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1. Prozessorientierte Persönlichkeitspsychologie 1.1 Die Persönlichkeitstypen als Spiegelbilder der Lebenswirklichkeit

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Die hier vorgestellte Psychologie der Persönlichkeitstypen enthält neue Erkenntnisse zum Thema Persönlichkeitspsychologie. Etwa, dass die Art, wie unsere Persönlichkeit aufgebaut ist und funktioniert, in hohem Maße übereinstimmt mit den Gesetzmäßigkeiten und Prozessen unserer Lebenswirklichkeit. Wenn man je geglaubt hat, der Mensch sei ein Fremder in dieser Welt, sei anders als dieses Leben hier, gehöre nicht dazu und passe nicht hierher, so gilt eher das Gegenteil. Die Persönlichkeitstypen spiegeln die Bedingungen des Lebens wider, ahmen sie nach und entsprechen ihnen. Dabei handelt es sich um Prozesse, um uns und in uns, im Äußeren des uns umgebenden Lebens und spiegelbildlich im Inneren des Menschen. Deshalb ist diese Persönlichkeitstypologie prozessorientiert: sie geht aus von den unterschiedlichen Strukturen und Prozessen, welche die Persönlichkeitstypen ausmachen.

Bisher wurden die Persönlichkeitstypen von außen beschrieben. Man hat ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen beobachtet. Kennt man jedoch ihre inneren Gesetzmäßigkeiten, so wird aus der bisherigen phänomenologischen Persönlichkeitstypologie nun eine prozessorientierte. Jetzt werden die Persönlichkeitstypen von innen her gesehen und beschrieben. Das ermöglicht neue Erkenntnisse und Verbesserungen für die Praxis. Die Persönlichkeitstypen lassen sich mit diesem Wissen sicherer erkennen und zuverlässiger unterscheiden. Eine prozessorientierte Persönlichkeitstypologie ist näher an den Ursachen als eine nur beobachtende. Sie ist genauer, brauchbarer und vielseitiger in der Anwendung.

Da sie die Strukturtypen ‚von innen her‛ versteht, ist sie zugleich kompatibel zu anderen phänomenologischen Persönlichkeitsmodellen, die die Persönlichkeitstypen ‚von außen‛ beschreiben. So wird traditionelles Wissen zum Thema Menschenkenntnis verfügbarer und zugleich zuverlässiger in der Anwendung. Sie kann den gemeinsamen Nenner etwa eines homöopathischen Konstitutionstyps und eines Enneagrammtyps (siehe Kap. 7) erkennen. Dadurch ist eine Koordination dieser klassischen Modelle der Menschenkenntnis möglich.

Der Zuwachs an Wissen und die genauere und verlässlichere Umsetzung in der Praxis lässt hoffen, dass die Persönlichkeitstypologie den Stellenwert in der Psychologie bekommt, der ihr zusteht. Sie könnte für all jene Fachgebiete, in denen es um Menschen geht, die Funktion einer Grundlagenwissenschaft gewinnen, etwa in der Psychologie, der Psychotherapie, der Medizin, der Pädagogik, dem Theater und der Literatur und in vielen anderen Anwendungsbereichen.

Zugleich ist diese prozessorientierte Persönlichkeitstypologie alltagstauglich und beantwortet viele Fragen über uns selbst, über die anderen, mit denen wir zusammenleben und zusammenarbeiten. Warum bin ich so, wie ich bin, fühle, denke und verhalte mich auf meine Art, unterscheide mich von anderen oder stimme mit ihnen überein in meinen Vorlieben, Wertschätzungen und Abneigungen? Wie ist das mit meinem Partner, meinen Kindern, meinen Freunden? Wer sich mit einer Persönlichkeitstypologie vertraut macht, erkennt, dass Menschen zugleich verschiedener und ähnlicher sind als er das bisher wahrgenommen hat. Und dieses Wissen kann ihm helfen, statt immer von sich auf andere zu schließen, den anderen in seiner Wesensart zu sehen und zu verstehen. Es hilft angemessen mit sich und anderen umzugehen, macht Sinnerfahrungen verständlich und verdeutlicht, worauf es im Leben ankommt.

Stand im herkömmlich cartesianischen Denken in den Wissenschaften der Mensch der Natur gegenüber, so wird jetzt deutlich, wie sehr wir mit ihr identisch sind. Die Persönlichkeitstypen selbst sind eine Antwort auf die Bedingungen und Spielregeln des menschlichen Lebens. Sie entsprechen den Strukturen der objektiven Wirklichkeit, so dass in einem gewissen Umfang das Verstehen der Wirklichkeit Voraussetzung wird für Menschenkenntnis und diese wiederum die uns vorgegebenen Lebensbedingungen erklärt. Menschenkenntnis ist so gesehen ein Teilaspekt eines übergreifenden Wissens, das zeigt, wie die Strukturen unserer Psyche mit den Gesetzmäßigkeiten unserer Lebenswirklichkeit übereinstimmen oder, da es sich um Prozesse handelt, wie psychische Abläufe jenen in der äußeren Wirklichkeit entsprechen.

Die drei Persönlichkeitstypen und ihre Lebensstrategien

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