Читать книгу Die Geschichte des Eisens, Band 5: Das 18. Jahrhundert, Teil 1 - Dr. Ludwig Beck - Страница 5

Literatur im 18. Jahrhundert.

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Ein großer Fortschritt für die Eisenindustrie war die Entstehung einer selbständigen Fachliteratur im 18. Jahrhundert. Diese entwickelte sich zuerst in Frankreich. Der Führer und Meister derselben war Reaumur, welcher durch seine zwei vortrefflichen Abhandlungen über Zementstahlfabrikation und über schmiedbaren Guss (l’art de convertir le fer forgé en acier et l’art d’adoucir le fer fondu), welche er im Jahre 1722 zu Paris veröffentlichte, die Eisenindustrie nicht nur mit neuen Erfindungen und Ideen bereichert, sondern damit die gediegene Grundlage für die Literatur des Eisenhüttenwesens gelegt hat.

Seit Agricola hatte kein Schriftsteller es verstanden, hüttenmännische Vorgänge mit solcher Sachlichkeit und Klarheit zu beschreiben, wie Reaumur. Dadurch, dass er immer nur einen bestimmten Gegenstand zum Vorwurf seiner Arbeiten nahm, übertraf er sogar Agricola noch an Gründlichkeit, während er in Bezug auf Schönheit und Bestimmtheit des Ausdrucks, Wärme und Vornehmheit der Sprache diesem an die Seite zu stellen ist. Die erwähnten Schriften Reaumurs sind Muster von Darstellungen technischer Vorgänge und Einrichtungen, welche den Praktiker ebenso ansprechen, wie den Gelehrten. Ehe wir auf diese und andere Arbeiten Reaumurs näher eingehen, wollen wir einige kurze Nachrichten über seine Person mitteilen.

René-Antoine Ferchault de Reaumur wurde am 26. Februar 1683 als Sohn des Präsidialrats Reaumur zu La Rochelle geboren. Ebenfalls zur juristischen Karriere bestimmt, vertauschte er, einem inneren Drange folgend, das Studium der Jurisprudenz mit dem der Mathematik und der Naturwissenschaften. 1703 kam er nach Paris, wo er in den folgenden Jahren drei mathematisch-geometrische Abhandlungen veröffentlichte, welche solchen Beifall fanden, dass er bereits 1708, erst 25 Jahre alt, zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt wurde. Er ist deren eifrigstes und tätigstes Mitglied geworden. Man übertrug ihm die Leitung eines großen, von der Regierung unterstützten Unternehmens einer Beschreibung der Künste und Handwerke (Description de divers arts et métiers). Dieses Werk wurde zwar niemals vollendet, es gab aber Reaumur, der sein ganzes Leben daran arbeitete, Veranlassung zu eingehenden Studien auf den verschiedenartigsten Gebieten der Technik, und seine Arbeiten wurden die Grundlage der großen technischen Enzyklopädie, welche erst nach seinem Tode unter dem Titel: Description des arts et métiers faites et approuvées par Messrs. de l’Académie royale des sciences de Paris erschien.

Da er am Meer geboren war, so wurde sein Interesse schon früh auf das noch wenig bekannte Leben und die Entwicklung der Seetiere hingelenkt. In den Jahren 1708 bis 1715 machte er eingehende Studien hierüber und veröffentlichte eine Menge neuer Beobachtungen und Entdeckungen. Er fand die Purpurschnecke wieder auf und stellte den Farbstoff aus derselben dar. Er machte höchst interessante Beobachtungen über Regeneration bei den Krustazeen, besonders das Nachwachsen verlorener Glieder von Krabben und Seekrebsen; über die Fortbewegung der Seesterne, über die Zoophyten, welche die Korallen bilden, über den elektrischen Apparat der Zitterrochen; über eine Perlmuttersubstanz in den Weißfischen, mit der man künstliche Perlen färben könnte; über die Phosphoreszenz der Bohrmuschel und anderer Seetiere u. s. w. Daneben beschäftigte er sich mit technischen Untersuchungen, deren Ergebnisse er veröffentlichte, wie 1711 über die Seilerei, 1712 über Golddrahtfabrikation, 1714 über Türkise und Türkisgruben in Frankreich, sowie über deren Zusammensetzung und Färbung, 1715 Versuche über luft- und wasserdichtes Papier, 1718 über Goldstaub führende Flüsse in Frankreich. Am wichtigsten aber waren seine Versuche über das Eisen, welche er 1715 begann und welche namentlich die Erzeugung guter Stahlsorten in Frankreich zum Zweck hatten. Dieselben führten ihn zur Entdeckung der bis dahin als Geheimnis behandelten und in Frankreich noch nicht eingeführten Zementstahlfabrikation und weiter zur Erfindung des schmiedbaren Gusses. Er veröffentlichte die Ergebnisse seiner Arbeiten in den oben schon erwähnten beiden Abhandlungen, welche 1722 zu Paris gedruckt wurden. Der Prinzregent von Orleans hatte in Anbetracht der nationalen Bedeutung dieser Entdeckungen Reaumur mit einem Gnadengehalt von 12000 Livres, welchen dieser aber nur unter der Bedingung annahm, dass derselbe nach seinem Tode auf die Akademie übergehen sollte, belohnt. Reaumur, der sich in günstigen Vermögensverhältnissen befand, verwendete dieses Geld ausschließlich zur Förderung der Industrie und der Gewerbe. Wie die Zementstahlfabrikation, so war die Weißblechfabrikation ein Zweig der Eisenindustrie, welcher in Frankreich noch unbekannt war. Zementstahl und Weißblech musste aus dem Ausland bezogen werden. Reaumur beschäftigte sich eingehend mit demselben und veröffentlichte die Ergebnisse seiner Untersuchung 1725 in den Memoiren der Akademie unter dem Titel: Prinzipes de l’art de faire le fer blanc. Es war dies ebenfalls die erste wissenschaftliche Arbeit über die Weißblechfabrikation. Nachdem er bereits 1718 die Beschreibung eines Eisenbergwerks der Grafschaft Foix herausgegeben hatte, veröffentlichte er 1722 und 1723 zwei Memoiren über die Magnetisierung des Eisens, 1724 eine über die Kristallisation der geschmolzenen Metalle beim Erstarren (De l’arrangement qui prennent les parties des Matières Métalliques et Minerales lorsqu’après avoir été mises en fusion, elles viennent a se figer). 1726 veröffentlichte er eine interessante Arbeit speziell über das Verhalten des Gusseisens beim Erstarren (Que le fer est de tous les métaux celui, qui se moule le plus parfaitement et quelle en est la cause.

Sehr eingehend beschäftigte sich Reaumur mit der Untersuchung feuerfester Tone, worüber er 1730 eine gründliche Abhandlung veröffentlichte (De la nature de la terre en général et du caractère des différentes espèces de terres). Hiermit standen seine Versuche über die Porzellanbereitung in engster Beziehung, welche ihn 1739 zur Entdeckung des opaken Glases, nach ihm Reaumursches Porzellan genannt, führten.

Die Erfindung, welche Reaumurs Namen am bekanntesten gemacht hat, ist die seines Thermometers, eines Weingeistthermometers, bei dem der Temperaturunterschied zwischen dem Gefrier- und dem Siedepunkte des Wassers in 80 gleiche Teile geteilt ist. Diese praktische Grundlage hat ihm die allgemeinste Einführung verschafft, denn das bald danach angegebene Thermometer von Celsius unterscheidet sich nur durch die Einteilung der gleichen Temperaturskala in 100 statt in 80 Teile.

Von den technischen Arbeiten und Versuchen Reaumurs auf ganz andern Gebieten erwähnen wir noch seine Untersuchung der Spinnfäden, welche 1710 als selbständiges Werk erschien (Examen de la soie des araignées 1710 in 4°) und in welchem er nachwies, dass Seide aus Spinnfäden die Seide aus Kokons der hohen Herstellungskosten wegen nicht ersetzen könnte. Dies Werk wurde auf ausdrücklichen Befehl des Kaisers von China durch den Jesuitenpater Perennin in die Mandschusprache übersetzt. Er schrieb ferner Aufsätze über Wagenbau und Feuerlöschwesen. — 1735 veröffentlichte Reaumur eine Methode zur Konservierung der Eier. Überhaupt beschäftigte er sich in großem Maßstabe mit Vogelzucht und künstlicher Brütung, worüber er 1749 eine berühmte Arbeit veröffentlichte, welche ins Deutsche und Englische übersetzt wurde.

Ebenso Großes wie auf dem Gebiete der praktischen Naturwissenschaft leistete Reaumur auf dem der theoretischen. Als Beleg hierfür dient seine ausgezeichnete Geschichte der Insekten in 12 Bänden (Mémoires pour servir à l’histoire des insectes, Amsterdam 1737—1748, avec 276 planches). Reaumur wies auch zuerst nach, dass die Korallen und Madreporen keine pflanzlichen Gebilde seien, wie man bis dahin allgemein annahm, sondern von Korallentierchen, gebildet werden.

Reaumur starb nach einem ruhigen, den Wissenschaften gewidmeten Leben, welches er meist auf seinem Gute zu Saintonge, teils auch auf seinem Landgute zu Bercy bei Paris verbracht hatte, am 17. Oktober 1757 plötzlich in Folge eines Sturzes vom Pferde auf seinem Landgute de la Bermondière in Maine. Die französische Akademie widmete ihm einen warmen Nachruf (s. Mém. de l’Acad. 1757), in dem ihm als Gelehrter, Akademiker und Bürger das höchste Lob gespendet wird; mit besonderer Wärme aber wird sein edler Charakter, sein vortreffliches Herz, seine Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit wie seine große Sittenreinheit gepriesen. Seine dankbaren Landsleute legten ihm den Namen Plinius des 18. Jahrhunderts bei. Der Akademie der Wissenschaften hatte er erstens sein großes Naturalienkabinett, aus dem Brisson das Material für seine Werke über die Säugetiere und Vögel schöpfte, zweitens seine Sammlungen von Mineralien und von Pflanzen, drittens 138 Mappen mit teils vollendeten, teils angefangenen Memoiren und viertens das Manuskript einer Geschichte der Künste vermacht. Die Handschriften wurden von den Enzyklopädisten, namentlich aber von den Verfassern der Description des arts et métiers benutzt.

Reaumurs wissenschaftliche und praktische Tätigkeit war von nachhaltigem Einfluss, und zwar nicht nur durch seine zahlreichen Erfindungen, sondern auch durch seine Methode der Untersuchung und Behandlung. Er war ein Meister des Experimentes und seine analytischen und synthetischen Versuche waren geistreich und praktisch. Seine Darstellungen zeichnen sich durch Klarheit, Einfachheit, Gründlichkeit und Anmut aus. Er ist ein klassisches Vorbild für die Behandlung technischer Fragen für alle Zeiten und sein Beispiel ist insbesondere für die französische technische Literatur von nachhaltigem Einfluss gewesen, so dass diese durch sein Vorgehen und Wirken die gediegenste des 18. Jahrhunderts geworden ist, aus welcher alle andern Nationen schöpften. Reaumurs Einfluss war aber viel weitgehender. Er hat die technische Literatur und die technische Wissenschaft erst geschaffen, durch seine Persönlichkeit wurde sie geadelt und sein Beispiel bewirkte, dass Gebildete und Vornehme sich mit Vorliebe mit ihr beschäftigten.

Das große Werk „Description des arts et métiers“ hat Reaumur, wie erwähnt, nicht vollendet. Daran war seine Gründlichkeit und die Art, wie er die Fragen behandelte, schuld; denn er begnügte sich nicht damit, die Dinge und Zustände zu beschreiben, wie er sie fand, sondern er untersuchte die Grundlagen und ihre Verbesserungsfähigkeit. Ausgerüstet mit dem ganzen mathematischen und naturwissenschaftlichen Wissen seiner Zeit, tat er dies mit dem größten Erfolg und förderte dadurch die französische Industrie ungemein, zugleich erweiterte er den Kreis der Wissenschaften durch die Einführung, Erklärung und Begründung der Vorgänge im Gebiete der Technik. Sein Einfluss beschränkte sich schon zu seinen Lebzeiten nicht auf Frankreich, er machte sich in ganz Europa fühlbar, ganz besonders in Schweden, wo damals in der Akademie der Wissenschaften ein reges Leben herrschte.

Der zweite große Schriftsteller auf dem Gebiete der Eisenindustrie, welchen das 18. Jahrhundert hervorgebracht hat, der berühmte Emanuel Swedenborg, war ein Schwede. Der Einfluss, welchen sein französischer Zeitgenosse Reaumur auf ihn ausgeübt hat, lässt sich aus seinen Schriften erweisen. Im Jahre 1734 veröffentlichte Swedenborg sein wichtiges Werk „De ferro“, dessen vollständiger Titel folgendermaßen lautet: Emanuel Swedenborgii Sacrae Regiae Majestatis Regnique Sveciae Collegii Metallici Assessoris Regnum Subterraneum sive Minerale De Ferro deque modis liquationum ferri per Europam passim in usum receptis: deque conversione ferri crudi in chalybem: de vena ferri et probatione ejus: pariter et chymicis praeparatis et eum ferro et victriolo ejus factis experimentis etc. etc. cum figuris aeneis. — Dresdae et Lipsiae sumptibus Friederici Hekelii, Bibliopolae regii MDCCXXXIV. — Swedenborg war auch eines jener universellen Genies, von allumfassendem Wissen (Polyhistor), wie sie gerade jene Zeit hervorbrachte und als deren größtes Beispiel Leibniz an der Schwelle des Jahrhunderts steht.

