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Die Verwirrung des Suchenden

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So sollte mein erstes offizielles Gespräch mit einem Freimaurer stattfinden. Es meldete sich eines Morgens am Telefon ein Herr mit angenehmer Stimme: »Sie haben sich um die Aufnahme in einen humanitären Bund beworben. Ich würde mich gerne an einem der nächsten Tage mit Ihnen treffen.«

Das Treffen mit ihm, dem damaligen Stuhlmeister der Loge, der „Grünes Licht“ für mein Aufnahmeverfahren geben musste, fand in seinem Büro statt und ging über eine, wenn auch durchaus angenehme Konversation nicht hinaus. Ich hatte es mit einem kultivierten, geistreichen Mann mittleren Alters zu tun, den ich auf Anhieb in mein Herz schloss. Das Thema Freimaurerei wurde bei diesem Erstgespräch jedoch nicht einmal ansatzweise erwähnt. Die einzige Frage, die er diesbezüglich an mich hatte, war: »Weiß Ihre Frau eigentlich von Ihrem Vorhaben, Freimaurer zu werden?« Ich versicherte ihm, dass sie es wüsste und auch einverstanden sei. Das schien ihm zu genügen.

Schon bald folgten weitere Treffen mit ihm in verschiedensten Lokalitäten. Nun ging es für mich endlich auch ans „Eingemachte“. Der Mann erschien mir als Inbegriff des sogenannten Esoterikers, aber im guten Sinne. Unsere Gespräche waren von Offenheit und Herzlichkeit geprägt, aber eine gewisse Verwirrung, wie ich sie nun schon gewohnt war, stellte sich dann und wann ein. Der Gedanke, auf dem Prüfstand zu stehen, mich gut präsentieren zu müssen, kam mir jedoch keine Sekunde in den Sinn. Also, wieder ein netter Mensch mehr, durchfuhr es mich.

Ich wurde von meinem Gesprächspartner behutsam an Sinn und Zweck der Maurerei herangeführt: »Eine Methode der Lebensbewältigung, von Menschen für Menschen erdacht«, wie er es nannte. Das schien mir einleuchtend und machte all meinen vorherigen Spekulationen ein jähes Ende. Die Erklärung war vernünftig. Obwohl ich schon einiges an maurerischer Literatur konsumiert hatte, fehlte mir das Maß, um beurteilen zu können, welchen der Autoren ich trauen konnte. Hier war es anders: Es wurde im Gespräch unter gleichwertigen, aneinander interessierten Menschen das Wesen der Maurerei angedacht, mir der Zweck einer durchaus vernünftigen, ja notwendigen Einrichtung nahegebracht, die wohl einzigartig zu sein schien.

Etwas in meinem Inneren geriet in Bewegung, das vieles in meinem Leben in einem anderen Licht erscheinen ließ und auch in Frage stellte. Die Überzeugung, Freimaurer werden zu wollen, nahm immer konkretere Formen an. Es gab bei diesen Gesprächen Momente, die mir gleichsam als Erwachen schienen. Neue Impulse wurden in mir freigesetzt.

Eines Tages eröffnete er, ein Physiker, das Gespräch mit folgenden Worten: »Ich hatte heute einen Termin an einer Hochschule, an der ich einmal wöchentlich unterrichte. Da mir im Anschluss daran bis zu unserem Gespräch noch etwas Zeit blieb, nützte ich diese für einen Friedhofsbesuch. Darüber wollte ich mit Ihnen gern reden. Was fällt Ihnen dazu ein?«

Da er offenbar die großen Gegensätze unseres Lebens angesprochen hatte, ließ meine Antwort auf die Frage auch nicht lange warten: »Zum einen sehe ich hier die Zeit unserer Ausbildung, die Zeit der Hoffnungen, wo wir an den Tod keine Sekunde verschwenden, da wir diesen für uns nicht wirklich zur Kenntnis nehmen wollen. Sterben müssen immer die anderen, jedoch niemals wir selbst. Im anderen, dem Friedhofsbesuch, sehe ich etwas, das uns an unsere Vergänglichkeit erinnern sollte, uns bewusst machen soll, dass dieser Ort letztlich unser aller Ziel ist. Egal, wie erfolgreich wir waren.«

Ein andermal sprach er von einem kürzlich verstorbenen Bruder seiner Loge und wie leid es ihm täte, dass ich diesen nun nicht mehr kennen lernen könnte. Es schien ihn die Frage zu bewegen, wie man diesem Menschen ein Denkmal in den Herzen seiner Brüder errichten könnte.

