Читать книгу Der Anfang vom Rest des Lebens - Dominique Haring - Страница 6
ОглавлениеKapitel 2
Als Isabell endlich nach einem langen Tag im Büro in ihre Einfahrt zu Hause einbog, konnte sie schon Nick in der Küche stehen sehen. Sie stellte den Motor ab und hielt kurz inne. Sie fing an, ihren Mann zu beobachten. Nick stand mit dem Rücken zum Fenster. Die Ärmel von seinem blauen Jeanshemd hatte er auf beiden Seiten hochgekrempelt. Seine schnellen Bewegungen zwischen den Küchenschränken, dem Kühlschrank und dem Herd ließen vermuten, dass Nick dabei war, Abendessen zu kochen. Zum Glück musste sich Isabell abends nicht auch noch ums Essen kümmern, wenn Nick zu Hause und nicht gerade auf Geschäftsreise war. Nick übernahm diese Aufgabe sehr gern. Er war meistens früher als sie zu Hause und, was das Kochen angeht, definitiv talentierter. Isabell konnte zwar auch etwas Essbares auf den Tisch bringen, aber die Zubereitung dauerte immer viel zu lang und die Küche sah später aus, als wäre eine Bombe explodiert. Aus dem Grund verzichtete Nick immer freiwillig auf die Kochkünste seiner Frau und machte das Essen dann lieber selber.
Kaum war Isabell zur Tür herein, rief Nick aus der Küche: »Hey Issi, du kannst dich schon setzen. Essen ist fast fertig.«
»Hey Nick«, erwiderte Isabell. Dann zog sie ihre Pumps und ihren blauen Strickmantel aus, stellte ihre Handtasche und die Präsentationsmappe auf den Boden vor die Garderobe im Flur und ging in die Küche. Sie begrüßte Nick mit einem flüchtigen Kuss auf den Mund und setzte sich an den bereits fertig gedeckten Esszimmertisch in der Küche. Sie schaute sich den gedeckten Tisch an und überlegte, wann sie das letzte Mal einen richtig romantischen Abend zusammen hatten. Gefühlt war es schon eine Ewigkeit her. Jahrelang war es ein festes Ritual, dass Nick einmal im Monat Isabell mit einem romantischen Abendessen überraschte. Zur Begrüßung stießen Isabell und Nick dann immer mit einem Glas Prosecco an. Dann führte Nick Isabell zu ihrem Platz und Nick verwöhnte Isabell mit einem Drei-Gänge-Menü mit einem dazu passenden Wein. Der Tisch wurde von Nick liebevoll mit ein paar Rosen und Kerzen eingedeckt. Im Hintergrund spielte leise gefühlvolle Piano-Musik, z. B. von Frank Sinatra, und während des gesamten Abendessens schauten sich beide tief in die Augen. An dem Abend waren Handys streng verboten.
Isabell ließ den Blick vom Tisch zu Nick gleiten und seufzte kaum hörbar.
»Wo war der gutaussehende, so aufmerksame Romantiker von früher nur geblieben?«
Isabell versuchte sich einzureden, dass es einfach ganz normal sei, dass sich ein Eheleben nun einmal irgendwann anders anfühlen musste als die rosa Wolke, auf der man am Anfang einer Beziehung flog. Nach ein paar Jahren schaute man sich anders an und vielleicht hatte auch der unerfüllte Kinderwunsch und der damit verbundene Stress dazu beigetragen, dass die Romantik ein wenig verloren gegangen war.
»Willst du ein Glas Wein zum Essen?«, fragte Nick.
»Blöde Frage. Wie immer!«, antwortete Isabell etwas schnippisch.
Kurz darauf servierte Nick das Essen mit zwei Gläsern Rotwein.
»Auch schön, dich zu sehen«, sagte Nick, jetzt ebenfalls ein wenig genervt. »Schlechten Tag im Büro gehabt, oder was ist dir über die Leber gelaufen?«
»Nein, eigentlich nicht. Habe den Auftrag für die Werbekampagne für das neue Shampoo bekommen«, teilte Isabell selbstbewusst und stolz mit und prompt veränderte sich ihre Stimmung.
»Bitte entschuldige. Ich habe schlecht geschlafen und irgendwie war der Tag dann einfach nur anstrengend. Lass uns essen! Es sieht wie immer sehr lecker aus.«
»Entschuldigung angenommen. Bon Appetit!«
»Dir auch, Nick.«
An diesem Abend gingen Isabell und Nick zwar zur gleichen Zeit schlafen, aber nicht gemeinsam. Jeder kauerte auf seiner Seite des Bettes, bis jeder für sich eingeschlafen war.
