Читать книгу der bauschaden Spezial Feuchteschutz in der Altbausanierung - Dominik Krause - Страница 8

Оглавление

Nachträgliche Bauwerksabdichtung erdberührter Bauteile

Stoffe zur nachträglichen vertikalen Abdichtung

{Abdichtung, vertikale}

Die nachträgliche Abdichtung von Gebäuden ist zwar bisher nicht in DIN-Normen geregelt, doch das WTA-Merkblatt 4-6-14/D und zahlreiche Verarbeitungsrichtlinien zu den Abdichtungsstoffen bieten Orientierung. Im Folgenden werden die Abdichtungsstoffe für die nachträgliche vertikale Abdichtung im erdberührten Bereich zusammengestellt und deren Verarbeitungsgrundsätze erläutert.

Von Martin Horn

Jede nachträgliche Abdichtungsmaßnahme im Gebäudebestand setzt zunächst eine umfassende Analyse der vorhandenen Bausubstanz voraus. Basierend auf der Bauwerksanalyse sollte eine umfassende Planung der nachträglichen Bauwerksabdichtung in das Sanierungskonzept für das betreffende Gebäude einfließen. Auf Grundlage der Ergebnisse der Planung (Sanierungskonzept) kann dann ein geeignetes Abdichtungsverfahren ausgewählt (eventuell im Variantenvergleich) und dem Auftraggeber erläutert werden. Dabei ist nur eine kombinierte Anwendung von Einzelmaßnahmen – z. B. die Kombination der vertikalen Abdichtung der erdberührenden Bauteile mit einer parallel ausgeführten Querschnittsabdichtung – und deren sichere Verbindung zielführend.

Normensituation

Die DIN 18195 wurde in den letzten Jahren grundlegend überarbeitet. Dabei entstanden fünf Einzelnormen, die DIN 18531 bis 18535, welche sich mit den Einsatzgebieten der Bauwerksabdichtung befassen und die die zukünftig nur noch als Rahmen-Norm eingesetzte DIN 18195[1] ergänzen sollen. Die DIN 18195 erhält durch diese Ergänzung den Charakter eines Rahmendokuments, in welchem „nur“ noch die Begriffsdefinitionen und Abkürzungen geregelt sind.

In der bisherigen Normenreihe DIN 18195 sind die Einsatzgebiete sowie die Anwendung der Abdichtungsmaterialien erläutert. Die Anwendung ist nach den jeweiligen Wasserbelastungen gegliedert:

So sind in der DIN 18195-1:2011-12 die Grundsätze zur Bauwerksabdichtung beschrieben, die Begriffsdefinitionen enthalten und es wird eine grundsätzliche Zuordnung der Abdichtungsarten vorgenommen.
In der DIN 18195-2:2009-04 sind die anzuwendenden Stoffe aufgelistet.
Die DIN 18195-3:2011-12 beschreibt die Anforderungen an den Untergrund und die Verarbeitung der Abdichtungsstoffe.
In der DIN 18195-4:2011-12 werden die Bemessung und Ausführung der Abdichtung gegen die Lastfälle Bodenfeuchtigkeit (Kapillarwasser, Haftwasser) und nicht stauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden beschrieben.
Die DIN 18195-5:2011-12 regelt die Bemessung und Ausführung der Abdichtung gegen den Lastfall nicht drückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen.
In der DIN 18195-6:2011-12 wird die Abdichtung gegen die Lastfälle von außen drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser geregelt.
Die DIN 18195-7:2009-07 beschreibt die Bemessung und Ausführung von Abdichtungen gegen den Lastfall von innen drückendem Wasser (Behälterabdichtung).
In den Teilen 8 und 9[2] ist die Abdichtung von Bewegungsfugen, Durchdringungen sowie An- und Abschlüssen geregelt.
In der DIN 18195-10:2011-12 ist die Anordnung von Schutzschichten bzw. Schutzmaßnahmen beschrieben.
Beiblatt 1 zur DIN 18195[3] enthält Skizzen zur fachgerechten Anordnung der Abdichtungsebene.

