Читать книгу Sinnliche Ayurvedaküche - Doris Iding - Страница 8
ОглавлениеMit allen Sinnen genießen
Mit diesem Kochbuch möchten wir neben den bekannten gesundheitsfördernden Aspekten eine weitere Facette der ayurvedischen Küche einbeziehen: die sinnliche Komponente. Wenn wir unsere Sinne für die Vielfalt öffnen, die uns unsere heimische Natur zur Verfügung stellt, können wir uns tagtäglich an ihrer enormen Fülle erfreuen: Frisches Obst und Gemüse lachen uns in ihrer ganzen Farbenpracht und Formenvielfalt auf dem Wochenmarkt oder im Gemüseladen an. Pralle Tomaten, feste Paprika, knackige Zucchini, junge Kartoffeln, kleine und große Artischocken laden uns ein, sinnliche Gaumenfreuden zu kreieren. Frische Kräuter und Gemüse sind oft das A und O beim Kochen und ein besonderes Merkmal dieses Kochbuchs. Sie setzen Akzente durch unterschiedliche Geschmacksvarianten.
Und mehr noch: Mit einer sinnlich-köstlichen Küche können Sie Ihr Liebesleben anregen, steigern oder wiederbeleben.
Viele der hier vorgestellten Zutaten sind aphrodisische Nahrungsmittel: Sie sind zugleich sehr gesund und enthalten eine geballte Ladung Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Sie fördern die Gesundheit und unterstützen Sie darin, zu einer erfüllten Sexualität zu finden. Letztere spielt im Ayurveda nämlich eine wichtige Rolle, beruht unsere Gesundheit doch auf drei Säulen: auf einer ausgewogenen Ernährung, auf dem Gleichgewicht von Bewegung, Ruhe und Schlaf sowie einer erfüllten Sexualität. Und die ist in der heutigen Zeit für viele Menschen eher eine Seltenheit, belastet und behindert durch Stress, Sorgen und hohe Anforderungen im Berufs-wie auch im Privatleben.
Aphrodisiaka – Gesundheitsfördernd im Sinne des Ayurveda
»Die Nahrung bildet den fundamentalen Atem aller Lebewesen. Vitalität, Freude, Mut, Lebenskraft, gute Ausstrahlung, Glück, attraktive Stimme, Zufriedenheit, Vorstellungskraft, Potenz, Fruchtbarkeit, Intellekt, religiöse, weltliche und spirituelle Aktivitäten – all das hängt von ihr ab.«
Charaka Samhita, Sutra Sthana, Kapitel 5, Vers 349
Ayurveda wird in der westlichen Welt fälschlicherweise häufig nur auf Ölmassagen oder die Ernährung reduziert. Dabei handelt es sich um ein ganzheitliches, umfassendes Medizinsystem, das darauf angelegt ist, dem Menschen möglichst lange Gesundheit zu schenken – oder diese wiederherzustellen.
Die Stärke der ayurvedischen Medizin liegt besonders in der Gesundheitsprophylaxe und in der Behandlung chronischer Krankheiten, wobei auch bei akuten Erkrankungen viele Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die Basis hierfür bildet die über Tausende von Jahren ausgefeilte sensible und manuelle Diagnostik in acht verschiedenen Zweigen, nämlich: innere Medizin, Chirurgie, Krankheiten der Augen und des Kopfes, Kinderheilkunde, Toxikologie, Psychiatrie, Wissen von der Langlebigkeit und Verjüngung sowie Sexualheilkunde und Lehre von den Aphrodisiaka.
Eine Vielzahl von Gewürzen, Kräutern,
Obst und Gemüsesorten wird in den alten vedischen Schriften als verjüngend und aphrodi-sierend beschrieben. Im Vajikarana – der Sexualheilkunde – wird ihnen sogar ein ganzes Kapitel gewidmet. Damit wird deutlich, dass das Wissen um Anwendung und Wirkung der Aphrodisiaka im Ayurveda als ein ganzheitliches System betrachtet wird, das dazu beitragen kann, uns ein langes und erfülltes Leben zu schenken.
