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KAPITEL ZWEI
ОглавлениеNull war froh, dass er nicht über sie sprechen musste. Doch Alan wusste, dass er besser nicht nach den Mädchen fragte.
Reidigger blieb für eine dreiviertel Stunde, bevor er vom Gartenstuhl aufstand, sich streckte und auf seine gewöhnlich Art erklärte, dass er sich besser auf den „alten, staubigen Weg” machte. Null umarmte ihn kurz und winkte ihm nach, als der Kleintransporter von der Auffahrt fuhr. Er dankte ihm still, dass er nicht nach seinen Töchter gefragt hatte. Die Wahrheit war, dass Null Alans Frage nicht hätte beantworten können.
Maria stand mit einer Schürze über ihrer Arbeitskleidung in der Küche und hackte eine Zwiebel. „Guter Besuch?”
„Ja.”
Stille. Nur das rhythmische Schlagen des Messers gegen das Schnittbrett.
„Bist du bereit für heute Abend?” fragte sie nach einem langen Moment.
Er nickte. „Ja. Absolut.” Er war es nicht. „Was machst du?”
„Bigos.” Sie ließ den Inhalt des Schnittbretts in einen großen Topf auf dem Herd fallen, in dem sich schon köchelnde Krakauer, Kohl und anderes Gemüse befanden. „Das ist ein polnisches Gericht.”
Null runzelte die Stirn. „Bigos. Seit wann machst du Bigos?”
„Das habe ich von meiner Großmutter gelernt.” Sie grinste. „Es gibt immer noch viel, das du nicht über mich weißt, Mr. Steele.”
„Anscheinend.” Er zögerte, wunderte sich, wie er am besten das Thema ansprechen sollte, das ihm durch den Kopf ging und entschied sich dann, dass er es besser direkt täte. „Äh... hey. Also heute Abend, meinst du, dass du versuchen könntest, mich nicht Kent zu nennen?”
Maria hielt mit dem Messer über einem getrockneten Champignon inne. Sie blickte dunkel, doch nickte. „OK. Wie soll ich dich dann nennen? Reid?”
„Ich...” Er wollte gerade zustimmen, doch dann merkte er, dass er das auch nicht wollte. „Ich weiß es nicht.” Vielleicht, dachte er, könnte sie ihn einfach gar nicht ansprechen.
„Ha.” Ihr Ausdruck war eindeutig einer von Sorge, sie wollte weiter drängen, was in ihm vor sich ging, doch es war nicht der richtige Zeitpunkt, um das alles auszupacken. „Wie wär’s, wenn ich dich einfach ,Herzelchen’ nenne?”
„Sehr witzig.” Er grinste trotz allem.
„Oder ,Schnuckelputz’?”
„Ich ziehe mich jetzt um.” Er ging aus der Küche, während Maria ihm noch nachrief und sich amüsierte.
„Wart’ mal, ich hab’s. Ich nenne dich , Honigpferdchen’.”
„Ich ignoriere dich”, rief er zurück. Er wusste zu schätzen, was sie versuchte, zu tun, dass sie versuchte, die Situation mit Humor entwaffnen. Doch als er die kurze Treppe, die zum Dachgeschoss hinaufführte, hochgestiegen war, stieg wieder Angst in ihm auf. Er war froh über Alans Besuch gewesen, weil er bedeutete, dass er nicht darüber nachdenken musste. Er war froh, dass Alan nicht nach den Mädchen gefragt hatte, denn es bedeutete, dass er sich keinen Fakten oder Erinnerungen stellen musste. Doch jetzt konnte er das nicht mehr vermeiden.
Maya kam zum Abendessen.
Null inspizierte seine Jeans, versicherte sich, dass sie keine Löcher oder Kaffeeflecken hatte und wechselte sein altes T-Shirt durch ein gestreiftes Hemd aus.
Du bist ein Lügner.
Er fuhr sich mit dem Kamm durch sein Haar. Es wurde zu lang. Er ergraute langsam, besonders an den Schläfen.
Mama starb wegen dir.
Er drehte sich zur Seite und inspizierte sich im Spiegel, zog die Schultern zurück und versuchte, den kleinen Bauch einzuziehen, der sich um seinen Nabel gebildet hatte.
Ich hasse dich.
