Читать книгу Bolan und das Killer-Kommando von Colorado: Ein Mack Bolan Thriller #25 - Don Pendleton - Страница 9

Kapitel 3: Kalt

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Diesen Einsatz leitete ein sehr scharfer Verstand.

Geschniegelt uniformierte Truppen mit MPs im Anschlag überwachten den Zutritt zum Schlachtfeld, während Gruppen von Arbeitern und Einheiten von Bergungstrupps das Gebiet von allen Anzeichen des Kampfs säuberten. Große Auflieger-Sattelschlepper transportierten die ausgeweideten Rümpfe und Kleinteile der zertrümmerten Truppenfahrzeuge ab, während Feldambulanzen die Toten und Leichenteile wegfuhren und Sanitäter den Verwundeten erste Hilfe leisteten. Sogar ein Abschleppwagen tauchte auf, um die Überreste des gepanzerten Cadillacs an den Haken zu nehmen.

Bolan behielt seine Observation während der Aufräumaktion bei, nahm die knappen Funksprüche auf, fotografierte Gesichter und Ausrüstung mit Infrarottechnik und überwachte persönliche Gespräche mit seinen empfindlichen Mikrophonen.

Es war wirklich eine ziemliche Operation.

Vielleicht ein bisschen viel für den Anlass. Bolan konnte einfach nicht glauben, dass eine so formidable Truppe nur für den einen Zweck organisiert worden war: den Krieg des Vollstreckers zu stoppen.

Da musste mehr dran sein.

Diese Jungs operierten offen und unverschämt – sie gaben sich als redliche US-Militärtruppe aus, nutzten für ihre Kommunikation eingeschränkte Funkkanäle, fuhren in "offiziellen" Fahrzeugen herum und waren mit modernsten Waffen aus dem US-Arsenal bewaffnet – und die größte Frechheit war, dass sie alles tadellos durchzogen. Beobachter vom Generalstab hätten keine verdächtige Anomalie entdeckt.

Und das alles ... für einen einzigen Mann?

Allein die finanziellen Überlegungen waren schwindelerregend. Selbst bei der Annahme, dass es ihnen gelungen sein könnte, die gesamte Ausrüstung inklosive Waffen und Munition zu stehlen, wären die täglichen Kosten für die Aufrechterhaltung einer solchen Truppe immens.

Ein düsterer Verdacht lauerte an der Schwelle von Bolans bewussten Gedanken, während er dem letzten Fahrzeug der Kolonne vom Schauplatz weg folgte. Die Fahrt ging nach Norden und dann nach Westen, tiefer in die Berge hinein, in einem mühsamen und gewundenen Aufstieg, der einer generellen Nordwest-Richtung zu folgen schien. Die letzten paar Kilometer führten über eine Reihe von schmalen Straßen und Forstwegen direkt zu der Abzweigung auf eine breite, frisch gepflasterte Privatstraße, die in einem beinahe pastoralen Tal mündete, hoch zwischen schneebedeckten Gipfeln.

Bolan hatte sich bemüht, den Überblick zu behalten, aber er war sich über die genaue geographische Lage dieser "Basis" nicht wirklich in Klaren.

Die Luft war sehr dünn und ziemlich kalt – es passierte selten genug, dass etwas die Effizienz des Motors des Kriegermobils spürbar beeinträchtigte. Die Sterne waren Bolan nie heller erschienen, der Himmel nie näher.

*

Er verließ den Weg gleich zu Beginn dieser letzten Abfahrt und suchte etwa hundertachtzig Meter oberhalb des Stützpunktes Deckung. Hinter mit Stacheldraht bewehrten Böschungen erhob sich ein hoher Maschendrahtzaun. Ein großes Schild am Tor wies das Gelände lediglich als "Eigentum der US-Regierung" aus. Zwei mit MPs bewaffnete Wachen schlossen das Tor hinter dem letzten Fahrzeug des Konvois und kehrten zu einem Geländewagen zurück, der an der Zufahrt geparkt war und offenbar als Wachunterstand diente. Hinter dem Zaun herrschte reges Treiben – viele Lichter, aufjaulende Motoren und ein Durcheinander an gedämpften Geräuschen. Offensichtlich lag das Zentrum jedoch am Fuß des Berghangs und im rechten Winkel zu Bolans Sichtlinie; Bolan konnte keine Gebäude oder geordnete menschliche Aktivität erkennen.