Ayurveda für ein gesundes Liebesleben
Die ayurvedische Medizin weiß, dass eine erfüllte Sexualität den Menschen glücklich macht und umgekehrt ein unerfülltes Sexualleben zu körperlichen und seelischen Krankheiten führen kann. Ein übertriebener, maßloser oder wahlloser Genuss heißt der Ayurveda aber ebenfalls nicht gut, weil dieser zu Kräfteverlust und Schwächung der Abwehrkräfte führen kann.
Im Ayurveda gibt es einige Mittel, die allgemein aphrodisierend wirken und dadurch die sexuelle Energie stärken und die gesunde Fortpflanzung sichern sollen. Da eine große Familie in Indien kulturhistorisch unerlässlich war, um Sicherheit und Wohlstand zu sichern, ist es verständlich, dass der Bereich der Sexualität und Fortpflanzung hier eine wichtige Rolle spielt. Bedingt durch Stress und steigende Anforderungen und Belastungen des modernen Lebens in der westlichen Welt haben heute viele Paare Probleme, ein Kind zu bekommen, und nehmen infolgedessen häufig mit Erfolg Behandlungen des medizinischen Ayurveda in Anspruch.
Viele Rezepturen aus dem Vajikarana haben gleichzeitig eine regenerative, anregende und stressvermindernde Wirkung. Zu ihnen gehören auch ganz »gewöhnliche« Lebensmittel wie Mango, Chili, Muskat, Knoblauch, Zwiebel, Ghee, Milch und Granatapfel, aber genauso gut werden auch exotische Kräuter wie Amalaki, Ashwagandha, Kapikachhu und Shatavari als Energielieferant betrachtet.
Die klassischen Aphrodisiaka der Ayurvedamedizin
Amalaki (Indische Stachelbeere, Phyllanthus emblica) wirkt wie keine andere Pflanze dem Alterungsprozess entgegen. Sie bringt alle drei Doshas in Balance und wirkt sich auf fast alle Gewebe und Organe des Körpers positiv aus. Amalaki ist eine Art Wildkirsche oder Baumstachelbeere. Sie enthält sehr viel Vitamin C und andere Antioxidantien, die vor freien Radikalen schützen, den Zellstoffwechsel aktivieren und den gesamten Körper verjüngen. Sie eignet sich gut zur Förderung der Empfängnis sowie zur Erhaltung einer Schwangerschaft und schützt vor einer Fehlgeburt. Als Nahrungsergänzung werden täglich 3–5 g des Früchtepulvers mit Wasser eingenommen.
Ashwagandha (Schlafbeere, Winterkirsche, Withania somnifera): Die Wurzeln von Ashwagandha sollen das Körpergewebe stärken, Immunstörungen korrigieren und als wirkungsvolles Aphrodisiakum beim Mann wirken. Sie verbessern die sexuelle Kraft und die Erektionsdauer sowie die Fortpflanzungsfunktionen. Ashwagandha wird darüber hinaus auch sehr gerne eingesetzt, um Stress zu reduzieren. Verschrieben wird dieses Mittel besonders dann, wenn körperliche und geistige Erschöpfung offensichtlich sind, wenn man sich ausgebrannt fühlt. In einem solchen Fall werden täglich 2–3 g Ashwagandha-Pulver mit Milch eingenommen.
Kapikachhu (Juckbohne, Mucuna pruriens): Als das wichtigste und am häufigsten empfohlene Aprohodisiakum des Ayurveda gilt die Juckbohne. Die sexuelle Liebesfähigkeit wird bereits verbessert, wenn täglich 2–3 g mit Milch eingenommen werden. Aber nicht nur das: Auch der allgemeine Gesundheitszustand wird dadurch verbessert. Kapikachhu enthält Aldopa, eine natürliche Synthese von Dopamin. Darüber hinaus wird Kapikachhu vom Ayurveda auch als nervenstärkendes Tonikum im Kaffee sehr geschätzt.
