstört.
Und noch viel schlimmer ... das hat richtig Geld gekostet und das zu einer Zeit, zu der ich noch nicht mal wusste, ob ich dann später überhaupt einen Verlag oder eine Agentur für das fertige Buch finden würde. Aber ich habe viel gelernt und danach war es keine Kommode mit schiefen Ecken und klemmenden Schubladen, sondern ein ganz ordentliches erstes Möbelstück, das man schon vorzeigen konnte.
Deshalb hat sich dann auch eine Agentur gefunden, die an den Roman geglaubt hat und für mich einen Verlag finden wollte ... was schließlich auch geklappt hat.
Also, ein gewisses Grundgerüst an Kenntnissen der Rechtschreibung und Grammatik sollte man schon mitbringen ... es sei denn, man verfügt über so viel Geld, einen Lektor und Korrektor zu bezahlen, der dafür eine riesige Summe verlangen würde. Dazu komme ich in einer späteren Folge.
Ich werde im nächsten Kapitel dieses Ratgebers genauer darauf eingehen, wie dieses wichtigste Werkzeug von Autorinnen und Autoren – die Sprache – richtig eingesetzt werden kann und was genau es alles beinhaltet.
An dieser Stelle möchte ich noch einige Sätze darüber verlieren, wie man etwas daran ändern kann, wenn man vielleicht der Meinung ist, man hätte auf diesem Gebiet noch gewisse Defizite.
Und da gibt es einen Kernsatz, den sich jede angehende Autorin oder Autor zu Herzen nehmen sollte:
Wer schreiben will, muss lesen. Und mit »lesen« meine ich »viel lesen«.
Lesen bildet nicht nur in der Hinsicht, dass man interessante Fakten erfährt, sondern auch sprachlich. Man lernt daraus, welches Genre einem besonders gefällt, welcher Schreibstil der angenehmste ist und natürlich auch viele Wörter. Wenn man sehr aufmerksam liest, sogar viel über Grammatik und Rechtschreibung. Ich kenne keine Autorin und Autor, die oder der nicht auch jede Menge Bücher liest.
Und was ihr lest, sagt nicht nur etwas über euren Geschmack aus, sondern auch, welche Art von Büchern ihr schreiben solltet.
Wer bevorzugt Horrorgeschichten oder Thriller liest, sollte sich nicht an schnulzigen Liebesromanen versuchen – und umgekehrt.
Das Wesen des Lernens ist die Nachahmung.
Ein Meister in einem Handwerk macht mir etwas vor und ich versuche, es ihm nachzumachen ... ihn zu imitieren. Das bedeutet nicht abschreiben, sondern den Stil, der mir besonders gut gefällt, zu meinem eigenen zu machen.
Kurz Sätze, lange Sätze, verschachtelte Sätze, blumige Beschreibungen, lustige Dialoge, absurde Charaktere, Komik, Traurigkeit, herzzerreißende Szenen ... die Geschmäcker sind verschieden und nicht alles kann jedem gefallen.
Aber wenn IHR es gerne lest und andere es auch gut finden, kann es nicht wirklich schlecht sein. Warum sich also nicht diesen Schreibstil aussuchen, als den, in dem man selbst schreiben möchte.
Nun gibt es viele unseriöse Angebote, jemanden in wenigen Tagen durch das Anschauen von Lehrvideos zu einer Autorin oder zu einem Autor zu machen. Das ist in meinen Augen oft unseriös, es besteht die Gefahr, dass ihr wirklich viel Geld zum Fenster hinauswerft, denn hier wird mit den Sehnsüchten von Menschen gespielt. Ihr erinnert euch vielleicht an meine Anmerkung im zweiten Kapitel, dass der Wunsch nach Ruhm und Anerkennung ein großer Motivator ist. Und dann behauptet auf einmal jemand:
»Wenn du mir die Summe X zahlst, mache ich dich in wenigen Tagen berühmt und erfolgreich.«
Dann denken sich leider viele Menschen:
Meine Güte, was sind denn schon ein paar hundert Euro, wenn ich damit mein großes Wunschziel erreichen kann?
Im Gegensatz dazu gibt es tolle Angebote von Volkshochschulen, in denen sich Schreibgruppen – oft unter Anleitung durch erfahrene Autorinnen oder Autoren – über Wochen zusammen ein Thema erarbeiten … und sie haben den Vorteil, wirklich nicht viel zu kosten. Oft sind diese Workshops auch noch thematisch unterschiedlich, so dass ich mir als angehender Dichter nicht anhören muss, wie man einen Thriller schreibt. In manchen Workshops kann man auch die richtige Herangehensweise lernen, wie man sein Werk am Ende auch noch an den Mann oder die Frau bringen kann.
Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, sich zu informieren, Fragen zu stellen oder Profis um Rat zu fragen.
Gerade dazu bietet das Internet einige interessante und auch spannende Möglichkeiten, sich völlig unverbindlich und kostenlos zu informieren.
Dabei möchte ich lediglich zwei Webseiten nennen:
Zum einen ist das die wirklich hervorragende Webseite www.wortwuchs.net, auf der man echt viel über verschiedene Schreibstile, Fachbegriffe oder sprachliche Besonderheiten nachlesen kann.
Die zweite Seite, die ich euch ans Herz legen würde, ist www.tatort-schreibtisch.de, die auch den Untertitel hat: Autoren helfen Autoren.
Beide Seiten sind kostenlos und zu nichts verpflichtend – und beide Seiten sind hochprofessionell.
Es gibt sicherlich noch Dutzende andere Webseiten, die vielleicht sogar umfangreicher, leichter verständlich oder spezieller für bestimmte Wünsche sind, aber diese beiden kenne ich eben gut und sie haben mir gerade in der Anfangszeit meiner Autorentätigkeit über manche Wissenslücke hinweggeholfen. Schaut sie euch einfach mal an und entscheidet selbst, ob das was für euch wäre.