Читать книгу Was muss ich tun? oder Wer darf ich sein? - Dr. Hans Erich Müller - Страница 10

Zur Sache

Оглавление

Jetzt gehe ich mal ein bisschen in die Einzelheiten.

Bis in die Neuzeit (Aufklärung) hinein (und in manchen Glaubensgemeinschaften bis heute) wurden die biblischen Berichte und Geschichten als Tatsachenberichte aufgefasst. Man tat sich schwer, den mythischen oder symbolischen Hintergrund der eigenen Glaubensvorstellung für ernst und wichtig zu halten. Adam, Eva, Kain, Abel und Noah wurden als historische Personen aufgefasst, auch wenn man die daraus entstehenden Widersprüche nur notdürftig übertünchen konnte. Indem die biblischen Berichte zu historisch einmaligen, objektiven Tatsachenbehauptungen wurden, kam man ohne Durchbrechung der Naturgesetze nicht aus. Allerdings begriff man unter diesen Umständen oft nicht die genialen symbolischen Aussagen, und das Gottesbild wurde dadurch verzerrt. Ich behaupte mit allen seriösen protestantischen Theologen der letzten zwei Jahrhunderte, dass Gott, (soweit ich ihn als Person auffasse), es nicht nötig hat, uns mit „Zauberkunststückchen“ zu beeindrucken.

Im Glaubensbekenntnis fällt uns die Symbolsprache offenbar nicht schwer: „Er sitzt zur Rechten Gottes…“ Wer sitzt, ist von der Schwerkraft abhängig, sonst schwebt er. Will das jemand wirklich wörtlich glauben? Nein, es ist ein antikes Herrschaftsbild, das die Sonderstellung von Jesus darstellen soll.

Im religiösen Sinn wird Glauben meist mit „für wahr halten“ gleichgesetzt. Ich finde es besser, wenn man Glauben mit „für wichtig halten“ gleichsetzt. Was nützt mir eine Wahrheit, die für mich nicht wichtig ist?

Hierzu ein Beispiel: Im Neuen Testament gibt es die Wundergeschichte von der Stillung des Sturmes. Die Jünger fahren mit Jesus mit einem Boot über den See Genezareth.

Jesus ist eingeschlafen, als ein Sturm beginnt. In ihrer Angst wecken die Jünger Jesus, der sie beruhigt und den Sturm stillt. Wenn ich das Ereignis historisch betrachten wollte, wäre es eine Durchbrechung von Naturgesetzen. An so etwas glaube ich nicht. Für mich ist es uninteressant, ob dieses Ereignis wirklich an einem bestimmten Tag z.B. des Jahres 31 stattgefunden hat. Es kommt darauf an, was mit dieser Gleichnisgeschichte ausgedrückt werden soll. Es heißt für mich, dass Jesus seinen Jüngern signalisiert: Auch wenn euch mal die Fetzen um die Ohren fliegen, seid ihr doch nicht verlassen, denn ich bin bei euch! Das halte ich für wichtig.


Mein Freund und Pfarrer MARC POKOJ drückt es noch entschiedener aus: Im Glauben ist meine ganze Existenz in Gott geborgen. (Nach Kierkegaard) Da Gott = (Nächsten)-Liebe ist, könnte man es auch so ausdrücken: Im Glauben ist meine ganze Existenz in der Nächstenliebe geborgen. Dazu später mehr.

Was ich bei Drewermann erfahren habe, hat mein „Glaubensbekenntnis“ modifiziert und verändert. Ich habe es in drei Abteilungen aufgeschrieben, in hoffentlich verständlicher Form.

Da ich an verschiedene Probleme von unterschiedlicher Seite heran gehe, kommt es notgedrungen zu Wiederholungen von Gedanken und Darstellungen. Ich bitte, sich davon nicht verwirren zu lassen.

Die erste Abteilung ist die Wichtigste (also „Pflicht“). Die zweite (Blutopfer Jesu) und die dritte (Lebensende) sind „Kür“, für mich allerdings doch auch recht wichtig.

Was muss ich tun? oder Wer darf ich sein?

Подняться наверх