Читать книгу Bolan und der Dixieland-Konvoi: Ein Mack Bolan Thriller #27 - Don Pendleton - Страница 8

Kapitel 2: Die richtigen Zahlen

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Die erste panzerbrechende Rakete schoss aus ihrer Röhre, rauschte wütend durch die Nacht zu ihrem Rendezvous mit dem hintersten Anhänger und traf ihm mittig, mit einem Blitz und einem markerschütternden Dröhnen. Etwa fünfundvierzig Meter weiter unten ging der Mann am Tor reflexartig zu Boden und suchte Deckung hinter dem kleinen Torhaus. Fast augenblicklich übertrumpfte eine sekundäre Explosion die erste mit einem Feuerball, der die Nacht erhellte und brennende Trümmer über das gesamte Zielgebiet regnen ließ. Und ja, liebe Leute – man konnte wetten, dass diese Ladung mehr als nur Gewehre enthalten hatte. Dem Klang und dem Anblick dieses spektakulären zweiten Knalls und Feuerwerks nach zu urteilen, waren auch ein paar ordentliche Portionen Sprengstoff dabei gewesen. Und nun prügelten sie auf die Nacht ein, trompeteten in einem waagrechtem Strahl heraus, der die anderen Anhänger in dicht aufeinander folgenden Feuerbällen verschlang und die Erde unter Bolans Füßen beben ließ.

*

Das war um einiges besser, als er erwartet hatte. Er hatte diesen Verbrechern einfach vorne etwas geben wollen, worüber sie nachdenken konnten. Aber jetzt waren sie nach hinten gerückt, und das gab Bolan etwas zum Nachdenken. Er schickte die nächste LAW in das Schnapslager, und die fand dort einen Menge flüchtiger Substanzen vor und entfachte wieder eine brillante Sekundärreaktion. Zehntausend Kisten guter Whisky aus Tennessee schlossen sich der Party an, mit blauen Flammen und sengender Hitze, und jagten die taumelnden Sicherheitsleute in panischem Rückzug in einen anderen Sektor des Geländes.

Bolan verließ seine Feuerbasis und rückte zu Fuß auf das Gelände vor, die M-79 kontinuierlich bellend. Ein gut platzierter Schuss mit Explosivgeschossen verlieh einem Abschnitt der Umzäunung genug Neigung, um ihm zu ermöglichen, direkt über sie hinweg zu spazieren. Er hielt einen Moment inne und schickte ein Magazin mit 5,56-Brummern in einem engen Kreis um die Schultern eines aufgeschreckten Mafioso in khakifarbener Uniform, der um die Ecke des Bürogebäudes gekommen war, um zu schauen, was los war. Der letzte Schuss aus der Waffe des Mannes riss dröhnend ein Loch in die Wand des Gebäudes, der Mann selbst allerdings ging ohne einen Laut zu Boden.

Zwei weitere Männer rannten hinter einer Reihe von Lagerhallen hervor, glotzten die schwarz gekleidete Gestalt auf dem Zaun an, kehrten hastig um und verschwanden schnell aus dem Blickfeld, ohne auch nur einen Schuss abzufeuern. Bolan schickte ihnen eine Runde Hochexplosives hinterher, nur um sie auf Trab zu halten; er selbst ging in die andere Richtung.

Jemand da oben plärrte in die Nacht: "Er ist es! Es ist dieser Bolan! Ich habe ihn gesehen, schwarzen Anzug und alles! Er ist es!"

Ein anderer Kerl schrie: "Halt die Klappe, halt einfach die Klappe! Alla, Jungs, kommt zu mir. Pete! Du hängst dich ans Telefon und sagst es weiter! Sag ihnen, dass dieser Bastard hier draußen verrückt spielt!"

Es war wahrscheinlich "Pete", der zurückschrie: "Scheiß drauf! Ich bin hier stationiert, und ich bleibe! Das taugt nichts, Tommy. Nimm eine defensive Position ein und halte sie! Das ist alles, was wir tun können!"

Eine verärgerte Erwiderung hallte von irgendwo in den Gebäuden, aber der Lärm des Mordsspektakels und Bolans eigene Bewegungen reduzierten die Auseinandersetzung auf ein bloßes Flüstern. Er hatte jedoch genug gehört und gesehen, um zu wissen, dass diese Armee nicht mit dem Herzen dabei war. Gegen einen schwachen oder benachteiligten Gegner sähe es ganz anders aus – da würden sie sich verdammt tough aufführen. Gegen einen gleich starken Feind stand diese Truppe normalerweise nicht gut da. Bolan war ohnehin nicht wegen ihnen da; bei der Planung seiner Mission hatte er nicht genug Zeit eingerechnet, um die auch noch aufzuspüren – und er hatte auch gar keine Lust dazu.