Rasala ist im Vajikarana ein traditionelles Heilmittel, das die sexuelle Kraft des Mannes und der Frau gleichermaßen stärkt. Es kann selbst hergestellt werden. Empfohlen wird, während einer Aufbaukur von circa zwei Wochen zweimal am Tag jeweils ungefähr 1 Teelöffel davon einzunehmen.
Zutaten: 500 g Joghurt, 250 g Puderzucker, 2 g gemahlener Ingwer, 2 g Pfeffer aus der Mühle, 20 g Ghee, 20 g Honig, 5 g gemahlene Nelken, 1 g Safran, 5 g frisch geriebener Muskat.
Geben Sie den Joghurt in ein Gaze- oder Baumwolltuch und lassen Sie ihn gut abtropfen. Geben Sie den Puderzucker dazu und mischen Sie gemahlenen Ingwer und Pfeffer darunter. Dann rühren Sie Ghee, Honig, Nelke, Safran und Muskat unter die Joghurtmasse.
Shatavari (Wilder Spargel, Asparagus racemosus) wird aus der Sicht des Ayurveda als eines der wichtigsten verjüngenden Stärkungsmittel (Rasayanas) für Frauen betrachtet. Es zeigt eine unterstützende Wirkung auf die milchproduzierenden Drüsen, die Hormone sowie das unterstützende Bindegewebe (die Faszien). Die Spargelwurzeln sollen dabei helfen, eine Schwangerschaft zu erhalten und Fehlgeburten vorzubeugen. Der Ayurveda empfiehlt hier täglich 3–5 g Shatavari-Pulver, eingerührt in eine Tasse heißer Milch.
Aphrodite und Ayurveda
Im Ayurveda geht man davon aus, dass alles auf einer Metaebene miteinander verbunden ist, dass es einen größeren, weltumspannenden und menschenübergreifenden Zusammenhang gibt. Kein Wunder also, dass das Wissen von stimulierenden Kräutern und Gewürzen sowohl in Indien als auch in Griechenland und Rom bekannt war. Die Bezeichnung Aphrodisiakum hat ihre Wurzeln im Griechischen und wird auf die Göttin Aphrodite, genauer gesagt auf ein Fest, das ihr zu Ehren gehalten wurde, zurückgeführt. Während dieses Festes wurden anregende Rauschmittel eingenommen, die dann als sogenannte Aphrodisiaka in die Geschichte eingingen. Entsprechend der Geschichte und des persönlichen Status sowie der Kultur haben sich die Menschen an Aphrodisiaka erfreut: Die alten Römer sahen in Fenchel ein wirksames Liebesmittel, Casanova schwor auf Austern und Wein, Shakespeare auf die Kraft der Kartoffel. Auch im Ayurveda gibt es eine lange Liste von Nahrungsmitteln, Gewürzen und Kräutern, denen eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben wird. Aphrodisiaka stimulieren die Liebeskraft, bringen das Blut in Wallung, sorgen für Energie und machen den ganzen Menschen empfänglich für sinnliche Berührungen.
Die Doshas und die Liebeskraft
Wer sich mit Ayurveda beschäftigt, kommt an den drei Doshas nicht vorbei. Aus ihnen besteht das ganze Universum, jeder Mensch und jedes Nahrungsmittel. Sie wirken anregend oder beruhigend und haben somit natürlich auch einen Einfluss auf unser Liebesleben.
Vata besteht aus den Elementen Luft und Äther, ist luftig-leicht, trocken, kalt und rau. Es ist für alle Bewegungen verantwortlich, die im Körper ablaufen, und gilt als die Lebensenergie schlechthin. Vata steuert die Aktivität des Nervensystems, der Atmung und des Stoffwechsels. Darüber hinaus steht es für die Sinne.