Die letzte bedeutungsvolle Unterhaltung, die er mit seiner ältesten Tochter hatte, war beißend. In dem Hotelzimmer des Plaza, als er ihnen die Wahrheit über ihre Mutter sagte, war Maya vom Bett aufgestanden. Sie begann ruhig, doch ihre Stimme erhob sich schnell um eine Oktave. Ihr Gesicht wurde immer röter, als sie ihn verfluchte. Sie nannte ihn bei jedem Schimpfwort, das er verdient hatte. Sagte ihm ganz genau, was sie über ihn, sein Leben und seine Lügen dachte.
Danach war nichts mehr wie früher. Ihre Beziehung hatte sich plötzlich dramatisch verändert, doch das war nicht der schmerzhafteste Teil. Wenigstens war sie damals noch körperlich anwesend. Nein, was danach kam war viel schlimmer. Nach dem Geständnis im Hotel, nachdem sie wieder zurück in ihr Haus in Alexandria gekehrt waren, ging Maya zurück zur Schule. Sie beendete die elfte Klasse. Zwar hatte sie zwei Monate verpasst, doch sie konzentrierte sich so stark auf ihre Aufgaben, wie Null es noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte.
Dann kam der Sommer und dennoch verschloss sie sich in ihr Zimmer zum Lernen. Er brauchte nicht lange, um zu verstehen, was geschah. Maya war extrem intelligent - zu schlau für ihr eigenes Wohl, hatte er oft gesagt. Doch in diesem Fall war sie zu clever für sein Wohl.
Maya lernte und arbeitete hart und konnte aufgrund einer wenig bekannten Statut ihrer Schule das letzte Jahr überspringen, indem sie alle Abschlussprüfungen schaffte. Sie schoss die High School vor dem Ende dieses ersten Sommers ab - doch es gab keine Zeremonie, keine Kappe und Robe, kein Abschlussfest mit den Klassenkameraden. Keine stolzen, lächelnden Fotos neben ihrem Vater und ihrer Schwester. Sie erhielt nur eines Tage einen formalen Brief und ein Zeugnis in der Post, was zu Nulls elendem Erstaunen führte, als er verstand, was sie versuchte, zu tun.
Und dann, erst dann, war sie weg.
Er seufzte. Das war schon länger als ein Jahr her. Er hatte sie zuletzt diesen letzten Sommer gesehen, im Juli oder August, kurz nach seinem vierzigsten Geburtstag. Sie kam nur selten zurück von New York. Bei dieser Gelegenheit war sie zurückgekehrt, um eine ihrer Sachen aus dem Lagerplatz abzuholen und hatte zögernd zugestimmt, mit ihm zu Mittag zu essen. Ihr Treffen war ungelenk, angespannt und größtenteils still. Er fragte, drängte sie dazu, von ihrem Leben zu erzählen und sie gab kurze Antworten und vermied Blickkontakt.
Und jetzt kam sie zum Abendessen.
„Hey.” Er hatte Maria nicht in das Loft-Schlafzimmer eintreten hören, doch er spürte ihre Arme um seine Taille, wie ihr Kopf sich gegen seinen Rücken lehnte, als sie ihn von hinten umarmte. „Es ist in Ordnung, nervös zu sein.”
„Ich bin nicht nervös.” Er war sehr nervös. Ich freue mich drauf, sie zu sehen.”
„Ja, natürlich.” Maria hatte das Treffen organisiert. Sie war diejenige, die Maya kontaktiert hatte, um sie einzuladen, wenn sie das nächste Mal in der Stadt wäre. Die Einladung hatte sie vor zwei Monaten gemacht. Maya war dieses Wochenende in Virginia, um ein paar Schulfreunde zu treffen und hatte zögernd zugestimmt, zu kommen. Nur zum Abendessen. Sie würde nicht bleiben. Das gab sie sehr deutlich bekannt.
„Hey,” sagte Maria sanft hinter ihm, „ich weiß, dass jetzt vielleicht nicht der beste Zeitpunkt dafür ist, aber...”
Null zuckte zusammen. Er wusste, was sie sagen würde und wünschte, dass sie es nicht täte.
„Ich habe meinen Eisprung.”
Für einen langen Moment erwiderte er nichts. Es war lang genug, um zu bemerken, dass die Stille, die zwischen ihnen gähnte, unangenehm war.
Als sie zusammenzogen, waren sie sich einig, dass keiner der beiden besonders an einer Hochzeit interessiert war. Kinder waren nicht mal auf seinem Radar. Doch Maria war nur zwei Jahre jünger als er, sie ging stark auf die Vierzig zu. Auf ihrer biologischen Uhr gab es keine Schlummertaste mehr. Zuerst bemerkte sie es nebenbei in einer Unterhaltung, doch dann hörte sie auf, zu verhüten und begann, ihren Zyklus streng zu verfolgen.