Er fuhr fort mit dem Beschuss und den Explosionen und sah zu, dass er jede Ecke erwischte. Die Zeit verging jetzt schnell; bald würde sie abgelaufen sein. Bald würde auch das Gesetz auf der Szene auftauchen – und das war immer Bolans Signal für einen schnellen und leisen Abgang. Er ging kein Risiko ein bei einer direkten Konfrontation mit den Gesetzeshütern, diesen "Soldaten derselben Seite". Die meisten dieser Soldaten wussten nicht oder wollten nicht glauben, dass Mack Bolan ihr Bruder war. Vom Atlantik zum Pazifik, wie es in "America The Beautiful" so schön heißt – from sea to shining sea – lautete der offizielle Befehl in Hinblick auf Mack Bolan: "Bei Sichtkontakt schießen! Finaler Rettungsschuss erlaubt!" Und das war genau so, wie Bolan es wollte. Er hatte weder um Erlaubnis gebeten, diesen Krieg zu führen, noch hatte er eine erwartet. Wenn das Gesetz an ihn rankäme, okay. Er würde es akzeptieren. In der Zwischenzeit würde er auf jede erdenkliche Weise ausweichen, ohne zu schießen.

*

Und richtig, da hörte er sie kommen, sogar mitten in dem Tumult dieser Feuerzone. Die Sattelauflieger rülpsten und brutzelten; die verlassenen Lagerhäuser dehnten ihr hitziges Tosen auf die angrenzenden Gebäude aus, die sich wiederum dem wilden Tanz in die Zerstörung anschlossen. Ein Inferno, ja, und es wäre jetzt nicht mehr aufzuhalten, bis die letzte Glut erloschen war.

Die Mission war ein voller Erfolg. Es war Zeit, abzuhauen, diesen Ort zu verlassen, ihn dem Gesetz zu überlassen. Aber etwas zog ihn weiter, tiefer in das Inferno hinein, irgendein stummer Instinkt, der Sekundenzeigern und taktischen Entscheidungen keinerlei Beachtung schenkte.

Bolan fand die Quelle dieser unterschwelligen Aufforderung in einem kleinen Gebäude tief im Komplex der brennenden Lagerhallen, hinter einer schweren Holztür, die fest im Gebäude verankert war. Er sprengte das Schloss mit einem donnernden Schuss aus der AutoMag auf und drängte hinein.

Seine Nase wusste es sofort, meldete seinem Bewusstsein die Situation da drin, noch bevor der Bleistiftstrahl seiner Taschenlampe die Szene in diesem höllischen Raum erfasste. Ein Kerl – oder besser etwas, das einmal ein Kerl gewesen war – lag da, nackt und verschnürt wie eine Weihnachtsgans, übersät mit deutlichen Beweisen für die gezielten Grausamkeiten, die diesem erbärmlichen Fleisch zugefügt worden waren.

Bolan riss sich zusammen und griff auf der Suche nach einem Lebenszeichen in das Chaos hinein, in der Hoffnung, dass es keins mehr gäbe. Es gab keins, und er seufzte erleichtert und erinnerte sich auf diesem Logenplatz in der Hölle wieder daran, warum er die Mafia so hasste. Er fand in der Ecke des Raumes eine Hose, die über einem Stuhl hing, in einer Tasche ein Geldbeutel, ein Klappmesser und siebenunddreißig Cent in Münzen. Dann ging er hinaus und legte einen neuen Munitionsgürtel in die M-79; sein Nervensystem hatte ein neues Missionsziel und führte ihn unfehlbar an den brennenden Gebäuden entlang, bis er spüren konnte, wie die Ausdünstungen der widerlichen Verbrecher durch seine Poren drang.

Sie befanden sich in der Servicegarage – einem Ort, der unter normalen Umständen sicherlich gut zu verteidigen war.

Nur dass Mack Bolan gerade nicht so recht nach "normalen Umständen" zumute war.

Er ging geradewegs hinein, indem er die Tür mit Hochexplosiven demolierte und im Vorrücken Splittergeschosse vorausschickte. Einer der Idioten stolperte sofort aus seiner Ecke, nahm die Hände hoch und kreischte, er würde aufgeben. Bolan blies diesen Idioten durch die Seitenwand des Gebäudes und ließ dann seine Geschosse in Richtung eines anderen Kerls mit einer Maschinenpistole schweifen, der versuchte, gleichzeitig auszuweichen und zu schießen. Das konnte natürlich nicht funktionieren. Eine 45er-Spur traf den Boden zu Bolans Füßen – ziemlich nah, danke sehr – und kletterte dann aber eine Wand hinauf, als der Kerl seine Ausweichmanöver auf dem Rücken beendete, in seinem eigenen Blut auf dem Boden schlitternd.

