Читать книгу Stottern - Lebensweg – Erfahrungen – Selbsterkenntnis - Dieter Troll - Страница 12
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Mein aktueller Standpunkt: Leben mit dem Stottern
Meines Wissens und meiner nun schon jahrelangen Erfahrung zufolge beginnt das psychische Stottern niemals bei einem erwachsenen Menschen. Auch in der Veranlagung eines Kindes, sei es bereits im Mutterleib oder später in der Kinderwiege, kann das Stottern nicht als ursprünglich erkannt werden. Wer Gegenteiliges behauptet, hat selbst noch nie gestottert, vermutet eventuell ein wundersames und störendes Geschehen oder ist auf der Suche nach anatomischen Fehlern. Er sollte den Versuch unterlassen, einen stotternden Menschen fließendes Sprechen zu lehren, um ihn vor weiteren Rätseln und noch mehr täglich auf ihn einwirkenden Problemen zu bewahren.
Wenn der Motor eines Autos stottert, kann es für die weitere Nutzbarkeit des Autos hilfreich sein, einen Kfz-Mechaniker mit dessen Reparatur zu beauftragen. Der Mensch allerdings ist keine Erfindung von Konstrukteuren und benötigt keine Reparatur mechanischer Art an Ventilen und Stellschrauben.
Es ist erwiesen, dass nahezu jeder jugendliche und erwachsene stotternde Mensch die Worte in seiner erlernten Muttersprache kennt und somit keine Hilfeleistungen oder auch Vorbeter benötigt. Auch derjenige, der stottert, wird Worte nach seinem Verständnis und seinen Wünschen für seinen Gebrauch verwenden, um sich mitzuteilen, um gehört und verstanden zu werden. Es ist eine Tatsache, dass jeder Mensch, der stottert, auch fließend sprechen kann, sofern keine körperliche Beeinträchtigung der Sprechorgane vorliegt.
Hat ein gestörtes Sprechen allerdings eine anatomische Ursache, kann dies mit medizinischen Möglichkeiten abgeklärt und behandelt werden.
In vielen Praxen, Instituten und auch in der Literatur stapeln sich die Angebote, das Geheimnis des psychischen Stotterns zu lüften, ein fließendes Sprechen zu trainieren und zu erreichen. Nicht selten wird die Ursache des Stotterns als Schuld anderer identifiziert und so für den Betroffenen eine falsche Fährte gelegt. Dies kann letztlich völlige Hilflosigkeit und auch Frustration bewirken. Weil das eigene Mitwirken am blockierenden Sprechen nicht erkannt und nicht akzeptiert wird, sieht sich der Betroffene kaum dazu veranlasst, dafür Verantwortung zu übernehmen.
In allen Phasen der Versuche, das Stottern durch Sprechübungen in ein fließendes Sprechen umzuleiten, werden falsche Hoffnungen geweckt und wird psychischer Druck auf den Betroffenen ausgeübt, der letztendlich nur das Symptom des Stotterns zu verdrängen lernt, was kurzfristig zwar erfolgreich erscheint, aber die psychische Stabilität eines doch ansonsten gesunden Menschen herabsetzt und letzten Endes Versagensängste in nahezu allen relevanten Sprechsituationen hervorruft.
Dies sind zumindest die Erkenntnisse aus meinen Erfahrungen.