Bild 14: Belastung von Gebäuden (Quelle: Martin Horn)

In den Teilen 4 bis 7 der DIN 18195 sind die anzuwendenden Stoffe gemäß der Auflistung in DIN 18195-2 sowie deren Anwendung an den einzelnen Bauabschnitten auf der Basis der Belastung durch das Wasser beschrieben. Darin werden jedoch keine Aussagen zum jeweiligen Lastfall getroffen, also z. B. der Frage, wann anfallendes Sickerwasser nicht stauend bzw. stauend ist. Die erforderlichen Randbedingungen werden nicht beschrieben. Die Ursache hierfür liegt in der Bearbeitung der Erstausgabe der DIN 18195. Damals ging der Normausschuss in erster Linie von der Anwendung von Bitumenbahnen als Abdichtungsmaterial aus. Die Norm wandte sich in erster Linie an Bauwerksabdichter. Diese Voraussetzungen sind jedoch zwischenzeitlich überholt, weshalb eine Überarbeitung der Abdichtungsnorm zwingend erforderlich war.

In den neuen Einzelnormen zur Bauwerksabdichtung werden die Materialien und deren Anwendung dem jeweiligen Anwendungsbereich zugeordnet sein (siehe folgendes Bild).


Bild 15: Zuordnung der neuen Abdichtungsnormen zu Bauteilen (Quelle: Peter Schmidt)

Die Normenreihe E DIN 18533[4] umfasst dabei die Abdichtung von Gebäudeteilen im erdberührenden Bereich. Diese Norm ist jedoch, wie alle DIN-Normen, in erster Linie beim Neubau von Gebäuden anzuwenden. Sie gilt nicht für die nachträgliche Bauwerksabdichtung, es sei denn, es können Voraussetzungen geschaffen werden, welche die Anwendung von in der Normenreihe beschriebenen Verfahren zulassen.

Da für die nachträgliche Bauwerksabdichtung {Bauwerksabdichtung, nachträgliche} bisher keine eigene Norm vorliegt, sollten sich Planer und Ausführende aktuell auf die Informationen des WTA-Merkblatts 4-6-14/D Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile (Ausgabe 11/2014) stützen, welches wichtige Hinweise für die Planung und die Ausführung nachträglicher Abdichtungen von erdberührenden Bauteilen im Gebäudebestand enthält. So z. B. sind im Abschnitt 9 des Merkblatts Prinzipskizzen für die Ausführungsdetails dargestellt. Ergänzend zum WTA-Merkblatt 4-6-14/D sind weitere WTA-Merkblätter und die Richtlinien für die Anwendung der Abdichtungsstoffe beachten.

Instandsetzung von Außenabdichtungen

Für die Ausführung einer neuen Außenabdichtung ist der erdberührende Bereich des Gebäudes bis zur Unterkante der Sohlplatte freizulegen. Dabei sind die Anforderungen der Statik bezüglich der Standsicherheit des Gebäudes zu berücksichtigen. Unter Umständen muss eine partielle Freilegung des Gebäudes geplant werden. Die Abdichtungsstoffe bzw. Abdichtungssysteme müssen über eine CE-Kennzeichnung gemäß der europäischen Normung verfügen und der deutschen Anwendungsnorm DIN SPEC 20000-202[5] entsprechen. Hiervon abweichende Produkte bzw. Systeme können angewendet werden, jedoch ist diese Anwendung vertraglich zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer zu vereinbaren. Der Auftraggeber muss zudem über alle Vor- und Nachteile aufgeklärt werden.

Das entscheidende Kriterium für den Einsatz von Abdichtungsstoffen sollte jedoch die weitgehende Anpassung der Nutzungsdauer der verwendeten Abdichtungsmaterialien an die noch zu erwartende Nutzungsdauer des Bauwerks sein.