Emanuel Svedberg wurde am 29. Januar 1688 als der zweite Sohn des damaligen Hofpredigers Jesper Svedberg zu Stockholm geboren. Sein Vater war ein angesehener Geistlicher und hervorragender Theologe, welcher 1692 zum Professor der Theologie nach Uppsala berufen und 1702 von König Karl XII. zum Bischof von Skara ernannt wurde. Außer einer Autobiographie hinterließ er eine große Zahl Schriften verschiedenen Inhalts. Als Geistlicher neigte er weder zur streng orthodoxen noch zur mystischen Richtung, und war besonders geschätzt wegen seiner Beredsamkeit, Vaterlandsliebe und Mäßigung. Dass der talentvolle Sohn eines solchen Vaters eine vortreffliche Erziehung erhielt, ist fast selbstverständlich. Im vierten Jahre zeigte Emanuel bereits einen ungewöhnlichen Ernst. Schon als Knabe unterhielt er sich am liebsten mit Geistlichen über Glaubensfragen, ohne indes irgendwelchen Hang zum Mystizismus oder zur Schwärmerei zu zeigen. Sein Vater vermied es, ihn irgendwie zu beeinflussen, suchte vielmehr die möglichst freie Entfaltung aller seiner Anlagen zu befördern. Neben klassischen Studien beschäftigte er sich mit Vorliebe mit Mathematik und Naturwissenschaft. Nachdem er 1709 zu Uppsala die Doktorwürde mit einer philologischen Dissertation erlangt hatte, ging er auf Reisen und besuchte in den nächsten vier Jahren England, Holland und Frankreich. Während dieser Zeit veröffentlichte er zwei Bände Gedichte. Nach Hause zurückgekehrt, gründete er ein wissenschaftliches Archiv unter dem Titel Daedalus hyperboreus, von dem in den Jahren 1716 bis 1718 sechs Bände erschienen. Wegen seiner vorzüglichen Kenntnisse in der Mechanik ernannte ihn Karl XII., der sein Genie erkannte, 1716 zum Assessor des Bergkollegiums. Er half damals nicht nur dem Ingenieur Polhem bei der Ausführung verschiedener Konstruktionen, sondern er leistete dem König einen außerordentlichen Dienst, indem er den Transport der zur Belagerung von Friedrichshall erforderlichen schweren Geschütze und des ganzen Belagerungsmaterials über das Gebirge bewerkstelligte. Nach Karls XII. Tode in den Laufgräben dieser Festung erhob ihn die Königin Ulrike Eleonore zum Dank für seine Verdienste am 3. Mai 1719 in den Adelstand unter dem Namen von Swedenborg. Er hat von seinem Adel nie Gebrauch gemacht, sondern nannte sich einfach immer nur Assessor Swedenborg. Obgleich ein eifriges Mitglied der Landesvertretung, der gewissenhafteste Beamte und sowohl bei Hof als bei seinen Kollegen in hohem Ansehen, strebte er nie nach Beförderung. Er hatte und bekannte die freiesten Ansichten über Regierung und Staatswesen, hielt sich aber von Politik fern, indem er alles, selbst die Religion, nur von dem Gesichtspunkte der Moral aus betrachtete. Er lebte zumeist dem Studium und den Wissenschaften und hatte die umfassendsten Kenntnisse in Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie, Mineralogie, Kristallographie, Metallurgie, Mechanik, Nautik und Nationalökonomie, welche er unablässig zu erweitern bemüht war. Unabhängig durch Vermögen und Charakter, ein Freund der Tätigkeit, lieferte er, wie richtig von ihm gesagt wurde, die Arbeiten einer ganzen Akademie und teilte sich selbst wissenschaftliche Preisaufgaben zu, wie es sonst Fürsten und Universitäten zu tun pflegten. Nachdem er längere Zeit die Bergwerke Schwedens bereist und studiert hatte, besuchte er die Bergwerke und Brüche der Niederlande, Hannovers, Sachsens und des übrigen Deutschland während 15 Monaten in den Jahren 1721 bis 1722. Hierbei fand er an dem Herzog Ludwig Rudolf von Braunschweig einen großmütigen Gönner, der ihm die sämtlichen Kosten seiner Reise bezahlte. Während dieser Reise veröffentlichte er fünf Abhandlungen und vier Bände, darunter das berühmte Buch „Prodromus prinzipiorum rerum naturalium“, in welchem er die Erscheinungen der Chemie und Physik aus geometrischen Grundsätzen zu erklären suchte; ferner ein Buch über Schiffsbau, eins über eine neue Art der Meridianbestimmung und ein anderes „Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia, ignem et montium strata“; alle reich an trefflichen Gedanken und Beobachtungen. Erst nach seiner Rückkehr nahm er seinen Sitz im Bergwerkskollegium, für den er sich zuvor nicht würdig genug gehalten hatte, ein. 1724 bot ihm die Universität Uppsala den Lehrstuhl für Mathematik an, aber trotz dringender Bitten lehnte er die Ehre ab. Die Theorie allein befriedigte ihn nicht. 1729 wurde er zum Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften ernannt. — Seine Wissbegierde trieb ihn bald wieder in das Ausland. „Sein geistiger Horizont kannte keine Grenzen, wie bald danach auch sein religiöser.“ 1733 trat er seine Reise an, besuchte Preußen, Sachsen und die Berg- und Hüttenwerke in Böhmen, darauf die in Österreich, Steiermark und Ungarn. Den Winter brachte er in Leipzig zu, mit der Abfassung eines großen Werkes beschäftigt, welches 1734 unter dem allgemeinen Titel „Opera philosophica et mineralia“ erschien und von dem das eingangs erwähnte Buch De ferro einen Teil bildete. In dem ersten allgemeinen Teil des Werkes stellte er sein System der Natur auf, eine Naturphilosophie. Der zweite und dritte Band sind durchaus praktisch und beschäftigen sich mit dem Eisen und dem Kupfer. Er wollte in gleicher Weise auch die übrigen Metalle behandeln, dieser Plan kam aber nicht zur Ausführung. Die Arbeiten für den ersten Band des Werkes führten ihn auf den Weg, den verborgenen Geheimnissen der Natur nachzuforschen. Er dehnte seine Theorie auf die Physiologie aus und schrieb über das Unendliche, über die letzten Gründe und über den Zusammenhang zwischen Körper und Seele. Der Ruhm Swedenborgs breitete sich in Europa aus, Wolff und andere Gelehrten suchten seine Freundschaft und traten in nähere Verbindung mit ihm. Den 17. Dezember 1734 ernannte ihn die Akademie zu Petersburg zum korrespondierenden Mitgliede. 1736 unternahm er eine neue Studienreise. Von Holland ging er nach Frankreich und verweilte 19 Monate in Paris. Von da ging er nach Italien, wo er abwechselnd in Florenz, Venedig und Rom verweilte. Hier gestattete er sich zum ersten und einzigen Male einen freieren Lebensgenuss. Vier Jahre hatte diesmal sein Aufenthalt im Auslande gedauert. Nach seiner Rückkehr beschäftigte er sich hauptsächlich mit Physiologie und Anatomie und veröffentlichte in dem großen Werke „Oeconomia regni animalis“ seine Ansichten über das Tierreich, speziell über den homo sapiens. Ganz besonders studierte er den Bau des Körpers und begründete eine Geometrie und Mechanik desselben. 1745 begab er sich nach London und veröffentlichte das merkwürdige Buch „De cultu et amore Dei“, das sich mit der Seele, der Erkenntnis und dem Bilde Gottes beschäftigt. Damit schließt die erste Periode seines Lebens.

Im April des Jahres 1745 hatte er in London zum ersten Male eine Vision. Gott selbst war ihm, wie er glaubte, in menschlicher Gestalt, von einem Lichtglanz umflossen, erschienen und hatte ihm mitgeteilt, er habe ihn auserwählt, um den Menschen den geistigen Inhalt der heiligen Schriften zu erklären. „Schreibe nieder, was ich Dir sagen werde“, lautete sein Ruf.

Seitdem hatte Swedenborg häufig Visionen und führte Zwiegespräche mit Engeln, die ihm erschienen, welche er niederschrieb. Seine wissenschaftlichen Arbeiten hatten damit ihr Ende erreicht, mit um so größerem Eifer warf er sich auf die Erklärung Gottes und der Menschennatur. Er schrieb darüber eine erstaunliche Zahl von Schriften. Es ist nicht unsere Aufgabe, ihm auf diesem Gebiete zu folgen oder Kritik zu üben. Bekanntlich besteht die Kirche der Swedenborgianer oder, wie sie sich nennt, „die Kirche des neuen Jerusalem“. Anerkennen muss ein jeder die hohe sittliche Auffassung des Gottesbegriffes, der Menschennatur und des Christentums, sowie den Ernst und Eifer, mit dem Swedenborg seine Lehre erfasste, begründete und erklärte. Hierin erweist sich auch die Einheitlichkeit zwischen Swedenborg dem Gelehrten und Swedenborg dem Propheten: das Suchen nach Wahrheit, das Bekennen der Wahrheit, wie er sie sieht, das ist das Streben, welches den einen wie den Anderen erfüllte und so betrachtet, erscheint der Übergang von dem Einen zum anderen nicht so unbegreiflich.

Uns aber berührt hier nur Swedenborg der Gelehrte; insbesondere der praktische Naturforscher und Metallurge. In ersterer Beziehung erwähnen wir, dass er sich eifrig für die Einführung des Dezimalsystems bemühte und darüber bereits 1719 eine Schrift veröffentlichte. Von praktischen Gesichtspunkten gingen auch die interessanten geognostischen Untersuchungen aus, worüber er die „Miscellanea observata circa res naturales, praesertim mineralia, ignem et montium strata“ 1722 in vier Bänden veröffentlichte. Aus dieser Arbeit erfahren wir auch, dass Swedenborg den Auftrag hatte, die schwedische Küste im Hinblick auf Salzgewinnung zu untersuchen. — Technisch-praktischem Zwecke sollte die kleine Schrift „Nova observata et inventa circa ferrum et ignem, una cum novi camini inventione“ Amst. 1721 dienen. Alle diese Schriften stehen aber an Bedeutung zurück gegen das oben erwähnte Buch „De ferro“.

Swedenborgs Werk „De ferro“ von 1734 ist das erste und älteste Handbuch der Eisenhüttenkunde. Behandelt es auch den Gegenstand nicht in der theoretischen Weise unserer heutigen Lehrbücher, so gibt es uns doch eine systematische Darstellung des Eisenhüttenwesens Europas im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Die Grundlage bildet das schwedische Eisenhüttenwesen und sind die damals in Schweden gebräuchlichen Verfahrungsweisen für die Ausschmelzung der Eisenerze zu Gusseisen und zu schmiedbarem Eisen, die Umwandlung von Roheisen in Schmiedeeisen ausführlich auf den ersten 141 Folioseiten und 10 Figurentafeln beschrieben. Hieran knüpft sich eine vergleichende Schilderung der Eisenbereitung in Frankreich, Lüttich, Italien, Spanien, England, Nordamerika, Russland und Sibirien, Norwegen, Schlesien, Sachsen, am Harz, in Steiermark und Kärnten, eines älteren Verfahrens in Salzburg, der von Agricola beschriebenen Luppenfeuer und verschiedener Schmelzversuche mit rohem Holz und Steinkohle; sodann die Beschreibung der Stahlbereitung aus Roheisen in Schweden, Frankreich, Salzburg, Tirol, Steiermark und Kärnten und des Verfahrens nach Agricola. Hierauf folgt ein Auszug aus Reaumurs Schrift über die Erweichung der Gusswaren (schmiedbaren Guss), sodann eine Zusammenstellung verschiedener Angaben über Weich- und Hartmachen von Eisen, über Versuche, Schmiedeeisen mit Flüssen zu schmelzen, Stahl eine silberweiße Farbe zu geben, Schweißen und Löten, Eisen vor Rost zu schützen und zuletzt die Darstellung der Schmiedeeisenfabrikation in Lüttich, England und Schweden. Damit schließt der erste Teil (Classis prima).

Der zweite Teil handelt über die Eisenerze und die Kunst, dieselben zu probieren. An die Prüfung der Erze schließt sich die Prüfung und Unterscheidung der Eisensorten, der Eigenschaften des Stahls, das Vorkommen des Eisens in der Erde und in Pflanzen und Tieren.

Der dritte Teil handelt von den chemischen Verbindungen des Eisens; der Darstellung von Eisenfarben und Heilmitteln — tinctura, flores, oleum Martis — dem spezifischen Gewicht des Eisens und dem Vorkommen von Eisen in den Stahlquellen.

Aus diesem Inhaltsverzeichnisse ist zu ersehen, dass das Buch wesentlich eine praktische Tendenz verfolgt. Es schildert besonders die damals gebräuchlichen Hüttenprozesse und gerade darin liegt der große historische Wert des Buches.

Swedenborgs Werk fand in Frankreich die verdiente Anerkennung; es wurde sogar ein Teil davon in französischer Übersetzung den Descriptions des arts et métiers der Akademie der Wissenschaften einverleibt, „weil es anerkannt das Beste wäre, was bis jetzt über diesen Gegenstand geschrieben worden sei“.

In Deutschland fand dagegen das in lateinischer Sprache abgefasste Buch nur in Gelehrtenkreisen Beachtung. Es ist dies zu bedauern und ein Zeichen, dass die deutsche Eisenindustrie damals nicht auf der Höhe der Zeit und der Wissenschaft stand, dass dieses vortreffliche Buch, obgleich es in Leipzig gedruckt und einem deutschen Fürsten, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel, Regenten von Schweden, gewidmet war, in technischen Kreisen fast unbekannt blieb und später erst durch die französische Bearbeitung bekannt wurde. Der Hauptgrund dafür lag darin, dass das Werk lateinisch geschrieben war, eine Sprache, die den humanistisch Gebildeten zwar geläufig, dem Techniker jener Zeit aber noch fremder war wie heutzutage.

Swedenborg war der Vorgänger und Anführer einer Reihe trefflicher schwedischer Metallurgen, welche besonders über das Eisenhüttenwesen geschrieben haben. So sind über das schwedische Osmundeisen folgende Specialschriften aus jener Zeit zu erwähnen: Petr. Saxholm, Dissert. de ferro Suecano Osmund 1725 und Westmann, De ferro Suecico Osmund 1725.

Swedenborgs vortrefflicher Zeitgenosse und Kollege im Amt war Christoph Polhem, der viele hervorragende Ingenieur- und Maschinenbauten ausführte und der Vater des schwedischen Maschinenwesens genannt wird. Christoph Polhem (Polheim, Polhelm, eigentlich Polhammer) wurde am 18. Dezember 1661, also 17 Jahre vor Swedenborg, in Visby geboren. Er war der Enkel eines deutsch-ungarischen Edelmannes, der wegen seiner Religion sein Vaterland hatte verlassen müssen. Von seinem 12. Jahre an war er gezwungen, für seinen Unterhalt zu sorgen und tat dies durch Abschreiben. Später wurde er Rechner bei verschiedenen Großgrundbesitzern. Neben seinem Broterwerb beschäftigte er sich von Jugend an damit, Maschinen zu entwerfen und auszuführen, wofür er ein angeborenes Genie besaß, denn er brachte mehrere Maschinen eigener Erfindung zu Stande, ohne noch irgendwelche Kenntnis der Mathematik und Mechanik zu besitzen. Der Wunsch, sich mit diesen vertraut zu machen, führte ihn dazu ohne fremde Hilfe Lateinisch zu lernen und seiner Energie, die vor keiner Schwierigkeit zurückschreckte, gelang dies auch. 1686 begann er auf der Universität Uppsala Mathematik zu studieren, ohne seine mechanischen Arbeiten liegen zu lassen. 1686 zog er zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit dadurch auf sich, dass er die große Uhr der Domkirche von Uppsala wieder in Stand setzte, nachdem alle Uhrmacher Schwedens dies für unmöglich erklärt hatten. Zwei Jahre später erfand er eine sehr bequeme Erzfördermaschine, wofür ihm von der Regierung ein Jahresgehalt von 500 Talern ausgesetzt wurde. 1693 wurde er Bergmechanikus in Falun. Danach begab er sich auf Reisen und kam 1695 nach Paris, wo er zwei Jahre blieb. Dort fertigte er unter anderem den Entwurf zu einer höchst komplizierten Uhr, welche die französische Regierung ausführen ließ und dem Sultan der Türkei zum Geschenk machte. 1697 nach Schweden zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung im Bergkollegium und führte nun viele mechanische Verbesserungen beim Bergbau und in anderen Industrien ein. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts gründete er eine Fabrik in Stiernsund zur Herstellung von Metallwaren. Er schrieb darüber in seinem patriotischen Testament (1746): „Da ich vor einigen und 40 Jahren mit den Stiernsundschen Manufakturen den Anfang machte, bestand dieser Ort nur aus Felsen, auf welchen kaum eine Ziege ihre Nahrung haben konnte, gegenwärtig finden nicht nur einige hundert Menschen ihren Unterhalt von allerlei Eisen und Stahlmanufakturwaren, sondern man kann sogar alles, was in Eisen, Stahl, Kupfer, Messing, Zinn und Blei verlangt wird, machen“.

Außerdem führte er im Auftrage der Regierung große Ingenieurarbeiten, als Anlagen von Dämmen, Kanälen, Docks- und Hafenbauten aus. 1714 wurde er Bergassessor und 1716 als „Kommersrat“ nach Stockholm berufen, durch Titel und Orden geehrt und auch in den Adelstand erhoben, wobei er, wie erwähnt, seinen Namen Polhammer in Polhem umwandelte. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften seit deren Stiftung im Jahre 1739. 1744 wurde er zum Präsidenten derselben gewählt.