Dennoch hatten sie sich niemals zusammengesetzt, um es zu besprechen. Es war, als ob Maria einfach annahm, dass weil er schon zwei Kinder hatte, er gerne wieder Vater würde. Er sprach es zwar niemals laut aus, doch insgeheim hatte er den Verdacht, dass dies der Grund war, warum sie nicht darauf drängte, dass er zur Agentur zurückkehrte oder zumindest zur Universität. Es gefiel ihr, wo er war, denn es bedeutete, dass jemand da wäre, um sich um ein Baby zu kümmern.
Wie kann das sein, dachte er verbittert, dass mein Leben als arbeitsloser Ziviler komplizierter ist als jenes, das ich als Geheimagent hatte?
Er hatte mit seiner Antwort zu lange gewartet, und als er schließlich sprach, klang es erzwungen und lahm. „Ich glaube”, erwiderte er schließlich, „dass wir damit erst mal langsam machen sollten.”
Er spürte, wie ihre Arme von seiner Taille fielen und fügte hastig hinzu: „Nur, bis wir diesen Besuch hinter uns haben. Dann reden wir darüber und entscheiden -”
„Weiter zu warten.” Sie spuckte die Worte fast aus und als er sich drehte, um sie anzusehen, starrte sie mit unverhohlener Enttäuschung auf den Teppich.
„Das sage ich doch gar nicht.”
Doch, das sagst du.
„Ich glaube nur, dass es ein ernsthaftes Gespräch braucht”, erklärte er.
Damit ich genügend Mut aufbringe, um zuzugeben, dass ich es nicht will.
„Wir sollten uns zumindest zuerst darum kümmern, was jetzt vor uns liegt.”
Wie die Tatsache, dass die beiden Kinder, die ich schon großgezogen habe, mich hassen.
„Ja”, stimmte Maria leise zu. „Du hast recht. Wir warten weiter.” Sie wandte sich um und ging aus dem Schlafzimmer.
„Maria, warte...”
„Ich muss das Abendessen fertigkochen.” Er hörte ihre Schritte auf der Treppe und schalt sich selbst leise dafür aus, dass er so schlecht mit der Situation umgegangen war. So wie mit seinem ganzen Leben in letzter Zeit.
Dann klingelte es an der Tür. Das Geräusch sandte ein elektrisches Kribbeln durch sein Nervensystem.
Er hörte, wie die Tür sich öffnete. Marias fröhliche stimme: „Hallo! So schön, dich zu sehen. Komm rein, komm rein.”
Sie war hier. Plötzlich fühlten sich Nulls Füße wie Bleigewichte an. Er wollte nicht heruntergehen. Wollte sich der Situation nicht stellen.
„Und du musst Greg sein...” sagte Maria.
Greg? Wer zum Teufel ist Greg? Plötzlich fand er die Willenskraft, sich zu bewegen. Eine Stufe nach der anderen geriet sie langsam in sein Blickfeld. Es waren erst ein paar Monate vergangen, seitdem er sie gesehen hatte, doch sie raubte ihm dennoch den Atem.
Maya war jetzt achtzehn, kein Kind mehr, und das zeigte sich schneller als er zugeben wollte. Als sie sich im vergangenen Sommer zum Mittagessen trafen, war ihr Haar noch lang und zu dem durch das Militär vorgeschriebenen Knoten gebunden, doch seitdem hatte sie es kürzer geschnitten, ein sogenannter Pixie-Schnitt, kurz an den Seiten und am Hinterkopf, zog er sich über ihre Stirn, hob ihr schlankes Gesicht hervor, das reifer und kantiger wurde. Sie sah stärker aus, die Muskeln in ihren Armen entwickelten sich, klein doch fest.
Sie sah ihm jeden Tag ähnlicher, während er täglich weniger wie er selbst aussah und sich fühlte.
Maya blickte zu ihm herauf, als er die Treppe herunterkam. „Hallo.” Es war eine passive Begrüßung, nicht freudig, aber auch nicht widerwillig. Neutral. Wie jemand, der einen Fremden begrüßt.
„Hallo Maya.” Er bewegte sich auf sie zu, um sie zu umarmen und ein Anflug von Unbehagen warf einen Schatten über ihr Gesicht. Er ließ es bei einer halben Umarmung bleiben, legte einen Arm um ihre Schultern, während ihre Hand einmal auf seinen Rücken klopfte. „Du siehst... du siehst gut aus.”