In Vorbereitung auf eine Erkundung außerhalb des Fahrzeugs zog er sich bis auf den schwarzen Kampfanzug aus, dachte kurz darüber nach, was der Einsatz erforderte, legte den Kampfanzug ebenfalls ab und stattdessen einen "Schutzanzug" an – einen dünnen Overall, der die Körpertemperatur innerhalb des Komfortniveaus hält. Darüber befestigte er die übliche "leichte Sondierungs"-Ausrüstung an Gurten – die 9 mm Beretta Brigadier mit Schalldämpfer, eine leistungsstarke Luftpistole mit Betäubungspfeilen, Messer, Nylon-Garrotte und diverse Munition. Dann schwärzte er Gesicht und Hände und schlich leise in die Nacht.

Die Temperatur in der Ebene war auf etwa zwölf Grad gesunken; hier oben näherte sie sich der Null-Grad-Grenze. Hier und da schufen Flecken alten Schnees Patchwork-Muster in der Landschaft. Heller Wüstenbeifuß teilte sich den gesprenkelten Boden mit mickrigen Schonungen kleiner Kiefern. Unregelmäßige Windböen streiften flüchtig über das weiche Terrain und heulten manchmal um die Felsen, irgendwo weiter oben.

Bolan fügte sich in all das ein, wurde eins damit, absorbierte es, während er selbst von davon absorbiert wurde, als er zu einer lautlosen Erkundung aufbrach.

Er ging den Zaun in einem Abstand von etwa fünfundvierzig Metern entlang, wobei er häufig innehielt, um zu beobachten und zu lauschen, und angespannt auf Anzeichen von Landminen, Stolperdrähten und anderen stillen Sicherheitsvorkehrungen achtete. Es war keine riesige Basis. Er hatte das gesamte umzäunte Gebiet in weniger als zwanzig Minuten abgeschritten, schloss nun die "Nahaufklärung" ab und zog sich zur schnelleren Durchquerung an den Fuß des gegenüberliegenden Hangs zurück, um das gesamte Tal in einer offenen Erkundung zu überblicken.

Groß war die Basis nicht – aber höllisch sauber aufgebaut.

Die Topographie hier schien auf eine Moräne – das Schmelzgebiet eines prähistorischen Gletschers – hinzuweisen, und der geheime Stützpunkt lag zwischen zwei Seitenmoränen, die sich in eigentümlichen Winkeln erstreckten. Das hintere Gebiet ragte in den Berghang hinein, zwei Seiten waren durch die Moränen geschützt, nur die vordere Grenze war von den natürlichen Gegebenheiten der Landschaft nicht verdeckt. Wegen der Erhebungen und Linien des Geländes war das Ganze dem Blick zufälliger Passanten – wahrscheinlich sogar von oben – entzogen, mit Ausnahme eines Sichtwinkels, der nicht mehr als fünfzehn Grad umfasste.

Sie fühlten sich dort offenbar verdammt sicher.

Außer am Tor waren keine Wachen postiert. Der Zaun stand jedoch unter Strom, und es gab Hinweise darauf, dass vielleicht eine Art elektronisches Alarmsystem existierte.

Bolan saß auf einem Felsen im Schatten einer struppigen Kiefer und skizzierte den Grundriss. Fünfzehn mittelgroße Wellblech-Hütten – jede konnte vielleicht zwanzig bis dreißig Männer beherbergen, je nachdem, wie viele sie hineinstopfen wollten. Großer Fuhrparkbereich mit reichlich Fahrzeugen. Ein zentrales, unscheinbares Gebäude – schätzungsweise ein Ess- und Aufenthaltsbereich – in dem es jetzt wohl Kaffee und Sandwiches für ein recht gedämpft wirkendes "Killerkommando" gab, das sich davor in apathischen Gruppen versammelte. Ein kleineres Gebäude mit einem Dach im alpinen Stil, etwas abseits der anderen Gebäude – Hauptquartier schätzungsweise, innen hell erleuchtet, viel geschäftiges Treiben. Eine kleine Hütte auf der anderen Seite: die Krankenstation, nach den Aktivitäten dort zu urteilen. Ein paar große Lagerhallen aus Metall, eine Reihe kleinerer Lagerschuppen.

