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§ 35.
ОглавлениеMit Wissen Sündigende nennt die Schrift diejenigen, weiche in der unverborgenen Erkenntnis des Guten oder in seiner Ausübung sich zu schwach erweisen, welche den Willen (Gottes) kennen und nicht erfüllen wollen, welche (das Wort der Offenbarung) gehört haben, aber kraftlos im Glauben oder in der Betätigung des Guten sind. Einige wollen ja nicht einmal in der Verkehrtheit und Schwäche ihres Willens die Kenntnis eines guten Lebens gewinnen. Kurz, das Böse ist, wie oft gesagt, eine Schwäche, Ohnmacht und Mangelhaftigkeit der Erkenntnis oder des sichern Wissens oder des Glaubens oder des Begehrens oder der Betätigung des Guten. Man könnte allerdings einwenden: „Die Schwäche verdient nicht gestraft zu werden, sondern im Gegenteil Verzeihung.“ Allerdings, wenn die Fähigkeit zu handeln nicht vorhanden wäre, so hätte der Einwand seine Berechtigung. Wenn aber das Können aus dem Guten (Gott) stammt, welcher nach dem Zeugnis der Schrift allen das Geziemende schlechthin erteilt, so darf man das Fehlerhafte des Zustandes der aus dem Guten stammenden, einem Wesen eigentümlichen guten Kräfte, ihre Verkehrtheit, ihr Entschwinden und Entfallen keineswegs loben. Aber das soll von uns in der Schrift „Über das gerechte und göttliche Gericht“ zur Genüge nach unsern Kräften dargetan sein, einer heiligen (geistlichen) Abhandlung, gemäß welcher das untrügliche Wort der Schrift die sophistischen Reden, welche Gott Ungerechtigkeit und Trug zur Last legen, als wahnwitziges Geschwätz energisch abgefertigt hat. Jetzt ist also, soweit es unseren schwachen Kräften möglich ist, das Gute genugsam geschildert worden als das wahrhaft Liebenswerte, als Anfang und Ende von allem, als Umschließung alles Seienden, als gestaltendes Prinzip des Nichtseienden, als Ursache aller Güter, als Nichtursache der Übel, als vollkommene Vorsehung und Güte, die alles überragt, was ist und was nicht ist, die selbst das Böse und die Privation des Guten selbst in Gutes wandelt, allen begehrenswert, liebreizend, liebenswert und was sonst alles im Vorausgehenden die, wie ich denke, richtige Beweisführung aufgezeigt hat.