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20. 8. 61

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Am Mittwoch musste ich in das FDJ-Zimmer des Betriebes. Ein halbes Dutzend Armeewerber saßen oder standen um mich herum. Man erklärte mir, die internationale Lage erfordere, dass ich sofort den Arbeiter-und-Bauern-Staat schützen müsse. Ich: Noch vor der Arbeitertätigkeit hätte ich meine Bereitschaft bekundet, zur Armee zu gehen. Auf Grund der Ablehnung erst durch die Armee hätte ich zu arbeiten begonnen. Einer: Wer auf Kosten der Arbeiter-und-Bauern-Macht studieren wolle, müsse dafür etwas leisten. „Wir werden uns genau überlegen, wen wir studieren lassen.“

Ich bekam Bedenkzeit. Noch während dieser Bedenkzeit kam ein „Arbeiter“: „Wer für den Frieden ist, geht zur NVA, wer nicht zur NVA geht, ist nicht für den Frieden.“ Ich fertigte ihn ab, dass ich noch Bedenkzeit hätte.

Hatte heute Spätschicht. Sie begann mit einer anderthalbstündigen Versammlung. Wir hörten, es gäbe ein neues „Betriebsgesetz“: Alle Jugendlichen zwischen 18 und 23 werden zur NVA delegiert. In drei Schüben. Man dürfe nicht kündigen. Ein anderer Betrieb dürfe uns nicht einstellen. Ein Anwesender fragte, ob er noch warten dürfe, bis seine Frau niedergekommen wäre. Das wurde abgelehnt. Ein Funktionär sagte: Wir erklären euch die Lage, wir beseitigen Unklarheiten. Das kann Stunden dauern. Aber dann müsst ihr einsehen, was wir sagen.

Gewitzigt durch frühere Veranstaltungen hatte man nicht nur ein Funktionärs-Präsidium aufgebaut, vorn, sondern auch über den Raum jugendliche Parteimitglieder verteilt.

Einer der jungen Leute meinte in der Veranstaltung: Wenn Atombomben fielen, wäre sowieso alles kaputt. Ein Leutnant der NVA schrie ihn an: Die Kriegsbrandstifter wollen unzerstörte Fabriken erobern, sie werden keine Atombomben werfen.

DDR aus der Schublade

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