Polhem erfreute sich im hohen Alter wunderbarer geistiger Frische. Er war 83 Jahre, als er die Präsidentschaft übernahm und zwei Jahre später schrieb er seine unter dem Titel „patriotisches Testament“ bekannten Beiträge zur Eisenhüttenkunde, welche erst längere Zeit nach seinem Tode herausgegeben wurden. Er starb am 31. August 1751. Polhem war vor Allem Praktiker „und als solcher nicht nur in Schweden, sondern in ganz Europa berühmt“. Die Zahl der von ihm „erfundenen“, d. h. nach eigenen Ideen selbständig entworfenen Maschinen und Apparate war eine sehr große. Er veröffentlichte eine Anzahl derselben durch Druck, eine weitere Liste veröffentlichte sein Sohn. Ein großer Teil davon war im Modell in der Modellkammer des königlichen Bergkollegiums aufgestellt. Es waren Maschinen für Bergbau, Schleusenbau, Mühlenbau und Landwirtschaft, für die Landesverteidigung, für Metallindustrie, Wollmanufaktur, Uhrmacherkunst u. s. w. Wir wollen davon nur einige, die auf das Eisengewerbe Bezug haben, erwähnen.

Für die Stiernsundschen Manufakturen erfand er Maschinen, um aus verzinntem Eisenblech Schüsseln und Teller zu hämmern und fertig zu machen, um Becher zu schlagen und um tiefe Becher zu walzen; eine Schneidemühle mit Hobel-, Spunt- und Reifelwerk; eine große Plattpresse zum Pressen des Dachblechs; eine Klippschere für Nägel und Kneipeisen; ein großes Walzwerk für Platten und Bandeisen; eine Wassermaschine, Roheisenwalzen zu schleifen; eine Handmaschine, Teller rund zu schneiden, eine Klippschere, durch Wasserbetrieb Dachbleche vierkantig zu schneiden. Ferner für die Landesverteidigung erfand er eine Methode, durch Wasserbetrieb Bomben und Kugeln zu schleifen und ein Ziehwerk für Flintenrohre für Gewehrfabriken. Wichtig war noch die Erfindung einer mechanischen Nagelschmiede und des Blasebalges dazu, sowie die von Glühöfen zum Heißmachen von Platten ohne Gebläse.

Als bemerkenswerte Erfindungen erwähnen wir noch ein Pump- und Druckwerk bei den Hellestadischen Eisengruben, welches durch einen Pferdegöpel getrieben wurde; eine Windmühle, welche im Sturme nicht geschwinder, als bei gewöhnlichem Winde geht, aber doch stärkeren Effekt zeigte, je stärker der Wind blies. Hiervon war ein Modell nach Leipzig und ein anderes auf den hannöverschen Harz gekommen. Ebendahin kam ein Hebewerk mit Selbststeuerung. Für die Harzer Bergwerke erfand er auch einen Pumpenkolben von Holz ohne Leder. Eine von ihm angegebene vollständige Münzmaschine wurde 1737 in Kassel gebaut. — Aus diesen letzten Angaben ersieht man, dass Polhems Tätigkeit über die Grenzen seines Vaterlandes hinausging und er auch in Deutschland als Mechaniker im hohen Ansehen stand.

Seine schriftstellerische Tätigkeit war nicht so umfassend, wie seine praktische. Auf diesem Gebiete hat er sich nie stark gefühlt und nur der Wunsch, seinem Vaterlande zu nützen, pflegte ihm die Feder in die Hand zu drücken. Charakteristisch hierfür ist folgende Stelle aus seinem patriotischen Testament: Obgleich ich als Besitzer solcher Metallwerke Bedenken tragen sollte, diesen Unterricht zu erteilen und öffentlich bekannt zu machen, weil es in der Folge meinen Anstalten zum Nachteil gereichen könnte, so liegt mir doch das dauernde Wohlergehen des geliebten Vaterlandes viel näher am Herzen als mein und der Meinigen besonderer Nutzen; daher ich alles, was ich weiß und verstehe, des gemeinen Besten wegen offenherzig bekannt mache. Ich mache daher meine geringen Kenntnisse nicht nur allgemein, sondern erteile auch allen denen, die zu mechanischen Wissenschaften wenig Lust haben, den Rat, dass sie mit solchen Dingen den Anfang machen mögen, deren Theorie den Kopf am wenigsten beschäftigt, und am geschwindesten beständige Einkünfte verschafft. — Die Kunst aber besteht darin, dass man mit eigenen Händen machen lernt, was man sich vorzunehmen gedenket. — 1714 gab er ein mathematisches Werk unter dem Titel „Cogitationes mathematicae“ heraus. 1716 veranlasste der junge Swedenborg, als er den Plan zu seinem Daedalus hyperboreus fasste, Polhem zur Mitarbeiterschaft. Beide arbeiteten mehrere Jahre (1716 bis 1718) gemeinschaftlich an diesem wissenschaftlichen Archiv.

Darauf wurde lange nichts von ihm dem Druck übergeben. 1729 erschien zu Stockholm „Berättelsne om eina förnämsta mechaniska inventioner“. Als im Jahre 1739 die Abhandlungen der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften zu erscheinen begannen, an deren Gründung er tätigen Anteil genommen hatte, veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze, die in den ersten sieben Bänden von 1739 bis 1746 zerstreut sind. Viele davon beziehen sich auf das Eisenhüttenwesen, dessen Hebung ihm immer warm am Herzen lag. Gleich im ersten Band 1739 erschien von ihm eine Abhandlung über die Zubereitung des Stahls, in deren Einleitung er mit Nachdruck darauf hinweist, wie unrecht und verkehrt es von seinen Landsleuten sei, dass sie ihr gutes Eisen in rohem Zustande verkauften, statt es zu feineren Sorten und zu Waren zu verarbeiten und dadurch den Gewinn für sich zu ziehen, der jetzt allein dem Auslande, namentlich England, zugutekomme. Seit 60 Jahren bedrücke ihn dieser patriotische Schmerz und seit 40 Jahren kämpfe er dagegen; 1720 habe er seine Gedanken hierüber in einer schlichten Denkschrift, so gut er es verstanden habe, dem Reichstag unterbreitet. Diese Schrift habe die Aufmerksamkeit erregt und Beifall gefunden und andere hätten daraufhin begonnen, in demselben Sinne zu schreiben. Er sei ein Bußprediger, der immer auf die Mängel hinweise, aber seine Erfahrung und sein Patriotismus zwängen ihn dazu. Dieser praktische und für Schweden so wichtige Grundgedanke geht durch alle seine Schriften durch. — Außer dem erwähnten Aufsatz über die Stahlbereitung von 1739 veröffentlichte er 1741 einen weiteren über die Schmiedeeisenbereitung in Schweden. In demselben Bande befinden sich auch noch Bemerkungen über die Verbindung der Theorie und Praxis in der Mechanik von seiner Hand. Seine Gedanken über das Eisenhüttenwesen in Schweden schrieb er dann noch einmal während des schlesischen Krieges 1746 in seinem 85. Lebensjahre im Zusammenhange nieder und dieses geschichtlich bedeutsame Manuskript, welches er bei seinem Ableben am 31. August 1751 im 90. Lebensjahre hinterlassen hatte, veröffentlichte sein Sohn, der Kammerherr Gabriel Polhem, unter dem Titel „Christoph Polhems patriotisches Testament“ im Jahre 1761. Die ausführliche Abhandlung ist besonders für die Geschichte des Eisenhüttenwesens in Schweden von Wichtigkeit. Aber auch für den Stand des Eisenhüttenwesens im Allgemeinen ist sie von Bedeutung; ganz besonders in Bezug auf die mechanischen Hilfsmittel. Polhem verdanken wir die ersten genaueren Angaben über die Anwendung von Walzwerken.

Die Abhandlungen der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften, welche seit 1739 erschienen, enthalten überhaupt zahlreiche und wichtige Beiträge zur Eisenhüttenkunde. Wie erwähnt, hatte Polhem einen Teil seiner Arbeiten dort erscheinen lassen. Weitere bemerkenswerte Aufsätze in denselben sind von August Ehrenswerd, Über das Büchsenschmieden 1739; von Daniel Tilesius, Über Hammerschmiedeherde, und von Sven Rinman, Anleitung zur Verbesserung des Schmelzwesens in Schweden 1745. Es war dies die erste literarische Arbeit des später so berühmten Verfassers der Geschichte des Eisens. Zahlreiche Beiträge lieferte Waller, der in Mineralogie und Metallurgie Hervorragendes leistete und sich besonderes Verdienst um die Kenntnis der Eisenerze erworben hat.

Joh. Gottschalk Wallerius wurde am 11. Juli 1709 zu Nerike geboren, studierte Medizin und wurde 1733 Adjunkt und 1735 Doktor der Medizin in Lund. Er kam dann als Adjunkt der Medizin an die Universität Uppsala, und wurde dann Professor der Chemie, Mineralogie und Pharmazie daselbst, in welcher Stellung er von 1750 bis 1767 tätig war. In diesem Jahre legte er wegen Kränklichkeit seine Stelle nieder, in welcher Bergman sein Nachfolger wurde. Seit 1748 war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Stockholm und 1763 der wissenschaftlichen Gesellschaft zu Uppsala.

Als Mineraloge nimmt er eine hervorragende Stellung ein, namentlich durch seine verständige Einteilung der Mineralien. 1747 erschien seine „Mineralogie eller Mineral-Riket“, welche später 1772 erweitert unter dem Titel Systema mineralogicum in zwei Bänden gedruckt wurde. Dieses Werk fand große Verbreitung und wurde in das Deutsche, Französische und Englische übersetzt. Als Chemiker machte er sich bekannt durch seine „Chemia physica“ 1759 bis 1768, deutsch von Weigel 1772, und als Metallurg durch seine „Elementa metallurgiae speciatim chemicae“, 1768, welche unter dem Titel „Anfangsgründe der Metallurgie besonders der chemischen“ von Joh. Gottsch. Waller 1770 in das Deutsche übersetzt wurde. Viele Arbeiten jüngerer Gelehrter wurden durch ihn in den Abhandlungen der Akademie zum Abdruck gebracht; so z. B. in dem Jahrgange 1756 „Von der gebührenden Aufsicht eines Eigentümers von Bergwerken. Hütten und Hämmern“, „Von den Eigenschaften eines Hammerherrn (von Uhr)“ u. s. w. In seiner Mineralogie teilte er die Eisenerze nach ihrer Farbe ein, in seiner Metallurgie nach ihrer Schmelzbarkeit. Über die Schmelzung und Zubereitung handelt der III. Abschnitt, III. Teil, Kapitel I seiner Metallurgie.

In Deutschland ist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts über das Eisenhüttenwesen fast gar nichts geschrieben worden. Dieser Zweig der Metallurgie wurde am wenigsten beachtet. Dies zeigt sich umso deutlicher, als die übrigen Zweige der Metallurgie in jenem Zeitabschnitte mit Eifer betrieben wurden. Die Metallhüttenkunde fand sogar eine ganz vortreffliche Bearbeitung in dem großen Werke von Ch. A. Schlüter „Gründlicher Unterricht von den Hüttenwerken“, Braunschweig 1738. Das Eisen ist dabei gar nicht berücksichtigt und hat das Werk für den Eisenhüttenmann höchstens dadurch ein Interesse, dass manche Schmelzöfen mit den beim Eisenschmelzen gebräuchlichen Ähnlichkeit haben. In dieser Beziehung dürfte namentlich auf die Flammöfen hinzuweisen sein.

Noch früher (1727 bis 1730) erschien Franz Ernst Brückmanns Werk „Magnalia Dei in Subterraneis oder Unterirdische Schatzkammer aller Königreiche und Länder“, Helmstedt, 2 Bände, welches eine Geographie des Bergbaues genannt werden kann. Das originelle und sehr beachtenswerte Werk enthält aber ebenfalls nur wenig, was sich auf das Eisen bezieht. — Ein mineralogisches Werk, aber von hüttenmännischem Interesse, ist Joh. Friedr. Henckels Pyritologie, welche 1725 herauskam.

Der nächsten Periode gehört der als Metallurge hervorragende Joh. Andreas Cramer an, welcher von 1743 bis 1773 braunschweigischer Kammerrat für Berg- und Hüttenwesen in Blankenburg war. Er war viel gereist und hatte sich namentlich in Holland und England aufgehalten. 1739 erschienen zu Leiden seine „Elementa artis docimasticae“, von denen 1744 eine zweite Auflage gedruckt wurde. Die Bedeutung der Schrift wird am besten dadurch illustriert, dass dieselbe 50 Jahre später 1794 in einer Bearbeitung von Göttling unter dem Titel „Anfangsgründe der Probierkunst“ noch einmal veröffentlicht wurde. Cramers „Anfangsgründe der Metallurgie“ erschienen zuerst 1744 bis 1747, wurden später ebenfalls in verbesserter Auflage in drei Bänden 1774 neu gedruckt. Auch in diesem Werke findet der Eisenhüttenmann nichts Neues.

Eine für seine Zeit vortreffliche Schrift waren C. E. Gellerts „Anfangsgründe zur metallurgischen Chemie“, zwei Bände 1750.

Gellert, der Bruder des bekannten Dichters, war geboren am 11. August 1713 zu Hainichen bei Freiberg. Er wirkte von 1736/37 als Professor am Gymnasium in St. Petersburg und war dann bis 1746 oder 1747 Adjunkt der Akademie der Wissenschaften daselbst. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland hielt er die ersten metallurgischen Vorlesungen in Freiberg, wurde darauf Kommissionsrat, Inspektor der Bergmaschinen und Schmelzprozesse in Freiberg u. s. w., 1762 Oberhüttenverwalter. Er hatte großen Anteil an der Gründung der Bergakademie in Freiberg, 1765, und wurde der erste Professor der metallurgischen Chemie an dieser Anstalt, welche Stellung er bis zu seinem Tode am 18. Mai 1795 bekleidete.

Seine metallurgische Chemie zeichnet sich durch Klarheit und gefällige Darstellung aus. Das Kapitel über die Auflösung der Steine durch Zusammenschmelzung in dem II. praktischen Teil ist von geschichtlicher Bedeutung für die Metallurgie. Das Eisen ist aber auch in diesem Buche vernachlässigt.

Von größerer praktischer Bedeutung für das Eisenhüttenwesen sind die gründlichen Werke eines Mannes, der seinem Beruf nach mit dem Eisen nur wenig zu tun hatte, diejenigen Henning Calvörs, des Predigers in der freien Bergstadt Altenau im Harz. 1760 erschienen seine „Acta historic. chronol. mechanica circa metallurgiam in Hercynia Superiori etc.“ oder „Historisch-chronologische Nachrichten und theoretische und praktische Beschreibung des Maschinenhüttenwesens und der Hilfsmittel bei dem Bergbau auf dem Oberharze u. s. w.“ in drei Teilen. Das Werk ist König Georg III. von England gewidmet. Wie Calvör in der Einleitung erzählt, hatte er schon 1726, als er Lehrer in Clausthal war und in höherem Auftrage die Jugend in den zum Bergwerke gehörigen Wissenschaften unterrichtete, eine kleine Schrift geschrieben „Programma de historia recentiori Hercyniae superioris mechanica“. Anfangs der vierziger Jahre wurde er veranlasst, diese Schrift fortzusetzen, wozu er auch durch das 1738 erschienene, oben erwähnte Werk von Schlüter von neuem sich angeregt fühlte. Die Bedeutung des Buches von Calvör geht weit über die besondere lokale Bedeutung hinaus und ist für die Geschichte des Berg- und Hüttenmaschinenwesens vom allergrößten Interesse. Da die Eisenindustrie am Harze von großer Wichtigkeit war und eine alte Geschichte hat, so finden wir dieselbe in diesem und in den damit verbundenen Werken über die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens am Unterharze viel mehr berücksichtigt, als in einem der zuvor genannten Werke. Wir werden deshalb öfter Veranlassung haben, auf Calvörs Schriften zu verweisen, obgleich auch diese keine Fachschriften für unsere Industrie sind.

