Читать книгу Engelsdämon - Doreen Franke - Страница 11

Оглавление

Kapitel 3

Seltsame Wesen

Als die Sonne aufging, wurde ich von dem ohrenbetäubenden Geschrei eines Schwarms Krähen geweckt. Sie schienen aufgeregt und verstört. Ich blinzelte verschlafen aus dem Fenster. Die schwarzen großen Vögel flogen wild über das Rehgehege, welches Ben gestern gebaut hatte. Im Gehege lagen ein dutzend ihrer Artgenossen.

Ich erschrak, blieb eine Weile am Fenster stehen und beobachtete das Treiben aus sicherer Entfernung. Ob es gefahrlos war raus zu gehen? Außer den aufgeregten Krähen war nichts zu sehen. Ich zog mich an und beschloss nach zu sehen. Langsam lief ich zum Gehege und schaute mir die Krähen genauer an. Sie waren wirklich alle tot. Sie sahen aus, als hätte sie ein wildes Tier gerissen, genau wie gestern bei dem Hirsch und Fips.

Aber wie konnte das passieren, bei gleich so vielen Vögeln auf einmal?

Vielleicht hatten sie sich das Futter vom Kitz holen wollen und wurden dabei überrascht. Ich vergrub die Vögel nah am Waldrand und ging zurück zur Kirche. Meine eine Erklärung für den Vorfall erschien mir plausibel.

Den Tag verbrachten wir draußen im Gehege. Mein kleines Reh legte sich irgendwann zu mir und schaute mir beim Lesen zu. Immer mal wieder stupste er mich fordernd an als ob er spielen wollte, was wir schließlich auch taten. Aufgeregt hüpfte er vor mir her und spielte fangen mit mir. Dann wurde er von einem herumflatternden Schmetterling abgelenkt und jagte

den Schmetterling anstatt mich. Es dämmerte langsam und wurde kühl. Also ging ich mit Fips nach drinnen. Ein ruhiger Fernsehabend erschien mir verlockend. Ich schob mir eine Pizza in den Ofen und machte Fips ein paar sattgrüne Salatblätter und Beeren zurecht. Mit unserem Snack kuschelten wir uns vor den Kamin unter eine Große flauschige Wolldecke und schauten Film. Die viele frische Luft hatte uns müde gemacht und es fiel mir schwer die Augen offen zu halten. Fips war schon lange eingedöst. Ein kleines Stückchen Salat hing noch aus seinem Mundwinkel. Gerade als ich den Fernseher ausschalten wollte, hörte ich ein lautes Knacken vor dem offenen Fenster. Ich schaute vorsichtig hinaus, ging gerade so nah an den Fensterrahmen, dass ich mit einem Auge nach draußen sehen konnte, aber außer Dunkelheit war nichts zu erkennen. Doch was war das? Da drüben am Waldrand, waren das Augen?

Drei Paar rot leuchtende Augen funkelten zu mir herüber, zu hoch um von einem Tier zu stammen. Ich bekam Gänsehaut, schreckte vom Fenster zurück und drückte mich fest an die Wand. Mein Herz klopfte wild. Einerseits wollte ich mich verstecken, andererseits war ich aber auch sehr neugierig und musste unbedingt wissen, was das da draußen war. Also lugte ich wieder vorsichtig aus dem Fenster. Da waren es nur noch 4 Augen. Vielleicht doch nur Glühwürmchen? Gerade wollte ich das Fenster schließen und mich wieder zu Fips legen, als das verschwundene Paar Augen plötzlich im Rehgehege auftauchte und mich anstarrte. Ich schrie vor Schreck kurz auf und zuckte zusammen. Schnell schlug ich das Fenster zu und rannte zur Tür um sie ab zu schließen. Zusammen mit Fips saß ich zitternd vor dem Kamin. Das war nicht normal. Was, oder sollte ich sagen, wer war das?

Waren die glühenden roten Augen die Antwort auf die verletzten und getöteten Tiere? Ich hatte Angst, und wünschte mir nichts sehnlicher, als das Damian oder meine Familie bei mir wäre. Ich versuchte vergebens Ben zu erreichen. Das Handy war aus.

