Читать книгу Aus der Sicht eines Mädchens - Dr. Annie Zac Poonen - Страница 4

1. Kindheitstage

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Ich mag wirklich den Namen, den mir meine Eltern gaben – Krupa. Er bedeutet „Gnade“. Er war prophetisch. Die Geschichte meines Lebens ist eine Geschichte von Gottes erstaunlicher Gnade.

Mein Papa arbeitete im Büro einer privaten Firma. Er verdiente ein moderates Gehalt. Aber er vergeudete den Großteil seines Gehalts mit Trinken. Er kam gewöhnlich jeden Tag spätabends von der Arbeit nach Hause; und meine Mama beschuldigte ihn, er würde andere Frauen besuchen und ihr gegenüber untreu sein.

Mama arbeitete als Beamtin in einer staatlichen Behörde. Sie hatte ein ordentliches Gehalt, aber sie kaufte sich ständig neue Saris. Daher hatten wir überhaupt keine Ersparnisse. Mama brachte hin und wieder Kugelschreiber, Briefumschläge und Briefbögen mit nach Hause, die sie aus dem Büro geklaut hatte.

Wir lebten in einem Haus mit zwei Schlafzimmern und Papas Eltern lebten bei uns.

Wir hatten in vielerlei Hinsicht ein unglückliches Zuhause. Es gab ständig Geschrei und Schläge. Mama bekam das am heftigsten zu spüren, aber auch wir Kinder bekamen unseren Teil ab. Oft war auch Papas Mutter in die häuslichen Streitigkeiten verwickelt – und Mama verlor dabei immer. Aber ich fragte mich manchmal, warum Mama so laut schrie, dass sogar die Nachbarn wussten, was vor sich ging. Das war mir gewöhnlich peinlich.

Um Papa zu bestrafen, ließ Mama nichts vom guten Essen für ihn und seine Eltern übrig. Sie und wir Kinder aßen all die besonderen Gerichte heimlich in unserem Schlafzimmer!

Aber ich mochte es nicht, wie Mama meinen Papa behandelte. Manchmal hatten sie solche hitzigen Auseinandersetzungen, dass wir nicht einmal richtig schlafen konnten.

Eines Tages, als ich 12 Jahre alt war, brachte Mama mich und meinen jüngeren Bruder zu einer Dame, die sie bei einer christlichen Gebetsversammlung getroffen hatte.

Als wir die Dame trafen, war es mir wirklich peinlich, zu sehen, dass meine Mama sehr emotional wurde und ihr über die vielen Härten zuhause erzählte, obwohl die Dame für uns völlig fremd war. Aber ich bemerkte etwas Gütiges und Beruhigendes in Bezug auf die Art und Weise, wie diese Dame auf all diese Informationen reagierte.

Ich erkannte bald, dass Mama zu ihr gegangen war, weil sie vorhatte, uns beide in ein Waisenheim zu geben, um uns vor den Problemen, die wir mit einem betrunkenen Vater erlebten, zu bewahren.

Die Dame war sehr freundlich und geduldig. Sie sagte Mama, dass sie persönlich kein Waisenhaus kennen würde. Aber sie gab Mama sehr guten Rat. Sie sagte Mama als Erstes, dass sie Papa für alles, was er ihr angetan hatte, vergeben und die Hoffnung aufrechterhalten sollte, dass er sich eines Tages ändern würde. Obwohl wir Kinder mit einem schwierigen Vater aufwachsen mögen, so warnte sie Mama, wäre das Leben in einem Waisenheim noch viel schlimmer, denn wir würden dann sogar ohne die Liebe einer Mutter sein!

Die Dame sprach auch mit mir. Sie sagte mir, ich sollte meinen Eltern gehorsam sein und Papa respektieren und ehren, selbst wenn er viele Fehler hatte. Sie sagte mir, dass sich sogar Jesus, der Sohn Gottes, als er auf die Erde kam, seinen irdischen Eltern unterstellt hatte, obwohl er, anders als seine irdischen Eltern, selber sündenlos war.

Sie betete dann mit uns allen und wir gingen mit einem viel besseren Gefühl nach Hause.

Als heranwachendes Mädchen hatte ich viele Fragen. Aber Mama war stets mit ihrer Büroarbeit und mit ihren Haushaltspflichten beschäftigt und schien nie Zeit zu haben, mit mir zu reden. Ich fühlte mich auch nicht frei, meine Probleme mit ihr zu teilen. So wuchs ich auf, indem ich mich ziemlich einsam fühlte und ich hatte viele unbeantwortete Fragen. Für den Fall, dass ich jemals heiraten und Kinder haben würde, traf ich damals die Entscheidung, viel Zeit mit ihnen zu verbringen.

Mama fand schließlich ein christliches Mädchenwohnheim an einem Erholungsort im Bergland, einige Hundert Kilometer von zuhause entfernt. Dort brachte sie mich unter.

Aus der Sicht eines Mädchens

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