Die Akademie der Wissenschaften zu Paris hatte sich die dankenswerte Aufgabe gestellt, die Anwendung der Wissenschaft auf das gewerbliche Leben besonders zu befördern. In ihren Veröffentlichungen gestattete sie den Abhandlungen über praktische Gegenstände besonders auch auf dem Gebiete der Hüttenkunde einen weiten Spielraum und wirkte dadurch höchst anregend auf die Industrie. Neben diesen Memoiren sollte aber, nach einem schon früh aufgetauchten Plan, durch die Akademie ein Werk geschaffen werden, in welchem alle einzelnen Zweige des gewerblichen Lebens eine eingehende Beschreibung und Erklärung finden sollten. Diese Absicht bestand, wenn auch in unbestimmter Form, schon vor Reaumurs Eintritt in die Akademie. In Reaumur glaubte man den Mann gefunden zu haben, der dieser großartigen Aufgabe gewachsen sei und so beauftragte ihn die Akademie mit der Herausgabe des Werkes. Reaumur ergriff die Sache mit Eifer und Begeisterung, und gewiss war kein Mensch dazu so befähigt wie er. Aber die Aufgabe, wie sie der Akademie vorschwebte, und wie sie auch Reaumur auffasste, war viel zu groß für die Kraft eines Menschen, und so kam es, dass es zu keinem Ende kam und dass er, als er am 17. Oktober 1757 die Augen schloss, nur eine große Sammlung von Bruchstücken von fertigen, halbfertigen und erst begonnenen Abhandlungen, die alle Teile des großen Werkes bilden sollten, hinterließ. So lange Reaumur lebte, hatte die Akademie nicht daran gedacht, andere neben Reaumur mit dieser Arbeit zu betrauen. Seine Überlegenheit und sein Ansehen schlossen dies vollständig aus. Nachdem er aber gestorben war, sah sich die Akademie dazu gezwungen, sowohl um endlich dem Publikum etwas von dem so lange in Aussicht gestellten Werk zu bieten, als auch um die reiche Hinterlassenschaft Reaumurs zu verwerten. Sie beauftragte also eine Anzahl Gelehrte mit der Herausgabe der „Beschreibung der Künste und Handwerke“, Description des arts et métiers, in der Weise, dass jeder einen Teil, mit dem er mehr oder weniger vertraut war, bearbeiten sollte. Von einem einheitlichen Plan sah man, um nur einen Anfang zu bekommen, ab und so erschienen dann einzelne Hefte (Cahiers) in Folio, von denen jedes ein Gewerbe schilderte, in bunter Aufeinanderfolge. Die Akademie veröffentlichte dieselbe mit einem Vorberichte, aus dem am besten ihre Auffassung des Unternehmens und ihre Stellung zu demselben zu ersehen ist. Er lautet: „Das Werk, welches wir hier dem Publikum vorlegen, ist die Frucht einer seit langer Zeit von der königlichen Akademie der Wissenschaften angefangenen Arbeit. Diese Gesellschaft hatte kaum ihren Anfang genommen, als sie das Vorhaben fasste, nach und nach alle mechanischen Künste zu beschreiben, indem sie überzeugt war, dass dieses Unternehmen Gedeihen und Wachstum sowohl dieser mechanischen Künste als der Wissenschaften gleichmäßig befördern würde. Wenn die Künste, die in dunklen Zeiten geboren sind und denen der Fleiß, der im Finsteren tappte, nur langsamen Fortschritt verschaffen konnte, lange Zeit vor Errichtung der gelehrten Gesellschaften bestanden, so kann man doch deutlich erkennen, dass sie in den Zeiten und den Ländern, in denen die Wissenschaften mit Fleiß gepflegt wurden, einen überaus raschen Fortgang genommen haben . . . . Man wird, wenn man einzelne derselben, wie die Uhrmacherkunst, die Schifffahrt und andere betrachtet, einen unermesslichen Unterschied gewahr werden, welcher durchaus nicht dem blinden Zufall, sondern den Bemühungen zuzuschreiben ist, welche man seit diesem Zeitraum angewendet hat, die Geometrie, die Mechanik, die Optik, die Chemie, die Anatomie u. s. w. zu vervollkommnen“.

„Welche neue Vervollkommnung der Künste wird man nicht erwarten können, wenn die Gelehrten, die in verschiedenen Teilen der Naturkunde Kenntnis und Erfahrung erlangt haben, sich die Mühe geben werden, die oft sinnreichen Arbeiten, welche der Künstler in seiner Werkstatt unternimmt, zu untersuchen und zu erklären; wenn sie dadurch die Bedürfnisse einer Kunst, die Grenzen, die dem Künstler gezogen sind, die Schwierigkeiten, die ihn hindern, weiter zu schreiten, die Beihilfe, die man aus einer Kunst zur Unterstützung einer anderen nehmen kann, und welche der Arbeiter selten im Stande ist, zu erkennen, klar stellen werden! Der Messkünstler, der Mechaniker, der Chemiker, werden einem verständigen Künstler Hilfsmittel an die Hand geben, um die Hindernisse zu übersteigen, welche wegzuräumen er sich nicht getraut hat. Sie werden ihn auf Wege führen, nur nützliche Dinge zu erfinden. Zu gleicher Zeit aber werden sie von ihm lernen, welches die Teile der Theorie sind, deren man sich hauptsächlich befleißigen muss, um das praktische Verfahren desto mehr aufzuklären und empirische Handgriffe auf bestimmte Regeln zurückzuführen“.

„Dieses war die Absicht der Akademie der Wissenschaften, die stets ihre Arbeiten auf das Nützliche richtet, als sie ihre Mitglieder anregte, an einer Beschreibung der Künste zu arbeiten. Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts hat sie nie aufgehört, Materialien zu sammeln, um diesen Zweck zu erreichen. Allein der Gegenstand ist unermesslich und kann nur durch eine lange Zeitfolge zu Stande gebracht werden. Man hatte dem verstorbenen Herrn von Reaumur aufgetragen, eine große Zahl Abhandlungen, die teils von vielen Mitgliedern der Akademie verfasst, teils aus verschiedenen Provinzen Frankreichs oder aus dem Auslande eingesendet waren, zu ordnen. Es ist bereits eine große Zahl von Abhandlungen über die Künste vorhanden. Eine große Menge von Werkstätten, Arbeiten, Maschinen, Werkzeugen und Handwerksgerätschaften sind in einerlei Format gezeichnet und in Kupfer gestochen, und die Akademie besitzt schon gegenwärtig mehr als 200 Kupferplatten, die zu ihren Beschreibungen dienen. Das Werk würde schon weiter gekommen sein, wenn nicht verschiedene Stücke verloren gegangen wären. — Glücklicherweise ist aber genug Material vorhanden, um ohne Anstand die vollständige Beschreibung einer großen Anzahl von Künsten zu liefern. Diese Materialien sind im Jahre 1759 denjenigen Mitgliedern der Akademie, deren gelehrte Bemühungen hauptsächlich auf die Mechanik und die Naturkunde gerichtet sind, ausgeteilt worden. Indem sich dieselben der Mühe unterzogen haben, die schon angefangenen Beschreibungen zu vollenden und bei denen, die zu Anfang des Jahrhunderts abgefasst worden sind, die neuen Einrichtungen und Verfahrungsarten, die seit der Zeit erfunden wurden und gegenwärtig im Gebrauch sind, hinzuzufügen: werden sie es als ihre Schuldigkeit ansehen, all denen, welche ihnen in dieser Arbeit vorangegangen sind oder etwas dazu beigetragen haben, die gebührende Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“

Auf diese Weise entstanden zunächst die Cahiers. Sehr bald nach ihrem Erscheinen unternahm es in Deutschland der berühmte Nationalökonom Johann Heinrich Gottlob von Justi, eine deutsche Übersetzung davon herzustellen, aber nicht wie das Original in Folioheften, sondern in Quartbänden, indem er, soviel wie möglich, die zusammengehörigen Abhandlungen in Bänden zusammenfasste.

Der erste erschien bereits 1762 bei Rüdiger in Berlin, Stettin und Leipzig unter dem Titel „Schauplatz der Künste und Handwerke oder vollständige Beschreibung derselben, verfertigt oder gebilligt von den Herren der Akademie der Wissenschaften zu Paris“. Mit vielen Kupfertafeln. In demselben Format, ebenfalls in Quartbänden, erschien 1774 eine „verbesserte“ französische Ausgabe von Bertrand in Neuchatel — eigentlich nur ein Nachdruck des Werkes der Akademie, welcher seiner Billigkeit wegen große Verbreitung fand.

In diesem großen Werk der französischen Akademie sind die Eisenindustrie und einzelne Eisengewerbe recht ausführlich behandelt. Die wichtigsten Abhandlungen sind in den drei ersten Bänden des Schauplatzes enthalten (Band I, Kohlenbrennen, Ankerschmiede, Nadelfabrikation, Band II und III, von den Eisenhämmern und hohen Öfen) und sind teils unter Reaumurs Namen erschienen, teils sind hinterlassene Aufsätze von ihm zu Grunde gelegt; die umfassendste ist die von dem Marquis de Courtivron und Bouchu verfasste weitläufige Arbeit „Art de Forges et Fourneaux à fer“.

Der Text ist von Bouchu unter ausgedehnter Benutzung der von Reaumur hinterlassenen Handschriften und Zeichnungen, sowie verschiedener Beiträge anderer Schriftsteller und einer Übersetzung des größten Teiles von Swedenborgs Werk „De ferro“ abgefasst. Der Marquis von Courtivron scheint hauptsächlich nur einige Tafeln Zeichnungen geliefert zu haben. Der Abschnitt über Eisengießerei rührt größtenteils von Duhamel her, dem noch ein besonderer Aufsatz von Deparcieux über Röhrenguss hinzugefügt ist. Das ganze Werk ist wenig einheitlich und in vieler Beziehung recht mangelhaft. Man versteht erst dieser Arbeit gegenüber Reaumurs Scheu, seine unvollendeten Schriften der Öffentlichkeit zu übergeben. Bouchu hat es gewagt, allerdings mit mehr Kühnheit als Verständnis. Seine weitläufigen theoretischen Erörterungen sind oft geradezu schwach, z. B. seine Betrachtungen über die Entstehung der Erzgänge, über das Feuer, über Zuschläge und Schlackenbildung. Das Beste ist das, was nicht von Bouchu herrührt, besonders die Bruchstücke von Reaumur; aber auch Duhamels und Deparcieux’ Aufsätze über die Gießerei sind sehr sachlich und gut. Die Beschreibung der Fabrikation von Schmiedeeisen und Stahl ist aus Swedenborg, „De ferro“, übersetzt. Trotz aller Mängel verdienen die Verfasser unsere volle Anerkennung dafür, dass sie das Werk verfasst und herausgegeben haben. Trotz seiner Schwächen ist es die vollständigste Eisenhüttenkunde, welche bis dahin erschienen war und ist es bis auf Rinmans Geschichte des Eisens im vorigen Jahrhundert geblieben. Auch müssen wir den Verfassern dafür danken, dass sie viele Aufzeichnungen Reaumurs veröffentlicht und dadurch gerettet haben. Wäre es auch vielleicht wünschenswerter gewesen, wenn alle hinterlassenen Schriften Reaumurs über die Eisenindustrie unverkürzt herausgegeben worden wären, so war dies doch in jener Zeit kaum ausführbar und wir müssen froh sein, dass auf diese Art wenigstens ein Teil der für die Geschichte des Eisenhüttenwesens so wichtigen Schriften erhalten worden sind. Was von Justis Übersetzung betrifft, so beruht ihr Verdienst fast nur darin, dass sie so rasch erschienen ist. Die ersten Hefte waren kaum im Druck veröffentlicht, so fasste auch schon Justi, in voller Würdigung der hohen Bedeutung derselben, den Plan, eine deutsche Übersetzung davon herauszugeben. Leider ist dieselbe aber so schlecht ausgefallen wie nur möglich. Die ersten Abschnitte der Abhandlung von Courtivron und Bouchu, die er im zweiten Bande des Schauplatzes in eigener Übersetzung veröffentlichte, sind recht mangelhaft, der Hauptteil des Werkes aber, den er in der Übersetzung eines Gehilfen im dritten Bande erscheinen ließ, ist geradezu abscheulich, vieles ganz unverständlich, vieles falsch und dabei ein Deutsch, dass man glauben muss, der Übersetzer habe weder die französische noch die deutsche Sprache gekannt. Dass Justi uns die Übersetzung des Werkes von Swedenborg, welches den größten Teil der französischen Abhandlung ausmacht, erlassen hat, weil sie, wie er in charakteristischem Dünkel schreibt, „für Teutschland, wo man in den metallurgischen Wissenschaften viel weiter gekommen ist, als in Frankreich, nicht wichtig sei“, müssen wir unter diesen Umständen ihm fast dankbar anerkennen, um so mehr, da er an deren Stelle einen recht verdienstlichen Aufsatz des Grafen Johann Christian zu Solms-Baruth über das Eisenhüttenwerk in Baruth veröffentlicht hat.

Die Abhandlung von v. Courtivron und Bouchu erlangte große Anerkennung und Bedeutung namentlich in Frankreich, wo sie das Fundamentalwerk der Eisenhüttenkunde blieb bis zum Erscheinen der „Siderstechnie“ von Hassenfratz im Jahre 1810. Auch die mit vielen Abbildungen ausgestattete Abhandlung „Forges ou art du fer“ von Grignon in der „Encyclopédie Méthodique“ ist im Wesentlichen nur eine Bearbeitung der Schrift von v. Courtivron und Bouchu.

Einige biographische Notizen über die erwähnten Schriftsteller dürften deshalb von Interesse sein. Gaspard le Compasseur de Créqui-Montfort, Marquis de Courtivron, war ebenso berühmt als Feldherr, wie als Gelehrter. Er wurde geboren im Jahre 1715. Von seiner Jugend und seinem Studiengang wissen wir nur wenig. Wegen seiner großen mathematischen und technischen Kenntnisse wurde er 1744 zum Adjoint-mécanicien der Akademie der Wissenschaften ernannt.

Die Verwaltung seiner Güter hielt ihn später viel von Paris entfernt, die Akademie ehrte ihn aber, indem sie ihm den Titel Pensionaire vétéran erteilte. Da er auf seinen Gütern Eisenbergwerke und Hütten besaß, so beschäftigte er sich mit Vorliebe mit dem Eisenhüttenwesen und veröffentlichte 1747 eine Abhandlung über die Notwendigkeit der Verbesserung der Eisenhütten zum Zweck der Verminderung des Holzverbrauches.

Er wies darin namentlich nach, dass Holzersparung und besseres Ausbringen erreicht werden könne, wenn man die Bergerze in Burgund, die damals, wie sie aus der Grube kamen, gepocht und verschmolzen wurden, in großen Haufen ein Jahr oder länger an der Luft ablagern ließe, und sie dann verwasche; ferner, dass man durch eine richtige Gattierung der Bergerze mit den tonigen Erzen die Zuschläge ganz sparen und einen reicheren Möller herstellen könne, wodurch das Ausbringen erhöht und der Kostenverbrauch vermindert werde. Diese auf Erfahrung und Versuchen beruhenden Vorschläge kennzeichnen Courtivron als praktischen Hüttenmann. — In Verbindung mit Bouchu veröffentlichte er 1762 die große Abhandlung „L’art des forges et fourneaux de fer“, wozu er namentlich einen Teil der Tafeln bearbeitete. Er starb am 4. Oktober 1785.

Etienne Jean Bouchu, der eigentliche Verfasser des Textes dieser Abhandlung, war praktischer Hüttenmann von Beruf. Er war geboren am 28. Mai 1714 zu Langres, studierte in Paris Chemie, Physik und Naturgeschichte, die er alsdann in den Eisenwerken von Arc en Barrois, welche dem Herzog von Penthièvre gehörten, praktisch verwerten konnte. Er veröffentlichte viele Vorschläge zur Verbesserung des Eisenhüttenwesens, welche von der Akademie von Dijon gesammelt und herausgegeben wurden. Von der Akademie der Wissenschaften zu Paris erhielt er dann den Auftrag, in Gemeinschaft mit Courtivron die Eisenhüttenkunde für die Descriptions des Arts et Métiers zu bearbeiten. Außerdem schrieb er 1767 „Observations sur l’art du charbonnier“. Ferner rühren alle Artikel über Eisen in der ersten Enzyklopädie von ihm her. Bouchu war Mitglied der Akademie der Wissenschaften von Dijon und starb am 16. September 1773 zu Arc en Barrois.