Untergrundvorbereitung

Nach den Regelwerken sollen die Maßnahmen der Untergrundvorbereitung eine dauerhafte Haftung der Abdichtungsstoffe auf den Untergründen sicherstellen. Ausbrüche, Fugen und sonstige Vertiefungen in der Oberfläche > 5 mm sollten mit geeignetem Material aufgefüllt werden. Ecken und Kanten sollten mit einem Winkel von ca. 45 ° angefasst werden. Hohlkehlen und Innenecken sollten mit einer Ausrundung mit einem Radius von ca. 50 mm versehen werden. Für diese Hohlkehlen sind geeignete und auf den vorgesehenen Abdichtungsstoff für die nachträgliche Bauwerksabdichtung abgestimmte Materialien vorzusehen (siehe Punkt 3 des WTA-Merkblatts 4-6-14/D).

Bahnenförmige Abdichtungsstoffe

Nach wie vor werden in der Praxis bahnenförmige Abdichtungsstoffe für die nachträgliche Bauwerksabdichtung erdberührender Bauteile eingesetzt. Als bahnenförmige Abdichtungen werden Bahnen auf der Basis von Bitumen (Oxidationsbitumen- und Polymerbitumenbahnen, kaltselbstklebende Bitumendichtungsbahnen) sowie Kunststoff- und Elastomerdichtungsbahnen angewendet. Hierbei ist zu beachten, dass die ausgeführte vertikale Abdichtung an die Querschnittsabdichtung in den Wänden angeschlossen wird.

Erstabdichtung an bisher nicht abgedichtete, erdberührende Bauteile

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden erdberührende Bauteile an Gebäuden aus verschiedenen Gründen nicht abgedichtet. Ein wesentlicher Grund dafür war u. a., dass in den Kellern Lebensmittel mit einem relativ hohen Feuchtigkeitsbedarf gelagert wurden. Da sich die Nutzung der Untergeschosse von Gebäuden in den letzten Jahren jedoch grundlegend geändert hat und der Grundwasserstand in einigen Regionen ansteigt, kommt der nachträglichen Abdichtung der Bodenplatten und der Wände im erdberührenden Bereich von Gebäuden eine wachsende Bedeutung zu.

Grundsätzlich ist die Oberfläche der Bauteile im erdberührenden Bereich der Gebäude als Untergrund für die Abdichtung vorzubereiten. Dazu sind klaffende Fugen zu schließen und Ansammlungen von sandenden Bestandteilen zu verfestigen bzw. zu entfernen. Die entstehenden Vertiefungen in der Oberfläche der Bauteile sind fachgerecht aufzufüllen.

Die Ausführung der Bahnenabdichtungen {Bahnenabdichtungen} erfordert einen besonders ebenflächigen Untergrund. Die Abdichtung kann mit Oxidations- und Polymerbitumenbahnen, kaltselbstklebenden Bitumendichtungsbahnen bzw. mit Kunststoff- und Elastomerbahnen – bezogen auf den vorgegebenen Lastfall – erfolgen. Bei Einsatz von Kunststoff- und Elastomerbahnen sind Bahnen mit Selbstklebeschicht in der Mehrzahl der Anwendungsfälle vorteilhaft.

Am unteren bzw. oberen Rand kann die Fixierung mit in die Wand eingesetzten Verbund-blechwinkeln erfolgen. Dazu wird im Bauteil eine Fräsnut in einer Breite von ca. 2,5 mm und einer Tiefe von ca. 25 mm hergestellt. Diese Fräsnut wird mit dauerelastischer Dichtungsmasse gefüllt. In die noch frische Dichtungsmasse wird ein Verbundblechwinkel mit Abmessungen von ca. 15 x 60 mm eingesetzt. Dabei wird der kurze Schenkel in die dauerelastische Dichtungsmasse gedrückt und der lange Schenkel am Bauwerk mechanisch befestigt. Die Dichtungsbahn wird danach direkt auf dem Verbundblechwinkel aufgeschweißt bzw. wird diese bei Verklebung bis zum Rand des vertikalen Schenkels geführt und mit einem unkaschierten Streifen der Abdichtungsbahn mit dem Verbundblechwinkel verschweißt.

