Читать книгу Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis - Don Pendleton - Страница 16

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Der Staatsanwalt – sein Name war Michael Hayward – trat mit finsterer Miene in Captain Heath‘ Office. Hayward – schlank, sonnengebräunt, ein Tennistyp – schüttelte ernst den Kopf.

Captain Murray Heath erhob sich. „Hallo, Mike. Wie geht‘s? Ihr Gesicht gefällt mir ehrlich gesagt nicht. Haben Sie Kummer?“

„Ich kriege noch mal Magengeschwüre“, beschwerte sich Hayward.

„Wer ist schuld daran?“

„Ihr“, sagte der Staatsanwalt.

Der Captain staunte. „Wir? Wieso? Servieren wir Ihnen die Verbrecher nicht immer auf ‘nem Silbertablett, so dass Sie sie nur noch vor Gericht zu bringen brauchen?“

„Manchmal, aber leider nicht immer. Ab und zu schießt ihr auch einen gehörigen Bock.“

Heath lächelte. „Nur wer arbeitet, kann Fehler machen, Mike.“

Hayward holte seine Zigaretten aus der Innentasche seines Jacketts. Er bot dem Captain ein Stäbchen an. Sie rauchten.

„Heute haben wir Ihnen sogar Massimo Matania beschert“, sagte Murray Heath. „Ich denke, darüber sollten Sie sich freuen. Matania ist ein ganz besonderer Übelfinger, den wir schon lange festsetzen wollten. Endlich ist es uns gelungen. Ich bin stolz auf meine Männer.“

„Leider ohne Grund“, sagte Michael Hayward ernst.

Heath‘ Augen weiteten sich. „Wie war das? Ist irgend etwas nicht in Ordnung, Mike? Gibt es ein Problem?“

„Und was für eines. Wir können Matania nicht dabehalten. Ich kann nichts gegen ihn unternehmen. Ich habe keine gesetzliche Handhabe gegen ihn.“

Murray Heath winkte aufgeregt ab. „Moment, Moment, Mike! Meine Männer haben fünf Kilogramm Heroin bei ihm gefunden, und Sie behaupten, Sie hätten keine gesetzliche Handhabe gegen diesen Verbrecher? Wie finde ich denn das?“

„Ihre Leute haben den Stoff nicht bei ihm, sondern im Wagen gefunden“, widersprach der Staatsanwalt.

„Das kommt doch auf dasselbe hinaus. Das Zeug befand sich in Matanias Wagen.“

„Eben nicht.“

„Es war in der Tür, hinter der Verkleidung verborgen.“

„Das ist richtig. Aber der weiße Mustang gehört nicht Matania.“

„Wem denn sonst?“

„Es ist ein Leihwagen. Nun wissen Sie und ich – und alle Ihre Leute –, dass Matania das Heroin hinter der Türverkleidung versteckt hat. Aber er behauptet, er wäre das nicht gewesen, und das Gesetz zwingt uns, ihm zu glauben. Theoretisch könnte auch ein früherer Mieter des Wagens das Rauschgift da versteckt haben. Das bedeutet, dass kein Richter den Mafioso verurteilen kann.“

Heath hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. „Verdammt, das gibt‘s doch nicht!“

„Sie sehen ja, dass so etwas passieren kann.“

„Gibt es wirklich keine Möglichkeit, Matania ins Gefängnis zu bringen, Mike?“

„Im Augenblick noch nicht. Raten Sie Ihren Männern, in Zukunft gewissenhafter zu arbeiten. Das würde uns Blamagen wie diese ersparen.“

Der Captain nickte niedergeschlagen. „Natürlich, Mike. Wir werden uns beim nächsten Mal mehr anstrengen, damit wir nicht noch mal eine solche Schlappe einstecken müssen.“

Michael Hayward drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. „Das wär‘s. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Es versteht sich von selbst, dass Sie Massimo Matania sofort auf freien Fuß setzen müssen.“

Heath nickte zerknirscht. „Ich werde das sofort veranlassen.“

Der Staatsanwalt ging. Murray Heath rauchte seine Zigarette zuerst fertig, dann griff er nach dem Telefonhörer. „Ist Truman Tiller im Haus?“, fragte er.

„Ja, Captain.“

„Er soll sofort zu mir kommen“, sagte Heath und knallte den Hörer auf den Apparat.

