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Wirtschaftswachstum Unter Wirtschaftswachstum wird die Zunahme des realen (d.h. inflationsbereinigten) Bruttosozialprodukts verstanden, also der Wertsumme aller im Inland in einer bestimmten Periode (meist ein Kalenderjahr) erzeugten Güter und Dienstleistungen. Zur Messung der relativen Größe einer Volkswirtschaft wird das Bruttosozialprodukt häufig auch statistisch auf die Köpfe der Bevölkerung verteilt (Pro-Kopf-Einkommen). Heute wird das Bruttosozialprodukt in Deutschland über die Konten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung durch das Statistische Bundesamt errechnet. In der vor- und frühindustriellen Zeit gab es solche Behörden noch nicht. Entsprechende Daten für diese Zeit wurden erst später auf der Grundlage sehr lückenhafter Datenüberlieferungen geschätzt. Sie sind deshalb nur mit größter Vorsicht zu gebrauchen.

Wachstumstempo

Von dieser Vorstellung ist die Forschung aber seit einiger Zeit abgekommen. Insbesondere für Großbritannien konnte nachgewiesen werden, dass das Wachstum dank einer entwickelten handwerklichen Produktion und heimgewerblicher Protoindustrie während der Jahrzehnte vor dem Beginn des „Maschinenzeitalters“, der „Industriellen Revolution“, bisher unterschätzt worden war. Da das Ausgangsniveau des Bruttosozialprodukts in den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts demzufolge höher war, als bisher angenommen, konnte das Wachstum nicht so rasant gewesen sein, wie es die älteren Arbeiten noch angenommen hatten. Man geht deshalb von einer graduellen Beschleunigung des Wirtschaftswachstums aus.

In einer ähnliche Richtung wird heute auch von manchen Autoren im Falle der kontinentaleuropäischen Ökonomien argumentiert. Im Falle Frankreichs passte die Vorstellung einer „Industriellen Revolution“ ohnehin nie, weil Frankreich in der Mitte des 18. Jahrhundert bereits ein hohes, mit Großbritannien vergleichbares Niveau des Pro-Kopf-Volkseinkommens aufwies, dann aber von der schneller wachsenden britischen Volkswirtschaft abgehängt wurde. Beim Eintritt in das 19. Jahrhundert war Frankreich den anderen kontinentaleuropäischen Ländern dann aber trotzdem noch deutlich voraus, wurde im Laufe der folgenden Jahrzehnte von einigen Konkurrenten jedoch eingeholt und teilweise auch überholt. Im Gegensatz zur politischen Entwicklung war an der wirtschaftlichen Entwicklung Frankreichs damit immer schon wenig „Revolutionäres“ zu entdecken.

Etwas anders sieht das bei Belgien oder Deutschland aus, die beide innerhalb weniger Jahrzehnte Anschluss an die führende Industrienation herstellen konnten. Im Falle Deutschlands wird aber mittlerweile auch darüber diskutiert, ob das Wirtschaftswachstum vor dem Beginn des „Maschinenzeitalters“ nicht unterschätzt wurde. Dennoch eignen sich Deutschland, Belgien und insbesondere Schweden, die am Ende des 19. Jahrhunderts in Europa am schnellsten wachsende Volkswirtschaft, noch am ehesten für eine Rettung des Konzepts beschleunigten Wachstums als Kriterium für Industrialisierung oder Industrielle Revolution.

Da Industrialisierung heute aber weniger als ein nationalstaatlicher Vorgang, sondern mehr als ein europäisches Phänomen von industrialisierenden Regionen innerhalb politischer Grenzen und auch über Grenzen hinaus gesehen wird, muss eine Definition von Industrialisierung im gesamten europäischen Maßstab Gültigkeit besitzen. Die Wachstumspfade Frankreichs und Großbritanniens reichen aber aus, um das Konzept beschleunigten Wirtschaftswachstums zu verwerfen.

Kapitalintensität

Eine alternative Definition wäre in diesem Zusammenhang das Kriterium einer beschleunigten Kapitalbildung. Denn um die technischen Errungenschaften des „Maschinenzeitalters“ wirtschaftlich einsetzen zu können, bedarf es eines Wandels in der Struktur und Organisation der gewerblichen Produktion. Für die Errichtung von Fabriken, Bergwerken, Schiffswerften, Eisenhütten, Kanälen und Eisenbahnen benötigt man Kapitalsummen, wie man sie bisher für solche Zwecke noch nie eingesetzt hatte.

Die Industrielle Revolution

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