Читать книгу Mordnacht - Dieter Weißbach - Страница 9
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E in Blick in den Spiegel der Herrentoilette bestätigte Lufti Häuslers Vermutung. Er sah furchtbar aus. Die Augen gerötet, der Bart zerzaust, das Gesicht verschmiert von Rotz und Tränen. Über zwei Stunden war er nur gelaufen. Am Fricken entlang, über die Ursprünge, am Golfplatz vorbei Richtung Oberau und wieder zurück. Erneut wogte das Ungeheuerliche durch sein Gehirn. Wolfram war tot. Sein bester Freund, so lange er denken konnte. Klug, freundlich, maßvoll in allem, was er tat und sagte, bescheiden geblieben trotz seiner vielen Prominentenfreunde, mit einer Frau, um die man ihn beneidete, und zwei wohlgeratenen Kindern. Und als wäre das nicht genug, hatte es auch noch Erwin erwischt. Nicht unbedingt ein bester Freund, aber doch ständiger Begleiter seit Kindertagen. Einer, den sich keiner als Freund aussucht, der aber trotzdem immer dabei ist, der nur auffällt, wenn er fehlt. Den sie nur mitlaufen haben lassen, weil es keiner gewagt hat, ihn auszuschließen. Sonst hätte es sofort geheißen, es wäre nur wegen seiner Behinderung. Zumindest hätte er das behauptet. Was heißt, hätte. Hat. Aber das war Ewigkeiten her. Nein, eigentlich war er schon ein Freund gewesen, bereits allein durch die Dauer, die sie sich kannten. Ein ganzes Leben. Und er war zuverlässig. Stimmt. Das war er wirklich … Erschlagen, einfach totgeschlagen, wie die Welpen aus einem schlechten Wurf.
Das Gesicht gewaschen, Frisur und Schnauzer wieder in Form gebracht, ging er auf seinen Platz.
»Ist was?«
»Ach, Vroni«, stöhnte er, dann schaute er sie groß an. »Mein Gott, du weißt ja noch von gar nichts. Der Wolfram ist tot. Und der Erwin. Erschlagen. Oben, am Philosophenweg.«
Der Wolfram? Der Summer? Und der Erwin?« Äußerlich unbewegt, schenkte sie ihm sein Weißbier ein. Dann fragte sie noch einmal nach: »Du meinst schon …?«
»Bitte sei so gut, schenk mir einen Grappa ein, einen doppelten.«
»Auch schon was zum Essen?«
»Zum Essen? Ist schon Mittag?«
»Nein, noch nicht. Aber ich könnt dir eine Brotzeit machen. Außer du willst warten, bis die Martha da ist. Die macht dir dann was Richtiges.«
»Wie, was Richtiges. Du meinst doch nicht im Ernst, dass ich jetzt was essen kann.«
Mit zwei Zügen leerte er sein Bier. Aber erst der Grappa beruhigte ihn so weit, dass er sich in der Lage fühlte, zu telefonieren.
»Doktor Vincenti?«
»Nein.«
»Darf ich durchstellen?«
»Nein … Wer ist es denn?«
»Herr Häusler.«
»Stellen Sie durch …«
Kein Knacken in den Schaltkreisen, kein Getute, kein Sekretärinnengetuschel bereitete einen heute noch darauf vor. Es konnte schnell gehen, es konnte aber auch dauern, Warteschleifenmusik lehnte er ab. Lieber nichts, auch wenn es sich dann noch mehr wie ein Überfall anfühlte, wenn eine kühle Frauenstimme plötzlich »Einen Moment noch« sagte und man sich unwillkürlich fragte, wie lange die Frau einem eigentlich schon beim Schnaufen zuhörte.