Fünf Minuten später trat Tiller ein. „Sir?“

Heath blickte ihn grimmig an. „Setzen Sie sich, Truman.“

Tiller nahm Platz. Die Miene des Captain erzeugte bei ihm ein leichtes Unbehagen. „Scheint so, als wäre Ihnen etwas über die Leber gelaufen, Sir.“

„Das kann man wohl sagen.“

„Hat die Sache irgendwie mit mir zu tun?“

„Nicht bloß irgendwie. Sie sind überhaupt schuld an der Misere. Sie und Ihr verdammter Übereifer!“

„Was habe ich angestellt, Sir?“

„Sie haben einen Mann widerrechtlich festgenommen.“

Tiller zuckte zusammen, als hätte ihm Heath eine Ohrfeige gegeben. „Sie sprechen doch nicht etwa von Massimo Matania, Sir?“

„Doch, das tue ich. Soeben war der Staatsanwalt hier. Er zeigte sich nicht gerade glücklich über die Arbeit, die wir geleistet haben.“

„Aber wieso denn nicht? Wir haben ihm Matania verschafft.“

„Widerrechtlich“, sagte der Captain noch einmal.

„Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen, Sir. Immerhin haben wir fünf Kilogramm Rauschgift bei Matania gefunden.“

„Sie fanden es in seinem Leihwagen.“ Der Captain machte Truman Tiller mit der Rechtslage bekannt.

Der Cop schüttelte wütend den Kopf. „Das darf‘s doch nicht geben. Was für Gesetze haben wir denn? Wir wissen, dass Matania mit Rauschgift handelt. Wir finden den Stoff bei ihm und können ihm trotzdem nicht an den Karren fahren?“

Heath hob die Schultern. „So sieht‘s aus.“

„Und Matania lacht sich ins Fäustchen.“

„Wir müssen in Zukunft eben dafür sorgen, dass er das nicht mehr kann. Gewissenhaftere Vorarbeit, verstehen Sie? Erst zuschlagen, wenn hundertprozentig sicher ist, dass er sich nicht mehr aus den Maschen des Gesetzes herauswinden kann. Ihr Übereifer hat uns nichts eingebracht, wie Sie sehen. Im Gegenteil, er hat uns sogar geschadet. Wenn Sie also wieder einmal einen solchen Schlag vorhaben, dann sprechen Sie sich vorher mit mir ab.“

Truman Tiller nickte zornig. Er verstand die Welt nicht mehr. Mit Lob hatte er gerechnet, und zunächst hatte er auch welches bekommen, doch nun hatte er einen Rüffel erhalten, obwohl er nichts weiter als seinen Job getan hatte. Er wurde getadelt, und Massimo Matania konnte ungehindert seiner Wege gehen. Wenn das nicht verrückt war.

„So“, sagte Murray Heath. „Und jetzt gehen Sie, und lassen Sie Matania laufen.“

Tiller erhob sich. Er spürte, wie die Wut in seinen Eingeweiden nagte. Endlich war es einem Cop gelungen, Matania mit Rauschgift zu erwischen, und man konnte dem Mafioso trotzdem nicht an den Karren fahren.

„Verfluchter Mist“, sagte Tiller und verließ das Office des Captain.

Als Tiller die Tür des Gitterkäfigs aufschloss, grinste Matania breit. „Ich kann gehen, nicht wahr?“

„Ja“, knurrte Tiller. Er konnte sich nur mühsam beherrschen. Es war ihm unmöglich, dem Mafioso in die Augen zu sehen.

„Habe ich es nicht gesagt?“, tönte Matania. „Ihr könnt mir nichts anhängen. Ich bin ein unbescholtener Bürger.“

„Verschwinde!“, zischte Truman Tiller aufgeregt. „Mach, dass du fortkommst!“

Matania trat aus dem Käfig. Er blieb dicht vor Truman Tiller stehen. „Du hast hoffentlich noch nicht vergessen, was ich gesagt habe. Ich werde mich revanchieren. Niemand darf mit Massimo Matania so umspringen, wie du es getan hast.“

„Hau ab, sonst loche ich dich wegen gefährlicher Drohung ein!“

„Du hast keine Zeugen“, grinste Matania. „Es würde Aussage gegen Aussage stehen. Du müsstest mich wieder laufenlassen.“

„Raus mit dir!“

„Jetzt beginnt für dich das große Zittern, Freundchen. Denk immer an das, was du getan hast, und dass die Strafe nicht lange auf sich warten lassen wird!“

Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis

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