Einer der eifrigsten und bedeutendsten Mitarbeiter an den Descriptions war Duhamel du Monceau, welcher auch wichtige Beiträge zu der Arbeit von Bouchu und Courtivron über das Eisen geliefert hat.

Henri Louis Duhamel du Monceau wurde 1700 zu Paris geboren und starb ebendaselbst am 23. August 1782. Er war ein sehr vielseitiger Gelehrter, am berühmtesten wohl als Botaniker und Agronom, aber auch seine Arbeiten auf dem Gebiete des Eisenhüttenwesens sind von hervorragendem Werte. Er bekleidete die Stellung eines Generalinspektors der Marine, war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris, der Royal Soziety von London und vieler anderer auswärtiger gelehrten Gesellschaften. Nach Reaumurs Tode wurde er die Seele des großen Unternehmens der „Descriptions des arts et métiers“ und schrieb mehrere der ersterschienenen Abhandlungen; so namentlich im Jahre 1760 den schönen Aufsatz über die Holzverkohlung, „L’art du charbonnier“, diesem folgte „Fabrik des ancres“, die Fabrikation der Anker von Reaumur mit Zusätzen und Anmerkungen von Duhamel, und L’art de l’epinglier“, die Nadelfabrikation, ebenfalls von Reaumur mit Zusätzen von ihm, beide zu Paris im Jahre 1761. Hierauf erschien 1763 „L’art de faire les enclumes“, die Ambossfabrikation, 1767 die umfangreiche Abhandlung über die Schlosserkunst, „L’art du serrurier“, und 1769 über die Drahtfabrikation, „L’art de reduir le fer en fil“. Außer diesen verfasste er noch viele andere Artikel für die Descriptions.

Duhamel du Monceau ist nicht zu verwechseln mit dem jüngeren Jean Pierre François Guillot Duhamel, welcher sich ebenfalls im vorigen Jahrhundert große Verdienste um das Eisenhüttenwesen in Frankreich erworben hat und der erste Professor der Metallurgie an der Ecole des Mines wurde.

Um die Zeit, als Reaumur starb, und die Akademie die Herausgabe der „Descriptions des arts et métiers“ mit Nachdruck in die Hand nahm, suchte auch die königliche Regierung das Berg- und Hüttenwesen in Frankreich nach Kräften zu fördern. Um das Jahr 1750 hatte der vortreffliche Minister Trudaine die erste technische Hochschule für Ingenieurwesen, L’école des Ponts et Chaussées, gegründet und trug sich mit dem weiteren Plan, eine besondere Hochschule für Berg- und Hüttenwesen ins Leben zu rufen. Da aber hierzu in Frankreich geeignete Lehrkräfte gänzlich fehlten, so suchte er die talentvollsten Schüler der École des Ponts et Chaussées hierfür heranzubilden, indem er dieselben auf Staatskosten das Ausland bereisen ließ. Zwei der so Bevorzugten waren der oben genannte jüngere Duhamel und Gabriel Jars. Beide haben ihrem Vaterlande durch ihre Leistungen den Betrag, welchen die Regierung ihnen als Reiseunterstützung zur Ausbildung gewährte, tausendfältig zurückbezahlt.

Die Reiseberichte von Gabriel Jars, die sein Bruder nach seinem allzufrühen Tode veröffentlicht hat, gehören zu den grundlegenden Werken der Eisenhüttenkunde und zu dem Besten, was im vorigen Jahrhundert auf diesem Gebiete geschrieben worden ist.

Gabriel Jars war am 26. Januar 1732 zu Clermont in der Auvergne geboren. Sein Vater war an Bergwerken im Lyonnais beteiligt. Der Jüngling zeigte eine besondere Neigung zur Metallurgie. Trudaine veranlasste ihn zum Eintritt in die École des Ponts et Chaussées, wo er sich die nötigen theoretischen Kenntnisse für das Bergfach erwarb. 1757 trat er dann mit Duhamel, der nur wenig älter war, seine Informationsreise nach Deutschland an. Sie besuchten Sachsen, Böhmen, Österreich und Ungarn, Steiermark, Kärnten und Tirol und kehrten 1759 wieder nach Frankreich zurück. 1765 besuchte er im Auftrage der Staatsregierung allein England und Schottland. 1766 reiste er in Begleitung seines Bruders M. G. Jars nach dem Harz und Norddeutschland, um dann Norwegen und Schweden zu besuchen. Nach seiner Rückkehr wurde er 1768 als Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Paris aufgenommen. Aber nur kurze Zeit konnte er sich dieser wohlverdienten Auszeichnung erfreuen, denn im folgenden Jahre raffte den 37-jährigen der Tod hinweg. Die Berichte über seine Reisen, welche er dem Ministerium einzureichen beabsichtigte, waren noch im Manuskript, als ihn der Tod ereilte. Zum Glück war sein Bruder, der die Neigungen des Verstorbenen teilte und sich ebenfalls dem Studium der Metallurgie gewidmet hatte, der Aufgabe gewachsen, die Handschriften im Druck herauszugeben. Er war der Vertraute seines Bruders gewesen und hatte ihn auf seiner letzten Reise begleitet. Das Werk erschien unter dem Titel „Voyages Metallurgiques, ou recherches et observations sur les mines et forges de fer, la fabrication de l’acier, celle du fer-blanc, et plusieurs mines de charbon de terre, faites depuis l’année 1757 jusques et y compris 1769, en Allemagne, Suède, Norvège, Angleterre et Ecosse“. Lyon et Paris 1774. Jars hatte schon zu Lebzeiten seine gesammelten Aufsätze in zwei Abteilungen geteilt, von denen die ersten, welche auch die wichtigsten sind, Alles enthielten, was sich auf Eisen und Steinkohlen bezog, während in der zweiten Abteilung alles enthalten sein sollte, was sich auf die übrigen Metalle bezog. In dieser Ordnung erfolgte auch die Herausgabe, so dass die erste Abteilung 1774 erschien, während die zweite erst 1781 gedruckt wurde. Die treffliche Arbeit wurde in richtiger Würdigung ihres Wertes alsbald ins Deutsche übersetzt, und zwar von dem preußischen Oberbergrat Gerhard. Die recht gute Übersetzung der ersten Abteilung erschien in zwei Bänden mit Anmerkungen vom Übersetzer 1777, die beiden anderen Teile ohne Zusätze im Jahre 1785. Gerhards Anmerkungen erhöhen noch den Wert des ersten Teiles des Werkes, so dass es, obgleich der Form nach nur Reisebericht, ein vollständiges Lehrbuch der Eisenhüttenkunde und des Steinkohlenbergbaues bildet. Die erste Abhandlung handelt von Eisen und Stahl überhaupt und ist eine allgemeine Einleitung zu den Reiseberichten, die aber bereits manche praktische Winke enthält; die zweite handelt von dem Eisenhüttenwesen in Steiermark, und werden darin besonders neben den alten Stücköfen die damals neu eingeführten Floßöfen beschrieben; die dritte schildert die Betriebe in Kärnten, namentlich auch die Stahlbereitung. Diesen drei ersten Abhandlungen sind ergänzende Zusätze von Dangenoust und Wendel, zwei Artillerieoffizieren, welche 1769 ebenfalls im Auftrage der französischen Regierung Steiermark und Kärnten bereist hatten, beigefügt. Der vierte Aufsatz schildert die Eisenhütten und Stahlhämmer zu Kleinboden in Tirol; der fünfte und sechste die Eisenwerke in Sachsen und Böhmen, darunter die Weißblechfabrik zu Heinrichsgrün, in der siebenten Abhandlung sind die Harzer Hütten leider nur kurz behandelt; in der achten das Eisenhüttenwesen in Schweden, mit wichtigen Mitteilungen über die Bergwerksverwaltung, Polizei und Abgaben. Der neunte Aufsatz bezieht sich auf Norwegen, und sind darin namentlich die neuen Hochöfen zu Laurwig und Moss beschrieben. In der zehnten und elften Abhandlung berichtet Jars über die Steinkohlengruben bei Newcastle, die Zementstahlfabrikation u. s. w. In der zwölften sind Eisen- und Steinkohlenwerke in Cumberland, Lancashire und Staffordshire beschrieben, zugleich auch die neuerfundene Gussstahlfabrikation, sowie die Feilenfabrikation in Sheffield; die 13. Abhandlung handelt von den Kohlen- und Eisenwerken in Schottland, die 14. von den Kohlenwerken in Deutschland und den Niederlanden, die 15. von der Verkokung, und die 16. von der Wetterführung. Diese kurze Inhaltsangabe ist noch nicht erschöpfend und werden wir noch bei vielen Gelegenheiten im weiteren Verfolg Veranlassung haben, auf Jars metallurgische Reisen zu verweisen.

Wohl gebührt Swedenborg das Verdienst, die hohe Bedeutung von Reisen und vergleichenden Studien im Auslande für die Metallurgen zuerst durch sein eigenes Beispiel bewiesen zu haben, denn sein Werk „De ferro“ ist in der Hauptsache ebenfalls eine Zusammenstellung von Reiseberichten; Jars’ vortreffliches Buch gab aber noch unmittelbarer die Anregung zu technischen Reisen, deren Nutzen aus seinen Berichten hervorleuchtet, und so ist denn in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine ganz umfangreiche Literatur von technischen Reiseberichten entstanden, deren Bedeutung der Herausgeber Jars in die Worte fasst: „Die wechselseitige Mitteilung der Kenntnisse und Einsichten muss ja Wissenschaften verbreiten und die Gesellschaft beglücken, so wie sie dem Gelehrten Ehre macht.“

M. de Genssane, Concessionaire des Mines d’Alsace et Comté de Bourgogne und korrespondierendes Mitglied der Akademie, war ein Zeitgenosse von Jars. Er beschäftigte sich mit Versuchen über die Verwendung der Steinkohle in der Metallurgie und schrieb darüber ein weitläufiges Buch „Traité de la fonte des mines par le feu du charbon de terre etc.“, welches 1767 und 1768 abgefasst und der Akademie eingereicht war. Es ist für uns von Interesse, weil darin ein ausführlicher Bericht über die Koksfabrikation zu Sulzbach bei Saarbrücken (Tome I, Chap. XII) und die Versuche, Koks im Hochofen zu verwenden, enthalten ist.

Von weiteren französischen Werken zu der Eisenhüttenkunde im vorigen Jahrhundert sind noch zu nennen: Grignon, Mémoires de physique sur l’art de fabrikr le fer, d’en fondre et forger des canons d’artillerie etc. Paris 1775. Grignon nennt sich auf dem Titel selbst Maître de forge, und Korrespondent der Akademie der Wissenschaften, sowie der Inschriften und schönen Künste in Paris. Er war ein hochgebildeter Praktiker. Sein Werk war das Ergebnis 26-jähriger Beobachtungen, Beobachtungen und Erfahrungen besonders über die Eisenhüttenkunde (l’art du maître de forge), welche er seit der Zeit praktisch betrieben hatte, nach chemischen Prinzipien und mit dem Sinne des Naturforschers. Es ist eine Sammlung von Memoiren, von denen sich die meisten und umfangreichsten auf das Eisengewerbe („La Siderotechnie“) beziehen. Die wichtigsten sind die über Bau und Betrieb der Hochöfen, über die Gebläse und über die Fabrikation der Kanonen. Trotz mancher paradoxer Ansichten ist das Werk reich an vortrefflichen Beobachtungen und Gedanken. Grignon hat ferner das Verdienst, dass er zuerst die große Bedeutung von Bergmans Schrift „De analysi ferri“ erkannte und dieselbe ins Französische übersetzte. Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Literatur des Eisens hat er in der Bearbeitung des Artikels „Fer et forges“ in der „Encyclopédie Methodique“ geliefert.

Von Wichtigkeit waren für ihre Zeit die Monographieen von Tronson de Courdray, Über die Eisenbereitung auf Korsika, M. le baron de Diedrich, Description des gîtes de minerai des forges, et des salines des Pyrénées, Paris 1786, und von La Peyrouse, Über die Eisengruben und Eisenhütten der Grafschaft Foix.

Als französische Schriftsteller des 18. Jahrhunderts über Eisenhüttenkunde erwähnen wir noch Perret, der eine weitläufige Abhandlung über Stahl geschrieben hat, sodann den berühmten Buffon, welcher Besitzer von Eisenwerken war, und endlich Monge, der zur Zeit der französischen Republik eine hervorragende Rolle spielte.

Monge gehörte zu denjenigen französischen technischen Schriftstellern, deren Werke einen patriotischen Zweck verfolgten, indem sie der Verteidigung des Vaterlandes dienen sollten. Als zur Zeit der Republik Frankreich von allen Seiten angegriffen wurde und das Vaterland in Gefahr war, wurden von dem Wohlfahrtsausschuss eine Anzahl hervorragender Gelehrter und Techniker zu einer Kommission der nationalen Verteidigung berufen. Diese Männer leisteten Großes auch für die Eisenindustrie, um mit deren Hilfe die Armee aus eigenen Mitteln auszurüsten. Sie beschränkten ihre Tätigkeit nicht auf die Praxis, sondern suchten auch durch Abhandlungen das Verständnis der einschlägigen Fabrikationsweise zu verbreiten. Auf diese Weise entstanden mit Unterstützung der republikanischen Regierung eine Anzahl bedeutsamer Schriften, unter denen das große Werk von Monge „L’art de fondre les canons“ in erster Reihe zu nennen ist; ferner „L’art de fabrikr des armes blanches“, „L’art de convertir le fer en acier“ und das nachgelassene Werk von Clouet, „L’art de faire les lames figurées“.

Epochemachend für die Kenntnis der Konstitution des Eisens war der berühmte Aufsatz von Vandermonde, Berthollet und Monge „Mémoire sur le Fer, consideré dans ses différents états metallurgiques“ in den Memoiren der Akademie der Wissenschaften von Paris von 1786.

Die antiphlogistische Chemie Lavoisiers wurde ferner von Guyton de Morveau in Bezug auf das Eisen weiter entwickelt. Gazeran machte um 1790 wichtige Versuche über die Festigkeit des Gusseisens.

Schweden lieferte das beste Schmiedeeisen und jeder Eisenproduzent hegte den Wunsch, ein Eisen von gleicher Güte erzeugen zu können und war begierig, die Verfahrungsarten kennen zu lernen, welche so vortreffliche Produkte lieferten. Schweden war wie kein Land durch seinen Reichtum an Holz und Eisenerzen und seine Armut an anderen Bodenprodukten auf Entwicklung und Verbesserung seiner Eisenindustrie angewiesen. Diese Erkenntnis erfüllte die schwedischen Könige und die Regierung ebenso, wie alle einsichtsvollen Patrioten seit der Zeit Gustav Wasas. Dieses Streben hatte Männer wie Swedenborg und Polhem bewegt, ihre reichen Erfahrungen in trefflichen Schriften niederzulegen. Swedenborg hatte aber die Eisenindustrie wie einen Zweig der Naturbeschreibung behandelt und ganz objektiv die Verfahrungsweisen bei der Eisenbereitung, wie er sie in seinem Vaterlande und im Auslande kennen gelernt hatte, dargestellt. Polhem war der Hauptsache nach Mechaniker und mit der eigentlichen Metallurgie nicht so vertraut, dass er im Stande gewesen wäre, ein umfassendes Lehrbuch der Metallurgie zu schreiben, obgleich er ein sehr gereiftes und richtiges Urteil besaß und in seinem patriotischen Testament die Grundzüge für ein solches Werk angedeutet hat. Auch die französische Literatur hat ein solches Werk nicht hervorgebracht. Courtivron und Bouchu waren der Aufgabe nicht gewachsen gewesen, Jars war zu früh gestorben und Reaumur, der dafür wie geschaffen schien, hatte in Folge der Vielseitigkeit seiner Interessen zu viel unternommen für ein Menschenleben und war vor Ausführung seines großen Unternehmens, das ihm als Lebensaufgabe vorgeschwebt hatte, gestorben. Die Forderung war gestellt, das Verlangen danach ein allgemeines, aber noch fehlte der richtige Mann dafür. Es musste einer sein, der sein Leben der Eisenindustrie ganz gewidmet hatte, ihre Praxis auf das Genaueste kannte und theoretische Kenntnisse und Klarheit des Urteils genug besaß, um das Wesentliche und das Gemeinsame bei den einzelnen metallurgischen Methoden zu begreifen, zu erfassen und von allgemeinen wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus darzustellen. Schweden war das Land, welches am ersten einen solchen Mann in jener Zeit hervorbringen konnte und es hat ihn hervorgebracht in Sven Rinman.