Meine Gedanken dazu, die ich ihm damals mitteilte, waren folgende: »Es ist nicht die profane Größe und Wichtigkeit eines Menschen, die für uns, die Zurückbleibenden, von Bedeutung ist. Was in unserer Erinnerung erhalten bleibt, sind die eher gering erscheinenden Dinge des Lebens. Das kann ein Blick, ein Lächeln, eine verständnisvolle Geste dieses Menschen sein, also im Grunde genommen die völlig unspektakulären Augenblicke eines Menschenlebens.«

Bei unserem letzten Gespräch, vor meiner Aufnahme in den Bund, richtete er an mich die Frage: »Was erwarten Sie sich eigentlich von den Menschen, die Sie bei uns in Zukunft vielleicht kennen lernen werden?« »Ich hoffe hier auf Menschen zu treffen, mit denen mich einfach mehr verbindet, als bloß oberflächliche Freundschaft. Was ich bisher gesehen und erkannt habe, gibt mir aber allen Grund zu dieser Vermutung! Was ich hier sicher nicht zu finden hoffe, sind Menschen, deren Seichtheit mir in meinem bisherigen Leben bereits zu schaffen macht.« Die Miene des Stuhlmeisters wurde ernst. »Was würden Sie sagen, wenn Sie einige der von Ihnen zuletzt geschilderten Menschen auch bei uns antreffen? Unterliegen Sie bitte nicht der trügerischen Hoffnung, hier nur schöngeistige Menschen und Edelmänner vorzufinden!«

Das war zwar eine Banalität, und dennoch schien sie ihm so wichtig, mich gleich mehrmals in aller Eindringlichkeit auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Es war ihm offenbar ein Bedürfnis, mich vor allzu großen Erwartungen in meine zukünftigen Brüder zu bewahren. So als wollte er mir vermitteln: Die Freimaurerei ist groß, die Freimaurer sind es mitnichten. Er wurde schließlich noch präziser, indem er fast hellseherisch meinte, dass bei mir die unausweichliche Ernüchterung spätestens in etwa einem halben Jahr nach meiner Aufnahme in den Bund eintreten würde. Diese sollte jedoch, wie man bald sehen wird, schon weit früher eintreten. Ich benötigte dazu kein halbes Jahr. Seine letzten Worte dazu: »Ich habe Sie gewarnt!« Schließlich wurde ich vom Stuhlmeister der Loge informiert, dass ich mich einem Hearing vor einigen Meistern der Loge stellen müsse, die meine Eignung für den Bund nochmals ausloten sollten. Bei einem etwa einstündigen Gespräch hatte ich fünf Herren der Loge gegenüber Rede und Antwort zu stehen. Auch der Stuhlmeister der Loge war zugegen. Er erschien mir jedoch diesmal, ganz entgegen meinen bisherigen Eindrücken, etwas verkrampft, ja, gar ein wenig missmutig, sodass ich seinen strengen Blicken, die nicht gerade aufbauend auf mich wirkten, auswich. Es herrschte auch eindeutig Prüfungscharakter. Man gab sich sehr sachlich, wollte meine Motive kennen lernen, meinen bisherigen Wissensstand ergründen und interessierte sich seltsamerweise auch für die Freimaurer-Literatur, die ich bisher gelesen hatte.

Nun, bei der Literatur hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, kannte ich manches davon beinahe auswendig und geriet so keine Sekunde in Verlegenheit. Anders bei meinen Beweggründen: Dazu fiel mir aufgrund meiner Erregung und Irritation nicht viel mehr ein, als die Freude, neue Menschen kennen zu lernen. Das wurde von ihnen offenbar als die Suche nach einem Nette-Leute-Club interpretiert. Ein verhängnisvolles Missverständnis, das mich noch lange Zeit danach verfolgen sollte und das mir im Anschluss sogar das Thema für mein erstes Lehrlingsbaustück (Vortrag) bescheren sollte: »Ich kenne nette Leute«.