Für alle zu verklebenden Bahnentypen ist der Untergrund mit einem systemgebundenen Voranstrich zu versehen. Die Bahnen sollten möglichst hohlraumfrei auf dem Untergrund aufgelegt und mit diesem fest verklebt werden. Vorhandene Risse sind nicht entscheidend für die Anwendung bahnenförmiger Abdichtungen, da die Materialien im Wesentlichen rissüberbrückend sind. Bei der Verwendung von Kunststoff- und Elastomerbahnen kann zudem eine lose Verlegung erfolgen. Die Herstellerangaben in den Produktdatenblättern bzw. den Verarbeitungsrichtlinien sind in jedem Fall zu beachten.

Sanierung einer vorhandenen Bauwerksabdichtung

Bei Vorhandensein einer bestehenden, nicht mehr funktionsfähigen Bauwerksabdichtung ist diese besonders sogfältig zu überprüfen. Lose Bestandteile bzw. Bestandteile mit ungenügender Haftung auf dem Untergrund sind zu entfernen.

Vorhandene, festsitzende Bereiche mit ausreichender Haftung zum Untergrund können auf dem Untergrund verbleiben. Diese sollte jedoch fachgerecht für die Aufnahme der neuen Abdichtung vorbereitet werden. Die Anwendung von Dichtungsbahnen aus nicht bitumenverträglichem Material (z. B. PVC) setzt voraus, dass diese Materialien nicht mit bitumenhaltigen Werkstoffen in Berührung kommen bzw. auf zugelassenen Trennlagen angeordnet werden. Sollten die vorhandenen Abdichtungsstoffe Teer enthalten, sind diese grundsätzlich vollständig zu entfernen und fachgerecht zu entsorgen.

Flüssig zu verarbeitende Abdichtungsstoffe

Für Anwendung von flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen wurden in Ergänzung zur DIN 18195 umfangreiche Merkblätter und Verarbeitungsrichtlinien erarbeitet und veröffent-licht. Der Inhalt dieser Merkblätter bzw. Verarbeitungsrichtlinien behält auch nach der Um-stellung auf die DIN 18533 seine Gültigkeit. Zum Teil sind die Inhalte der Merkblätter bzw. Verarbeitungsrichtlinien im WTA-Merkblatt 4-6-14/D bzw. den entsprechenden DIN-Normen wiedergegeben.

Bei Anwendung der jeweiligen Stoffe sollten die Informationen aus den Merkblättern bzw. den Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller auf den konkreten Anwendungsfall angewendet und beachtet werden.

Bei der Applikation von flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen wird die erforderliche Schichtdicke auf der Baustelle hergestellt. Dies setzt eine umfassende Planung und fachgerechte Ausführung voraus. Die realisierte Schichtdicke ist gemäß den Anwendungsrichtlinien des angewendeten Materials zu kontrollieren und das Ergebnis der Kontrolle ist zu protokollieren. Für die angewendeten Materialien ist, nach meiner Kenntnis, eine zerstörungsfreie Schichtdickenkontrolle nicht möglich. Deshalb kann die Schichtdickenkontrolle nur im frischen Material oder an Rückstellproben erfolgen.

Kunststoffmodifizierte Dickbeschichtungen {kunststoffmodifizierte Dickbeschichtungen}

Für die Anwendung von KMB (kunststoffmodifizierte Dickbeschichtung) bzw. PMBC (Polymer modified bituminous thick coatings) sollte für das angewendete Produkt ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis vorliegen. Die Anwendung der Stoffe ist zwar in der DIN 18195-2 geregelt, jedoch gibt es bei der Anwendung häufige Fragen, welche in den Prüfzeugnissen beantwortet werden.

