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3 Politik lebt von Mehrheiten, Wissenschaft von Fakten

Wetter – bis vor einigen Jahren immer ein unverfängliches und alltägliches Gesprächsthema. Früher harmlose Aussagen werden aber heute in der aufgeheizten und von den Akteuren befeuerten Diskussion schon als Statement zum Klimawandel gedeutet. Die Verbindungen und Abhängigkeiten zwischen Politik und Wissenschaft sind vielfältig und in der Öffentlichkeit entsteht dadurch nicht selten der Eindruck, Wissenschaft und Politik wären sich beim Thema Klimawandel einig – ein Trugschluss!

In der Wissenschaft gilt im Gegensatz zur Politik nicht das Mehrheitsprinzip. Wenn eine Mehrheit von Wissenschaftlern eine bestimmte und meist auch gut begründete Meinung vertritt und alle Anhänger der Lehrmeinung sich weigern würden, alternative Theorien auch nur zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn, sie einer kritischen Prüfung zu unterziehen und mit wissenschaftlichen Methoden zu widerlegen oder zu bestätigen, würden wir heute noch im finsteren Mittelalter leben.

· Im Mittelalter war die Mehrheit der Gelehrten der Meinung, die Erde sei eine Scheibe. In Klimamodellen wird die Erde aus Gründen der Vereinfachung übrigens noch heute als Scheibe angesehen.

· Vor Charles Darwin war die Mehrheit der Wissenschaftler der Meinung, der Mensch sei von Gott geschaffen und die Krone der Schöpfung.

· Im Jahr 1874 wurde Max Planck, dem Begründer der Quantenphysik, von einem Physiker davon abgeraten, Physik zu studieren, da es nichts Wesentliches mehr zu erforschen gäbe.

· Anfang des 20. Jahrhunderts war die Mehrheit der Geologen der Meinung, Gebirge seien durch Schrumpfung der Erde entstanden und lehnten 1912 Alfred Wegeners Theorie der Kontinentaldrift strikt ab.

· Als Albert Einstein hörte, dass hundert Wissenschaftler seine Theorie ablehnten sagte er: „Ein einziger, der mir meinen Fehler zeigt, würde genügen.“

Nur einige Beispiele aus der Wissenschaft, in der Lehrmeinungen von einer Minderheit widerlegt wurden. Albert Einstein hat das Prinzip der Wissenschaft in brillanter Weise auf den Punkt gebracht.

Auch unter Klimawissenschaftlern gibt es eine Mehrheitsmeinung hinsichtlich der Hauptursachen des Klimawandels, aber die meisten Forscher verschließen sich neuen Erkenntnissen und alternativen Theorien nicht, sondern sie werden, wie es in guter wissenschaftlicher Tradition üblich ist, überprüft und entweder bestätigt oder widerlegt – ganz im Sinne Einsteins. Das große Problem – die Politik muss für weitreichende Entscheidungen irgendwann einmal auf den Stand der Wissenschaft zurückgreifen und dann entscheiden. Würde auch die Politik sämtliche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse immer sofort einbeziehen, wären keine längerfristigen politischen Entscheidungen mehr möglich. Wenn die Lehrmeinung dann auch noch zur persönlichen politischen Überzeugung passt, besteht die Gefahr, dass eine einmal getroffene Grundsatzentscheidung nicht mehr revidiert wird, auch wenn vielleicht nach einer gewissen Zeit neue wissenschaftliche Erkenntnisse eine Änderung rein sachlich und zum Wohle der Gesellschaft nahelegen würden. Hinzu kommt dann die Angst von Politikern, die notwendige Änderung könnte von potenziellen Wählern als Folge einer früheren Fehlentscheidung gedeutet werden und zu einem Verlust des persönlichen Mandats oder der Mehrheitsverhältnisse führen.

Klimawandel und Energiewende

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