Auf meine Definition von „Freimaurerei“ angesprochen, konnte ich offenbar keine befriedigende Antwort geben und der Vorsitzende der Runde versuchte mir etwas auf die Beine zu helfen. »Könnte Freimaurerei nicht vielleicht eine Art von Psychotherapie sein?« Die Frage verblüffte mich, erschien mir fast wie ein schlechter Witz und meine Antwort kam blitzartig: »Ja, aber das würde doch bedeuten, dass ich hier unter lauter psychisch Kranken säße.«

Diese Antwort löste allgemeine Erheiterung aus. Das Eis war gebrochen und ich der Loge zur Aufnahme empfohlen. Die Erkenntnis, die ich daraus zog: Auch Freimaurer haben Humor.

Dieses doch etwas seltsame Hearing erinnerte mich ein wenig an einen tiefsinnigen Dialog aus Lessings Freimaurergesprächen „Ernst und Falk“, der die Sache auf den Punkt bringt. Hier versucht der Freimaurer Falk seinem interessierten Freund Ernst zu vermitteln, dass die Aufnahme in den Bund der Freimaurer noch keinerlei Gewähr für maurerisches Wissen ist.

Ernst: »Du bist aufgenommen, du weißt alles.«

Falk: »Andere sind auch aufgenommen und glauben zu wissen.«

Ernst: »Könntest du denn aufgenommen sein, ohne zu wissen, was du weißt?«

Falk: »Leider!«

Ernst: »Wieso?«

Falk: »Weil viele, welche aufnehmen, es selbst nicht wissen; die wenigen aber, die es wissen, es nicht sagen können.«

Wer glaubt, dass es mit einem knapp einstündigen Hearing für mich schon getan war, irrt. So billig geben es die Freimaurer nicht. Dieses Hearing sollte längst nicht das letzte Gespräch sein, das ich mit ihnen zu führen hatte. Drei Informatoren hatten sich noch bei mir zu melden, um mir weiter auf den Zahn zu fühlen, um nur ja jeden Irrtum nach menschlichem Ermessen auszuschließen.

Es meldete sich schon bald ein sehr freundlicher Herr bei mir am Telefon: »Ich wurde gebeten, mit Ihnen ein Gespräch zu führen. Wann und wo könnten wir uns treffen?« Man vereinbarte ein Treffen in einem kleinen Café in der Nähe unserer Wohnungen. Zuletzt hatte aber dieser Herr noch eine Frage an mich: »Jetzt hätte ich fast vergessen, ich habe Sie ja noch nicht gesehen, woran kann ich Sie erkennen?« Da man mich im Freundeskreis des Öfteren scherzhaft Curd Jürgens nannte, antwortete ich: »Sie werden mich sofort erkennen, ich bin so eine Art Curd-Jürgens-Verschnitt!« Die Beschreibung meiner Person war offenbar so exakt, dass besagter Herr bei unserem ersten Treffen, ohne zu zögern, direkt auf mich zusteuerte. Belustigt stellte ich fest: Mein Informator könnte ebenfalls als Curd-Jürgens-Verschnitt gelten. Hier traf also ein Curd-Jürgens-Verschnitt auf den anderen Curd-Jürgens-Verschnitt.