»Oscar?«
»Ja.«
»Weißt du’s schon?«
»Ja. Der Wolfram und der Erwin.« Normalerweise bellte er ins Telefon, doch mehr als ein Knurren war heute nicht drin. »Ich hab schon ein paarmal versucht, dich anzurufen, aber du bist nicht rangegangen. Der Joseph hat mich informiert. Woher weißt du es?«
»Ich war da.«
»Du warst da? Oben? Da, wo …? Wann?«
»Vorhin. Nach dem Frühstück. Ich hab ihn gesehn. Also den Wolfram.«
»Du hast ihn gesehn? Und? Schlimm?«
Während Oscar darauf wartete, dass Lufti weiterreden würde, suchte er nach seinen Gefühlen.
»Ob’s schlimm war?«, fragte Lufti verstört. »Was meinst denn du? Meinst … meinst … Ich mein … Ist das alles, was du …?«
Ja, ich weiß. Ja, ist schon schlimm, natürlich, furchtbar. Mein Gott, was soll ich sagen … Bist du im Stüberl?«
»Ja.«
»Ich komm rüber. Bis gleich. Ich fahr sofort los … Frau Gstattenbauer? Ich bin dann mal schnell eine Stunde weg. Können auch zwei werden.«
»Aber …«
»Nix aber. Sie machen das schon. Machen‘s einfach einen neuen Termin.«
Die durchschnittliche Lebensdauer eines Haares liegt bei drei bis sieben Jahren. Dann fällt es aus und macht einem neuen Platz. Das kürzeste Leben haben die Haare an den Schläfen und die Barthaare. Deshalb beginnt das Grau hier zuerst.
Einer der wenigen Menschen, dessen Haar auch mit beinahe siebzig noch ausnahmslos in der Farbe glänzte, die die Natur einst für ihn ausgewählt hatte, war der Notar Oscar Vincenti. Ein tiefes, dunkles Braun, das man zwar ebenso gut für schwarz halten konnte, doch er bestand darauf, dass es ein zwar dunkles, aber doch eindeutig zu identifizierendes Braun war. Die Vehemenz, mit der er diese Auffassung vertrat, war nicht mehr als eine lieb gewonnene Tradition, ein übrig gebliebener Spaß aus qualvoll erlebten Kinder- und Jugendtagen, wobei die Farbe eigentlich nur einen Nebenaspekt darstellte. Das Problem, das ihm Kindheit und frühe Jugend verleidet hatte, daran vermochte auch die schönfärberische Macht der Erinnerung nichts zu ändern, war ihre Beschaffenheit – sie kräuselten sich. Zu allem Überfluss litt er auch noch unter dunkler Haut. Aber auch hier setzte er früh seinen Willen durch und bestand auf der selbst gestellten Diagnose Pigmentstörung. Mit seinen Augen hatte er es nicht viel besser getroffen. Sie schimmerten in einem sanften Kastanienbraun. Mit Beginn der Pubertät, die bei ihm früher einsetzte als bei seinen Mitschülern, trat der nächste Horror in sein Leben, eine ausgeprägte Körperbehaarung. Außerdem war er dick. Vor zweihundert Jahren, bei den Buschmännern Afrikas oder bei den Aborigines, hätte man ihn wahrscheinlich für einen Menschen gehalten, der mit einem besonders starken Totemtier gesegnet war, einer, der ausersehen war, Großes zu vollbringen. Aber Oscar Vincenti war in Farchant geboren und in Garmisch-Partenkirchen aufs Gymnasium gegangen, und hier wie da hieß es nur: »Schau hi, der schaut grod aus wia a Aff.«
Wahrscheinlich hat er sich deshalb schon in jungen Jahren eine Ruppigkeit angewöhnt, die ihn nicht unbedingt sympathisch machte, aber bei seinen Klienten gut ankam.
Oscar und Lufti waren anders als die anderen. Der eine war etwas zu dunkel geraten, woher, das wusste kein Mensch, Lufti neigte zu Extremen. Oscar, der Grobe, hatte früh gelernt, mit seiner offensichtlichen Andersartigkeit fertig zu werden, Lufti hingegen hatte lange nicht einmal gewusst, gegen was er ankämpfte. Als er es erkannte, brachte es ihn fast um.
