Читать книгу Reime bis der Tod uns scheidet - Dieter Wick - Страница 14
An der Kasse
ОглавлениеAn der Kasse steht ein Mann,
der nicht bar bezahlen kann.
Seine Karte – digital –
ist defekt, das ist fatal.
Statt sich aber zu bescheiden,
lässt er andere Leute leiden.
Stellt sich hin, beklagt die Welt,
brüllt heraus, was ihm missfällt.
Dass die Leut’ steh’n in der Schlange
und schon warten doch recht lange,
sei ihm schließlich ganz egal,
unbedenklich ihrer Zahl.
Denn er sei doch gar nicht schuld,
bittet noch um ihre Huld.
Schließlich sei er Kunde hier
und die Karte nicht sein Bier.
Meckert den Kassierer an,
diesen armen jungen Mann.
Schließlich kann der nichts dafür,
alle schauen schon zur Tür.
Habe ja schon längst moniert,
was ihm gerade hier passiert,
könne niemals das versteh’n,
und die Leute müssen steh’n.
Sucht bei andren weiter Schuld,
strapaziert dabei Geduld.
Kommt nicht mal auf den Gedanken,
sich zu weisen in die Schranken.
Ruft den Chef noch schnell herbei,
ihm sei alles einerlei,
mag man ihm die Rechnung schicken,
und die Karte könnt’ man knicken.
Alles staunt und ist entsetzt,
merkt der nicht, man ist verletzt?
Ist vielleicht doch sein Problem,
hier wird’s langsam unbequem.
Ja, die Rücksichtslosigkeit
ist ein Zeichen unsrer Zeit.
Plötzlich spricht es aus der Schlange:
„He, ich warte nicht mehr lange.“
Da, auf einmal greift der Mann
seine Hos’ von hinten an,
holt heraus das Portmonee,
und es tut nicht einmal weh.
Zahlt die Ware recht geschwind,
benahm zuvor sich wie ein Kind.
Jetzt sind alle wieder froh,
der Kassierer ebenso.