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Wissenschaftliche Lehranstalten.

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Von den Akademien der Wissenschaften waren es besonders die englische, die französische und die schwedische in London, Paris und Stockholm, in welchen metallurgische Fragen behandelt wurden und welche dadurch einen bedeutsamen Einfluss auf die Entwicklung des Eisenhüttenwesens und der Eisenhüttenkunde ausgeübt haben. Über die Gründung und die Tätigkeit der Royal Society in London haben wir bereits früher berichtet.

Die französische Akademie der Wissenschaften zu Paris war wie die meisten Anstalten dieser Art aus einer privaten Vereinigung von Gelehrten hervorgegangen; dieselbe hatte sich hauptsächlich mit Naturwissenschaften beschäftigt. Seit 1692 veröffentlichte sie Memoiren, welche anfangs unregelmäßig, seit 1699 regelmäßig erschienen. In diesen fanden die praktischen Naturwissenschaften im 18. Jahrhundert weitgehende Berücksichtigung, und sind die Histoires et Mémoires de l’Academie de sciences à Paris reich an vortrefflichen Aufsätzen, die sich auf die Eisenhüttenkunde beziehen.

Die schwedische Akademie der Wissenschaften entstand erst im 18. Jahrhundert. Im Jahre 1710 wurde die Universität Uppsala in Folge der Pest geschlossen. Dies gab Veranlassung, dass die Professoren in Verbindung mit anderen Freunden der Wissenschaft eine gelehrte Gesellschaft, das Collegium Curiosorum, gründeten. Swedenborg war ein tätiges Mitglied derselben und gab mit Polhem eine wissenschaftliche Zeitschrift, den Dädalus Hyperboreus, heraus.

Das Collegium Curiosorum ging schon im Jahre 1718 wieder ein, aber bereits im folgenden Jahre gelang es dem eifrigen Berzelius, eine neue literarische Gesellschaft (Bokveltsgilde?) zu gründen, welche 1720 ihr gelehrtes Journal „Acta literaria Sueciae“, welches von 1720 bis 1729 zu Uppsala erschien, herausgab. Nachdem sie den Grafen Arved Horn zu ihrem Präsidenten erwählt hatte, bekam sie 1728 die königliche Bestätigung als Sozietas regia literaria scientiarum Upsalensis. Diese gab von 1730 bis 1750 die Acta Soc. Reg. Scientiarum Ups. heraus, denen 1773 die Nova Acta folgten, welche bis in die Neuzeit fortgesetzt wurden.

Die Petersburger Akademie wurde 1724 von Peter dem Großen gegründet und mit reichen Mitteln ausgestattet. Seit 1728 gibt sie ihre Schriften heraus.

Neben den fürstlichen Akademien bildeten sich reiche wissenschaftliche Privatgesellschaften, welche auf die praktische Naturwissenschaft und die Industrie von Einfluss waren. In England trat 1754 eine Gesellschaft zur Beförderung der Künste, Fabriken und des Handels (the voluntary Soziety for the Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce) zusammen. Ihr Ziel war die Verbesserung geistiger und materieller Künste zum Nutzen der Industrie; sie suchte es zu erreichen, indem sie Ehrendiplome und Geldprämien für gewisse Zwecke bestimmte. Sie begann ihre Tätigkeit damit, dass sie Prämien aussetzte für die Beförderung des Zeichnens und Entwerfens, und zwar für beide Geschlechter. Sie erteilte Prämien an tätige Kolonisten in Amerika, Asien und Afrika und wirkte dadurch sehr anregend. Ihre Nützlichkeit erwies sich bald und dadurch nahm ihre Mitgliederzahl sehr zu. In Nachahmung dieser Vereinigung entstand in Hamburg 1765 die Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe.

Es würde zu weit führen, alle wissenschaftlichen und praktischen Gesellschaften, die außerdem noch im Laufe des Jahrhunderts entstanden, aufzuführen.