Mitten im Schuljahr hatten sie einen neuen Religionslehrer bekommen. Ein junger Pfarrer, von dem ihm nur sein holländischer Akzent und seine wässrigen Augen in Erinnerung geblieben waren − und dass seine Vorträge, die nur mehr am Rande mit Religion zu tun hatten, keiner verstand und dass er sie gerne mit einem Zitat beendete. Zum Beispiel mit dem von der Spreu und dem Weizen, der Lufti jedes Mal einen unerklärlichen Schauer über den Rücken jagte. Eines Tages wählte der Pfarrer eine Stelle, die er nie vergessen würde. Von da an wusste er immer, um was es ging, und auch, wer gemeint war.
»Desgleichen gaben die Männer den natürlichen Umgang mit der Frau auf und entbrannten in ihrer Gier zueinander, sodass Männer mit Männern Unzucht trieben und den gebührenden Lohn für ihre Verirrung erhielten. Wer hat das gesagt?« Der Lehrer warf einen Blick ins Schülerrund, das seine Unterrichtsstunden hinnahm wie das Wetter und so gut es eben ging für Wichtigeres nutzte, döste, sich auf die nächste Matheschulaufgabe vorbereitete. »Natürlich von unserem hoch verehrten Kirchenvater, dem heiligen Apostel Paulus«, gab er sich selbst die Antwort, schob noch schnell ein »Gelobt sei Jesus Christus« hinterher und verschwand wie immer mit dem unbestimmten Gefühl, dass wieder einmal keiner verstanden hatte, um was es gegangen war. Aber anders konnte und wollte er nicht, entweder sie verstanden oder eben nicht, und besonders dieses Thema war peinlich genug.
Aber auch Lufti fand schließlich einen Weg, mit seiner Andersartigkeit umzugehen. Von der sinnlosen Hoffnung getrieben, durch besonders männliches Verhalten seinen Makel zu besiegen, sein erwachendes Schwulsein auszureißen mit Stumpf und Stiel, warf er sich in die Schlacht. Oscar war’s recht. Raufen war seine Welt, und die drei anderen, Wolfram Summer, Erwin Zimmerl und Joseph Neuner, hatten keinen Grund, das anders zu sehen. Zusammen nannten sie sich die Enzianbrüder. Damals, Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre, ging es bei Weitem nicht mehr so zur Sache wie noch zwanzig, dreißig Jahre zuvor, als zwischen verfeindeten Gemeinden noch regelmäßig die Messer gezogen wurden. Trotzdem waren die Wirthausschlägereien, die die fünf anzettelten, immer etwas ganz Besonderes gewesen im an Kurzweil dieser Art so reich gesegneten Werdenfelser Land.
Begonnen hatte es in der Regel damit, dass sie sich unauffällig im Raum verteilten. Erwin blieb dabei stets in der Nähe vom Ausgang. Fasziniert beobachtete er von dort aus das Geschehen. Manchmal kam es vor, dass er sich vor lauter Aufregung einnässte. Er schob es dann immer darauf, dass er sich wo hineingesetzt hätte. Lufti fing an herumzustänkern, am liebsten bei den Holzknechten, die sich verwundert ansahen und meinten, ob er sich etwa verlaufen habe und ob sie erst den Krankenwagen anrufen sollten oder gleich den Abdecker, sich dann aber nicht lange betteln ließen und ihm erst einmal eine langten. Und er langte zurück. Wie ein blindwütiger Eber warf er sich in den Kampf. Jetzt trat Wolfram auf den Plan. Lautstark beschimpfte er die feigen Holzknechte, schrie, dass man es nicht zulassen würde, dass einer, der hier nur friedlich sein Bier trinken wolle, brutal zusammengeschlagen würde. Oscar war immer der Erste, der dem Ruf folgte und mit einem kernigen »Auf geht’s, pack mas« dem Bedrängten zu Hilfe kam und seinen massigen Körper in die Bresche warf. Er war es auch, der dafür sorgte, dass die von Lufti angezettelten Schlägereien nie zu dessen Nachteil ausgingen. Vielleicht weil er fühlte, dass die wahnhafte Wut, zu der der junge Lufti, der damals noch nicht so hieß, neigte, nicht reiner Rauflust entsprang, sondern eine tiefere Ursache hatte. Bei ihm, Oscar, war es das südländische Aussehen, all der Spott, dem er ausgesetzt war als Kind, was ihn trieb zuzuschlagen. Bei Lufti spürte er etwas Ähnliches, aber er hätte nicht sagen können, was. Erst viel später, als Lufti Häusler längst der war, als den ihn alle kannten und schätzten, als auch anderen sein Besonderssein auffiel, die ausgewählte Kleidung, der akkurat gestutzte Schnauzbart, die Art, wie er den Kopf hielt, seine Wortwahl, die Neigung, sich an gewissen Gesprächen nicht zu beteiligen, sich herauszuhalten, wenn es zotig wurde, begriff er. Aber er hätte ihn nie darauf angesprochen.