Die KMB wurde vor über zehn Jahren als Abdichtungsstoff in die DIN 18195-2 aufgenommen. Ergänzend ist die Abdichtung mit KMB in der Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen (KMB-Richtlinie), aktuell in der 3. Ausgabe Stand 2010 umfassend beschrieben. In der aktuellen Rechtsprechung gibt es nach wie vor Streit darüber, ob diese Richtlinie den allgemein anerkannten Regeln der Technik entspricht. Nach meiner Auffassung hat sich die KMB-Abdichtung über die lange Zeit ihrer Anwendung in der Praxis bewährt. Auftretende Schäden bei der Ausführung dieser Abdichtung beruhen nach meiner Auffassung häufig auf der nicht fachgerechten Ausführung der Abdichtungsarbeiten. Heute werden ca. 75 % aller Abdichtungen an Gebäuden mit KMB ausgeführt.

Mineralische/flexible Dichtungsschlämme {Dichtungsschlämme}

Mineralische Dichtungsschlämme (MDS) sind zementgebunden und deshalb unempfindlich gegen mit Feuchtigkeit gesättigte Untergründe. MDS sind kaum rissüberbrückend. Deshalb werden an den Untergrund bezüglich der Rissbreitenbeschränkung hohe Anforderungen gestellt. Das Material „mineralische Dichtungsschlämme“ ist in der DIN 18195-2 verankert. Ihre Anwendung ist in der Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen von Bauteilen mit mineralischen Dichtungsschlämmen (1. Ausgabe vom Mai 2002) umfassend beschrieben. MDS werden häufig als Abdichtung gegen rückwertige Feuchtigkeitsbelastungen in Kombination mit anderen Abdichtungsmaterialien eingesetzt.

Flexible Dichtungsschlämme (FDS) sind eine spezielle Form der Dichtungsschlämme, welche durch die Zugabe von Kunststoffen flexibler werden. Für den Einsatz und die Verarbeitung sind die Empfehlungen in der Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit flexiblen Dichtungsschlämmen (2. Ausgabe vom April 2006) zu beachten. Die FDS haben gegenüber den mineralischen Dichtungsschlämmen eine höhere Möglichkeit der Rissüberbrückung und können somit auch in Kombination mit diesen eingesetzt werden.

Flüssigkunststoffe {Flüssigkunststoffe}

Flüssigkunststoffe (auf der Basis von PMMA, UP und PUR) werden in erster Linie für die Abdichtung in Kombination mit Fliesen und Platten, für die Abdichtung von Dächern, Balkonen und Terrassen sowie für die Detailausbildung angewendet. Seit Jahren haben sich die Flüssigkunststoffe in der Praxis für diese Gebiete bewährt. Zur Detailabdichtung schwieriger bzw. unregelmäßiger Untergründe (Durchdringungen der Abdichtungsebene) werden sie zudem mit sonst verwendeten Abdichtungsmaterialien (z. B. Kunststoff- und Bitumenbahnen) kombiniert. Besonders die Anschlüsse der nachträglichen Bauwerksabdichtung an in die Gebäudehülle eingesetzte Bauteile, wie Eingangstüren, Terrassentüren und Terrassenfenster, werden oft mit Abdichtungen aus Flüssigkunststoff ausgeführt.

Für die Anwendung von Flüssigkunststoffen sind die Anforderungen in den Merkblättern bzw. den Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller einzuhalten. Zudem sollten die verwendeten Produkte über ein gültiges allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) oder eine europäische technische Zulassung verfügen. So regelt z. B. die ETAG 022 die europäische technische Zulassung von Flüssigkunststoffen. Gemäß Definition sind dort jedoch keine Einzel-komponenten eines Abdichtungssystems vorgesehen, sondern die Abdichtung als zusammen-gefügtes System (kit). In jedem Fall sollte die Anwendung von Flüssigkunststoffen jedoch gemäß dem abP bzw. den Herstellerrichtlinien erfolgen.