Die ganze Lebensentwicklung des Mannes war dazu angelegt, ihn zu befähigen, die Eisenhüttenkunde praktisch zu fördern und ihren theoretischen Grundbau festzulegen.

Sven Rinman war am 12. Juni 1720 in Uppsala geboren und wendete sich früh der praktischen Hüttenkunde zu. Obgleich von seinem früheren Leben wenig bekannt ist, können wir doch mit Bestimmtheit annehmen, dass ihm Polhem, von dem er in seinen Schriften immer mit größter Hochachtung spricht, Lehrer und Vorbild war. Sein Blick ging schon früh über die zunftmäßigen Überlieferungen des schwedischen Hüttenwesens hinaus, was er zuerst 1745 in einer Abhandlung über die beste Form der Schachtöfen, besonders der Eisen-Röst- und Schmelzöfen bewies. Er machte darin den bemerkenswerten Vorschlag, Hochofen und Frischherd so anzulegen, dass man das geschmolzene Eisen direkt in den Frischherd laufen lasse. Damals war Rinman Auskultant beim Bergkollegium. 1746 bis 1747 bereiste er auf Kosten einiger Hüttenbesitzer das Ausland. 1748 finden wir ihn bei Iggesunds Bruck in der Provinz Helsingeland tätig, wo er das erste „doppelte“ Walz- und Schneidewerk in Schweden aufstellte. 1749 wurde er von der Bruck-Sozietät (Hüttengesellschaft), beziehungsweise von dem 1745 gegründeten Eisenkontor nach Roslagen geschickt, um die dortigen Hochofenhütten und die Eisenerzeugung zu beaufsichtigen. 1750 war er Direktor des Silberbergwerkes zu Hellefors und 1751 wurde er zum ersten Oberhochofenmeister in Schweden, welche Stelle damals vom Jernkontor neugeschaffen worden war, ernannt. 1753 wählte ihn die königliche Akademie der Wissenschaften zum Mitgliede. 1760 wurde er Direktor der Schwarzschmiede, d. h. der Eisenhammerhütten oder der Stabeisenbereitung. Er wurde (vor 1772) Ritter des Wasaordens, und 1782 königlicher Bergrat, 1779 wurde ihm vom Eisenkontor auch die Aufsicht über die Stahl- und Eisenfabriken in Eskilstuna übertragen. Außer einer großen Anzahl Abhandlungen, welche meistens in den Schriften der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften abgedruckt sind, schrieb er folgende Hauptwerke:

1. Anledning till Stål-och Jernsförädlingen och des förbättring 8°. Stockholm 1772, deutsch 1790 unter dem Titel: Anleitung zur Kenntnis der gröberen Eisen- und Stahlveredlung und deren Verbesserung. Wien 1790.

2. Försök till Jernets historia. 2 Vol. 4°. 1782; deutsch: Versuch einer Geschichte des Eisens, von welcher wir nachher eingehender sprechen werden.

3. Die ausführlichste Biographie findet sich im ersten Bande der deutschen Übersetzung seines Bergwerkslexikons. Bergverks Lexicon 1788/1789, 4 Bände und 1 Band Kupfer. (Von der deutschen Übersetzung sind nur 2 Bände, A bis F, Leipzig 1808 erschienen.)

4. Afhandl. rörande mechaniken, med tillämpning i synnerhet till bruck och bergwerk. Der erste Teil ist von Nordwall, der zweite mit 53 Kupfertafeln von Rinman 1792 bis 1794; deutsch: E. Nordwall und Sven Rinman, Maschinenlehre oder theoretischpraktische Darstellung des Maschinenwesens bei Eisen-, Berg- und Hütten-, auch Hammerwerken. Aus dem Schwedischen übersetzt von J. S. L. Blumhof, 2 Teile in 3 Bänden. Berlin 1804 bis 1806, 4°.

Rinman starb am 20. Dezember 1792 in der freien Bergstadt Eskilstuna. Seine „Anleitung zur Kenntnis der gröberen Eisen- und Stahlveredlung und deren Verbesserung“ war ein vorzügliches, praktisches Buch. Es wurde der Hüttensozietät gewidmet, durch deren Freigebigkeit auch Rinman in den Stand gesetzt wurde, seine vielen Versuche zur Verbesserung des Eisenhüttenwesens zu machen. In dem Werke wird die Arbeit der Hammerschmiede in ihren verschiedenen Zweigen beschrieben und bei jedem Kapitel Versuche und Vorschläge zur Verbesserung beigefügt. Es handelt 1. Von der Eisen- und Stahlveredlung im Allgemeinen. 2. Von dem Schmiedeeisen im Allgemeinen. 3. Von den Brennmaterialien. 4. Von dem Haushalt. 5. Von den Materialhämmern. 6. Von der Bereitung der Dachplatten. 7. Vom verzinnten Blech. 8. Von Zainhämmern (Gebundhämmern). 9. Von den Nagelschmieden. 10. Vom Walz- und Schmiedewerke. 11. Von Drahtziehereien. 12. Vom Stahl im Allgemeinen. 13. Vom Schmelz- und Gerbstahle. 14. Vom Brennstahl. 15. Von Hand- und Schmiedearbeiten. Das Werk enthält eine große Summe eigener Erfahrung und Beobachtung und zeichnet sich durch Klarheit und Bestimmtheit aus.

Sven Rinmans „Geschichte des Eisens“ erschien im Jahre 1782 unter dem bescheidenen Titel „Försöck till Jårnets Historia ned Tillampning för Slögder och Handtwerk“ in 2 Bänden. Bereits im Jahre 1785 erschien davon eine deutsche Übersetzung von J. G. Georgi, Versuch einer Geschichte des Eisens mit Anwendung für Gewerbe und Handwerke, die trotz ihrer Mangelhaftigkeit großes Aufsehen in Deutschland erregte und raschen Absatz fand. Die Mängel der Übersetzung waren nicht bloß sprachliche, sondern bestanden namentlich in den willkürlichen Kürzungen und Auslassungen. Dies veranlasste denn im Jahre 1814 keinen Geringeren als C. J. B. Karsten, eine neue vollständige Übersetzung, mit vielen Anmerkungen, heraus zugeben. Karsten hat sich dadurch ein Verdienst um die Eisenhüttenkunde in Deutschland erworben, denn Rinmans Geschichte des Eisens ist eins der grundlegenden Werke für die Metallurgie dieses Metalls. Karsten, der so viel für diese Wissenschaft geleistet hat, steht ganz auf den Schultern Rinmans. Rinmans Buch ist wesentlich praktisch, der reiche Schatz seiner Erfahrungen ist unter gewissen einfachen allgemeinen Gesichtspunkten zusammengefasst. „Die vielen unendlich mühsamen Versuche, die sorgsamen Beobachtungen und die gründlichen ohne alle Vorurteile gesammelten Erfahrungen, die Anwendung derselben auf das praktische Leben, verbunden mit dem natürlichen, unbefangenen Blick und mit der einfachen Darstellungsart des bescheidenen Verfassers, geben seinem Werke einen ewig dauernden Wert“ (Karsten).

Rinman führt in der Vorrede zu seiner Geschichte des Eisens folgenden Gedanken aus: Die Eigenschaften der Stoffe bedingen ihre Verwendung und die dafür nötigen Arbeiten. Man sollte glauben, dass die Eigenschaften des Eisens, des unentbehrlichsten Metalls, des Mittels zur Darstellung aller übrigen, völlig aufgeklärt und seit Jahrtausenden bekannt sein müsse, dies sei aber keineswegs der Fall, die Erkenntnis des Eisens sei noch eine äußerst beschränkte. Der Grund dafür liege großenteils an der großen Verbreitung des Eisens, seiner Gemeinheit, wegen der man die Untersuchung der Eigenschaften des Eisens bis dahin den Handwerkern überlassen habe. Die Gelehrten begnügten sich damit, das nachzuschreiben, was ihre Vorgänger darüber gesagt haben. Nur wenige hätten es der Mühe wert gefunden, einige Anwendungen von ihren Untersuchungen und Entdeckungen auf Künste und Handwerke zu zeigen. Diejenigen, die darüber geschrieben, hätten sich damit begnügt, Schmelzverfahren, welche sie kennen gelernt hätten, zu beschreiben. Nur Reaumur habe in seiner Abhandlung, die Kunst, weiches Eisen in Stahl zu verwandeln, eingehend die Eigenschaften und das Verhalten des Eisens geprüft. Seit der Zeit habe aber keiner mehr sich auf den Boden eigener Versuche gestellt. Dies habe ihn veranlasst, einige Materialien zur Geschichte des Eisens zusammen zu tragen, umso mehr, als er durch die königliche Bergwerksbehörde und die Hütten-Sozietät darin unterstützt und dazu aufgemuntert worden sei. Damit ist die Bedeutung „Geschichte“ des Eisens erklärt, es ist die „Naturgeschichte“ des Eisens darunter gemeint, eine Untersuchung der Eigenschaften des Eisens und der aus denselben folgenden Arten der Verwendung und der Darstellung. Der erste Zweck beim Entwurf des Werkes war die Erfüllung des Wunsches der Hüttensozietät, seine Erfahrungen über das Eisen mitzuteilen. Wenn er die Geheimnisse des Gewerbes enthülle, so sei dies nur zum Nutzen der Gewerbetreibenden und verletze dabei keine Pflicht, weil er von Niemand Anleitung erhalten, sondern sich durch eine Menge von Versuchen nach den Grundsätzen der Chemie und Physik selbst die Bahn gebrochen habe. Er beklagt es, den richtigen Aufschluss über die Bestandteile des Eisens nicht gefunden zu haben, woran der Umstand schuld war, dass er noch gänzlich in der Phlogistontheorie befangen war. Er war sogar der Ansicht, dass das Eisen an wesentlichen Bestandteilen außer Eisenerde und Phlogiston auch noch ein Salz enthielte, neben den wesentlichen enthalte es aber noch mancherlei zufällige.

Die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Eisens bilden den Einteilungsgrund für die zehn Abschnitte, die wir kurz betrachten wollen.

Der erste, von der Farbe des Eisens, behandelt außer der äußeren Farbe und dem Bruchansehen, auch das Schleifen, Polieren, Beizen, Brunieren, Damaszieren, sowie die Schutzmittel gegen den Rost.

Das zweite Kapitel handelt von der Schwere des Eisens, und hierin teilt Rinman das Ergebnis einer Reihe trefflicher Versuche über das spezifische Gewicht der Eisensorten mit. Im Anschluss daran bespricht er die Dichtigkeit und die Elastizität des Eisens, wobei er näher auf die Bereitung der Uhrfedern und der Klingen eingeht.

Die dritte Abteilung erörtert die Wirkung des Magnets auf das Eisen und gehört nach unserer heutigen Auffassung in das Gebiet der praktischen Physik; nur was Rinman über das Probieren der Eisenerze durch den Magnet mitteilt, betrifft die Eisenhüttenkunde.

Das vierte Kapitel handelt von dem Verhalten des Eisens in der Wärme und im Feuer. Eingehend wird darin die Ausdehnung des Eisens durch die Wärme besprochen; sodann die äußerliche Wirkung der Wärme, das Anlaufen besonders des Stahls; die Wirkungen der Glühhitze und der Schmelzhitze, die sich äußern in der Glühspanbildung, im Verbrennen und Verschlacken des Eisens; im Anschluss daran werden Verkalkung (Oxidation) und Reduktion besprochen. Über die Kalzination des Eisens und die Reduktion seiner Kalke teilt der Verfasser zahlreiche Versuche mit und beschreibt im Anschluss daran das Verschmelzen der Frischschlacken im Zerennfeuer.

Weiter werden die Wirkung der Kälte und Hitze auf Härte und Weichheit des Eisens, die Mittel zur Beförderung der Weichheit, die Wirkung auf die Zähigkeit, das Verhalten des Eisens in der Schmelzhitze in offenen und geschlossenen Gefäßen untersucht, woran sich die Beschreibung verschiedener Arten des Tiegelschmelzens, des Schmelzens des Stabeisens im offenen Feuer und des Schweißens des Eisens anreihen.

Die Überschrift der fünften Abteilung lautet: Von der Geschmeidigkeit des Eisens. Darin werden die Erscheinungen der Geschmeidigkeit der verschiedenen Eisensorten erst im Allgemeinen erörtert, dann zu der Darstellung des geschmeidigen Eisens übergegangen und unter diesem Gesichtspunkte die wichtigsten Verfahren der Schmiedeeisenbereitung beschrieben. Es sind dies die Luppenfeuer im Allgemeinen, insbesondere das Luppenschmelzen in Schweden, die deutsche Rennschmiede, die korsikanische und die französische Rennschmiede, die Bauern- und Blasöfen in den schwedischen Dalorten, hierauf folgen die verschiedenen Frischmethoden, insbesondere die schwedische Osmundschmiede, die deutsche oder märkische Osmundschmiede, die Wallonenschmiede, die deutsche oder Kochschmiede, die Butschmiede, Frischschmiede, Suluschmiede, Halbwallonenschmiede, Brechschmiede, Anlaufschmiede, Löschfeuerschmiede und die englische Stabeisenschmiede. Hieran schließen sich die Bereitung des englischen Stangeneisens in Tiegeln, sowie allgemeine Bemerkungen über die Bereitung des Stabeisens im Herde, über die Kunst des Feuerbaues, den besten Schmiedeprozess u. s. w. Es folgen hierauf Versuche und Erklärungen über hartes und weiches Eisen, über Zähigkeit, Stärke und Spannkraft des Eisens; über das Sortieren von Eisen und Draht, über Rotbruch und Kaltbruch, deren Ursachen und Verbesserungen.

Mit diesem wichtigen Kapitel schließt der erste Band ab. Während dieser mehr die Physik des Eisens behandelt, beschäftigt sich der zweite mehr mit der Chemie des Eisens. Er beginnt mit der sechsten Abteilung des Werkes.

„Vom Verhalten des Eisens gegen andere Metalle. Bei dem Verhalten gegen Gold werden auch die verschiedenen Arten der Vergoldung beschrieben, ausführlich wird über das Verhalten zum Platin, namentlich über Versuche über das Zusammenschmelzen desselben mit Eisen und des Scheidens berichtet. Bei dem Verhalten zu Silber und Kupfer wird das Versilbern und Verkupfern beschrieben, die Legierung und Scheidung dieser Metalle, ferner die Lötung; bei dem Verhalten zum Zinn, die Verzinnung beim Verhalten zum Blei, der Nutzen und die Verwendung des Eisens beim Bleierzschmelzen. Es folgt das Verhalten des Eisens zu Quecksilber, zu Mangan, Nickel, Kobalt, Arsenik Wismut und Zink, wobei von dem Überziehen des Eisens mit Wismut und Zink gesprochen wird.

