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TEIL 1: WAS IST MOBBING? 1. Merkmale des Mobbings

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Mobbing ist ein aus dem Wort „Mob“ (der Pöbel) abgeleiteter Begriff, wonach einzelne Personen in ihrer sozialen Gruppe ausgegrenzt, schikaniert und terrorisiert werden. In der Literatur findet man hierzu mehrere unterschiedliche Definitionen. Heinz Leymann, ein aus Deutschland ausgewanderter schwedischer Arzt und Psychologe, sprach von „Mobbing“ ausschließlich in Bezug auf das Arbeitsleben.

„Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.“1

Die Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing (GpsM e.V.) entwickelte zusammen mit Leymann folgende überarbeitete und detaillierte Begriffsbestimmung:

„Mobbing ist eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei der die angegriffene Person unterlegen ist und von einer oder mehreren anderen Personen systematisch und während längerer Zeit direkt oder indirekt angegriffen wird mit dem Ziel und/oder dem Effekt des Ausstoßes und die angegriffene Person dies als Diskriminierung erlebt.“2

Diese Definitionen zeigen die wichtigsten Eigenschaften des Begriffs auf. Konfrontation, Belästigung, Nichtachtung der Persönlichkeit und Häufigkeit der Angriffe über einen längeren Zeitraum hinweg sind Grundvoraussetzungen, damit von Mobbing überhaupt gesprochen werden kann.

Im Gegensatz zu normalen Auseinandersetzungen und Streit ist Mobbing seelische Gewalt, die die Würde des Opfers angreift. Mobbing richtet sich gegen das Selbstwertgefühl des Betroffenen mit dem Ziel, ihn in seiner Position zu schwächen. Es bezeichnet einen Prozess der systematischen Ausgrenzung und Erniedrigung eines anderen Menschen, die von einer oder mehreren Personen systematisch und vorsätzlich betrieben werden. Diese feindseligen Handlungen geschehen mit einer gewissen Regelmäßigkeit und über eine bestimmte Dauer.

Die Psychotherapeutin und Autorin Maire-France Hirigoyens definiert in ihrem Buch „Wenn der Job zur Hölle wird: Seelische Gewalt am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehrt“3 Mobbing als ein Machtspiel, mit dem der Mobber seine vermeintliche Überlegenheit ausspielt und alle Mittel einsetzt, um Macht über sein Opfer zu bekommen und eigene Defizite zu verschleiern. Dem Mobber geht es darum, den Gemobbten zu destabilisieren, ihn an sich selbst und den anderen zweifeln zu lassen oder ihn zu vernichten, ohne dass die Umgebung eingreift.

Marie-France Hirigoyen bezeichnet „Mobber“ als „narzisstisch Perverse“, die mit anderen Menschen Beziehungen knüpften, die auf Misstrauen und Manipulation beruhten. Es sei ihnen unmöglich, den anderen als bereicherndes, gleichwertiges Gegenüber zu betrachten. Sie sähen in ihm von vornherein einen Rivalen, den es zu bekämpfen gelte. Sie müssten jeden dominieren und zerstören, der eine Bedrohung ihrer Macht darstellen könnte und projizierten ihre Gewalttätigkeit auf jeden, der sie entlarven und ihre Schwächen zum Vorschein bringen könnte. Die Autorin enttarnt Mobber als Menschen, denen es Vergnügen bereite, den „wunden Punkt“ ihres Opfers bloßzulegen, um danach seine Identität zu beschädigen und zu zerstören. Die Autorin verwendet für dieses perfide Verhalten den Begriff „perverse Gewalt“4.

Konflikte am Arbeitsplatz gehören zum Alltag. Oft aber eskalieren Konflikte, weil sie nicht erkannt, verschleppt und nicht offen ausgetragen werden. Aus solchen Situationen kann Mobbing entstehen. Mobbing ist kein Kommunikationsproblem, sondern eine Perversion der Kommunikation, eine hinterhältige, unethische, aggressive Kommunikation, die mit systematischer Wiederholung arbeitet und das Ziel verfolgt, das Opfer zu eliminieren.

Mobbing ist die Manipulation der Arbeitsbedingungen des Opfers, der Kommunikation, der Reputation und der betrieblichen Aufgaben. Darüber hinaus ist Mobbing ein kollektives Phänomen. Der Mobber betreibt Populismus und sucht Sympathisanten.

Jeder, der glaubt, von Mobbing betroffen zu sein, muss zunächst zu normalen Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz eine Grenze ziehen und sich fragen: Wo hört der alltägliche Konflikt auf, und wann fängt Mobbing an? Denn, obwohl es psychologische und soziologische Definitionen gibt, bleibt festzustellen, dass es sich bei Mobbing immer um einen individuellen Prozess handelt, der bei jeder Person anders beginnt und abläuft.

Nie wieder Mobbingopfer!

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