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Was wir von Spitzensportlern lernen können

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Wer mich kennt, weiß, dass ich ein begeisterter Marathonläufer bin. Dazu kam ich eher durch Zufall. Mein Freund Rainer und ich besuchten 1998 ein Seminar an der Sporthochschule Köln. Spontan wetteten wir, ein Jahr später beim Köln-Marathon mitzulaufen. Während Rainer die Vorbereitungszeit vorbildlich nutzte, strikt nach Laufplan trainierte und auf viele Genüsse verzichtete, kam ich nicht voran: Ich war beruflich zu viel unterwegs, um täglich zu trainieren. Rainer trug nicht gerade zu meiner Motivation bei, als er mir einen Artikel aus „Runner’s World“ unter die Nase hielt, der mir meine mangelnde Vorbereitung noch bestätigte. Das erinnerte mich an ein Gespräch, das ich vor Jahren mit Reinhold Messner führte und in dem er mir erzählte, wie er sich auf seine Achttausender vorbereitet hat: Er nahm jeden Abend seinen Berg mit ins Bett, bildlich gesprochen, indem er sich seinen Zielzustand täglich vor dem Schlafengehen mit allen Emotionen vorstellte: Er auf dem Gipfel ... erschöpft ... am Rande seiner Ressourcen ... glücklich! Das wollte ich auch ausprobieren, zu verlieren hatte ich ja nichts. Zusätzlich zum körperlichen Training stellte ich mir also vor, wie ich in Köln ins Ziel einlaufe, mich hinknie und den Boden küsse (verrückt!). Der Marathon kam näher, ich bekam am Tag vorher noch leichtes Fieber, bin aber trotzdem gelaufen, irgendetwas trieb mich dazu an. Rainer und ich sind die ersten 40 Kilometer zusammen gelaufen, dann bin ich auf und davon und erreichte das Ziel zwei Minuten vor ihm. Wie in meiner Visualisierung küsste ich den Boden.

Wenn Sie die Biografien erfolgreicher Sportler studieren, dann werden Sie erstaunliche Parallelen erkennen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass Sie sich auf ein Ziel konzentrieren und alle Kraft auf dieses eine Ziel ausrichten. Michael Schumacher wurde dadurch siebenfacher Weltmeister in der Formel 1. Boris Becker gewann als jüngster Tennisspieler aller Zeiten Wimbledon und Steffi Graf war jahrelang die Nummer eins. Sie alle trainierten dafür sehr hart und delegierten die Dinge, die andere für sie erledigen konnten. So hatten sie genügend Zeit, sich auf das, was für sie wichtig war, zu konzentrieren, denn

in der Konzentration zeigt sich der wahre Meister,

lehrte schon Goethe. Im Leben kommt es nie auf die Quantität an, sondern nur auf die Qualität. Was hilft es, tausend Dinge irgendwie erledigen zu können statt eines, das aber besser als alle anderen. In unserer arbeitsgeteilten Welt ist es viel wichtiger, eine Sache richtig gut zu können und zu beherrschen, statt als Alleskönner durch die Lande zu streifen. Schon die Gebrüder Grimm wussten um die Bedeutung, sein Leben nach seinen Talenten auszurichten:

Es trug sich zu, dass die Katze in einem Wald den Fuchs traf. Die Katze begrüßte den Fuchs. Dieser rümpfte verächtlich die Nase und antwortete: „Oh du armseliger Bartputzer, du buntscheckiger Narr, Hungerleider und Mäusejäger, was kommt dir in den Sinn? Du unterstehst dich zu fragen, wie’s mir geht? Was hast du gelernt? Welche Künste und vor allen Dingen wie viele Künste kannst du?“ Die Katze antwortete voller Bescheidenheit: „Ich kann nur eine einzige. Sind Hunde hinter mir her, kann ich ganz schnell auf den Baum springen und mich retten.“ Der Fuchs rümpfte die Nase und fragte: „Ist das alles? Ich bin der Herr über hundert Künste und habe darüber hinaus noch einen ganzen Sack voller listiger Sachen.“ Plötzlich näherte sich ein Jäger mit vier Hunden. Die Katze sprang mit einem Satz auf den nächsten Baum und setzte sich in den höchsten Gipfel. Der Fuchs rannte davon und wurde alsbald von den vier Hunden gestellt. „Herr Fuchs, bindet den Sack auf, bindet den Sack auf“, rief die Katze verächtlich. Aber es war zu spät, der Fuchs konnte sich nicht mehr befreien. „Ei, Herr Fuchs, Ihr bleibt mit euren hundert Künsten stecken. Hättet Ihr heraufkriechen können so wie ich, so wärt Ihr noch am Leben“, resümierte die Katze.


Die Moral der Geschichte: Nicht die Quantität der Talente entscheidet über Leben oder Niederlage, sondern die Qualität. Die beste Arbeitsqualität, und damit das bessere Einkommen, erreichen Sie in aller Regel, wenn Sie sich auf eine Sache konzentrieren.

Während meiner Vorbereitung auf den Köln-Marathon suchte ich natürlich auch das Gespräch mit Profis, unter anderen, wie schon erwähnt, mit Reinhold Messner. Wer sonst, außer einem Profi, kann erklären, wie etwas richtig funktioniert. Wer wissen will, wie man ein gutes Brot bäckt, fragt einen Bäcker. Wer einen guten Braten servieren möchte, fragt den Koch. Wer gut aussehen will, fragt eine Kosmetikerin. Niemand würde einen Koch danach fragen, welches Styling er heute auftragen soll. Diese Gesetzmäßigkeiten verlieren wir in der Hektik des Tages schnell aus den Augen. Wir orientieren uns an schlechten Vorbildern und wundern uns dann, dass wir nicht vorankommen.