Die Abdichtung von Details mit Flüssigkunststoffen ist weder im erdberührenden Bereich noch bei der Abdichtung auf Flachdächern, Balkonen und Terrassen ein „Allheilmittel“, aber eine sinnvolle Ergänzung der Abdichtungsmaßnahmen. Die Hinweise im Leitfaden für die Planung und Ausführung von Abdichtungen von Dächern, Balkonen und Terrassen mit Flüssigkunststoffen nach ETAG 005 des Verbands Deutsche Bauchemie e.V. können sinngemäß auch für die nachträgliche Bauwerksabdichtung von Gebäuden im erdberührenden Bereich angewendet werden.

Die Vorgaben zur Notwendigkeit des Einlegens einer Verstärkungseinlage bzw. zur Schichtdicke usw. sind in jedem Fall einzuhalten. Die Hersteller der verwendeten Abdichtungsmaterialien müssen die Verträglichkeit zwischen verschiedenen Materialien bestätigen und die zu wählende Schichtenfolge festlegen (dies gilt insbesondere auch bei Flachdachabdichtungen).

Schutzmaßnahmen und Schutzschichten

Alle verarbeiteten Abdichtungsmaterialien sind durch die Anordnung von Schutzschichten vor mechanischen Beschädigungen zu schützen. Besondere Bedeutung kommt den Schutzmaßnahmen während der Ausführung der Abdichtungsschicht zu. In dieser Phase sind flüssig verarbeitete Abdichtungsstoffe meist noch pastös und somit sehr empfindlich gegen auftretende schädigende Einwirkungen, wie z. B. Niederschlag, Frost usw..

Schutzmaßnahmen während der Bauzeit

Einzusetzende Schutzmaßnahmen bzw. das Anbringen von Schutzschichten für nachträgliche Bauwerksabdichtungen sind im WTA-Merkblatt 4-6-14/D unter Punkt 4.6 beschrieben.

Schutzmaßnahmen {Bauwerksabdichtung, Schutzmaßnahmen} während der Bauzeit sind vorzusehen, um die nachträgliche Bauwerksabdichtung bis zur Fertigstellung der Sanierungsmaßnahme vor Beschädigung bzw. schädlichen Einflüssen zu schützen.

Die Schutzmaßnahmen bestehen im Wesentlichen aus der

Abdeckung des Applikationsbereiches und dem
Wärme-/Regenschutz während der Applikation.

Schutzschichten nach Fertigstellung der Abdichtung

Die aufgebrachten Schutzschichten {Bauwerksabdichtung, Schutzschichten} müssen die Abdichtungsschicht dauerhaft vor schädigenden Einflüssen schützen. Dabei dürfen keine Belastungen auf die Abdichtungsebene übertragen werden. Die Schutzschichten dürfen sich nicht in die Abdichtung eindrücken. Das fachgerechte Aufbringen der Schutzlage auf die Abdichtung darf erst nach vollständiger Durchtrocknung der Abdichtung erfolgen.

Schutzschichten werden auf fertiggestellte nachträgliche Bauwerksabdichtungen aufgebracht, um diese vor mechanischen Beschädigungen z. B. beim Verfüllen des Arbeitsraums zu schützen und das anfallende Wasser sicher in den Untergrund abzuleiten. Diese Schutzwirkung kann erreicht werden durch:

Aufbringen einer Perimeterdämmung (Die Verklebung der Dämmplatten auf der trockenen Abdichtung muss gemäß der anstehenden Wasserbelastung erfolgen.)
Anordnung einer Schutzschicht auf der fertiggestellten Abdichtung (Drainageplatten mit integrierter Gleitschicht, Vliese bzw. Wirrgelegebahnen mit integrierten Gleitschichten)

Die auf die Abdichtung aufgebrachten Schutzschichten dürfen keine Kräfte in die Bauwerksabdichtung einleiten.