Pitta setzt sich zusammen aus Wasser und Feuer und ist feurig-heiß, leicht feucht, scharf. Es ist für Stoffwechsel und Verdauung zuständig, also für die biochemischen Vorgänge im Körper.
Kapha besteht aus den Elementen Wasser und Erde, ist kalt, weich, klebrig, süß und schwer. Es steht für die Struktur und den Aufbau des Körpers, für Wachstum und Gelenkigkeit.
Jeder Mensch verfügt über eine Mischung der Doshas zu verschiedenen Anteilen, von denen oft zwei dominant sein können, zum Beispiel Vata-Pitta, Vata-Kapha oder Pitta-Kapha. Jeder Mensch kommt mit seiner ganz bestimmten eigenen Balance der Doshas (dem Prakriti) auf die Welt; diese kann aber im Verlauf des Lebens durch verschiedene Umstände, wie zum Beispiel durch ungesunde Ernährung oder Stress, verloren gehen. Das Ziel des Ayurveda besteht dann darin, diese Balance wiederherzustellen, um die physische und psychische Gesundheit zu gewährleisten.
Die Doshas wirken sich natürlich auch auf unsere sexuelle Vorlieben und unsere Liebesfähigkeit aus. Ob wir es für Lust und Erfüllung beim Sex eher wild, zurückhaltend-sanft, anregend oder regenerierend brauchen, hängt auch von der Konstitution ab.
Menschen mit einer Vata-Dominanz reagieren sehr sensibel auf sinnliche Reize. Da sie sehr empfänglich für Einflüsse von außen sind, fühlen sie sich häufig zu müde und erschöpft für eine ausgiebige Liebesnacht, da sie alle ihre Energie schon dafür benötigen, den Alltag gut zu bestehen. Hier bieten sich besonders warme Ölbäder mit anregenden Essenzen als Vorspiel an; aber auch tonisierende Getränke und stärkende Rasayanas wie heiße Milch mit Safran, Muskat, Zucker und etwas Ashwagandha (für Männer) oder Shatavari (für Frauen) sorgen dafür, dass die Lust auf die Liebe wieder steigt.
Menschen, bei denen Pitta im Vordergrund steht, sind feurige Liebhaber. Wer allerdings ständig unter Strom steht, dem brennen auch leicht die Sicherungen durch. Hier ist eher Kühlung angesagt. Besonders gesüßte Mandel- oder Safranmilch sowie die stärkende Amla-Frucht nähren Leib und Seele und sorgen dafür, dass die Lust auf Liebe nicht zu einem verzehrenden Strohfeuer wird.
Kapha-Typen verfügen laut dem Ayurveda über eine ausgezeichnete Fruchtbarkeit und sexuelle Lust. Ihnen fehlt allerdings leider oft der Antrieb, um ihr sexuelles Potenzial auszuleben. Hier sind es die aktivierenden Vajikaranas, wie Chili, Knoblauch, Muskat oder Zwiebeln, die die Liebeslust wecken.
Einen Hinweis zur Bestimmung Ihres Doshas finden Sie am Ende dieser Einführung auf Seite 36.
Süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb – sechs Richtige für mehr Balance
Um eine Balance der Doshas herzustellen und somit auch für mehr Ausgleich in puncto Sexualität zu sorgen, sind nach ayurvedischen Grundsätzen bei jeder Mahlzeit alle sechs Geschmacksrichtungen (Rasas) süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb zu berücksichtigen, weil sich jede einzelne von ihnen auf den gesamten Menschen auswirkt. Sie tun sich also auf allen Ebenen etwas Gutes, wenn Sie Abwechslung in Ihren Speiseplan bringen.
»Süße« Nahrungsmittel – von Getreide bis Fleisch – dominieren unseren Speiseplan. Sie geben dem Körper Feuchtigkeit und bauen ihn auf. Sie versüßen das Leben und können bei einem Liebesmenü einen unschätzbar wertvollen Beitrag leisten. Allerdings benötigt der Körper auch die fünf anderen Geschmacksrichtungen, um Süßes richtig zu verdauen.