Aus der Küche klang gedämpfte Zithermusik, eine von Marthas ausgeleierten Musikkassetten, Vroni war im Keller beim Umzapfen. Am Stammtisch saßen zwei Männer über ihrem Bier, die Rücken rund, die massigen Schädel zwischen die Schultern gezwängt, hinter ihnen der schwere Kachelofen – eine Dreifaltigkeit mit dem Verdrängungspotenzial eines mittleren Wals. Wer sich näherte, wusste, was er tat, wer meinte, sich ungefragt dazusetzen zu müssen, eher nicht.
»Der Wolfram wird uns abgehen. Seine Verbindungen beim DSV waren schon Gold wert.« Oscar sah ihm an, dass er litt, trotzdem blieb er bei seinem geschäftsmäßigen Ton. »Also, das reißt schon eine Lücke, dass er jetzt …«
»Ist das wirklich alles, was dir dazu einfällt?«, fuhr Lufti ihn an. »Der Wolfram und der Erwin sind tot, irgendein Wahnsinniger hat sie totgeschlagen, und du denkst ans Geschäft?«
»Entschuldige«, gab Oscar sich zerknirscht. »Natürlich ist das furchtbar. Meinst du, mir geht’s anders … Das ist eben meine Art. Ich bin eben nicht so … Vielleicht liegt es am Beruf, was weiß ich …« Er merkte selbst, wie er sich immer weiter hineinritt. Mit fester Hand griff er nach seinem Bier.
»Ja, ich weiß«, schnaufte Lufti. »Verzeih. Jeder geht eben anders mit so etwas um. Warum soll’s dir auch anders gehn. Entschuldige, ich wollt dich nicht anschnauzen. Aber das ist alles so … unwirklich.«
Wenn Oscar Vincenti Gefühle zeigen wollte, tat er das am besten, indem er sich ein wenig kleiner machte und erst einmal schwieg.
»Und, was machen wir jetzt?«, schleppte Lufti sich zurück ins Gespräch.