Ich zog mir und Fips die Decke weit über den Kopf, lauschte in die Stille und hoffte, dass niemand in die Kirche eindringen würde. Von draußen hörte man nun nur noch den Wind.

Irgendwann schliefen wir ein, fester als erwartet, bis zum nächsten Morgen wurden wir nicht einmal wach.

Wieder träumte ich von den dunklen Wesen, die sich in Elemente einhüllen konnten.

Als ich aufwachte war ich wie gerädert, ich hatte im Sitzen geschlafen und alle meine Knochen waren steif und schmerzten. Ich streckte mich ausgiebig, rieb mir den Schlaf aus den Augen und sah zum Fenster hinaus.

An der Stelle, von der aus mich gestern die roten Augen im Gehege anfunkelten, war nun ein schwarzer Fleck auf der Wiese.

Bei genauem Hinsehen konnte man erkennen, dass es schwarzr Staub war der die Wiese bedeckte.

Ich beschloss an diesem Tag drin zu bleiben. Wer weiß, was noch alles passieren würde. Ohne die anderen fühlte ich mich nicht mehr sicher. Wieder versuchte ich Ben anzurufen, diesmal mit Erfolg.

Ich erzählte ihm kurz was passiert war, und er versicherte mir, dass sie sofort zurückkommen würden. Ich vertrieb mir den Tag mit lesen und fernsehen. Fips war etwas unruhig und lief immer wieder zur Tür, aber ich wollte und konnte ihn an diesem Tag einfach nicht raus lassen. Ich hatte ja keine Ahnung was das letzte Nacht gewesen war und ob diese Gestalten sich nicht auch am Tag hier her trauen würden. Ich streichelte mein kleines Reh Baby beruhigend und lud es ein sich mit mir an den Kamin zu setzen und ein paar Filme zu schauen.

Am späten Abend kamen Ben und die anderen zu Hause an. Ich erzählte ihnen alles was passiert war und auch sie fanden das alles sehr unheimlich.

Am nächsten Tag beschlossen wir, uns den Wald genauer an zu schauen. Larry blieb zu Hause bei Fips, der sich bei uns langsam wohl fühlte. Am Nachmittag gingen wir los, Elisa, Ben, Charly und ich.

An der Stelle, an der in der Vornacht die unheimlichen Wesen standen, waren noch einmal drei Flecken aus schwarzem Staub. Während wir durch den Wald liefen, erzählte ich den anderen von meinen Träumen.

„Du kannst hellsehen!“, freute sich Elisa, „Das können nur sehr wenige von uns.“

Wieso hellsehen? Bis jetzt hat sich nur der Staub bewahrheitet. Aber sie war sich sicher, dass ich genau sehen konnte, was passieren wird. Und sie wollte, dass ich ihr ab jetzt immer erzähle wenn ich solche Träume hätte.

Wir waren schon ziemlich tief im Wald und wollten gerade umkehren weil wir nichts Besonderes gefunden hatten, als Elisa angeekelt mit einem dumpfen würgenden Geräusch zur Seite sprang. Sie war auf irgendetwas Matschiges getreten.

„Ratten!“, rief sie, sprang noch einen Meter weiter weg und rieb sich die Gänsehaut vom Körper, „Wie eklig!“

Ben und Charly hockten über den Tieren. Es mussten so 7 – 8 gewesen sein, alle tot und zu einer Art Pyramide gestapelt. Die Körper waren noch warm und einige von ihnen hatten leichte Brandspuren auf dem Fell.

„Da haben wir wohl jemanden gestört.“, murmelte Charly und sah sich aufmerksam um.

Das Wesen welches die Ratten getötet hatte, war wohl noch nicht fertig, anscheinend hatte es uns kommen hören und war geflohen.