»Saures« unterstützt den Aufbau der Körpersubstanz, regt unsere Verdauungsaktivität, das sogenannte Agni, an, nährt es und macht uns widerstandsfähig. Joghurt, Essig, Alkohol und unreife Früchte sowie alle anderen gegorenen Lebensmittel haben eine saure Geschmacksrichtung. Achten Sie jedoch darauf, dass es nicht zu sauer wird.
»Salziges« wirkt befeuchtend und macht das Gewebe weich. Es hält Wasser im Körper zurück. Es verstärkt alle anderen Geschmacksrichtungen und unterstützt das Agni. Das richtige Maß ist wie bei allem auch hier das Geheimnis. So kann beispielsweise Salziges die sinnliche Erfahrung eines Gerichtes fördern, zu viel jedoch nimmt der Speise den Eigengeschmack.
»Scharfes« fördert die Durchblutung, regt das Agni an und reinigt den Körper. Scharfes begegnet uns vor allem bei den Gewürzen. Es kann natürlich sehr stimulierend auf unsere Libido wirken, aber Pitta-Typen sollten zum Beispiel darauf achten, dass sie nicht überhitzen.
»Bitteres« reduziert Giftstoffe und Feuchtigkeit, wirkt verdauungsfördernd und festigt Gewebe und die Haut. Der bittere Geschmack begegnet uns in allem, was grün ist, und sorgt für einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Geschmacksrichtungen.
»Herbes« beruhigt, verdichtet das Gewebe und wirkt adstringierend. Wir finden es in den meisten Gemüsesorten, in Hülsenfrüchten und Getreide.
Bewusst eingesetzt, unterstützen uns die sechs Geschmacksrichtungen dabei, kleine Disharmonien der Doshas durch die richtige Auswahl und Zubereitung der Mahlzeiten auszugleichen. Richtig dosiert, beschwingen, stimulieren und erotisieren sie uns und bereichern sowohl unseren Speiseplan als auch unser Liebesleben.
Agni und Ama – Das Verdauungs- und Liebesfeuer erwecken
Das »Verdauungsfeuer«, das sogenannte Agni, spielt im Ayurveda eine zentrale Rolle sowohl für die Ernährung als auch zur Steigerung des Liebeserlebens. Entsprechend der körpereigenen Fähigkeit, Lebensmittel zu verdauen, sollte jeder Mensch darauf achten, was er isst und wie er isst. Denn wie viel ein Mensch letztendlich verdauen kann und warum der eine scheinbar jede Nahrung verträgt, ein anderer aber sehr vorsichtig bei der Auswahl der Lebensmittel sein muss, hängt im hohen Maße vom eigenen Verdauungsfeuer ab. Im übertragenen Sinne lässt sich dieses Prinzip auch auf die Liebe übertragen.
Bei jeder Stoffwechselaktivität entsteht Wärme, und es kommt wie bei einem echten Feuer zur Umwandlung von Energie. So ist das Feuer – je nach Konstitution – mal groß, mal klein, mal ist es beständig, mal ist es wechselhaft. Das Verdauungsfeuer hat seinen Hauptsitz im Oberbauch und in der Leber. Es ist aber auch gleichzeitig in jeder Zelle vorhanden. Das Agni ist für sämtliche Lebensfunktionen und für alle Stoffwechselprozesse unentbehrlich. Wie gut das Agni funktioniert, hängt wiederum von der eigenen Konstitution und der Balance der drei Doshas ab. So haben zum Beispiel Menschen, die eine Vata-Dominanz aufweisen, meist ein labiles und schwankendes Agni. Pitta-Typen verfügen eher über ein sehr starkes und oft überhitztes Verdauungsfeuer, und Menschen mit Kapha-Dominanz haben ein kleines, aber dafür recht stabiles Agni.