Übergänge zwischen Abdichtungsstoffen und Anschluss an in die Gebäudehülle eingebauten Bauteile

Besonders im Sockelbereich bzw. beim Anschluss der Abdichtungsebene an Bauelemente (Fenster, Terrassentüren bzw. Eingangstüren) sind die Übergänge der Abdichtungsmaterialien fachgerecht zu planen und auszuführen. Die verwendeten Abdichtungsstoffe müssen untereinander kompatibel sein.

Bei Entscheidungen zur Überarbeitung einer Eindichtungsebene mit einem neuen Abdichtungsmittel sollte der Rat der technischen Abteilung des Herstellers eingeholt werden.

Hinweis zur Anwendung von Regelwerken

Die Regelwerke stellen allgemein gültige Empfehlungen zur Anwendung von Materialien auf der Basis der Verarbeitungsvorschriften der Produkthersteller dar. Deshalb sind eine konkrete Planung auf Basis einer umfassenden Bauwerksanalyse und eine damit verbundene objektbezogene Anwendung der Regelwerke besonders wichtig. Bei den in den Regelwerken vorhandenen Skizzen handelt es sich um „Prinzipskizzen“, welche für den jeweiligen Anwendungs-fall anzupassen sind.

Literaturempfehlungen

Oswald, R. (Hrsg.): Aachener Bausachverständigentage 2012. Gebäude und Gelände – Problemfeld Gebäudesockel und Außenanlagen. Springer Vieweg, Wiesbaden 2013

Oswald, R. (Hrsg.): Aachener Bausachverständigentage 2013. Bauen und Beurteilen im Bestand. Springer Vieweg, Wiesbaden 2014

Frössel, F.: Lehrbuch der Kellerabdichtung und -sanierung. 3. Aufl., expert Verlag, Renningen 2009

Oswald, R.; Zöller, M.; Abel, R.; Oswald, M.; Wilmes, K.: Dauerhaftigkeit von Übergängen zwischen flüssigen und bahnenförmigen Abdichtungen am Beispiel genutzter und nicht genutzter Flachdächer. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2015

Zöller, M.; Sous, S.; Wilmes, K.: Dauerhaftigkeit von Abdichtungen auf nicht massiven Untergründen im Sockelbereich. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2016

Hornig, U.: Abdichtungen im Bauwesen: Normung, Zulassung, Forschung und Anwendung; Themenschwerpunkt Abdichtung von Bestandsbauwerken/7. Leipziger Abdichtungsseminar, 24.01.2012. MFPA, Leipzig 2012

vdd Industrieverband Bitumen-Dach-und Dichtungsbahnen e.V. (Hrsg.): Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen – abc der Bitumenbahnen. Frankfurt a. Main

Fußnoten:

[1]

Entwurf DIN 18195:2015-06 Abdichtung von Bauwerken – Begriffe

[2]

Vgl. DIN 18195-8:2011-12 Bauwerksabdichtungen – Teil 8: Abdichtungen über Bewegungsfugen sowie DIN 18195-9:2010-05 Bauwerksabdichtungen – Teil 9: Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse

[3]

Vgl. DIN 18195 Beiblatt 1:2011-03 Bauwerksabdichtungen – Beiblatt 1: Beispiele für die Anordnung der Abdichtung

[4]

Vgl. Entwurf DIN 18533 Abdichtung von erdberührten Bauteilen, Teile 1 bis 3 vom Dezember 2015: Teil 1: Anforderungen, Planungs- und Ausführungsgrundsätze, Teil 2: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen, Teil 3: Abdichtung mit flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen

[5]

DIN SPEC 20000-202:2016-03 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken – Teil 202: Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung als Abdichtung von erdberührten Bauteilen, von Innenräumen und von Behältern und Becken

der bauschaden Spezial Feuchteschutz in der Altbausanierung

Подняться наверх