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August 1975 – Berlin
ОглавлениеEs ist ein eigenartiges Jahrzehnt. Die Welt ist bipolar aufgeteilt und der Kalte Krieg scheint kurz Pause zu machen. Es ist im Westen das Jahrzehnt der Stones, Deep Purple, Abba, The Sweet und Middle Of The Road. Es ist im Osten das Jahrzehnt von Renft, Electra, Lift, Puhdys und Stern Meißen. Es ist im Westen das Jahrzehnt der 68er, der APO, erste Ölkrise, Willy Brandt, Helmut Schmidt, RAF und Deutschem Herbst. Es ist im Osten die vorsichtige Liberalisierung der beginnenden Honecker-Ära, die den provinziellen Mief der Ulbricht-Ära abgelöst hat und in der das Woodstock des Ostens, die X.Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 in Berlin, noch intensiv nachwirkt.
Die Lethargie und Endzeitstimmung der 1980er sind Mitte der 1970er noch in weiter Ferne.
Berlin – die geteilte Stadt - zu dieser Zeit an diesem Ort, an einer EOS. Die Besten der Besten lernen hier. Gesiebt wird bei der Zulassung heftig; Leistung und Weltanschauung müssen stimmen und die Eltern auch, am besten beide Arbeiterklasse. Aber zwischen Weltanschauung und Weltanschauung können Welten liegen. Darf man sagen, was man denkt? Manchmal ja, manchmal nein, manchmal hat man Glück.
Silke, Holger, Efpi, Gunther, Ina und wie sie alle heißen, leben genau in dieser Zeit an diesem Ort. Schule, Schülerband, erste Liebe und viele Träume haben sie.
Silke
Ich verstehe nicht, warum ich in meinem Zuhause nicht auch mal die Tapete diagonal an die Wand kleben und mit blauen Punkten verzieren darf, weil blau meine Lieblingsfarbe ist. Ich will doch deswegen mein Zuhause nicht einreißen, ich möchte es nur schöner machen.
Holger
Mädchen waren für mich bisher dufte Kumpels, mit denen ich über Sport, Musik, Gott und die Welt quatschen konnte oder doofe Zicken, die über jeden Mist kichern.
In mir ist etwas nicht mehr so wie früher, der Traum in einer gerechten Welt zu leben.
Eine Geschichte der Generation Mauer, die in den 1970ern so gewesen sein kann.