„Mir geht es gut.” Sie räusperte sich und fuhr fort: „Das ist Greg.”
Der Junge, wenn man ihn überhaupt so nennen konnte, tat einen Schritt nach vorn und streckte eine enthusiastische Hand aus. „Mr. Lawson, es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen.” Er war groß, etwa eins-neunzig, mit kurzem blonden Haar, perfekten Zähnen und gebräunten Armen, um die sich die Ärmel seines Polo-Shirts spannten.
Er sah aus wie der Quarterback eines High School Footballteams.
„Äh, ebenfalls, Greg.” Null schüttelte die Hand des Jungen. Greg hatte einen festen Griff, fester als notwendig.
Null war er sofort unsympathisch. „Du bist ein, äh, Freund von Maya aus der Akademie?”
„Mein Freund”, sagte Maya unbeirrbar.
Der Typ? Null gefiel er jetzt noch weniger. Sein Lächeln, seine Zähne. Eifersucht brannte in ihm. Dieser grinsende Idiot stand seiner Tochter nah. Näher als Null es erlaubt war.
„Warum stehen wir hier herum? Kommt rein, bitte.” Maria schloss die Tür und führte sie auf das Wohnzimmer zu. „Setzt euch. Das Abendessen ist noch nicht ganz fertig. Kann ich euch was zu Trinken anbieten?”
Sie antworteten, doch Null hörte es nicht. Er war zu beschäftigt damit, diese relativ fremde Person in seinem Haus zu inspizieren - und damit meinte er nicht Greg. Maya blühte zu einer jungen Frau auf mit ihrem neuen Haar, ihrer gebügelten Kleidung, dem Freund, der Akademie und ihrer Karriere... und er war kein Teil davon. Hatte nichts damit zu tun.
Trotz allem, was geschehen war, hatte Maya sich nicht von dem Ziel abbringen lassen, das sie sich fast zwei Jahre zuvor gesetzt hatte. Sie wollte eine CIA Agentin werden - noch mehr, sie wollte die jüngste Agentin in der Geschichte der CIA werden. Doch es hatte nichts damit zu tun, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Sie hatte selbst einige fürchterliche Erlebnisse überstanden, das schlimmste davon, als sie von einem psychopathischen Attentäter entführt und einem Menschenhändlerring übergeben wurde. Deshalb wollte sie zu den Beschützern gehören, die verhindern, dass solche Dinge anderen jungen Frauen geschehen.
Nachdem sie das letzte Jahr der High School übersprungen hatte, bewarb sich Maya ohne Nulls Mitwissen bei der Militärakademie West Point. Obwohl ihre Noten hervorragend waren, hatte sie keine Ausbildung als Reserveoffizier und nicht vor, in den Militärdienst zu treten, weshalb sie nicht die beste Kandidatin wäre. Doch auch dafür hatte sie einen Plan.
Mit einer List und Tücke, die auf eine illustre Karriere im Geheimdienst vorahnen ließ, ging Maya über den Kopf ihres Vater zu dem Agentenkollegen (und Freund) Todd Strickland. Durch ihn, und weil sie Agent Nulls Tochter war, schaffte sie es, ein Empfehlungsschreiben des damaligen Präsidenten Eli Pierson zu bekommen, der dachte, er täte Null einen persönlichen Gefallen. Sie wurde bei West Point akzeptiert und zog vor Ende dieses ersten Sommers, nachdem sie die Wahrheit über ihre Mutter erfahren hatte, nach New York.
Null fand das alles erst heraus, als sie schon ihre Taschen packte. Doch da war es schon zu spät, um sie aufzuhalten, obwohl er dies natürlich dennoch versuchte. Er schaffte es nicht, sie davon abzubringen.
Jetzt war sie in ihrem zweiten Jahr und obwohl die Bande zwischen Vater und Tochter fast aufgelöst waren, blieb Maria, so gut wie sie konnte, mit Maya in Kontakt und informierte Null. Er wusste, dass sie die Klassenbeste war, bei allem, was sie tat, glänzte und die Bewunderung der Fakultät auf sich zog. Er wusste, dass sie auf große Taten zuschritt.
Er wünschte sich nur, dass es nicht dieselbe Karriere wäre, die den Tod ihrer Mutter verursacht und die Beziehung zu ihrem Vater ruiniert hatte.
