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Das Körperbild, was ist das eigentlich?

Es gibt verschiedene Definitionen des Körperbildes. Experten aus diesem Bereich sagen, »das Körperbild setzt sich aus zwei Ebenen zusammen: aus der Wahrnehmung der Erscheinung des eigenen Körpers (kognitiv/rational) und den emotionalen Antworten auf diese Wahrnehmung (affektiv/emotional).«1

Um den veränderlichen Charakter des Körperbildes zu zeigen (das unter anderem in Abhängigkeit von unseren Gedanken und unseren Gefühlen schwankt), kann man die vorangegangene Definition durch einen interessanten Zusatz ergänzen: »Das Körperbild ist eine dynamische Wahrnehmung des eigenen Körpers, wie er aussieht, wie man ihn spürt und wie er sich bewegt. Diese Wahrnehmung kann sich je nach Laune, körperlicher Erfahrung und Umwelt ändern.«2 Unterm Strich lässt sich sagen, dass das Körperbild alles andere als nur ein objektives Urteil über den eigenen Körper ist. Es handelt sich vielmehr um die ganz persönliche »Erfahrung« des eigenen Körpers.

Da das Körperbild auf Wahrnehmungen und Überzeugungen basiert, kann es eine Diskrepanz zur faktischen Wirklichkeit geben. So kann sich ein Mensch mit einem normalen Gewicht durchaus mollig fühlen oder finden. Genauso gut kann sich ein Mensch mit Übergewicht ganz wohl in seiner Haut fühlen. Körperliche Erscheinung und Körperbild sind also zwei sehr verschiedene Konzepte. Deshalb ist in psychologischer und sozialer Hinsicht noch viel Arbeit zu leisten, um falsche Überzeugungen in Bezug auf den »idealen Körper« abzubauen. Diese Überzeugungen sind mitverantwortlich für die Probleme, die viele Kinder mit ihrem Körperbild haben, und das bereits von klein auf, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden.

Welche Risiken birgt ein negatives Körperbild während der Kindheit?

Es besteht ein Zusammenhang zwischen einem negativen Körperbild und der Entstehung von Essstörungen allgemein, einem schwachen Selbstwertgefühl und depressiven Symptomen.3 Man weiß, dass Kinder im Alter von fünf bis sechs bereits ein Körperbild4 entwickelt haben, und dass die Pubertät ein Schlüsselmoment für die Entwicklung von Essstörungen ist (aufgrund der körperlichen und hormonellen Veränderungen). Deshalb ist es wichtig, bereits im Vorschulalter und während der ganzen Kindheit an einem positiven Körperbild zu arbeiten.

Bestimmte Daten, die im kanadischen Québec im Rahmen einer Umfrage unter Schülern von zwölf bis 17 Jahren erhoben wurden, geben Anlass zur Sorge: 48,8 % der Mädchen und 48,5 % der Jungen sagten aus, dass sie unzufrieden mit ihrer Figur/ihrem Körperbild seien.5

Zu erfahren ist auch, dass 41 % der Mädchen mit Normalgewicht gern schlanker und 28 % der Jungen mit Normalgewicht gern muskulöser wären.

Doch damit nicht genug. Die in dieser Umfrage erstellten Statistiken sind beunruhigend:6

✪ 12 % der Jugendlichen haben bereits eine Diät zur Gewichtsreduktion gemacht.

✪ 11 % der Jugendlichen haben bereits einmal einen ganzen Tag nichts gegessen.

✪ 28 % haben innerhalb von sechs Monaten »häufig« oder »einige Male« Mahlzeiten ausgelassen.

✪ 51 % der Jugendlichen trainierten intensiv.

✪ 3,6 % von ihnen haben schon einmal willentlich ein Erbrechen herbeigeführt, Abführmittel oder Appetitzügler eingenommen.

Die auf Essstörungen spezialisierten Mitarbeiter im Gesundheitsbereich brechen im Moment unter der Last der Arbeit fast zusammen. Angesichts der Tatsache, dass Menschen mit Essstörungen lange warten, bevor sie sich in Behandlung begeben, darf man die Bedeutung der präventiven Arbeit nicht unterschätzen, vor allem in sozial schwachen Milieus. Wenn es uns gelingt, einen Fuß in die Tür in Richtung Essstörung zu bekommen, bevor sie sich hinter dem Kind schließt und bevor die Risikofaktoren zu groß werden, könnten wir Tausende von Jugendlichen schützen, auch wenn sie in biologischer Hinsicht anfälliger sind.

Ungeachtet der Tatsache, dass wir um die Bedeutung der Genetik/ Biologie bei der Erklärung von Essstörungen wissen, wissen wir auch, dass es beim Einzelnen durchaus möglich ist, eine biologische Anfälligkeit in sich zu tragen, ohne dass diese sich in Form schädlicher Verhaltensweisen äußert. So geht es neben anderen Faktoren, die bei Kindern und Jugendlichen zur Entstehung einer Essstörung beitragen, auch um den Persönlichkeitstyp und den sozialen Druck, der angesichts des allgemeinen Schlankheitskults empfunden wird. Dabei handelt es sich um das bio-psycho-soziale Modell, das unter Wissenschaftlern anerkannt ist. Und da wird es für Eltern und Gesellschaft interessant, denn der soziale Faktor ist einer, den wir wirklich beeinflussen können!

Du bist gut so, wie du bist!

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