Nette Einrichtung, wirklich.

Bolan vervollständigte die Skizze und verstaute sie sorgfältig zur sicheren Aufbewahrung. Dann legte er eine ruhige Nachtwache ein, Augen und Ohren offen für alle Lebenszeichen, innerhalb und außerhalb dieses unglaublichen Lagers in den Rocky Mountains. Es vergingen zwei Stunden, bis der geduldige Kundschafter überzeugt war, den Ort zu "kennen" – seinen Herzschlag, seinen Rhythmus, seinen Stoffwechsel.

*

Die Fakten passten allerdings immer noch nicht zusammen. Es war verdammt zu viel Aufwand für so einen geringen Anlass; Bolan hielt diese groß angelegte Militäroperation einfach nicht für eine simple Headhunter-Sache. Sie hatten es auf seinen Kopf abgesehen, okay – aber da musste mehr dahinterstecken.

Jingo Morelli hatte versucht, es so aussehen zu lassen, als sei der „kleine General“ der Oberbefehlshaber – er arbeitet für die Million Dollar Kopfgeld plus volle Spesen – aber er hatte den Anführer auch als "unabhängigen Unternehmer" bezeichnet, eine Konstellation, die eine Menge verrückter Ideen abdecken konnte.

Die "vollen Spesen" für eine Operation wie diese wären ein kleiner Teil des Millionen-Kopfgelds, das auf Bolans Kopf ausgesetzt war. Finanzierte tatsächlich die Mafia die ganze Angelegenheit? Bolans dunkler Verdacht blieb. Etwas war hier nicht in Ordnung.

War es möglich, dass der Mob mit irgendeiner offiziellen Regierungsbehörde, vielleicht einer geheimen Abteilung, ein Spiel trieb?

Möglich, sicher – alles war möglich.

Lucky Luciano war von einer offiziellen Regierungsbehörde aus dem Gefängnis entlassen worden, um während der Schreckenstage des Zweiten Weltkriegs die New Yorker Hafengeschäfte auf den Docks zu betreiben.

Der Mob und die CIA hatten sich angesichts Castros Kuba angefreundet, und es war kein Geheimnis, dass "die Jungs" in letzter Zeit sogar im Schatten des Weißen Hauses Freundschaften knüpfen konnten.

Nein, unmöglich war nichts.

*

Bolan bereitete sich gerade darauf vor, die Aufklärung abzubrechen und zum Kriegermobil zurückzukehren, als plötzlich ein weiteres Teilchen des Puzzles buchstäblich vom Himmel fiel. Die unverkennbaren Rotorengeräusche eines Hubschraubers ließen ihn im Schatten erstarren, und er beobachtete, wie der kleine Vogel schnell über den Gipfel hinter ihm herunterkam und im Gelände landete. Die Sichtachse in den Landebereich war schlecht; Bolan nahm nur ein paar schemenhafte Gestalten wahr, die sich rasch um die Maschine herum bewegten – ob sie ein- oder ausstiegen, konnte er nicht sagen –, und in weniger als einer Minute hob der Helikopter wieder ab.

Den Hubschrauber fand Bolan am interessantesten.

Es trug ein Kennzeichen der U.S. Army.

Nachdenklich notierte er es und machte sich bereit zum Rückzug. Es war ein kalter Rückzug – von innen heraus kalt – als der meistgesuchte Mann Amerikas begann, sich der vollen Tragweite seiner Situation bewusst zu werden.

*

Ihm war klar, dass er sich unvoreingenommen mit den Optionen auseinandersetzen musste. Unabhängig davon, wer das Sagen hatte, könnten diese "Truppen" da unten tatsächlich Soldaten der US-Armee sein. Es könnte sich um seine ehemalige "eigene" Truppe handeln, die von höheren Dienstgraden in den Krieg gegen Mack Bolan verwickelt wurde.

Und das war ein Gedanke, der ihn frösteln ließ.

Bolan hatte immer darauf geachtet, seinen Krieg auf den wahren Feind zu beschränken. Er hatte nie auf Polizisten oder andere Offizielle geschossen; er wich ihnen einfach aus, so gut es ging.