Mit gemeinsamer Zweisamkeit war es auch nicht mehr das Wahre und es kam immer öfters vor, dass im Bett Funkstille herrschte. An manchen Tagen war Isabell froh und erleichtert, wenn Nick keine Anstalten machte, die in irgendeiner Form nur in Richtung Sex gehen könnten. Die ganzen Versuche, immer schwanger zu werden, waren irgendwann zu einer Pflichtübung geworden und hatten nichts mehr mit einem erfüllten Sexleben zu tun, bei dem jeder auf seine Kosten kommt.
Früher war das anders. Sie konnten die Finger nicht voneinander lassen. An manchen Abenden hatten Isabell und Nick kaum die Haustür geschlossen, da lagen sie nackt im Hausflur. Wie oft hatten sie Angst, dass die Nachbarn sie dabei beobachteten, weil sie im Eifer des Gefechts oft erst viel zu spät an das Zuziehen der Gardinen gedacht haben. Aber früher oder später war der Punkt in einer Beziehung erreicht, wo es einfach nicht mehr so ist wie am Anfang und der Alltag schlich sich ein. Ganz langsam, still und heimlich. Es war doch ein ganz normaler Prozess in einer Beziehung und Ehe. Das Verlangen nacheinander lässt einfach nach mit der Zeit. Zumindest versuchte sich Isabell dies einzureden.
Jedoch ertappte Isabell ihr Herz dabei, wie es in den letzten Monaten des Öfteren immer wieder dieselben Fragen stellte.
»Warum fühle ich eine Leere, wo keine sein dürfte? Warum fühle ich mich so schwer? War das alles? Muss da nicht noch mehr kommen?«
Isabell wurde durch ein paar Sonnenstrahlen geweckt, die durchs Fenster fielen. Langsam öffnete sie ihre Augen. Irgendwas stimmte nicht und Isabell suchte den Grund für ihre Annahme. Sie überlegte und runzelte die Stirn dabei.
»Seit wann ist es so früh morgens schon so hell?«
Mit einem Ruck saß sie senkrecht im Bett …
»Scheiße!!! Verschlafen«, fluchte sie laut und weckte damit natürlich auch sofort Nick, der gehofft hatte, endlich mal ausschlafen zu können.
Es war zwar Samstag, aber Isabell war mit ihrer besten Freundin Eve zum Shoppen in Preston verabredet. Sie wollten sich um elf Uhr zum späten Frühstück treffen, bevor es in die Stadt ging. Isabell schaute auf ihren Wecker auf dem Nachttisch.
»Scheiße, schon kurz nach zehn!!«, fluchte sie wieder.
»Jetzt aber schnell, Eve wird mich umbringen!«
»Oh Mann, Issi. Geht das auch leise? Ich kann endlich mal ausschlafen!«
Nick drehte sich sichtlich verärgert auf die andere Seite und stülpte sich das Kopfkissen über seinen Kopf. Schnell verschwand Isabell im Badezimmer. Sie legte den Turbo ein. Sie war selber überrascht, dass sie innerhalb von fünfundzwanzig Minuten fertig gewaschen, geschminkt, frisiert und angezogen unten im Hausflur stand.
Zum Erstaunen von Isabell fehlte noch jede Spur von Eve, als sie beim verabredeten Treffpunkt an der Ecke der Boutique A Rosa eintraf. Isabell schaute auf ihr Handy. Eve hatte bereits eine Nachricht geschrieben.
10:56
»Sorry Liebes, heute musst du warten. Ich steh im Stau. Und das an einem Samstag!!! «
Isabell antworte sofort.
11:01
» Dabei war ich total pünktlich! Wie lang brauchst du noch?«
11:03
»5 Minuten!!«
11:03
»Ok. Ich warte. «
11.04
»Sehr gütig von dir!!!!«
Isabell schaute etwas ungeduldig auf die Uhr und bemerkte dabei, dass sie leicht fror. Für Ende September war es wirklich schon sehr frisch, stellte Isabell fest. Im Auto hatte sie das gar nicht richtig wahrgenommen. Zum Glück hatte sich Isabell in der morgendlichen Hektik für ihren dickeren grauen Mantel und einen passenden Schal entschieden.
Auf Eve warten zu müssen, war für Isabell eine ungewöhnliche Situation. Isabell musste auf einmal daran denken, wie sie Eve kennengelernt hat.