Bei einem gut funktionierenden Agni stehen dem Körper alle notwendigen Nährstoffe zur Verfügung. Entsprechend werden auch alle Giftstoffe ausgeschieden, sodass sich der Körper in Balance befindet und der Geist klar ist, was sich wiederum in einem klaren Hautbild bemerkbar macht. Ist das Agni allerdings geschwächt, so passieren selbst die besten Nährstoffe den Verdauungstrakt fast ungenutzt, was unter anderem zu Verdauungsproblemen führt und dadurch zu geistiger Trägheit, Müdigkeit und schlechter Haut – und auch zu wenig Lust auf Sinnlichkeit und Sex.
Ein schlecht funktionierendes Agni hat die Ablagerung von toxischen Giftstoffen zur Folge, die im Ayurveda als »Ama« bezeichnet werden. In einem solchen Fall ist das Verdauungsfeuer zu schwach oder zu klein, um die Nahrungsmittel vollständig zu verbrennen. Zur Bildung von übermäßigem Ama kommt es besonders dann, wenn das Verdauungssystem mit minderwertiger und unreiner Nahrung und/oder mit zu viel Nahrung belastet wird oder diese zum falschen Zeitpunkt aufgenommen wird. Eine übermäßige Ansammlung von Ama führt im Ayurveda genauso zu Krankheiten wie das Ungleichgewicht der Doshas, wobei hier zwischen Krankheiten mit Ama und Krankheiten ohne Ama unterschieden wird. Krankheiten, die auf Ama zurückzuführen sind, lassen sich durch eine das Agni anregende Diät wirkungsvoll therapieren. Hierzu zählen zum Beispiel Akne, Darmpilz oder Rheuma. Wird eine Krankheit hingegen durch eine Dosha-Störung hervorgerufen, so sind Ausleitungsverfahren und manuelle Therapien vonnöten, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Um generell für eine Stärkung des Agni zu sorgen, gibt Ayurveda folgende Empfehlungen:
– Morgens nach dem Aufstehen 1–2 Tassen Ingwerwasser trinken.
– Kleine Mahlzeiten zu sich nehmen und diese bewusst essen.
– Am Abend auf schwere und reichhaltige Mahlzeiten verzichten.
– Regelmäßig Fastentage einlegen.
– Alle Sinne beim Essen mit einbeziehen.
– Die Nahrungsmittel gründlich kauen und einspeicheln.
– Regelmäßiges Saunieren.
Das Agni, das Verdauungsfeuer, steht sinnbildlich natürlich auch für unser Liebesfeuer. Nur wenn es stark ist und brennt, brennen auch unsere Leidenschaft und unsere Lust auf Liebe. Achten Sie darauf, dass Ihr Agni stark bleibt, dann bleibt auch – symbolisch gesehen – Ihre Liebes- und Lebensenergie stark. Beziehen Sie Ihre Sinne mit ein und schüren Sie Ihr Feuer!
Tipps für mehr Sinnlichkeit beim Kochen und Essen
– Achten Sie darauf, dass Sie genug Zeit haben, sowohl für das Kochen, die Einnahme der Mahlzeit und natürlich auch für die Zeit nach dem Essen.
– Schöne Musik, Kerzenschein und Blumen in der Küche können bereits eine schöne, sinnliche Atmosphäre vermitteln.
– Decken Sie den Tisch festlich, mit Kerzen und allem, was die Sinne anspricht.
– Gestalten Sie auch die Speisen ansprechend. Dekorieren Sie die einzelnen Gerichte, sodass Ihnen schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammenläuft.
– Ziehen Sie sich verführerisch an.
– Überraschen Sie sich mit abwechslungsreichen Menüs. Verwöhnen Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin und verführen Sie ihn oder sie mit Ihren Kochkünsten.
– Füttern Sie sich gegenseitig (als Steigerung lassen Sie sich dabei vielleicht einmal die Augen verbinden).
– Überlegen Sie sich gemeinsam, was Ihre Lust am Essen und an der Liebe stimulieren könnte, und beziehen Sie nach Möglichkeit alle Sinne mit ein.