Sehr anregend wirkten die Preisaufgaben, welche von den Regierungen, Akademien und Privatgesellschaften gestellt wurden. Ein wichtiges Förderungsmittel für wissenschaftliche und technische Zwecke waren öffentliche Sammlungen zur Förderung der Technik. Eine der ältesten und verdienstvollsten war die Sammlung von Modellen, welche sich auf Bergbau und Hüttenkunde, Strombau u. s. w. bezog, welche die oberste Bergbehörde in Schweden angelegt hatte und in welcher namentlich die vielen Erfindungen des berühmten Polhem in von ihm selbst gefertigten Modellen ausgestellt waren. Eine berühmte Sammlung wurde das Conservatoire des Arts et Métiers in Paris, welches 1794 gegründet wurde, und besonders Maschinen, Werkzeuge und Industrieprodukte umfasste. Das wichtigste Förderungsmittel waren aber die technischen Lehranstalten.

Realschulen für eine wissenschaftliche aber nicht gelehrte Bildung entstanden in Deutschland gegen die Mitte des Jahrhunderts. Eine Anstalt der Art war das 1745 von Abt Jerusalem in Braunschweig gestiftete Collegium Carolinum, noch mehr aber die 1745 durch Hecker in Berlin gegründete Realschule an der Dreifaltigkeitskirche. Österreich gründete unter Maria Theresia seine Normalhauptschulen, welche unseren höheren Bürgerschulen entsprechen. Die erste entstand 1771 in Wien, dieser folgten 1774 andere in Innsbruck, 1775 in Prag, in Graz, 1776 in Linz u. s. w. Spinnschulen, also Industrieschulen, hatte Österreich schon früher 1755 und 1764 gegründet. 1765 erließ es eine Spinnschulenordnung für seine deutschen Provinzen. 1787 zählte Böhmen allein über hundert Industrieschulen, als Spinn-, Näh-, Strick- u. s. w. Schulen. Außerdem hatte Österreich bereits 1770 die Realakademie als höhere technische Lehranstalt gegründet.

Für das Berg- und Hüttenwesen hatte Österreich besondere Fachschulen gegründet, und zwar zunächst drei Bergschulen für Ungarn in Nieder-Ungarn, Schmöllnitz und dem Temesvarer Banat. Die Idee zur Gründung einer höheren Lehranstalt wurde 1761 angeregt. Peithner hatte damals ein Promemoria über die Errichtung einer besonderen Professur der Bergwissenschaft an der Universität Prag bei dem Kaiser eingereicht und erhielt ein Jahr später den Auftrag, einen Entwurf auszuarbeiten. Damals kam zum ersten Male die Frage der Gründung einer Bergakademie zur Sprache. Aber erst 1763 wurde ein Plan zur Gründung einer „ordentlichen höheren Bergwesens Anstalt“ zu Schemnitz gefasst und teilweise zur Ausführung gebracht (1. September 1763). Am 1. September begann der öffentliche Unterricht, und zwar mit Vorträgen über Chemie, wozu als Lehrer Nicolaus von Jacquin mit dem Charakter eines wirklichen k. k. Bergrates angestellt worden war. Er sollte zugleich geeignete Personen heranziehen und sie für das chemisch-mineralogische Lehrfach heranbilden. Der Unterricht wurde in einem gemieteten Hause erteilt. Jacquin wirkte bis 1769 an der neuen Schemnitzer Berganstalt, von wo er als Professor nach Wien berufen wurde. Sein Nachfolger war Dr. Johann Scopoli, früher Professor der Chemie, Physikus und Bergamtsbeisitzer in Idria.

Scopoli wirkte bis 1779 und wurde dann Professor in Pavia. Durch Statut vom 2. April 1770 wurde der Anstalt in Schemnitz der Rang einer Akademie erteilt mit drei Lehrkanzeln und drei Jahrgängen. Bergbaukunde trug Christoph Traugott Delius vor, welchem 1772 Peithner folgte, Chemie las Scopoli und für Mathematik war ein Jesuit Pater Boda von Graz berufen, welchem aber bald Pater Carl Tierenberger folgte.