»Ja mei«, Oscar schob unauffällig seinen Hintern nach vorne, was ihn wieder ein Stück wachsen ließ, »was sollen wir schon machen. Das Leben geht weiter, ob uns das jetzt passt oder nicht. Weißt, ich hab das jede Woche in meiner Kanzlei, und glaub mir, wenn ich da nicht immer meine Gefühle im Griff hätt … Aber denen sag ich auch nichts anderes, als dass das Leben einfach weitergeht, egal, ob einem gerade der Sinn danach steht oder nicht, was will man machen. So ist es halt.« Er nahm noch einen Schluck, wischte sich breitflächig über den Mund und gab dann ein seiner Körperfülle angemessenes Schnauben von sich. »Ich würd sagen, jeder macht einfach da weiter, wo er gerade ist, nimmt seine Termine wahr, und die vom Wolfram und vom Erwin teilen wir einfach auf. So viele werden es schon nicht gleich sein.«
»Hm. Ist das nicht gefährlich?« Ohne es zu merken, übernahm Lufti Oscars sachlichen Tonfall. »Ich meine, dann werden vielleicht, wie soll ich sagen, Verbindungen offenbar …«
»Hast du eine bessere Idee?«
»Nein … Aber …«
»Ich würd sagen, wir warten erst einmal ab, was der Joseph meint. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er da anders denkt. Ich hab auch schon die Firma informiert. Der Pelzer sieht das genauso. Er meint, dass wir immer noch am besten wüssten, was zu tun sei. Auf jeden Fall keine Hektik verbreiten.« Er senkte seine Stimme zu einem bedrohlichen Murmeln. »Mich interessiert vor allem, wer das war. Den wenn ich erwisch, den schlag ich tot wie einen Ratz. Und dann auch noch den Erwin. Der hat doch wirklich keiner Fliege was zuleide tun können. Ich sag dir, den wenn ich in die Finger krieg.« Er ballte die Faust, beugte sich dann zu Lufti und sagte leise: »Dass wir uns da einig sind, also wegen gestern. Ich mein, dass wir uns da vielleicht abstimmen. Also nur, damit das keine überflüssigen Diskussionen gibt vonseiten der ermittelnden Beamten.« Bevor er weiterredete, schaute er sich unauffällig um. Sie waren nicht mehr alleine im Stüberl. Der Bürgermeister bei seinem zweiten Frühstück und der Morgenzeitung, ein Tisch Bauern, die sich nach dem Markt hier verabredet hatten, und die Tankwartin von gegenüber. »Also«, fuhr er fort, »wegen der Kommissare aus München. Die werden schnell heraus haben, dass wir gestern Abend zusammen waren.«
»Das wissen die schon. Ich hab’s ihnen gesagt.«
»Ah so …? Ja, logisch. Du hast sie ja getroffen. Aber gut … Nein, ganz gut. Dann ist das wenigstens schon vom Tisch. Du hast ihnen doch nicht erzählt, über was wir geredet haben?«
»Natürlich nicht. Also bitte. Das haben die aber auch gar nicht nachgefragt.«
»Gut. Wir treffen uns wegen der alten Zeiten, ganz einfach. So hab ich das auch schon mit dem Joseph besprochen. Wir haben übrigens schon einen Termin. Um fünf sollen wir unsere Aussagen machen. Ich hoff, das passt dir.«
»Ja, passt … Aber was anderes, was mir nimmer aus dem Kopf gehen will …«
»Was?«
»Ja, denkst du dir das nicht?«
»Was?«
»Was, wenn der weitermacht?«
»Wer?«
»Ja, der halt. Der den Erwin und den …?«
»So ein Schmarrn. Wie kommst denn auf so was?«
»Wenn’s nur der Erwin g’wesen wär«, sinnierte Häusler. »Aber so … Und dann, dass der noch einmal los ist, mitten in der Nacht.«
»Ja, das stimmt. Dass der Erwin in der Nacht da herumhatscht, versteh ich auch nicht. Noch dazu mit seinem Haxen. Aber was in dem seinem Kopf vorgeht, war mir immer schon ein Rätsel. Andererseits, allein daran sieht man, dass das ein Zufall sein muss. Dass der noch mal losmarschiert, noch dazu bei dem Schnee, auf so etwas rechnet doch wirklich keiner.«
Tische und Bänke schimmerten im konturlosen Glanz patinierter Oberflächen, sogar das Chrom der Zapfanlage wirkte wie in Honig getaucht, auch die Gläser, ihr Inhalt sowieso. Nur vereinzelte Stuhllehnen trugen helle, kalte Sicheln, farblos, leblos. Analogholz, von kalter Maschinenhand in Form gebogen, für die Ewigkeit verleimt, kratzfest. Ein Hohn. Niemand würde auch nur auf die Idee kommen, sich in so einem Stuhl zu verewigen, jedes Messer würde schartig werden bei seinem Anblick. Niemals würde sich einer der beiden Männer freiwillig in so eine Obhut begeben. Trotzdem wurden sie immer mehr.
»Trinken wir noch eins?’«
»Kann nicht schaden. Vroni?«