Zwei andere hatten sich anscheinend Teile der Splitterladung von Bolans Eintreten eingefangen; sie krümmten sich auf dem Boden und riefen um Hilfe. Er gab ihnen die verdiente Hilfestellung aus der dröhnenden AutoMag und wirbelte dann tiefer in die Dunkelheit, auf der Suche nach mehr von ihnen.

Eine Pistole kläffte und blitzte dort hinten in der Schwärze – wie es schien, von Bodenniveau aus – und gleich noch eine, dicht neben der ersten, aber noch niedriger. Eine Werkstattgrube, klar. Bolan befreite eine Granate von seinem Gürtel, machte sie scharf und rollte sie hinüber. Er hörte, wie sie den Boden der Grube traf, und dann die plötzlichen Schreie zweier herauskrabbelnder Gangster, aber er war schon auf halbem Weg zur Tür, und als die Explosion kam, hatte er diesen Ort bereits aus seinem Gedächtnis gestrichen. Er ging weiter, ohne einen Blick zurück, bis er die Zone der größten Hitze verlassen hatte. Dann machte Bolan kurz Pause, um seine Situation zu überdenken.

*

Der ganze Ort stand in Flammen. Eine Reihe von Feuerwehrautos kam über die Zufahrtsstraße herein. Ein kleineres Fahrzeug und zwei Polizeieinheiten konnte man direkt hinter den brennenden Anhängern sehen.

Das alles bedeutete in Bezug auf Bolans "Situation", dass es wenig zu überdenken gab.

Er hatte die Zeit törichterweise verplempert, ohne jeden praktischen Nutzen, und jetzt war sein Rückzug blockiert. Er ging in Richtung der südlichen Umgrenzung, sprengte einen weiteren Abschnitt des Zauns und marschierte in die Dunkelheit.

Das würde ein verteufelt langer Marsch werden, bis er irgendwohin käme. Und wenn die Zivilisten dort hinten anfingen, den Polizisten alles zu erzählen, und wenn diese Polizisten anfingen, die Geschichten zu vergleichen und sich den Rest zusammenzureimen – na ja, dann wäre in Mack Bolans Welt wohl nicht mehr genug Zeit, um diesen Marsch zu beenden.

Die Kombi fürs Grobe hatte er sich wieder quer über den Rücken gehängt. Er kletterte gerade einem sanften Abhang mit spärlicher Vegetation hinauf, als erneut Sirenen zu heulen begannen, entfernte Sirenen, die aus scheinbar jeder Himmelsrichtung kamen. Also gut, sie hatten es sich zusammengereimt. Und die große Verfolgungsjagd war im Gange, die Bolan-Hatz hatte begonnen - und sehr bald würde jeder Polizist in North Georgia Mack Bolan als Zielscheibe benutzen. Es war ein vertrautes Muster, dennoch nicht weniger beunruhigend. Er hatte sie zwar schon öfter abgeschüttelt, aber er war Realist genug zu wissen, dass er sie nicht in alle Ewigkeit abschütteln konnte. Eines Tages würde eine Kugel von derselben Seite ihn finden; das war sicher.

Heute könnte es passieren.

Und plötzlich spielte das für diesen erschöpften Mann in Kampfschwarz keine Rolle mehr. Er blieb stehen, zündete sich eine Zigarette an, drehte sich um und warf einen Abschiedsblick zurück. Er war nicht weiter als eineinhalb Kilometer gekommen. Er konnte den Lastwagen-Stützpunkt nicht mehr sehen, aber der Himmel da unten war immer noch tiefrot.

"Zum Teufel damit", murmelte er in die Nacht.

Da hatte er also alles aufs Spiel gesetzt – für eine bereits tote Weihnachtsgans. Was sollte das alles überhaupt bedeuten? Wenn ein Mann nicht auf seine Intuition hören konnte in dieser merkwürdigen Welt, worauf sollte er sonst hören? Die Toten hatten ihn gerufen, und er hatte geantwortet.

Waren die Toten so ganz anders als die Lebenden?

Bolan rauchte die Zigarette bis auf den Stummel herunter und blickte auf die Röte am Himmel, unter dem ihn ein erbärmliches Gespenst zur Vollendung seines Schicksals gerufen hatte. Und was hatte der Lastwagenfahrer am Funk zu ihm gesagt? "Mögen Sie immer die richtigen Nummern ziehen."