„Also.” Greg räusperte sich neben Maya auf dem Sofa, während Null ihnen gegenüber in einem Sessel saß. „Maya erzählt mir, dass Sie ein Buchhalter sind?”
Null lächelte dünn. Natürlich würde Maya einen so langweiligen Beruf als seine Deckung wählen. „Das stimmt”, erwiderte er, „Unternehmensfinanzierung.”
„Das ist... interessant.” Greg zwang sich zum Lächeln.
Was für ein Schleimer. Was findet sie nur an dem Typen? „Und du Greg?” fragte er. „Was hast du vor? Willst du Offizier werden?”
„Nein, nein, ich glaube, das ist nicht das Richtige für mich.” Der Junge winkte mit der Hand ab, als ob er die Idee wie eine Fliege totschlagen wollte. „Ich möchte zum NCAVC. Spezifischer zum BAU...” Er hielt inne und lachte leicht über sich. „Entschuldigung Mr. Lawson, Ich vergaß, dass ich mit einem Zivilen spreche. Ich möchte ein FBI Agent werden, bei der Einheit für Verhaltensanalyse. In der Division für gewalttätige Verbrechen. Wissen Sie, die Leute, die Massenmörder, inländische Terroristen und so jagen.”
„Das klingt aufregend”, gab Null flach zurück. Natürlich wusste er, was die NCAVC war und BAU - fast jeder, der das Abendprogramm im Fernsehen sah, wusste das - doch er sagte nichts. Er hatte sogar nur geringen Zweifel daran, dass wenn dieses kriecherische Kind ihm gegenüber wüsste, wer er war, Agent Null, ihm das ölige Grinsen vom Gesicht rutschen würde und er binnen einer halben Sekunde zu einem schleimigen Fan von ihm würde.
Doch er konnte nichts davon sagen. Stattdessen fügte er hinzu: „Klingt ganz schön ehrgeizig.”
„Greg schafft das”, stimmte Maya zu, „er ist der Beste der zweiten Klasse.”
„Das bedeutet ,junior’”, erklärte Greg Null. „Aber im Point nennen wir sie nicht so. Und Maya hier ist die beste in der dritten Klasse.” Er reichte hinüber und drückte sanft Mayas Knie.
Null musste sich mit aller Gewalt davon abhalten, seine Lippe nicht zu einem Knurren hochzuziehen. Plötzlich verstand er, warum Maya den Jungen mitgebracht hatte. Er war mehr als nur ein Puffer zwischen ihnen. Wenn er dabei war, konnten sie nicht offen sprechen. Es gäbe kein Gespräch über die CIA, über die Vergangenheit. Verdammt, er war sich nicht mal sicher, ob er das fragen konnte, worüber er am meisten sprechen wollte, Sara.
Dass Maya ihn verließ, um zur Akademie zu gehen, erdrückte ihn. Doch Sara... trotz all der Zeit, die vergangen war, fühlte es sich immer noch wie der Sargnagel an, der sein Herz durchstochen hatte.
Greg redete immer noch, sagte etwas über das FBI und wie dort nach dem Skandal aufgeräumt wurde, und dass seine Familie Verbindungen hatte, oder irgendetwas. Null hörte nicht zu. Er blickte hinüber zu ihr, zu seiner Tochter, zu der jungen Frau, die er großgezogen hatte, der er alles gab, was er konnte. Er hatte ihre Windeln gewechselt. Ihr beigebracht, zu laufen und zu sprechen und zu schreiben und Softball zu spielen und wie man eine Gabel benutzt. Er hatte ihr Stubenarrest erteilt, sie umarmt, wenn sie weinte, sie aufgemuntert, wenn es ihr schlecht ging, Pflaster auf aufgeschürfte Knie geklebt. Er hatte ihr Leben gerettet und wegen ihm wurde ihre Mutter getötet.
Als er zu ihr herüberblickte und versuchte, ihr in die Augen zu schauen, sah sie weg.
In diesem Moment wusste er es. Es gäbe keine Versöhnung, zumindest nicht heute Abend. Dies war nur eine Formalität. Hiermit sagte ihm Maya, du verdienst es, zu wissen, dass ich am Leben bin und es mir gut geht, doch davon abgesehen nicht mehr.
Sie starrte auf den Teppich, während Greg über irgendetwas weiterplapperte, ihr Blick war nachdenklich. Ihr Lächeln stockte und als es verschwand, verließ auch Null die Hoffnung, seine Tochter zurückzuerlangen.