Es handelte sich bei meinem Gesprächspartner um einen herzlichen, humorvollen älteren Herren, und der unbeteiligte Beobachter hätte uns beide ohne weiteres für Vater und Sohn halten können. Also, schon wieder ein netter Mensch mehr! Da dieser Herr ein begeisterter Musikliebhaber und Hobbymusiker war, konnte unser Gespräch – wann hat man denn schon einen richtigen Opernsänger an seiner Seite – kaum an der Musik vorübergehen. Selbstverständlich erzählte ich auch eine Menge Anekdoten aus dem Opernbetrieb und meiner Studienzeit, was ihn sichtlich amüsierte. Während unserer gesamten Unterhaltung ruhten die Augen des alten Herrn mit größtem Wohlwollen auf mir, und es war ihm anzumerken, dass er nur sehr ungern zur Sache kommen wollte, nämlich zur „Prüfung“. Gegen Ende unserer Aussprache war es dann doch so weit und mir wurden folgende Prüfungsfragen gestellt: »Sind Sie aggressiv? Haben Sie rassistische Vorurteile? Sind Sie leicht aufbrausend und unduldsam? Sind Sie eher an oberflächlicher Unterhaltung interessiert? Würden Sie sich als krankhaft ehrgeizig bezeichnen?« Ich konnte erkennen: Der Mann hatte einen ganzen Fragenkatalog vor sich liegen, ließ es jedoch bei diesen wenigen Fragen bewenden. Offenbar war ihm dafür die Zeit mit mir zu schade. Selbstverständlich konnte ich all die Fragen guten Gewissens mit „Nein!“ beantworten, mein Gesprächspartner dürfte auch gar nichts anderes von mir erwartet haben.

Wir vereinbarten noch ein zweites Treffen, das aber im italienischen Beisl stattfinden sollte, denn mein Informator war äußerst begierig jenes Lokal kennen zu lernen, in dem nach meiner Aussage, so viele Freimaurer verkehrten, und er sollte nicht enttäuscht werden.

Man traf sich also beim Italiener, wählte einen Platz in der letzten Ecke des Lokals, wo man ungestört reden und essen konnte, unbehelligt von anderen Gästen, aber auch ungestört von Freimaurern. Dieses Mal war ich der Fragende und wurde von meinem Gesprächspartner nahezu über alles mir wissenswert Erscheinende geduldig und liebevoll aufgeklärt: über die Geschichte der Maurerei, über ihren Zweck und ihre Ziele, über große Freimaurer-Persönlichkeiten der Vergangenheit – über vieles also, nur nicht über jenes große, oftmals zitierte „Geheimnis“, denn diesbezüglich hielt sich mein Gegenüber bedeckt.

Die Zeit verging wie im Flug, und ich bemerkte, dass mein Gesprächspartner unruhig wurde, er es offensichtlich kaum mehr erwarten konnte, auch den anderen Teil des Lokals kennen zu lernen. Jenen Teil nämlich, der laut meiner Aussage so zahlreich von Freimaurern frequentiert würde. Dem Manne konnte geholfen werden: Man brach auf, um die Bar aufzusuchen und bei einem Glas Rotwein wieder zu profaneren Themen zurückzukehren. Mein Informator konnte sich jedoch vor altbekannten Gesichtern, überschwänglichen Begrüßungen und Umarmungen kaum erwehren. Kaum jemand im Lokal, den er nicht schon von irgendwoher zu kennen schien: den Notar, den Architekten, den Maler, den Zahnarzt und einige der netten Leute mehr.

Freimaurern eilt der Ruf voraus, sich mit einem Geheimnis zu umgeben. Ich hatte nun Gelegenheit, dies am eigenen Leib zu erfahren und zu erdulden. Meine Erwartungshaltung wurde bis an den Rand der Leidensfähigkeit strapaziert. Was ich in meinem Aufnahmeverfahren zu tun hatte, war getan, es blieb mir nun nichts anderes übrig, als geduldig zu warten. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, auch war Geduld noch nie meine Stärke. Wann immer ich den zaghaften Versuch wagte, Näheres von ihnen zu erfahren, etwa wie es denn um meine Aufnahme stünde, begegnete ich geheimnisvollen, undurchdringlichen Mienen. Niemals auch nur die versteckte Andeutung oder der leiseste Wink. Nein, hartnäckiges, eisernes Schweigen. »Wenn sie mich nicht wollen, dann sollen sie es gefälligst sagen, auch wollte ich ja eigentlich ohnehin bald nichts mehr von ihnen wissen«, tröstete ich mich mit finsteren Gedanken.