Ja. Allerdings hatte er in diesem Fall auf die falschen Zahlen gesetzt. Die CB-Leute bezogen sich auf die Nummern einer längst vergessenen Bruderschaft – die der Morsetelegrafen und ihrer stark verkürzten Höflichkeitsfloskeln über den Draht. Toi, toi, toi, Vorsicht, alles Gute, sowas in der Art. Bolans Zahlen waren Herzschläge, das Ticken einer inneren Uhr, die ihm sagte, wann es Zeit zum Zuschlagen war, und wann es Zeit war zum Gehen.

In dieser Nacht war er den falschen Zahlen gefolgt.

"Zum Teufel damit", murmelte er wieder, ließ die Kippe fallen, trat sie aus und wandte sich erneut seiner Rückzugsroute zu.

*

Er näherte sich dem Gipfel der Anhöhe, als ihn eine leichte Bewegung irgendwo vor ihm erstarren ließ. Der Mond war momentan von einer vorbeiziehenden Wolke verdeckt, und er befand sich in einer recht brauchbaren Deckung zwischen mannshohem Hartriegel und anderen Sträuchern. Seine Hand war instinktiv zur AutoMag gezuckt und hielt sie bereits in Anschlag, bevor er die Situation mental erfasst hatte. Er steckte die große Wumme wieder ins Leder, verhielt sich ruhig und wartete auf ein weiteres Geräusch in der Nacht. Was sich auch immer dort oben auf dem Hügelkamm befand – es wäre kein legitimes Ziel für die Waffen des Vollstreckers.

Er wartete und beobachtete und mühte sich, die Dunkelheit mit seinen Augen zu durchdringen, wohl wissend, dass sie das nicht konnten. Da rutschte ein Stein, der sich gelöst hatte, auf ihn zu. Das scharfe Einatmen in eine angestrengte Lunge verriet ihm, dass da irgendjemand war, und zwar ganz in der Nähe.

Und jetzt kam der Mond plötzlich wieder heraus und badete den Hang in seinem weichen Licht. Eine Gestalt wurde als Schattenriss oberhalb von Bolan sichtbar, begleitet von einem gedämpften und wahrscheinlich spontan herausgerutschten "Großer Gott!"

Das Gesicht war nah und deutlich zu sehen, ein gutes Gesicht, wenn auch entgeistert über seine Entdeckung, erschrocken und triumphierend zugleich.

"Dein Anblick allein reicht schon, um einen zu Tode zu erschrecken", sagte der Mann mit ruhiger, wenn auch leicht wackliger Stimme zu Bolan.

Eine vage bekannte Stimme.

Bolan erkundigte sich leise: "Bist du zufällig der Georgia-Cowboy?

"Erwischt", antwortete der Typ. "Gut, dass ich dich gefunden hab. Du steckst in ziemlichen Schwierigkeiten, Big B. Hinter jedem Busch hockt ein Bulle. Komm schon, ich glaub, ich kann dich hier rausbringen. Ich hab meine Kiste oben auf einem Wirtschaftsweg stehen, keine zwei Minuten von hier."

Bolan hatte nicht einen Muskel bewegt, außer dem seinem Kiefers. Jetzt entspannte er sich etwas, stand nachdenklich da und sagte zu dem Mann: "Du bist in schlechter Gesellschaft, Cowboy – in gefährlicher Gesellschaft. Könnte dir schlimmstenfalls ein Loch im Kopf einbringen."

"Eine gute Nummer verdient die andere, stimmt doch, oder?", sagte der Typ sanft.

"Du schuldest mir nichts", antwortete Bolan.

"Vielleicht schulde ich dir mehr, als dir klar ist. Kommst du oder kommst du nicht? Wir haben nicht viel Zeit."

In Bolans Augen blitzte eine plötzliche Wärme auf. "Okay, lass uns gehen", sagte er trocken.

Der Mann drehte sich um und ging voran den Hügel hinauf. Bolan folgte ihm, ohne auch nur einen Hauch negativer Schwingung zu verspüren.

*

Merkwürdig, in der Tat. Aber wer konnte das schon beurteilen in dieser merkwürdigen Welt? Vielleicht hatte er in dieser Nacht doch auf die richtigen Zahlen gesetzt. Oder vielleicht hatten mitfühlende Geister diesen heiligen Boden einfach mit einer unendliche Zahl von Möglichkeiten angereichert. Bolan schauderte unwillkürlich und ging weiter. Ein Mann musste etwas haben, an das er glauben konnte. In diesem Augenblick glaubte dieser Gladiator an die guten Zahlen ... was auch immer ihre Quelle sein mochte.

Bolan und der Dixieland-Konvoi: Ein Mack Bolan Thriller #27

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