Es war Peters dreißigster Geburtstag und somit ein guter Anlass für eine ausgelassene Geburtstagsparty. Das war vor sechs Jahren. Isabell war zu dem Zeitpunkt frisch mit Nick verlobt und todunglücklich, dass er an diesem Abend keine Zeit hatte, mitzukommen. Aber das Geschäft ging leider manchmal vor. Isabell hasste es, irgendwohin alleine gehen zu müssen. Normalerweise sagte sie eine Einladung dann lieber ab. Aber da sie es Peter versprochen hatte, blieb ihr keine Wahl.
Eve, eine Galeristin aus Preston, war eine enge Freundin von Clarissa, Peters damaliger Frau. Sie kam auch alleine. Aber nicht, weil ihr Mann verhindert war, sondern weil sie sich auf der Suche nach einer kleinen Eroberung befand. Zu dieser Zeit war Eve bereits ein überzeugter Single, der nichts anbrennen ließ. Zu ihrem Glück war auch Alex der Einladung gefolgt. So hatten sich schnell zwei gefunden, die lediglich ein wenig Spaß haben wollten und sich die Zeit zusammen vertrieben.
Das erste Aufeinandertreffen von Eve und Isabell war doch sehr ungewöhnlich und so wie es anfing, war das Ende für alle sehr überraschend. Beide sahen sich auf der Party das erste Mal und sie konnten sich auf Anhieb nicht riechen. Eve dachte, dass Isabell nur eine blöde Nuss wäre, die hinter dem Mann ihrer Freundin her war und Isabell dachte von Eve noch was viel Schlimmeres. Arrogantes Großstadtflittchen waren an dem Abend ihre genauen Worte, als Eve Isabell anrempelte, als sie aus einem Zimmer in den Flur stolperte, indem sie augenscheinlich gerade noch mit Alex zugange gewesen war. Ihre mittellangen, nicht ganz bis zu den Schultern reichenden schwarzen Haare waren total zerzaust und Eve war gerade damit beschäftigt, ihre Bluse und den Rock wieder in Ordnung zu bringen, als sie direkt in Isabell lief. Nachdem Eve sie für diesen Kommentar mit ihrem eigenem Glas Weißwein übergoss, schauten die beiden sich einen Moment lang an. Alle anderen Partygäste waren wie erstarrt. Keiner traute sich etwas zu sagen oder dazwischenzugehen. Alle warteten auf Isabells Reaktion. Doch zum großen Erstaunen aller hielten beide inne und fingen plötzlich so laut und herzhaft an zu lachen, dass alle die Welt nicht mehr verstanden. Aber am wenigsten Eve und Isabell. Nach ein paar Gläsern Wein und einem ausgewogenen, etwas betrunkenen Kennenlerngespräch merkten beide, dass sie sich sehr ähnlich waren. Natürlich abgesehen von ihrer gewählten Lebenssituation!
Seit diesem Abend waren beide unzertrennlich. Mindestens alle zwei Woche trafen die beiden sich zum Frühstück mit anschließender Shoppingtour. Die einzigen drei Monate, in denen diese gemeinsame Leidenschaft nicht ausgelebt wurde, waren die Monate nach der Geburt von Eves Tochter Cathleen. Der ganze Stolz der überzeugten Single-Frau. Cathleen war jetzt drei Jahre alt und wirklich eines der süßesten kleinen Mädchen, die Isabell kannte. Sie war so stolz, als Eve sie als Patentante aussuchte, dass sie vor Glück die ganze Welt umarmen hätte können. Isabell war zwar schon ein paar Jahre zuvor die Patentante von Sophie geworden, aber zu Cathleen hatte sie von Beginn an ein viel engeres und stärkeres Band. Cathleen war wie ihre eigene Tochter. Eve hatte es nicht geplant. Sie wurde im Urlaub bei einem One-Night-Stand schwanger. Zu dem Vater von Cathleen hatte Eve nie versucht, Kontakt aufzunehmen. Und auch wenn ein Kind nicht in Eves Lebensplanung gehörte, musste sie nicht einen Moment über einen Abbruch nachdenken. Als sie von der Schwangerschaft erfuhr, war sie dennoch zutiefst geschockt. Tagelang meldete sie sich nicht. Doch als sie endlich nach ein paar Wochen zusammen mit Isabell beim Frauenarzt war und auf dem Monitor das kleine Herzchen schlagen sah, war es um Eve geschehen. Sie konnte ihr Glück nicht fassen. Beide hatten sich so sehr gewünscht, dass Isabell zur gleichen Zeit schwanger wird, damit sie ihre Kinder zusammen aufziehen können. Leider blieb der Wunsch der Freundinnen unerfüllt.