Aber jetzt ...

Ja, es war ein kalter Rückzug für den Vollstrecker. Er hatte diesen "Feind" bereits angegriffen und viele Tote auf dem Schlachtfeld hinterlassen. Und er sah keine Möglichkeit, einen "Fehler" dieses Ausmaßes zu rechtfertigen.

Absolut keine.

Wenn er so schlampig wurde – wenn seine Kampfinstinkte so versagten – dann war es höchste Zeit, dass dieser Krieg aufhörte.

Wie konnte er sich jemals wieder zutrauen, eine Entscheidung über Leben oder Tod zu fällen? Den "Fehler" eines Vollstreckers konnte man nicht korrigieren.

Verdammt – er musste Gewissheit haben!

*

Zutiefst beunruhigt schlich er zur Zufahrtsstraße zurück und investierte weitere zehn unbewegte Minuten in die Beobachtung des Torbereichs. Der Geländewagen hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Die Wachen, zwei "Soldaten" in den weißen Helmen der Militärpolizei, hielten im Fahrzeug ihre einsame Wache, automatische Waffen bei Fuß.

Bolan ließ sich zum Warten nieder, geduldig, entschlossen, die Wahrheit über diesen Ort herauszufinden. Die zehn Minuten erschienen ihm wie Stunden, bis endlich einer der "Militärpolizisten" aus dem Wagen stieg. Der Mann ließ seine Waffe auf dem Sitz liegen, machte ein paar schnelle tiefe Kniebeugen, murmelte etwas in Richtung seines Partners, zündete sich eine Zigarette an und schlenderte zu den Wüstensalbei-Büschen am Straßenrand.

Das war der Moment, auf den Bolan gewartet hatte.

Er bewegte sich innerhalb des toten Winkels des Fahrzeugs vorwärts, bis er etwa zehn Schritte entfernt war, und schoss dem Mann im Auto einen Betäubungspfeil in den Hals. Der Mann hob eine Hand an seinen Nacken und sackte still zusammen. Das Mittel würde sich sehr schnell auflösen. Innerhalb von dreißig Minuten bis zu einer Stunde, je nach Typ, wäre die Droge vollständig aus dem Blutkreislauf verschwunden. Der Mann würde aufwachen wie nach einem normalen Nickerchen, und kein gängiger medizinischer Test könnte irgendetwas nachweisen.

Bolan wartete, bis der zweite Mann dem "Ruf der Natur" gefolgt war – dann betäubte er ihn ebenfalls. Der Mann fiel mitten im Gehen um, und Bolan trug ihn zum Fahrzeug, hievte ihn auf den Sitz neben den anderen und startete eine schnelle Durchsuchung.

Beide trugen Hundemarken – offizielle Identifikations-Anhänger der Armee. Bolan machte Kopien von beiden, indem er die Zeichen mit Bleistift auf Papier durchpauste. Er fand weitere nützliche Informationen in den Jackentaschen und Geldbeuteln und notierte alles Wesentliche über diese Gegenstände. Schließlich schrieb er die Seriennummern von den automatischen Waffen und vom Fahrzeug selbst ab .

Als er einige Minuten später zu seinem mobilen Lagezentrum zurückkehrte, hätte man aus nichts auf Bolans Besuch schließen können; diese Jungs würden ein bisschen groggy aufwachen, wären vielleicht ein paar Minuten lang etwas desorientiert – und wahrscheinlich würde keiner von ihnen dem anderen gegenüber zugeben, dass er tatsächlich geschlafen hatte.

*

Doch als sich das Kriegermobil ruhig aus dieser kalten Zone entfernte, war Bolan beinahe todsicher, dass er einen schrecklichen Fehler bei der Beurteilung der Lage begangen hatte.

Und die Kälte blieb, sickerte in seine Brust und setzte sich dort fest. Sie hatten ihn endlich so weit. Sie hatten ihn ausgetrickst, ihm eine Falle gestellt – und jetzt war er vielleicht auch nicht besser als die.

Das war kalt, ja – bitter kalt.

Bolan und das Killer-Kommando von Colorado: Ein Mack Bolan Thriller #25

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