Deshalb ist es so wichtig, dass Sie sich Vorbilder suchen, von denen Sie lernen können. Wenn Sie z. B. ein guter Golfspieler werden wollen, ist es mit Sicherheit ratsam, das Verhalten von Tiger Woods zu studieren. Mit seinem Talent, seinen Techniken und seiner mentalen Einstellung ist es ihm gelungen, zu den Besten seiner Zunft aufzusteigen. Nachahmen und nicht das Rad neu erfinden, ist die Devise erfolgreicher Menschen. Erfolgreiche Sportler orientieren sich immer an den Ergebnissen der Besten. Wenn auch Sie Ungewöhnliches erreichen möchten, sollten Sie sich immer an Menschen orientieren, die schon dort sind, wo Sie hin möchten. Ansonsten erreichen Sie keines Ihrer Ziele und es ergeht Ihnen wie dem Mann in der folgenden Geschichte:

Ein frommer Mann war im Wald unterwegs, als er auf einen Fuchs traf, der seine Beine verloren hatte. Dem frommen Mann war nicht klar, wie ein behindertes Tier überhaupt in der rauen Wildnis überleben konnte. Doch das Rätsel löste sich schnell, denn der Mann sah einen Löwen mit einem gerissenen Wild in der Schnauze. Zunächst tat sich der Löwe selbst an dem Wild gütlich. Als er satt war, überließ er den Rest dem Fuchs. „Herr im Himmel, wie groß bist du in deiner Güte“, schrie der fromme Mann gen Himmel. Am nächsten Tag kam der Mann auf dem Rückweg an dieselbe Stelle und beobachtete wieder dasselbe Schauspiel. Wieder war er erstaunt über die große Güte des Herrn im Himmel. Nun sagte er sich: „Auch ich werde mich in einer Ecke ausruhen und dem Herrn voll vertrauen und er wird mich mit allem Nötigen versorgen.“ Er setzte sich und harrte der Dinge, aber nichts geschah. Inzwischen war der fromme Mann vor Hunger dem Tode nahe, als er eine Stimme hörte: „Alter Mann, du bist auf dem falschen Weg, öffne die Augen vor der Wahrheit! Folge dem Beispiel des Löwen und nimm dir nicht länger den behinderten Fuchs zum Vorbild.“

Genau darum geht es mir in diesem Buch. Sie werden von einigen erfolgreichen Sportlern und anderen Persönlichkeiten lesen, die es von ganz unten nach ganz oben geschafft haben. Leider drängt sich bei einigen Lesern schnell der Verdacht auf, ich wolle ihnen damit sagen, dass eigentlich jeder ein zweiter Jürgen Klinsmann, Boris Becker oder Tiger Woods werden kann. Wer das verspricht, lügt. Ich werde Ihnen niemals versprechen, dass allein das Lesen dieses Buches Sie zu einem erfolgreichen Menschen macht. Wenn ich den Werdegang von erfolgreichen Persönlichkeiten aufzeichne, dann doch nur, um Ihnen zu zeigen, welche Faktoren zu diesem Erfolg geführt haben. Das heißt aber nicht, dass exakt diese Faktoren auch bei Ihnen einen beruflichen Werdegang in ungeahnte Höhen auslösen werden. Wichtig ist mir, dass Sie anhand meiner Aufzeichnungen für sich entdecken, ob und inwieweit Sie einige Elemente aus diesen Erfolgsbiografien übernehmen können, um Ihre eigenen Ziele schneller zu erreichen. Ihre Ziele sind wichtig, und nicht Ziele, die Ihnen die Gesellschaft vorschreibt. Wenn Sie bis heute nie Fußball gespielt haben, dann werden Sie auch nie einen Franz Beckenbauer vom Olymp des Fußballthrons stoßen. Finden Sie mithilfe meiner Aufzeichnungen und Erfahrungen die für Sie wichtigen Lebensziele. Die Erfolgsbiografien der von mir genannten Persönlichkeiten dienen Ihnen dabei als Wegweiser.

Es gibt noch einen zweiten Grund, warum ich immer wieder auf die Biografien erfolgreicher Menschen aus dem öffentlichen Leben zu sprechen komme. Sie sind allgemein zugänglich und in vielen Büchern nachzulesen. Doch darüber hinaus gibt es Tausende, wenn nicht gar Millionen erfolgreicher Menschen, die jeden Tag einen guten Job machen. Die es auch von ganz unten nach ganz oben geschafft haben. Viele von ihnen fingen in einfachen Positionen an und bekleiden heute den Job eines Abteilungsleiters. Das Problem ist nur, dass diese Geschichten eben nicht an die große Glocke gehängt werden. Niemand berichtet über sie. Es sind die kleinen Helden des Alltags, vor denen ich meinen Hut ziehe. In vielen Firmenseminaren und bei Vorträgen lerne ich diese außergewöhnlichen Menschen und ihre Biografien kennen. Die meisten dieser Gespräche enden mit einem Wunsch meines Gesprächspartners: „Nun, Herr Schmidt, kennen Sie mein ganz persönliches Erfolgsgeheimnis, aber bitte sprechen Sie mit niemandem darüber. Ich mag den Rummel um meine Person nicht.“ Das macht es so schwer, über diese „grauen Mäuse“ im Hintergrund zu schreiben. Aber ich versichere Ihnen, dass sie alle etwas gemeinsam haben: Sie wenden die Erfolgsgesetze der bekannten Persönlichkeiten eins zu eins an. Ich bin mir sicher, wenn Sie sich an diesen Gesetzmäßigkeiten orientieren, werden auch Sie schon bald zu den Erfolgreichen gehören.



Die Kraft der Motivation

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