Die Zeit von Eves Schwangerschaft war für Isabell oft schmerzhaft. Auch wenn sich Isabell gemeinsam mit Eve freute, war sie des Öfteren neidisch und manchmal kamen ihr schlechte Gedanken in den Sinn. Warum wurde Eve mit einem Kind beschenkt, obwohl sie doch nie einen Mann oder Kinder gewollt hat? Warum bekam sie nicht den Wunsch erfüllt, ein neues Leben auf diese Welt zu bringen? Es war ihr größter Wunsch und einfach nicht fair. Isabell versuchte, diese Gedanken vor Eve zu verbergen und zog sich in solchen Phasen einfach ein wenig zurück und schob die Arbeit vor. Aber als Cathleen auf die Welt kam, ändert sich alles. Die schlechten Gedanken und die Missgunst waren verschwunden und Isabell war unendlich glücklich über diesen kleinen neuen Menschen, der auch in ihr Leben getreten war. Sie war bei der Geburt die ganze Zeit an Eves Seite und irgendwie hatten die beiden es zusammen durchgestanden. Als Eve Isabell dann noch fragte, ob Isabell die Ehre der Patenschaft für Cathleen übernimmt, war das Glück für alle vollkommen.
Isabell schaute wieder auf die Uhr.
Aus weiter Entfernung hörte sie eine Frauenstimme rufen. Isabell blickte in die Richtung, aus der sie die Stimme wahrgenommen hatte. Eve lief sichtlich abgehetzt auf Isabell zu.
»Sorry, mein Liebe. Ich habe Cathleen noch bei meinen Eltern abgesetzt und auf dem Weg in die Stadt war ein großer Unfall und ein wahnsinniger Stau.«
Isabell wartete noch einen Moment, bis Eve näher bei ihr war, bevor sie antwortete.
»Ach Eve. Ist schon gut. Ich glaube, die letzten zwanzig Male bin ich zu spät gekommen und du musstest auf mich warten.«
»Da könntest du allerdings Recht haben. Aber ich warte natürlich immer gerne auf dich.«
Herzlich begrüßten sich die beiden Freundinnen und Isabell schlug vor, schnell ins Café Little Cake hineinzugehen.
»Einen Tisch am Kamin?«, fragte Isabell.
»Auf jeden Fall. Das Frühstück wie immer?«
»Auf jeden Fall.«
Beide waren ein eingespieltes Team. Isabell ergatterte den letzten freien Tisch am Kamin und Eve bestellte direkt beim Reingehen an der Theke für beide das kleine Frühstück mit krossem Toast, Rührei, gebratenem Speck und einem Buttercroissant mit Zitrusmarmelade, dazu einen Cappuccino und ein Glas Orangensaft.
Das Café Little Cake hatte den Charme einer alten, urigen Kneipe. Eine lange Holztheke erstreckte sich durch den ganzen Raum. Alle Tische, Bänke und Stühle waren ebenfalls in einem dunklen Holzton gehalten. Der Parkettfußboden und der riesige Kamin am Ende des Raumes rundeten das komplette Zusammenspiel ab. Die Plätze vor dem Kamin waren sehr begehrt, da man hier auf der einen Seite die Wärme und Gemütlichkeit des Kamins genießen konnte und auf der anderen Seite bot sich einem eine tolle Aussicht auf die Einkaufsstraße durch die großen bodentiefen Fenster.
Eve nippte an ihrer heißen Tasse Kaffee und lächelte verschmitzt Isabell an. Isabell kannte diesen Blick. Der Blick sagte: »Ich platze gleich, wenn ich dir nicht sofort etwas erzählen kann.«
Isabell machte sich einen Spaß daraus und ließ Eve noch ein wenig zappeln. Aber lange hielt sie es selber nicht aus.
»Ja, Eve. Möchtest du mir irgendwas erzählen oder warum grinst du mich so von der Seite an?«
»Du wirst nie glauben, was mir vorgestern passiert ist!«
Isabell schaute Eve mit einer hochgerissenen Augenbraue an und erwiderte: »Lass mich raten. Du hast einen total heißen Typen kennengelernt. Eure Blicke trafen sich und es war sofort klar, dass da noch etwas geht. Dann seid ihr irgendwo hin verschwunden. Wahrscheinlich eher zu ihm, da du ja nicht so gerne Fremde bei dir zu Hause in die Wohnung lässt. Dann habt ihr euch ein, zwei Stunden richtig vergnügt. Nicht zu vergessen, dass der Typ einfach nur HAMMER aussah und auch richtig was im Bett zu bieten hatte, sondern er auch noch echt witzig war. Kommt das in etwa hin, meine Liebe?«
Eve guckte Isabell mit großen Augen und einem Schmollmund an, der versuchte, Traurigkeit und Entsetzen gleichzeitig darzustellen.