Es dämmerte langsam und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Keiner von uns konnte sich erklären, was oder wer das mit den Ratten gewesen sein soll. Kein Tier der Welt tötet und stapelt seine Beute vor dem Essen. Uns allen war etwas mulmig, wussten wir doch, dass wir dieses Wesen gestört hatten und es bestimmt noch in der Nähe war. Vielleicht wurden wir in diesem Moment von ihm beobachtet, vielleicht waren wir seine nächste Beute. Wir liefen etwas schneller, um nicht im Dunkeln herum laufen zu müssen. Als wir es fast geschafft hatten, und gerade aus dem Wald heraus traten, sahen wir einen mannshohen schwarzen Wirbelsturm an unserer Kirche vorbei wehen, so schnell, dass er weg war, bevor man ihn genauer sehen konnte. Wir blieben für einen Moment regungslos stehen. Auf einmal wehte der Wirbel aus schwarzem Staub genau an uns vorbei und verschwand im Wald. Er hatte so eine Wucht, dass es uns fast umgehauen hätte. Etwas nervös und fragend sahen wir uns an.

„Geh rein Emma, bitte geh!“, flüsterte eine Stimme hinter mir, aber es war niemand zu sehen. „Geh rein!“, die Stimme wurde hektischer, „Bitte Emma!“

Das war Damians Stimme, aber wo war er? Ich sah mich um, konnte ihn aber nirgends entdecken.

Ich rannte zur Kirche, und die anderen kamen schnell hinter mir her.

Larry wartete schon ungeduldig, er schien aufgeregt zu sein. „Endlich!“, rief er. Er war erleichtert. Auch wir waren etwas durcheinander und mussten uns erst einmal setzen.

Doch was war geschehen?

Larry erzählte uns, dass Fips die ganze Zeit gezittert hatte und kaum zu halten war. Er sagte, dass er sich das nicht hatte erklären können, bis er draußen etwas hörte. Ein schwarzer Windsturm, etwa so hoch wie ein Mensch war vor dem Fenster zu sehen. Dann waren es zwei, die immer wieder am Fenster vorbei um die Kirche huschten. Kurz darauf sind wir gekommen. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn er weiterhin allein gewesen wäre. Auch wir erzählten ihm von unseren Erlebnissen und unterhielten uns beim Abendessen ausführlich über alle Geschehnisse der letzten Tage. Wir kamen zu keinem Ergebnis. Nichts passte wirklich zusammen, nichts ergab wirklich Sinn. Keiner von uns hatte jemals von solchen oder ähnlichen Geschehnissen gehört. Ben beschloss bei unseren Freunden am Meer anzurufen, um mehr zu erfahren. Vielleicht hatten sie sowas ja schon mal erlebt.

Ben beendete sein Telefonat und rief uns am Tisch zusammen.

Er erzählte, was er gehört hatte. „Es könnten Dämonen sein, die Beschreibung der Vorfälle passt dazu. Aber bis jetzt wissen wir noch nicht, wie wir gegen sie vorgehen können. Auch unsere Freunde kennen sie nur aus Büchern und Geschichten. Seit Jahrhunderten gab es keine Übergriffe mehr.“

Alle redeten hektisch durcheinander und diskutierten über mögliche Lösungen, wie wir das Problem in den Griff bekommen konnten. Sollten wir uns nicht eigentlich sicher fühlen? Wir hatten doch übernatürliche Kräfte. Noch nie ist uns irgendwas oder irgendwer gefährlich geworden. Wir hatten keine Natürlichen Feinde. Bis jetzt jedenfalls. Ich sah zu Fips hinüber, der friedlich vor dem Kamin schlief und dachte angestrengt nach. Plötzlich hob das Kitz sein kleines Köpfchen, spitzte die Ohren und sah zu uns herüber. Seine Augen wurden groß und sahen ängstlich aus. „Leute!“, rief ich in den Raum, „Fips spürt etwas.“

Charly stand auf um nach dem Kleinen zu sehen, als es plötzlich orange und hell aus der Dunkelheit durch unser Fenster schien. Es sah aus wie Feuer. So schnell es kam, war es auch wieder weg.

Wir sahen alle hinaus.

Da waren am Waldrand wieder die roten Augen zu sehen, aber diesmal waren es 5 Paare. „Weg vom Fenster Emma, und geh nicht hinaus!“, flüsterte es wieder. Ich zuckte zusammen. Einerseits war es beruhigend, dass ich Damian wieder hören konnte und er auf mich aufpasste, andererseits aber, machte mir die Situation Angst. Was wollten die Wesen von uns?