Die Anstalt war nur für Österreicher bestimmt. Sie nahm in den ersten Jahrzehnten keinen rechten Fortgang, war auch in ihren Mitteln beschränkt. Erst 1800 wurde beantragt, ein besonderes Gebäude für dieselbe zu bauen. 1795 war sie zu einer öffentlichen Lehranstalt, zu welcher auch Ausländer Zutritt hatten, erklärt worden.

Am Harze bestanden 1763 noch keine Bergschulen. Calvör hatte zwar schon 1726, als er Rektor der Schule zu Clausthal war, in höherem Auftrage die Jugend in den zum Bergwerk gehörigen Wissenschaften unterrichtet, aber er beklagt es gerade in seinem Werke über das Maschinenwesen am Oberharz 1763, dass keine derartigen Schulen beständen, und spricht sich warm für die Errichtung einer mathematischen Schule aus, in der die fähigsten Berg- und Hüttenleute einige Stunden in der Woche in Mathematik, Mechanik und Physik unterrichtet werden sollten. Er ist dabei für ein Zusammenwirken von Theorie und Praxis im Sinne unserer Fachschulen, „wie in England, Holland und Russland dergleichen Schulen für die Ingenieurs, Architekten und Schiffer, in großen Städten auch wohl für die Tischler zur Erlernung der Säulenordnung und in Irland Werkschulen, darin man sich übt in allerlei, was zur Ökonomie und Handlung gehört, sind“.

In Deutschland war das wichtigste Ereignis auf diesem Gebiete die Gründung der Bergakademie in Freiberg im Jahre 1765. Schon vor dieser Zeit war hier in beschränktem Umfange Unterricht für Bergleute erteilt worden. Seit 1702 bestand die sogenannte Stipendienkasse zur Unterstützung solcher, die sich zu Bergbeamten ausbilden wollten. Der Unterricht beschränkte sich auf Markscheidekunst und Probierkunst, welche mehr zünftig betrieben wurden. Aber schon Henkel hatte angefangen, in der Metallurgie zu unterrichten. Ihm folgte Gellert mit seinen bedeutenden Vorlesungen über Hüttenkunde und metallurgische Chemie. Im Ganzen aber blieb die Ausbildung Stückwerk. Das empfand besonders tief Friedrich August, Freiherr von Heinitz (geboren am 24. Mai 1725), der sich dem Bergbau gewidmet und in Freiberg seine Studien gemacht hatte. Nachdem er Vizeberghauptmann zu Dresden geworden war, entwarf er mit dem Oberberghauptmann von Oppel den Plan zur Gründung einer Bergakademie zu Freiberg. Sie arbeiteten einen Entwurf aus, welchen Kurfürst Friedrich August genehmigte. Am 13. November 1765 wurde die Gründung der Akademie ausgesprochen und durch Reskript vom 4. Dezember 1765 näher begründet. — Der Anfang war recht bescheiden, die Staatsbewilligung betrug 1200 Taler, wurde aber schon 1766 auf 1562⅔ Taler erhöht. Die Vorlesungen mussten in einigen gemieteten Zimmern im Hause des Oberberghauptmanns von Oppel gehalten werden. Als Lehrer wurden angestellt Gellert, Charpentier, Lommer, Richter und Klotz, und zwar für metallurgische Chemie, Mathematik und Mechanik, Mineralogie, Markscheidekunst und Probierkunst. Die im ersten Jahre aufgenommenen Stipendiaten waren von Trebra, Beyer und Freiesleben. 1775 wurde A. G. Werner, der ein Zögling der jungen Bergakademie gewesen war, als Lehrer berufen. Erst las er über Mineralogie und seit 1776 auch über Bergbaukunde. Es ist bekannt, welche Verdienste dieser berühmte Mineraloge, dem die deutsche mineralogische und geologische Wissenschaft ihre systematische Begründung verdankt, sich um das Blühen und Gedeihen und die Anerkennung der Bergakademie in Freiberg im In- und Auslande erworben hat. Hauptsächlich durch ihn wurde Freiberg die berühmteste Lehranstalt für Bergbau- und Hüttenkunde, die sich ihren Ruhm namentlich im Auslande bis heute bewahrt hat. 1789 las Werner zum ersten Mal ein besonderes Collegium über Eisenhüttenkunde, welches er bis zum Ende seines Lebens (1817) wiederholte. 1793 wurde Lampadius als Dozent der Chemie berufen, der 1794 seine Vorlesungen im Sinne der neuen von Lavoisier begründeten Anschauung hielt. Auf seine Vorstellungen hin wurde 1795 ein neues chemisches Laboratorium im Hofe des Akademiegebäudes erbaut. 1795 begann Lampadius seine Vorlesungen über allgemeine Hüttenkunde und analytische Chemie und 1796 über technische Chemie. Die Vorlesungen über Eisenhüttenkunde lagen zwar in Werners Hand, aber Lampadius hat sich auf diesem Gebiete ebenfalls große Verdienste erworben; wir erwähnen aus dem vorigen Jahrhundert nur seine Versuche über Puddeln mit Holz auf dem Eisenwerke des Grafen von Einsiedel zu Lauchhammer bei Mückenberg im Jahre 1795 und seine preisgekrönte Arbeit über den Unterschied zwischen Roheisen und Stabeisen von 1796.

