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3 Brandursachen in Wäldern und Vegetationsgebieten

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»Das Talent der Menschen, sich einen Lebensraum zu schaffen,

wird nur durch ihr Talent übertroffen, ihn zu zerstören.«

Georg Christoph Lichtenberg

Brandursachen in Wäldern und Vegetationsgebieten lassen sich anhand des Zündquellenkataloges der Explosionsschutzrichtlinie, der Einteilung von Brandursachen aufgrund von Erfahrungswerten nach Schneider (1997) oder auch der Waldbrandstatistik der Bundesrepublik Deutschland, geführt durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Tabelle 1 und 2), auf zwei Hauptursachen reduzieren: natürliche und anthropogen bedingte Brandursachen.

Natürliche Brandursachen sind der Blitzeinschlag sowie Vulkanausbrüche. Zudem können unterirdische Kohleschichten durch exotherm verlaufende Selbstentzündungsprozesse in Brand gesetzt werden (Drebenstedt et al., 2010), in deren Folge auch Brände an der Oberfläche möglich sind. Während die Selbstentzündung von Kohle der Reaktion mit der Umgebungsluft oder Lufteinschlüssen in der Kohle selbst geschuldet ist, lässt sich die relativ seltene (König, 2007) Selbstentzündung von Torf auf das Vorhandensein thermophiler, vorwiegend aerober Mikroorganismen zurückführen (Schwarz, 1964, Schneider, 2003 bis 2009). Bedingung hierfür ist jedoch eine einhergehende Dürre (König, 2007).

Die Blitzeinschläge, die zu einer Zündung von natürlichen Brennstoffen in der Vegetation führen, unterliegen, betrachtet man die Region im Bereich des Landkreises Bautzen, einer Zunahme (Sobczyk, 2019). Dies kann einerseits an einer bereits einsetzenden Klimaänderung liegen, in deren Folge durch vermehrten Wassereintrag in die Atmosphäre und stärkere Winde zunehmend elektrische Ladungen und Spannungsfelder entstehen, die sich mittels Blitz(einschlag) entladen. Andererseits ist es den hochmodernen meteorologischen Erkennungssystemen (vgl. Kapitel 4.2.1.10) geschuldet, welche Blitzeinschläge im Vergleich zu früheren Zeiten heute präzise erkennen, analysieren und aufzeichnen.

Aussagen, die Meteoriten als Brandursache bei baulichen Anlagen oder in Vegetationsgebieten nennen, können nicht bestätigt werden. Meteoriten verbleiben infolge der hohen Fluggeschwindigkeit nur kurzzeitig in der Atmosphäre und verlieren während des Fluges deren geschmolzene Oberfläche (Ablation), wodurch ein vollständiges

Tabelle 1: Anzahl Waldbrandursachen in der BRD 2018 (Quelle: Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung, 2019)


Bund / LandVorsatz (Brandstiftung)FahrlässigkeitSonstige handlungsbed. EinwirkungenNatürliche UrsachenUnbekannte UrsachenZusammen

Durchheizen des Meteoriten unterbleibt. In der letzten Phase des Fluges (Dunkelphase) verliert der Meteorit infolge sich reduzierender Geschwindigkeit seine dünne Schmelzkruste, wodurch die beim Durchlaufen der Atmosphäre mögliche einhergehende Leuchterscheinung zum Erliegen kommt. Erfahrungswerte belegen, dass gleich nach dem Fall gefundene Meteoriten handwarm sind, woraus gefolgert werden darf, dass die Zündtemperaturen von natürlichen in Wald- und Vegetationsgebieten vorkommenden Brennstoffen nicht erreicht werden können. Größere auf der Erde einschlagende Himmelskörper können große Krater verursachen, jedoch reicht auch hier weder die Temperatur der Meteoritenoberfläche noch die mitgeführte kinetische Energie dazu aus, einen Brand in der Vegetation zu verursachen. Sehr große Meteoriten hingegen können Materie zur Entzündung bringen, nicht jedoch durch deren Eigenwärme, sondern durch die thermische Energie, die bei der atmosphärischen Abbremsung durch die Umwandlung der Bewegungsenergie entsteht. Dabei wird kurz vor dem Einschlag auf dem Erdboden eine nach unten gerichtete thermische Impulswelle erzeugt, die brennbare Stoffe entzündet und hinsichtlich der Wirkung mit einer Atombombe vergleichbar ist (Flohrer, 2017).

Alle anderen Waldbrände finden ihren Ursprung im Wirken des Menschen, sei es, weil dieser Handlungen begeht oder unterlässt (König, 2007). Diese anthropogen bedingten Brandursachen lassen sich unter Betrachtung des strafrechtlichen Aspektes stark vereinfacht in fahrlässige und vorsätzliche Brandstiftungen unterteilen. Während die Methoden der vorsätzlichen Brandstiftung mannigfaltig und stets auch der Ingeniösität des Brandstifters geschuldet sind und daher nur schwer statistisch aufgeschlüsselt werden können, lassen sich die fahrlässigen Brandstiftungen (Tabelle 2) im Bereich von Wald- und Vegetationsgebieten gemäß der Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Wesentlichen auf folgende Kausalitäten zurückführen:

Landwirtschaftliche Maßnahmen,

Holzernte und andere forstliche Maßnahmen,

Industrielle Aktivitäten,

Kommunikation (Eisenbahn, elektrische Leitungen),

Allgemeinheit (Camper, andere Besucher, Kinder),

Sonstiges.