Die siebte Abteilung handelt von den Pigmenten aus Eisen, wobei die aus Eisen bereiteten Erdfarben, Emaillen, Schlacken, Tinten und Farben beschrieben werden. Sie sind den Farben nach geordnet in schwarze, rote, gelbe, blaue, grüne und weiße, wobei auch von dem roten, gelben und grünen Glas gehandelt wird. Unter den blauen Farben wird das Berlinerblau, das Erlangerblau und das Ultramarin aufgeführt.

Die achte Abteilung beschäftigt sich mit der Auflösung des Eisens, und zwar zuerst mit dem Verhalten des Eisens gegen die Luft und das Wasser, sodann gegen die Säuren. Bei der Vitriolsäure wird das Ätzen des Eisens, die Bereitung des Eisenvitriols und das Probieren der Eisenerze auf nassem Wege durch Niederschlag beschrieben; ebenso wird bei der Salpetersäure das Beizen und Ätzen von Eisen und Stahl erläutert. Es wird dann noch das Verhalten des Eisens zu folgenden Stoffen angeführt: zu Salzsäure, Königswasser, Flussspatsäure, Arseniksäure, Weinsteinsäure, Zuckersäure, Essig, Citronensäure, Holzessig, Ameisensäure, Phosphorsäure, Boraxsäure, Sauerkleesäure, Molybdänsäure, Schwersteinsäure, ferner zu Alkali, Weingeist, Ölen, Schwefel, Salpeter, Salmiak, Kochsalz und fixem Salmiak (2 Teile Kalk und 1 Teil Salmiak).

Hierauf folgen die zwei wichtigen Schlusskapitel vom Stahl und vom Roheisen. Es werden im neunten Kapitel die Eigenschaften des Stahls und die Stahlbereitung beschrieben, und zwar insbesondere die Schmelzung des Stahls unmittelbar aus den Erzen im Stückofen, die Bereitung des Stahls aus Floßeneisen in Steiermark und Kärnten, weiter wird gehandelt von der in Schweden üblichen Methode, aus Roheisen Stahl zu machen, vom Luppstahl, vom Gerben des Rohstahls und des Messerstahls, von der Verwandlung des Roheisens in Stahl durch Brennen oder Zementieren, von der Verwandlung des Stabeisens in Stahl durch Schmelzen und durch Zementieren, von dem Stahlbrennen und dem Brennstahl, von der Stahlhärtung und der Oberfläche und Einsatzhärtung.

Im zehnten Kapitel werden erst die verschiedenen Arten des Roheisens beschrieben, deren äußere und innere Eigenschaften, sodann ist die Rede von den zu Gusswaren erforderlichen Eigenschaften, von dem Gewicht des Roheisens und den Ursachen des verschiedenen spezifischen Gewichtes des Eisens, vom Verhalten des Roheisens gegen den Magnet und gegen die Wärme, Verhalten im Feuer, in Glühhitze, beim Schmelzen, von der Auflösung, vom Klang und von der Verzinnung des Roheisens.

Wie aus diesem Inhaltsverzeichnis ersichtlich ist, umfasst Rinmans Geschichte des Eisens den größten Teil der Metallurgie des Eisens. Es fehlt hauptsächlich der Hochofenbetrieb, der nur kurz erwähnt wird; ein Eingehen auf die Lehre von den Betriebsmitteln und der Eisenveredlung durch die Formgebung war nach der ganzen Anlage des Buches nicht zu erwarten.

Über die Hochofenkunst, d. h. über Hochofenbau und Hochofenbetrieb, erschien 1791 ebenfalls in Schweden eine der gründlichsten Schriften, welche über diesen Gegenstand erschienen sind, Joh. Carl Garnejs Handledning uti Svenska Masmästeriet auf 504 Seiten in Großquart und 16 Kupfertafeln. Das Werk wurde 1800 von Joh. Georg Ludw. Blumhof in das Deutsche übersetzt und erschien unter dem Titel: „Abhandlung von Bau und Betrieb der Hochöfen in Schweden.“

In diesem Werke, dessen Herausgabe ebenfalls auf Veranlassung und Kosten der schwedischen Hüttensozietät geschah, sind die langjährigen Erfahrungen Garnejs, der als Oberhochofenmeister mitten im praktischen Leben stand, und seiner Vorgänger niedergelegt und bildet das Werk die wichtige Ergänzung zu Rinmans Geschichte des Eisens und der gröberen Eisen- und Stahlveredlung. Garnejs schreibt darüber: „Was der selige Rinman aller seiner Unverdrossenheit ungeachtet, solange er den Posten eines Oberhochofenmeisters bekleidete, nicht vollenden konnte, weil hierzu viele und mannigfache Versuche u. s. w. erst erforderlich, auch die vorkommenden Erz- und Steinarten von so ungleicher Beschaffenheit und Art waren, dass der eine Versuch für den andern den Weg bahnen musste, damit durch voreilige Schlüsse keine Irrtümer und kein schwerer und kostspieliger Verlust entstehen möchte — dies haben seine Nachfolger in diesem Amte, die Assessoren im Bergkollegium, und zwar der Direktor über die Feinschmiede, Bengt Quist Anderson, der jetzt verstorbene Direktor über das Hochofenwesen Magnus Allgulin und der Direktor über die Stabeisenschmiede Salomon von Stockenström, mit ausgezeichnetem Eifer, und nützlicher Aufklärung, wodurch sie sich einen bleibenden Namen in der Geschichte des schwedischen Hüttenwesens erworben haben, fortgesetzt und zum Teil ergänzt. — Auf die Entdeckungen dieser Männer, welche mir zu den Versuchen, die ich selbst während meiner Dienstzeit anzustellen Gelegenheit gehabt, zu Wegweisern gedient haben, gründet sich das Wesentliche dieser Abhandlung.“

In Schweden war damals die Kunst des Ofenbaues (Stegresare-Konst) ganz getrennt von der Schmelzkunst (Masmästare-Konst); dem entsprechend zerfällt auch Garnejs Werk in zwei Teile. Der erste Teil, die Ofenbaukunst, zerfällt in folgende Kapitel: 1. Von den Arten der Hochöfen, 2. von dem Fundament, 3. von dem doppelten Raumauerwerk, 4. vom Gestell, 5. vom Schacht, 6. von der Gicht, und 7. von der Instandhaltung des Hochofens. Der zweite Teil des Werkes, der „von dem Betrieb der Hochöfen“ handelt, zerfällt 1. in die Einleitung, 2. die Unterscheidung der Eisensteine, 3. die Beschickung, 4. das Rösten, 5. das Pochen, 6. die Kohlen, 7. die Blasebälge, 8. vom Gestell, 9. von der Wartung des Hochofens, 10. von der Unterscheidung des Roheisens, 11. von den Betriebsstörungen.

Das Werk beruht zwar ganz auf der schwedischen Praxis, aber durch seine Gründlichkeit und vortreffliche, fassliche Darstellung ist es auch für die außerschwedischen Länder, für die Hüttenkunde im Allgemeinen und für die Art der Behandlung des Gegenstandes von allergrößter Bedeutung geworden und gehört ebenfalls zu den grundlegenden Werken der Eisenhüttenkunde. Am bezeichnendsten ist wohl, was Meyer darüber schreibt: „Noch wichtiger aber wurde für die praktische Richtung Garnejs Handbuch des schwedischen Hochofenbetriebes. Dieses Buch, welches wirklich auf jedem Ofenkranze und bei jeder Tümpelflamme gelesen wurde und noch jetzt des Hüttenmannes Ratgeber bei allen schwierigen Vorfällen ist, hat die bis zu seinem Erscheinen (1791) immer noch bestehenden, durch die mehrfachen Einwanderungen mitgebrachten Prinzipien des Hochofenbaues und die vielen Vorurteile allmählich fast ganz verdrängt, und die beigegebenen Kupferstiche mit allen ihren Buchstaben sind so ins Hüttenleben übergegangen, dass man bei der neuen Umarbeitung 1814 durch Lidbek es vorzog, die alten, obwohl schlechten Platten unverändert wieder abzuziehen, als neue stechen zu lassen, um nicht den Hüttenmann durch einen ihm weniger vertrauten Anblick zu stören oder zu entfremden. Über dieses Werk ist im Inlande nur eine Stimme, und das Ausland selbst, für das es nur einen mittelbaren Wert haben kann, hat durch Übersetzen in mehrere Sprachen gezeigt, wie hoch es ihm stehe.“ Die außerordentliche Verbreitung und damit sein unmittelbarer Nutzen wurde dadurch sehr gesteigert, dass die schwedische Gesellschaft der Eisenhüttenleute eine große Anzahl Exemplare auf ihre Kosten verteilte und Sorge trug, dass jede Hütte und jeder Hochofenmeister ein Exemplar erhielt.

Bei Rinmans Lebensbeschreibung haben wir bereits seiner beiden letzten großen Werke gedacht. Das Bergwerkslexikon wurde von ihm ebenfalls im Auftrage und auf Kosten der schwedischen Gesellschaft der Eisenhüttenleute bearbeitet und gedruckt. Die Grundlage bildete eine Sammlung bergmännischer Kunstwörter von einem verstorbenen Bergmeister Bellander zu Sala, welche das Eisenkontor angekauft hatte. Aus dieser Sammlung entstand das umfangreiche mit vielen Tafeln ausgestattete Werk, welches leider nur bis zum Buchstaben F in deutscher Übersetzung erschienen ist. Rinman bewältigte diese umfangreiche, mühevolle Arbeit in wenig mehr als zwei Jahren. Ebenso entstand das letzte wichtige Werk Rinmans, die große Maschinenlehre, von welcher er den praktischen Teil bearbeitete und mit 53 Kupfertafeln bereicherte, auf Veranlassung der Bruckssozietät. Auch von diesem ist die deutsche Übersetzung leider unvollendet geblieben.

Die deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts über das Eisenhüttenwesen entstand in Anlehnung an die ausländische. Wir haben oben schon erwähnt, dass der fleißige Johann Heinrich Gottlob von Justi alsbald nach dem Erscheinen der ersten Hefte der „Descriptions des arts et métiers“ dieselben in das Deutsche übersetzte. Wenn diese Übersetzungen auch sehr mangelhaft sind, so haben doch die Abhandlungen über das Eisenhüttenwesen höchst anregend gewirkt. Von Justi war aber schon vor dieser Arbeit als selbständiger Schriftsteller auf dem Gebiete der Eisenhüttenkunde aufgetreten. Er schrieb 1757 seine „Vollständige Abhandlung von den Manufakturen und Fabriken“, welche, ein „Lehrbuch von der Kommerzienwissenschaft“ und den praktischen Teil zu seiner „Staatswirtschaft“ bilden sollte. Der erste Teil, „welcher die allgemeinen Grundsätze und Betrachtungen in sich enthält“, erschien 1757 in Kopenhagen, der zweite Teil, „worinnen die besonderen Arten aller und jeder Fabriken abgehandelt werden“, folgte 1761. Das Buch fand großen Anklang und wurde 1767 unverändert in einer zweiten Auflage herausgegeben. 1780 war es wieder vergriffen und wurde in verbesserter Auflage, von dem berühmten Johann Beckmann in Göttingen mit Anmerkungen versehen, bei Pauli in Berlin neu aufgelegt. Der dritte Abschnitt des zweiten Teils handelt von den Eisen- und Stahlfabriken. Nach einer allgemeinen Einleitung über die volkswirtschaftliche Bedeutung folgen nachstehende Hauptstücke: 1. Von den Eisenhütten und Gießereien, 2. von Stab- und Blechhämmern, 3. von den Stahlhütten, 4. von den Gewehrfabriken, und 5. von den Fabriken allerlei stählerner Gerätschaften. In gefälliger, verständlicher Darstellung enthält das Buch, das mehr für den gebildeten Laien, als für den Fachmann bestimmt ist, eine Schilderung des Eisengewerbes. Das Buch war lange Zeit das einzige seiner Art. Dies war noch 1780 so, weshalb Beckmann es neu bearbeitete. von Justi hat noch vielerlei über einzelne Gegenstände der Eisenhüttenkunde geschrieben und ist selbst aus einem Professor ein praktischer Eisenhüttenmann geworden, wobei er allerdings nicht glücklich war. Johann Heinrich Gottlob Justi wurde am 25. Dezember 1720 zu Brücken im Amt Sangerhausen, kursächsischer Kreis Thüringen, geboren. Er studierte Jurisprudenz, trat bei Ausbruch des schlesischen Krieges in preußischen Kriegsdienst, machte den Feldzug mit und avancierte zum Regimentsquartiermeister. 1747 nahm Justi seinen Abschied, studierte weiter und machte sich als Schriftsteller bemerklich. 1750 erhielt er einen Ruf an die theresianische Ritterakademie zu Wien, wo er Kameralwissenschaften vortrug. Er wurde der erste Schematiker der Staats- und besonders der Polizei- und Kameralwissenschaft. Dabei suchte Justi seine Theorien immer praktisch anzuwenden; in diesem Sinne beförderte er die Seidenzucht in Österreich und bereiste die Bergwerke und Hütten. Er erhielt den Titel eines Finanz- und Bergrats und den Adel. Durch ein verfehltes Unternehmen, aus Kalklagern bei Annaberg in Nieder-Österreich Silber zu gewinnen, verlor er das Vertrauen, weshalb er 1754 seinen Abschied nahm und Österreich verließ. Ohne festen Wohnsitz, führte er einige Zeit ein unstetes Leben, bis er 1755 die Bekanntschaft des hannöverischen Ministers von Münchhausen machte, der ihm die Stelle eines Bergrats und Oberpolizeikommissars übertrug und ihn veranlasste, nach Göttingen zu ziehen, wo er Vorlesungen über Staatsökonomie und Naturwissenschaften hielt. 1757 verließ er Göttingen, indem er einer Einladung nach Kopenhagen folgte. Von da aus bereiste er im Auftrage des Grafen Bernstorff Jütland, um Vorschläge über die Nutzbarmachung der großen Haiden zu machen. 1759 ging er nach Berlin in der Hoffnung auf eine Staatsanstellung in Preußen. Hier widmete er sich mit erstaunlichem Fleiße literarischen Arbeiten. 1763 legte er zu Harburg eine Silberraffinerie an. 1766 wurde er endlich nach langem Warten zum königlich preußischen Berghauptmann ernannt und ihm die Oberaufsicht über die Glas- und Stahlfabriken in den östlichen Provinzen übertragen. Aber seine Gesundheit war bereits erschüttert. Er nahm seinen Wohnsitz zu Vietz in der Neumark, wo königliche Eisenhütten waren. Von jeher ein schlechter Haushalter, war auch seine Verwaltung dort eine sehr unordentliche. Bei einer Revision ergaben sich Kassendefekte in Höhe von 46000 Taler.

Auf seinen eigenen Antrag wurde er nach Küstrin als Staatsgefangener gebracht, wo er 1771 an einem Schlaganfall verstarb. Justi war ein Mann von großen Anlagen, erstaunlichem Fleiß und Gedächtnis und von weitem Blick. Er schrieb außerordentlich leicht und meist auch gefällig. Auf der anderen Seite war er leichtsinnig, zerfahren, zum Großtun geneigt, deshalb verschwenderisch und unordentlich; doch war sein trauriges Lebensende mehr durch seine Schwächen, als durch wirkliche Unredlichkeit herbeigeführt.

Der zweite bedeutende deutsche Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts, der über Eisen schrieb, war der verdienstvolle königlich preußische Oberberg-Oberrechnungs- und Oberbaurat Dr. Karl Abraham Gerhard. Auch er machte sich zuerst durch die Übersetzung eines französischen Werkes, der metallurgischen Reisen von Gabriel Jars, welches 1777 in Hamburg erschien, bekannt. Er bereicherte die darin enthaltenen Kapitel über das Eisen durch vortreffliche Anmerkungen, welche als ein Anhang im zweiten Bande erschienen und die eine gedrängte Übersicht des ganzen Eisenhüttenwesens nach dem damaligen Stande der Kenntnis enthalten.