»Ich hätte es nicht besser erzählen können, Isabell. Woher wusstest du das so genau? Warst du dabei oder hast du neuerdings telepathische Fähigkeiten, von denen du mir noch berichten wolltest?«
Beide guckten sich an und fingen laut an zu lachen.
»Definitiv telepathische Fähigkeiten!!! Eve, ich kenn dich einfach erschreckend gut.«
»Das stimmt wohl. Aber dir erzähl ich besser gar nichts mehr. Und nur zu deiner Info … Das Ganze ging lediglich eine halbe Stunde und er sah, nachdem er seine Klamotten ausgezogen hatte, nicht mehr so gut aus wie ursprünglich angenommen. Diese Aktion hätte ich mir sparen können.«
»Ach, jetzt sei nicht beleidigt. Ich liebe deine Bettgeschichten. So höre ich wenigstens mal etwas darüber«, entgegnete Isabell und schaute in ihre eigentlich schon längst leere Kaffeetasse.
»Oh je. Ist es immer noch nicht besser geworden zwischen dir und Nick?«
»Mal so, mal so. An einigen Tagen geht es und ich denke, dass alles wieder auf einem guten Weg ist und an anderen Tagen wirkt er so weit weg. Als wenn wir beide kilometerweit voneinander getrennt sind, obwohl wir im gleichen Haus, im gleichen Raum oder im gleichen Auto sitzen und das gleiche Bett teilen.«
Eve sah ihre Freundin an und erkannte den Kummer in der Tiefe ihres Herzens. Aber sie wusste auch, dass sie jetzt nur versuchen konnte, ihre Freundin abzulenken und ihr keine guten Ratschläge geben sollte. Schließlich war sie ja nicht unbedingt die richtige Person, um Beziehungstipps zu geben.
»Kellner, zwei Prosecco bitte.«
»Eve, wir wollten doch nach dem Kaffee los.«
»Ach, einen kleinen Prosecco bekommen wir schon noch zeitlich reingequetscht. Schließlich sind wir ja nicht auf der Flucht. ODER?«
»Manchmal habe ich schon das Gefühl, wenn ich mit dir von einem Schlussverkauf zum Nächsten muss.«
Beide lachten wieder und nahmen sich in den Arm.
Nach ein paar größeren und kleineren Schnäppchen hatte sich bereits der späte Nachmittag eingeschlichen und beide beschlossen, sich auf den Nachhauseweg zu machen. Eve musste noch Cathleen von ihren Eltern abholen und Nick würde bestimmt mit dem Abendessen warten.
»Meine Liebe, ich wünsche dir einen besonders schönen Abend.« Eve grinste und schnappte sich die kleine rosafarbene Tüte, die Isabell mit den anderen Einkäufen kurz auf den Boden abgestellt hatte, um ihren Autoschlüssel aus der Handtasche herauszuholen. Die Tüte hielt Eve mit ihrem Zeigfinger hoch und ließ sie von rechts nach links schwingen. Isabell war das sichtlich unangenehm. Ihre Gesichtsfarbe verwandelte sich schlagartig in einen hellen Rotton.
»Geht es noch, Eve? Vielleicht noch ein bisschen lauter, damit alle hören und sehen, was ich gekauft habe und was ich damit vorhabe.«
»ISSI! Bleib mal locker. Es interessiert sich kein Mensch für deine kleine Tüte hier. Als wenn du die einzige Frau wärst, die aus der Stadt mit einer Victoria’s-Secret-Tüte nach Hause geht.«
»Komm her, du Verrückte«, sagte Isabell, als sie Eve zur Verabschiedung in den Arm nahm.
»Ich wünsche dir ein schönes Wochenende. Gib Cathleen einen dicken Kuss von mir. Es wird Zeit, dass ihr mal wieder zusammen vorbeikommt.«
»Das machen wir! Dir auch ein noch schönes Wochenende und vor allem einen schönen Geburtstag am Montag. Ich bin untröstlich, dass ich geschäftlich nicht da bin und mit dir feiern kann.«
»Da ist echt schade, aber mit sechsunddreißig Jahren gibt es da ja auch nicht wirklich was zu feiern.«
»Man sollte jedes Jahr feiern, meine Liebe. Vor allem, wenn man noch so verdammt heiß aussieht wie wir beide!!«, schrie Eve förmlich hinter Isabell her, die sich bereits einige Meter entfernt hatte.
Isabell schüttelte den Kopf, drehte sich aber nicht erneut um und tat so, als wenn sie mit der schreienden Frau nichts zu tun hätte. Mit zügigen Schritten ging Isabell zu ihrem Wagen.