Somit ist die Brandstiftung, fahrlässig oder vorsätzlich, direkt durch die Hand des Menschen oder indirekt durch in den Wald eingebrachte naturfremde Objekte, die zweite große Brandursache. Typisches menschliches Fehlverhalten ist beispielsweise jede Entzündung von Lager-, Camping-, Abfallverbrennungs- oder Traditionsfeuern im Wald oder in Waldnähe, das Spielen von Kindern mit Zündmitteln, die

Tabelle 2: Übersicht zu der Anzahl durch Fahrlässigkeit ausgelöster Waldbrände (Quelle: Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung, 2019)


Bund / LandLandwirtschaftliche MaßnahmenHolzernte und andere forstl. MaßnahmenIndustrieelle AktivitätenKommunikation (Eisenbahn, elektrische Leitungen)Allgemein (Camper, andere Besucher, Kinder)Sonstiges

achtlos fortgeworfene Zigarette sowie die vorsätzlich herbeigeführte Brandstiftung in Vegetationsgebieten mit Hilfe von Zünd- und Hilfsmitteln aller Art. Die Motive, die diesen Fehlhandlungen zu Grunde liegen, sind vielfältig, werden im Folgenden jedoch nicht weiter untersucht.

Weitere durch Menschenhand verursachte Brände ergeben sich beispielsweise durch Selbstentzündungsprozesse, hervorgerufen durch aufbrechende bzw. reagierende Munitionsrückstände im Oberboden des Waldes (König, 2007) oder Kontakt heißer Bauteile von Kraftfahrzeugen (im Regelfall der Abgasanlage) mit trockenem Pflanzenbewuchs. Auch das Schießen mit Leuchtspurmunition oder auch die durch schnell drehende Maschinenbauteile, beispielsweise bei Schnittwerken, entstehende Reibungsenergie, kann zu Brandereignissen führen. Häufige Ursache ist auch der Funkenflug bei Bremsvorgängen von Schienenfahrzeugen mit den dabei teils absplitternden, heißen Bestandteilen der Bremsanlage, die im Bereich der Böschung der Gleiskörper zu Bränden führen können (Schneider, 1997).

Im Bereich des (Braun-)Kohlebergbaus kann eine damit einhergehende Grundwasserabsenkung zu einer Veränderung bzw. Umstellung der umgebenden Vegetation führen. Dies kann, genauso wie die durch den Kohletagebau und die durch diesen in Vegetationsflächen eingetragenen Luftschadstoffe, zu einer Begünstigung der Brandentstehung bzw. Brandentwicklung und -ausbreitung führen (Sobczyk, 2014).

Bezüglich der durch Menschenhand verursachten Schadenfeuer sei im Zusammenhang mit Waldbränden auch erwähnt, dass in Informations- und Merkblättern unterschiedlicher Herausgeber, darunter teilweise sogar der Feuerwehren, immer wieder der Hinweis zu finden ist, dass Glasscherben in Wäldern durch Bündelung der Sonnenstrahlung zu Bränden führen können. Betrachtet man die Anzahl der Notwendigkeiten, die vorliegen müssen, damit dies gelänge, ist offenkundig, dass dieser Zufall schon stochastisch kaum eintreten kann. So müssten z. B. Brennweite, Glasbeschaffenheit, Einstrahlungswinkel, Wetterverhältnisse, Brennstoff, Brennstoffverteilung und Lichtenergie in räumlicher und zeitlicher Koinzidenz stehen, um zu einer Initialzündung zu führen. Dies ist kaum möglich. So führten auch Müller et al. (2007) auf Basis einer eigenen wissenschaftlichen Versuchsreihe aus, dass sich auch bei »sommerlich-trockenem Wetter, lichtbündelnden farblosen Flaschenböden, mit optimalen lichtfokussierenden Abständen zwischen Glas und Streuoberfläche und lufttrockenen Streumaterialien« keine Zündung beobachten ließ.

So fasst König (2007) in seinem Werk »Waldbrandschutz« zusammen, dass etwa 98 % bis 99 % aller Waldbrände in der Bundesrepublik Deutschland auf das Handeln bzw. Nichthandeln von Menschen zurückzuführen sind. Lediglich 1 % bis 2 % der Brände in der Vegetation werden durch natürliche Brandursachen, im Regelfall durch Blitzeinschläge, verursacht. Barnier (2003) vom Wisconsin Department of Natural Resources, Division of Forestry, bestätigt die Häufigkeit von Blitzeinschlägen als Brandursache mit ebenfalls 2 % Gesamtanteil. Weitere 69 % der Brände in Wisconsin werden durch den Menschen verursacht, wobei Schienenfahrzeuge 8 % Gesamtanteil aufweisen. Hinzu kommen sonstige Brandursachen mit einem Anteil von 21 %.

Fasst man die Brände in Wisconsin, im Norden der USA gelegen, verursacht durch Menschen, Schienenfahrzeuge und sonstige Ursachen zusammen, ergibt sich die durch König (2007) ermittelte prozentuale Beteiligung des Menschen an Bränden in Wald- und Vegetationsgebieten.

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