Die hüttenmännische Reiseliteratur, wie sie Jars begründet hatte, fand in Deutschland großen Anklang und viel Nachfolge. Unter diesen Schriftstellern ragte besonders Johann Jacob Ferber, von Geburt Schwede, durch Erziehung und Lebensgang ein Deutscher, hervor. Er war am 9. September 1743 zu Karlskrona geboren; zur Medizin bestimmt, studierte er mit Vorliebe Mineralogie unter Wallerius, später unter Cronstedt und Linne in Uppsala. Mit Bergman war er befreundet. Seine erste mineralogische Reise machte er durch Schweden. Hierauf bereiste er von 1765 an Deutschland, England und Italien, längere Zeit dann Böhmen, Südösterreich und Ungarn. Seine Schrift über das Quecksilberbergwerk zu Idria war Veranlassung, dass er eine Professur in Mietau erhielt. 1774 und 1776 bereiste er die Pfalz und das Saargebiet. 1781 wurde er Professor in Petersburg und 1786 erhielt er eine Berufung nach Preußen als Oberbergrat. Er starb auf einer Reise in Bern im Jahre 1790. Seine zahlreichen Reisen hat er in vortrefflichen Einzelbeschreibungen in deutscher Sprache veröffentlicht. Er war gleich ausgezeichnet als Mineraloge, Geognost und Hüttenmann. Seine geognostischen Ansichten und seine Einteilung der Gesteine in a) Granit als Grundlage, b) älteres Schiefergebirge, c) Flözgebirge, und d) Tertiärgebirge, wurde für lange Zeit maßgebend. Seine inhaltsreichen Schriften gehören zu den besten Quellen für Mineralogie und Metallurgie. Zu der Kenntnis des Eisenhüttenwesens lieferte Ferber viele, zum Teil wertvolle Beiträge. Von seinen zahlreichen Schriften führen wir in dieser Beziehung nur die folgenden an: Bergmännische Nachrichten von den Zweibrückischen, Pfälzischen und Nassauischen Ländern 1776, Neue Beiträge zur Mineralgeschichte 1778 und Abhandlung über die Gebirge und Bergwerke in Ungarn nebst einer Beschreibung des steirischen Eisenschmelzens und Stahlmachens von einem Ungenannten.

Von späteren Reiseschriftstellern nennen wir Haquet, welcher besonders die österreichischen Alpenländer bereiste; Pallas, der in seinem berühmten Reisewerk über Russland zahlreiche Mitteilungen über die Eisenhütten Russlands gemacht hat; B. F. J. Hermann, Reisen durch Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain 1781, sowie verschiedene Schriften über Russland; Blumhof und Stünkel, Beobachtungen auf einer Fußreise von der Roten Hütte nach Mägdesprung und den Blankenburgischen Eisenhütten 1800.

Zahlreicher und wichtiger sind die vielen Monographien, welche in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erschienen sind; unter diesen nennen wir: E. Herwig, Über das Eisenschmelzen und Schmieden in der Herrschaft Schmalkalden 1777; J. D. G. Schreber, Beschreibung der Eisen-, Berg- und Hüttenwerke zu Eisenerz in Steiermark, Leipzig 1792, und im Schauplatz der Künste und Handwerke von 1772 (Bd. XI.); B. F. J. Hermann, Über die Verfertigung des Brescianer Stahls in Steiermark etc. 1781, Beschreibung der Eisenberg- und Hüttenwerke zu Eisenerz in Steiermark, Wien 1788. E. A. Jägerschmid, Beiträge über einige metallische Fabriken der Grafschaft Mark 1788. Johann Philipp Becher, Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande nebst einer Geschichte des Siegenschen Hütten- und Hammerwesens, 1789. B. Fr. Joh. Hermann, Versuch einer mineralogischen Beschreibung des Uralischen Erzgebirges, 1789. J. Ch. Quantz, Über die Eisen- und Stahlmanipulation in der Herrschaft Schmalkalden, 1799.

Die vorgenannten Einzeldarstellungen beziehen sich auf die Eisenindustrie bestimmter Länder oder Landschaften. Die Monographien über einzelne Betriebe oder technische Fragen waren noch selten. Die meisten finden sich in den technischen Sammelwerken, wie namentlich im Schauplatze der Künste und Handwerke, welcher von Justi begonnen und von Schreber fortgesetzt wurde und in P. N. Sprengels Handwerke und Künste in Tabellen. Diese Sammelwerke waren alle durch die Descriptions des arts et métiers veranlasst. Das Werk von Sprengel begann 1767 zu erscheinen und umfasst in der zweiten Sammlung im dritten Abschnitt das Handwerk des Nadlers, im sechsten und siebenten sind die Stahl- und Eisenarbeiter abgehandelt, und zwar in der sechsten Sammlung von 1770 1. der Nagelschmied, 2. der Schlosser, 3. der Sporer, 4. der Windenmacher, 5. der Zeugschmied, 6. der Feilenhauer, 7. der Messerschmied. Die siebente Sammlung von 1771 umfasst 1. die chirurgischen Instrumentenmacher, 2. die Stahlarbeiter, 3. die Gewehrfabrik, 4. Schwertfeger und Langenmesserschmiede, 5. die Büchsenmacher, 6. die Büchsenschäfter und 7. die Großuhrmacher.

Der Zweck der Sammlung ist die Belehrung der Jugend, wie in der Vorrede gesagt ist, und ist die Darstellung dem Zwecke entsprechend populär gehalten. Ein ähnliches Werk ist Halles Werkstätte der heutigen Künste. Diese technischen Sammlungen führen uns zu den eigentlichen Enzyklopädien, von denen Deutschland in der ökonomischen Enzyklopädie von Dr. J. G. Krünitz eine der umfassendsten besitzt, die erschienen sind. Der Artikel Eisen, sowie viele Einzelartikel über Eisengewerbe, sind gut und lesenswert. Das Werk ist ähnlich wie der Schauplatz der Handwerke und Künste so weitläufig angelegt, dass es eigentlich niemals zum Abschluss kam. Mit seiner Fortsetzung von Flörke und Kort umfasste es bis 1858 242 Bände. Bis zu Krünitz Tode 1796 waren 74 Bände erschienen. Das Werk fand trotz seines Umfanges namentlich im vorigen Jahrhundert solche Verbreitung, dass 1782 bis 1814 eine zweite unveränderte Auflage der ersten 97 Bände erschien. Neben dieser weitläufigen Enzyklopädie erschien eine gedrängtere, in welcher aber das Eisen entsprechend berücksichtigt wird von J. K. G. Jacobson als Technologisches Wörterbuch 1781, mit vier Supplementbänden von Rosenthal 1793. — Ein wichtiges Sammelwerk, in welchem sich viele gute Aufsätze über Eisen finden, sind Schrebers Sammlungen von Kameralschriften.

Von größtem Einfluss auf die metallurgische Wissenschaft war das Erscheinen von Zeitschriften, welche sich mit Bergbau und Hüttenkunde beschäftigten. Als ein Vorläufer dieser in Deutschland müssen die Übersetzungen der Abhandlungen der königlich schwedischen Akademie der Wissenschaften von Kästner gelten.

Ebenso müssen Crells chemisches Archiv und die chemischen Annalen (1783 bis 1803) genannt werden, sowohl, weil sie Auszüge aus den periodischen Schriften der wichtigsten Akademien, in welchen die Metallurgie besonders berücksichtigt ist, enthalten, als auch wegen wichtiger metallurgischer Aufsätze. Die erste deutsche Fachschrift für Berg- und Hüttenwesen ist J. F. Lempe, Magazin für Bergbaukunde 1785 bis 1799; die Eisenindustrie ist etwas mehr berücksichtigt in Köhler und Hoffmanns bergmännischem Journal 1788 bis 1794, an welches sich das neue bergmännische Journal 1795 bis 1816 anschloss, und in C. E. von Molls Jahrbücher der Berg- und Hüttenkunde von 1797 an.

Am interessantesten für uns ist unter den deutschen Zeitschriften das nur für die Eisenhüttenkunde bestimmte Eisenhütten-Magazin von Tölle und Gärtner, dessen erstes Monatsheft im August 1791 erschien. Trotz des reichen Inhaltes brachte es das Magazin leider nur auf zwei Jahrgänge, indem es aus Mangel an Unterstützung einging. Von großer Bedeutung war das von der republikanischen Regierung in Frankreich 1795 ins Leben gerufene Journal des mines.

Von Fachschriften über Eisenhüttenkunde im allgemeinen nennen wir, außer den früher erwähnten von Justi und Gerhard, des Freiherrn von Hoffmann Abhandlung über die Eisenhütten, welche mehr praktisch als theoretisch gehalten ist und besonders seine Erfahrungen, die er in Böhmen und Sachsen gemacht hat, enthält. Es finden sich darin ferner Angaben über die Betriebe in Blankenburg, Suhl, Bayreuth. Der technische Inhalt ist unbedeutend, wichtiger ist der ökonomische, in dem viele Preisangaben und Berechnungen mitgeteilt sind.

Cancrinus, Abhandlung von der Zubereitung des Roheisens in Schmiedeeisen, auch des Stahls u. s. w., 1788; J. von Sternberg, Versuch über das vorteilhafteste Ausschmelzen des Roheisens, 1795; A. Tiemann, Bemerkungen und Versuche über das Eisen, enthalten hauptsächlich eine gute Darstellung des Eisenfrischens am Harz, 1797.

Als die wichtigsten theoretischen Schriften über das Eisen und die Eisengewinnung, welche im vorigen Jahrhundert in Deutschland erschienen sind, dürfen wir die drei Abhandlungen über die Preisfrage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen aus Hohenöfen und geschmeidigem Eisen aus Frischherden? von Lampadius, Hermann und Schindler bezeichnen. Sie stehen auf dem Boden der modernen Chemie und führen in die neue Zeit über.

Am Schluss des Jahrhunderts erschien dann die erste „Systematische Eisenhüttenkunde mit Anwendung der neueren chemischen Theorie“ von Wilhelm Albrecht Tiemann. Die Vorrede ist im Jahre 1800 geschrieben, weshalb wir das Buch, das 1801 erschien, noch dem vorigen Jahrhundert zurechnen. „Bis jetzt existiert noch kein Buch“, schreibt der Verfasser in seiner Vorerinnerung, „worin die mit dem Hüttenwesen in enger Verbindung stehenden Wissenschaften im Zusammenhange vorgetragen würden und welches einen Überblick des Ganzen liefert. Ich unternahm es daher, einen solchen Versuch wenigstens mit dem Eisenhüttenwesen (da dies in jeder Hinsicht die Seele alles übrigen ist) zu machen, und diesen Versuch Eisenhüttenkunde zu nennen.“

Deutschland hat also das erste systematische Lehrbuch dieses Teils der technischen Wissenschaft geliefert und Tiemann gebührt das Verdienst der Autorschaft sowohl dieses Buchs, als des Namens der Wissenschaft, welcher seit der Zeit allgemein angenommen wurde.

Das Buch ist mit Fleiß und Verständnis geschrieben und erfüllt durchaus seinen Zweck. Es ist jedenfalls nur dadurch so bald in Vergessenheit geraten, weil das vortreffliche Handbuch der Eisenhüttenkunde von Karsten, dessen erste Auflage 1816 erschien, es gänzlich in den Schatten stellte. Auch muss zugestanden werden, dass es, obgleich es die neue chemische Theorie im Auszuge vorträgt, doch keinen Fortschritt darstellt, sondern ganz auf dem alten Standpunkte des Betriebes, wie er damals am Harz in Übung war, steht. Die neuen Fortschritte, die doch schon in Deutschland damals wenigstens versuchsweise Eingang gefunden hatten, die Kokshochöfen, der Puddelbetrieb, die Dampfmaschine, das Walzwerk, werden nicht einmal erwähnt. Den Hilfswissenschaften, Chemie und Mineralogie, welche die beiden ersten Abschnitte des Werkes bilden, ist ein viel zu breiter Raum gewährt. Die drei anderen Abschnitte sind die Hüttentopographie, die Hüttenarchitektur und die Hüttenökonomie, worunter die eigentliche Eisenhüttenkunde begriffen ist. Die Hüttenchemie ist ein weitläufiger Auszug aus dem Lehrbuche der Chemie von Fourcroy und geht weit über die Grenzen einer Hüttenchemie hinaus. Der Verfasser setzt bei dem Leser gar keine chemischen Kenntnisse voraus und will ihn in die Wissenschaft überhaupt einführen und beschränkt sich dabei nicht auf die Chemie der Metalle, sondern zieht sogar die organischen Säuren in seine Betrachtungen mit ein. Die Dokimasie bildet eine Unterabteilung des ersten Abschnittes und umfasst das Probieren der Eisenmineralien auf trockenem und nassem Wege, soweit letzterer damals bekannt war. Wie der erste Abschnitt ein Auszug aus Fourcroy ist, so ist der zweite ein Auszug aus der Mineralogie Werners, wobei der spezielle Teil sich allerdings auf die „Eisenminer“ beschränkt. Die Topographie behandelt die örtliche Beschaffenheit des Eisenhüttenwerkes, Wahl des Platzes, Anlage der Hüttengräben u. s. w., und folgt hierin der Verfasser den Werken von Schlüter und Kramer. Die Hüttenarchitektur beschäftigt sich fast ausschließlich mit dem Hochofenbau, wobei er sich auf Garney stützt. Diesem Abschnitt ist die Beschreibung und Berechnung der Gebläse hinzugefügt, wofür ihm Baader Gewährsmann ist. Die Hüttenökonomie umfasst 1. die Betriebslehre, und zwar den Betrieb der Hochöfen, Frischfeuer, Blechhütten und Drahthütten, 2. die Lehre von den Eigenschaften des Roheisens, Schmiedeeisens und Stahls, 3. die Vorbereitung der Erze, Rösten und Verwittern, 4. die Lehre von den Brennmaterialien, die merkwürdiger Weise den Schluss bildet. Dem „Werke ist ein Entwurf einer hüttenmännischen Literatur“, d. h. eine Übersicht der einschlägigen Druckwerke beigefügt.

Zum Schluss erwähnen wir noch einige geschichtliche Werke, aus welchen manches für die Geschichte des Eisens zu entnehmen ist. Es sind dies J. von Sperges, Tirolische Bergwerksgeschichte, 1765, J. F. Gmelin, Beiträge zur Geschichte des deutschen Bergbaues, 1783, und das bekannte Werk von J. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen, 1797.

Der größere Verkehr der Länder Europas untereinander, die Informationsreisen zu wissenschaftlichen und technischen Zwecken, die Zeitungs- und periodische Fachliteratur trugen viel dazu bei, hüttenmännische Kenntnisse und Erfindungen zu verbreiten, dennoch müssen wir erstaunen, wie langsam die nützlichsten Erfindungen und selbst die Kenntnis derselben sich verbreiteten. Ein Beispiel dafür bietet Tiemanns Eisenhüttenkunde von 1801, in welcher der Puddelprozess, der doch seit 15 Jahren in England betrieben wurde und eine Umwandlung der ganzen Stabeisenindustrie herbeigeführt hatte, nicht einmal genannt wird.

England, das Land der wichtigsten Erfindungen auf dem Gebiete des Eisenhüttenwesens im vorigen Jahrhundert, besitzt nur eine äußerst spärliche Literatur aus dieser tatenreichen Zeit. Die Patentbeschreibungen (Specifications) sind fast die einzigen Quellen, aus denen wir Belehrung schöpfen können.

Die Geschichte des Eisens, Band 5: Das 18. Jahrhundert, Teil 1

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