Nim waren es 6 Paar Augen die uns anstarrten, dann wieder zwei Paar weniger, und urplötzlich schauten uns alle roten Augen vom Gehege aus an.

Elisa und ich sprangen ängstlich zurück und versuchten auch die Jungs vom Fenster weg zu ziehen. Aber diese starrten wie gebannt nach draußen.

„Jetzt reicht‘s!“, sagte Ben, „Charly, Larry, lasst uns raus gehen, wir setzen dem ein Ende!“

Waren die denn verrückt? Da draußen standen 6 Wesen mit glühend roten Augen und übernatürlichen Kräften, welche genau war uns nicht bekannt.

Einwände akzeptierten die Jungs nicht.

Die drei Jungs liefen zum Gehege. Man konnte sie gut sehen. Ihr erinnert Euch? Im Dunkeln glühen wir. Gerade waren sie am Gatter angekommen, da verwandelten sich die Augen in Feuerwirbel, die wild um Ben, Charly und Larry herum wirbelten. Wir konnten nicht erkennen, was da genau passierte, und hielten uns fest an den Händen. Die Wirbel formten sich zu einem Feuerwall, der unsere Jungs komplett einschloss. Vage konnten wir erkennen, wie sie auf die Knie gingen und nach Luft rangen. Es war ein furchtbarer Anblick. Ich klammerte mich leise weinend an Elisa, die meine Umarmung zitternd zurückgab. Immer mehr sackten Ben, Charly und Larry zusammen, sie hatten keine Chance sich zu wehren. Gerade als Larry komplett zu Boden fiel, tauchte aus dem Nichts ein siebter Wirbel auf. Er gab ein kaum auszuhaltendes, lautes röhrendes Geräusch von sich und glühte Funken sprühend. In wahnsinnig hoher Geschwindigkeit sauste er auf den Feuerwall zu, der genau im Moment des Zusammenpralls auseinanderstob. Alle sechs Wirbel wurden mit Wucht weg geschleudert, landeten unsanft auf dem Boden und verwandelten sich zurück in dunkle Kreaturen. Man sah nur noch rot glühende Augen. Noch ein Röhren vom siebten Feuerwirbel und alle verschwanden im Wald. Larry und Charly lagen immer noch am Boden während Ben versuchte ihnen zu helfen.

Wir rannten raus und stützten die zwei, um schnell wieder in der Kirche zu verschwinden.

Die drei sahen schlimm aus. Sie hatten offene Brandwunden am ganzen Körper, Ihre Kleidung war vom Feuer ganz zerlöchert und rauchte. Nur langsam erholten sie sich und konnten endlich wieder richtig atmen, die Selbstheilungskräfte taten ihr Werk.

„Unsere Kräfte haben da draußen nicht gewirkt, die hätten uns beinahe in ihrem Feuer erstickt.“, sagte Ben, der sich am schnellsten erholt hatte.

Das war übel. Wenn sie stärker waren als wir, konnten wir nichts gegen sie ausrichten. Den restlichen Abend verbrachte Ben am Telefon, um unseren Freunden von dem schrecklichen Erlebnis zu erzählen.

Wir anderen saßen am Tisch und schwiegen, sowas hatten wir noch nicht erlebt. Noch nie hatte uns etwas bedroht, noch nie waren wir in Gefahr. Und wir rätselten weiter, warum sie es wohl auf uns abgesehen hatten. Viel Schlaf bekamen wir in dieser Nacht alle nicht, viel zu aufregend war das Passierte, und es saß uns allen tief in den Knochen.

Elisas Worte, ich könnte hellsehen, kamen mir jetzt glaubwürdig vor. Erst der schwarze Staub und dann das Feuer in das sie sich hüllen konnten, davon hatte ich geträumt.

Auch Damians Stimme hallte mir immer noch im Kopf als ich in dieser Nacht einschlief… Traumlos.

Engelsdämon

Подняться наверх