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Hilfreiche Reaktionen der Erwachsenen

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Die Erwachsenen sollten die wiederkehrenden Fragen („Wann kommt die Mami wieder?”, „Wo ist die Mami?”) immer wieder beantworten, und die Kinder dazu auffordern, über ihre Gefühle zu sprechen. Manchmal drücken Kinder ihre Gefühle nicht in Worten, sondern nur im Verhalten aus, indem sie beispielsweise wieder einnässen, in ihren schulischen Leistungen abfallen, sich nicht mehr konzentrieren können, im Bett der Eltern schlafen wollen, nur bei Licht einschlafen wollen. Es empfiehlt sich, das Kind bei sich einschlafen zu lassen und dann in sein eigenes Bett zu bringen.

Der Tod eines Elternteils kann starke Ängste hervorrufen. Kinder haben das Gefühl, ein Teil von sich selbst zu verlieren. Auch über die aufkommende Angst „Was ist, wenn du auch noch stirbst?”, sollte gesprochen werden. Wenn möglich, bestimmen Sie eine Person, zu der Ihr Kind bei Ihrem Tod gehen kann und die die Erziehung weiterführt. Geben Sie dem Kind verstärkt das Gefühl, gemocht und akzeptiert zu werden. Lassen Sie auch Gefühle der Wut und Schuld zu und hören Ihrem Kind zu, ohne seine Worte zu bewerten. Sagen Sie ihm, dass der Vater es nicht verlassen wollte und dass niemand an seinem Tod schuld ist. Erklären Sie Ihrem Kind, dass tot sein bedeutet, nicht mehr zu leben, zu arbeiten, zu essen, zu schlafen und nicht mehr zurückzukommen. Der Tod ist nicht ansteckend, tut nicht weh. Es tut auch nicht weh, wenn man einen Toten sieht oder anfasst. Vermeiden Sie Aussagen wie: „Der Vati wohnt im Himmel.” (Ihr Kind folgert daraus: „Dann kann er nicht tot sein.” oder: „Dann muss ich immer lieb sein, denn er sieht alles.”), „Die Engel haben Vati mitgenommen.” (Ihr Kind folgert daraus: „Dann können sie ihn auch wieder bringen.”), „Vati geht es gut.” (Ihr Kind fragt sich dann: „Warum weint dann Mami?”).

Kinder nehmen alle Aussagen wörtlich. Nehmen Sie die Kinder mit auf die Beerdigung und die Trauerfeier. So können sie sehen, was passiert, wie andere Menschen bei Trauer reagieren, und dass der Vater wirklich tot ist. Erklären Sie vorab, was auf die Kinder zukommen wird. Wenn das Kind über das verstorbene Familienmitglied spricht, geben Sie ihm das Gefühl, es sei in Ordnung, darüber zu sprechen. Überlassen Sie Ihrem Kind ein Fotoalbum, das es immer wieder anschauen kann, wenn es für Sie zu schmerzhaft ist, mit ihm die Bilder anzuschauen. Fordern Sie das Kind auf, Gefühle niederzuschreiben oder dem verstorbenen Familienmitglied einen Brief zu schreiben. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Ihre Gefühle in einer für das Kind angemessenen Weise. Sagen Sie ihm beispielsweise, dass Sie traurig sind, wenn Sie an Papa denken, dass Sie es lieben und dass Sie auch wieder fröhlich sein werden. Sprechen Sie auch über Ihre Wut. Geben Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass Sie die Verantwortung für die Familie tragen können und es Vertrauen haben kann. Das Wichtigste, was Sie anbieten können, ist, Ihr Kind zu lieben. Schenken Sie ihm Ihre Aufmerksamkeit, nehmen Sie es oft in Ihre Arme und sprechen Sie mit ihm darüber, was geschehen ist. Machen Sie ihm deutlich, dass es sich auf Sie verlassen kann. Seien Sie pünktlich und zuverlässig und belügen Sie das Kind nicht. Seine Welt ist durch den Verlust so ins Wanken gekommen, dass es jetzt besonders viel Zuverlässigkeit benötigt. Das Kind kann leichtere Hausarbeiten übernehmen, um das Gefühl zu bekommen, auch etwas zur Familie beizutragen. Es kann jedoch nicht Ihre Rolle einnehmen oder Sie beraten.

Achten Sie darauf, dass das Kind nicht die Aufgaben des verstorbenen Familienmitgliedes übernimmt. Dadurch kann die natürliche Entwicklung des Kindes gefährdet werden. Es kann sich überfordert fühlen oder aber kann bestimmte notwendige kindliche Entwicklungsstufen nicht durchlaufen. Wenn Sie später einen neuen Partner suchen wollen, würde sich das Kind zudem überflüssig fühlen.

In den verschiedenen Altersstufen muss immer wieder über den Tod des Elternteils gesprochen werden, denn das Kind wird den Tod immer entsprechend seiner emotionalen und intellektuellen Entwicklung erfassen können. Kinder, die einen Elternteil verlieren, durchlaufen sehr häufig nicht den ganzen Trauerprozess. Häufig wird er erst als Erwachsener vollendet.

Es ist sinnvoll, Kindern sowohl die Stärken, als auch die Schwächen des verstorbenen Familienmitgliedes zu erklären, um die Gefahr der Idealisierung zu mindern. Vermeiden Sie möglichst gleich nach dem Tod jegliche größere Veränderung wie Umzug oder Schulwechsel. Dies würde einen zusätzlichen Verlust bedeuten, mit dem Ihr Kind fertig werden muss. Benachrichtigen Sie die Schule und alle Personen, die engen Kontakt zu Ihrem Kind haben, sodass es eine besondere Aufmerksamkeit bekommt. Sagen Sie ihm, dass es auf alle Fragen der Umwelt, die es nicht beantworten kann oder möchte, sagen soll: „Bitte fragen Sie meine Mutter.”

Einen geliebten Menschen verlieren

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