Über die endgültige Aufnahme eines Suchenden hat die Loge in einer geheimen Abstimmung, der so genannten Ballotage (Kugelung) zu entscheiden. Drei negative Stimmen sind bereits ausreichend und verpflichten, einem Kandidaten die Aufnahme in den Bund der Freimaurer zu verwehren. All das wusste ich und sah darin für mich keine allzu rosige Aussicht: Was, wenn sich einer von denen irrt, wenn er die Kugeln vertauscht? Wenn er statt weiß, schwarz wirft? Oder wenn er sich überhaupt nicht irrt, mich aber ganz einfach nur nicht dabei haben will? Wenn er vielleicht auf meinen Bürgen nicht gut zu sprechen ist und so die einmalige Gelegenheit hätte, sich durch meine Ablehnung an ihm zu rächen? Auch Freimaurer sind Menschen und nicht immer die besten. Wie oft hatte man mich gewarnt? Auf was für eine unsichere Sache habe ich mich da nur eingelassen? Nette Leute hin und her, was habe ich denn von ihren schönen Reden? War das die Zeit und Mühe wert? Die vielen, stundenlangen, hochkonzentrierten Gespräche, um am Ende sagen zu müssen: »Alles versungen und vertan«.

Schließlich war es so weit, der Tag der Kugelung gekommen. Man gab mir den Wink, mich spät abends im Beisl einzufinden. Ich kam der Aufforderung nur äußerst ungern nach, auch sollte das meine Stimmung in keinster Weise heben. In Gedanken versunken, mit Blick zur Tür, harrte ich der Dinge, die jetzt auf mich zukommen sollten. Dann endlich: Die Tür öffnete sich und nach und nach tröpfelten sie herein, einer nach dem anderen, mit ernster und geheimnisvoller Miene. Wie ich dessen schon überdrüssig war! Sie kamen, mich gerade eines flüchtigen Blickes würdigend, und stellten sich weit abseits an die Theke. Dunkel gekleidete Männer mit besorgten Mienen. Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in mir breit und mir wurde jäh bewusst, zu welch kindlicher Erwartungshaltung ich mich die letzte Zeit hatte hinreißen lassen. Diese Geheimnistuerei, dieses Spielen mit meinen Hoffnungen, Ängsten und Gefühlen, dieses ewige Frage-und-Antwort-Spiel, um letztlich die Antwort stets schuldig zu bleiben. Was sollte das alles? Ich hatte bis jetzt gut gelebt, ohne Freimaurer zu sein, und werde das auch in Zukunft tun. Mein Freund, der Notar, schien meine Gedanken erraten zu haben. Unbemerkt von den anderen hob er, mir zulächelnd, seinen rechten Daumen, als Zeichen des OK, um sich sogleich mit ernster Miene seinen Logenbrüdern zuzuwenden.

Ein paar Tage später kam ein „blauer Brief“ des Logenmeisters, um mich von meiner bevorstehenden Rezeption zu informieren und mich zu bitten, mir dafür nach Möglichkeit den ganzen Tag freizuhalten. Na also, warum nicht gleich, wozu die wochenlange Geheimniskrämerei? Selbstverständlich löste der Brief in mir Erleichterung aus. Es fiel mir der sprichwörtliche Stein vom Herzen und nach menschlichem Ermessen konnte jetzt nichts mehr passieren – oder doch? Was ist, wenn ich plötzlich erkranken sollte? Würde man wegen mir die Rezeption verschieben?

Am Vorabend meiner Aufnahme traf ich nochmals meinen Bürgen im Stammlokal, um letzte Formalitäten bezüglich der Rezeption zu besprechen. Er war in Begleitung eines netten, aber mir unbekannten Herrn. Wie soll ich im Beisein eines Unbeteiligten Details bezüglich meiner Aufnahme besprechen, durchfuhr es mich. Was hatte sich mein Bürge dabei gedacht? Ich richtete schließlich an meinen Bürgen, die wie mir schien, unverfängliche Frage: »Um wie viel Uhr soll ich im ersten Bezirk sein?« »So etwa um 16 Uhr!« Die Antwort kam von dem unbekannten Herrn.

Testament eines Freimaurers

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