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1. Scheiden tut weh

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„Dann können wir uns ja scheiden lassen …!“ Wer hat nicht schon eine solche Drohung im Streit hören müssen?

Egoismus, mangelnde Achtung und Wertschätzung, Lieblosigkeit und schließlich immer wieder geäußerte Drohungen, sich scheiden lassen zu wollen, sind Symptome, die zu einer ernsthaften Krise führen können.

Meint es der Partner ernst, bricht für uns eine Welt zusammen. Wir fühlen uns wie im Schock und kämpfen darum, noch eine Chance zu bekommen. Wir versprechen ihm alles, geloben Besserung, nur damit er seine Entscheidung zurücknimmt.

Realisieren wir, dass uns der Partner keine Chance mehr gibt, fallen wir in ein tiefes Loch. Wie sollen wir jemals wieder glücklich werden ohne ihn? Wir vergessen all die schlechten Zeiten, die Kränkungen und Konflikte, die wir mit ihm erlebt haben. Vor unserem inneren Auge sehen wir die Partnerschaft nur in leuchtenden Farben. Immer wieder fragen wir uns, warum wir verlassen werden, was wir falsch gemacht haben oder was an uns nicht in Ordnung ist. Wir können nachts nicht schlafen und laufen tagsüber ruhelos umher. Besonders die Wochenenden und Feiertage sind grausam.

Wer sich aktuell in einer Krise befindet, der fragt sich oft: „Wie konnte das passieren?“ Er ist verunsichert und verzweifelt. Das, was ihm bisher so sicher erschien, ist ins Wanken geraten. Viele Menschen empfinden Verlassenwerden als eine der größten seelischen Niederlagen. Nichts ist demütigender und abwertender, als nicht mehr wertvoll genug zu sein, geliebt zu werden, einfach „abgelegt“ zu werden. Diese Verletzung ist äußerst schmerzhaft, und die Narben der Seele verheilen oft ein ganzes Leben lang nicht.

Vielleicht wird uns aber jetzt auch bewusst, dass es vielleicht schon lange keine Gespräche mehr gegeben hat, in denen man sich als Paar seine Sorgen, Ängste, Bedürfnisse und Wünsche offenbarte. Vielleicht müssen wir uns an den Anfang der Beziehung oder Ehe erinnern, um zu erkennen, was falsch gelaufen ist.

Jahrelang war man sich so vertraut, erzählte sich alles, konnte sich bedingungslos aufeinander verlassen. Doch plötzlich ist alles anders, die enge Verbundenheit hat sich verändert: Pläne und Ziele weichen voneinander ab, die Interessen gehen auseinander, und auf einmal hat man sich nichts mehr zu sagen. Erich Kästner hat das Phänomen der Entfremdung in der Partnerschaft in einem sehr bekannten Gedicht beschrieben:


Familienglück im zweiten Anlauf

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