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2. Ein Neuanfang

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Das Leben im Wohnheim brachte für mich neue Umstellungen mit sich.

Ich fühlte mich oft traurig und trostlos, wenn ich an mein Zuhause dachte. Aber ich war auch glücklich, dass ich zur Schule gehen und mit anderen Kindern zusammen sein konnte, von denen einige so wie ich aus unglücklichen Familien kamen. Das Essen bestand aus einer einfachen, vegetarischen Diät, aber es war gut. Sonntags gab es auch etwas Fleisch.

Manchmal schickte mir Mama einen kleinen Geldbetrag als Geschenk, mit dem ich etwas Besonderes kaufen konnte. Ich kaufte mir einmal ein Paar Sandalen mit hohen Absätzen, die ich jeden Tag putzte und sehr vorsichtig aufbewahrte. Ich war diesbezüglich so pingelig, dass meine Freunde die Sandalen scherzhaft herumkickten, um mich zu ärgern.

Eines Abends hatten wir im Wohnheim eine spezielle Veranstaltung. Ein Film über das Leben Jesu wurde gezeigt. Wir hatten zuhause eine Bibel, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass irgendjemand sie jemals gelesen hatte. Sie hatte bloß auf dem Regal Staub angesammelt! Aber jetzt hörte ich die Geschichten von Jesus bei der täglichen Bibellese und bei den Gebetszeiten, die wir in der Herberge hatten. Ich verstand jedoch nicht, was Jesus für mich persönlich getan hatte. Als ich den Film sah, traf es mich zum ersten Mal mit aller Kraft, wie sehr mich Jesus liebte – so sehr, dass er auf diese schlimme Welt kommen und für meine Sünden sterben würde.

Ich dachte damals an mein eigenes Leben, wie oft ich meinen Eltern durch meinen Starrsinn so viel Kummer bereitet hatte. Ich wurde auch an meine Selbstsucht erinnert, z.B. dass ich nicht bereit war, meine Sachen mit meinen Freunden zu teilen. Ich dachte auch an meine Lügen, mein Stehlen, meinen Zorn und viele andere Sünden, die ich begangen hatte, von denen ich zu beschämt bin, sie überhaupt zu erwähnen. Ich erkannte nun, dass Jesus für all diese Sünden gestorben und meine Strafe getragen hatte.

Ich weinte in dieser Nacht, als die Lichter aus waren und bat Jesus, mir zu vergeben und mich zu seinem Kind zu machen. Eine Flut von Freude und Friede kam plötzlich in mein Herz. Ich, die ich zuvor von niemandem geliebt worden war, wurde mir sogleich der Liebe meines Retters bewusst. Ich wusste, dass ich jetzt sein spezielles Kind war, und dass er mich nie mehr wegwerfen würde. Eine tiefe Sicherheit kam in mein Herz – ein Herz, das in Bezug auf die Liebe meiner Eltern zu mir stets unsicher gewesen war. Ich erkannte dann, dass ich dem Herrn Jesus gehörte, und dass er für immer mein war.

Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl der Sicherheit erlangte, denn niemand hatte mich über solche Dinge unterrichtet. Aber wenn ich jetzt zurückschaue, kann ich sehen, wie der Heilige Geist die Dinge Christi sogar einem einfachen Verstand, der niemals die Bibel studiert hat, wirklich machen kann.

Das war der Wendepunkt meines Lebens. Ich schrieb einen Brief nach Hause, in dem ich über diese Erfahrung berichtete und wollte, dass meine Mutter und alle anderen zuhause dieselbe Freude mit mir teilten.

Sehr bald kam ich in meine Teenager-Jahre. Ich war jetzt 13 Jahre alt.

Während der Sommerschulferien ging ich nach Hause. Aber ich entdeckte, dass das Leben im Wohnheim besser war als das Leben zuhause – weil ich im Wohnheim beten, mein Leben in Ordnung halten, Disziplin lernen, mit meinen Freunden reden und die Versammlungen in der Kapelle besuchen konnte. Manchmal wurden wir auch vom Wohnheim zu einem Park oder einem schönen Platz auf dem Berghang geführt – solche Picknicks waren ein besonderes Vergnügen, auf das wir uns alle freuten. Im Vergleich dazu war das Leben zuhause langweilig und ereignislos. Aber ich genoss es, mit meinem jüngeren Bruder zu spielen, den ich vermisste, wenn ich im Wohnheim war.

Während meines Besuches zuhause machte ich eine verblüffende Entdeckung. Ein 17-jähriger alter Bekannter von mir, den ich stets als einen Bruder betrachtet hatte, kam uns besuchen, so wie er es in der Vergangenheit oft getan hatte. Aber diesmal stellte ich fest, dass er jedes Mal, wenn wir allein waren, meinen Körper hier und da berührte und versuchte, sich mir körperlich zu nähern. Er hatte sich früher nie so verhalten. Niemand hatte mir jemals etwas über Beziehungen zwischen Jungen und Mädchen oder über sexuelle Angelegenheiten erzählt. Aber ich war wachsam genug, um zu erkennen, dass an seinem Verhalten etwas falsch war. Daher mied ich ihn danach und er wurde deswegen sehr zornig.

Es war nur der Herr, der mich von der Misere einiger meiner Freundinnen im Wohnheim bewahrte, die, wie ich später herausfand, in einem Alter, wo sie noch unschuldig und unwissend waren, von nahen Angehörigen zu sexuellen Sünden verlockt wurden. Das Verhalten meines Verwandten war ein weiterer Grund, warum ich von zuhause weg und zurück ins das Wohnheim gehen wollte. Ich erkannte, dass sogar ein naher Angehöriger eine unreine Einstellung haben konnte.

Aus der Sicht eines Mädchens

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