Von den außerdeutschen Staaten hat sich besonders Frankreich um das technische Lehrwesen im vorigen Jahrhundert verdient gemacht. Dem Minister Trudaine gebührt darum großes Verdienst, welcher um 1750 eine höhere technische Lehranstalt, die École des ponts et chausseés, ins Leben gerufen hatte und sich mit der Absicht trug, eine Bergakademie in Frankreich zu gründen. Zu diesem Zwecke suchte er die befähigtsten Schüler der obengenannten Anstalt, namentlich Jars und Duhamel, zu Lehrern heranzubilden und ließ sie auf Staatskosten im Auslande reisen. Die traurigen Finanzzustände Frankreichs verhinderten aber die Ausführung dieses schönen Planes. Erst der Republik war es vorbehalten, darin Großes zu leisten. Sie gründete 1794 die École polytechnique, an der Männer wie Monge, Berthollet und Guyton de Morveau wirkten. Um dieselbe Zeit entstand die École des Mines. Schon am 18. Messidor des Jahres II (1793) wurden durch Beschluss des Wohlfahrtsausschusses Vorlesungen über Mineralogie, Bergbau, Probierkunde und Hüttenkunde gehalten und durch Gesetz vom 30. Vendémiaire des Jahres IV bestätigt. Die Berginspektoren mussten dieselben halten, und zwar öffentlich und kostenfrei. Lehrer waren Duhamel (Jars Reisegefährte), Hassenfratz, Miché, Tonnellier, Boillet, Vauquelin, Brogniart, Hauy, Clouet etc..

Frankreich, in dem namentlich das Kunstgewerbe blühte, unterstützte schon früh den Zeichenunterricht. Schon unter Ludwig XIV. bestand eine gewerbliche Zeichenschule zu Besançon; 1766 wurde eine solche zu Paris gegründet, welcher ähnliche Schulen 1773 zu Troyes, 1782 zu St. Quentin und 1794 zu Versailles folgten.

In England, wo der Staat sich um das Schulwesen nicht bekümmerte, blieb auch das technische Unterrichtswesen sehr vernachlässigt. Gegen Ende des Jahrhunderts entstanden die Mechanics institutions, welche Fortbildungsunterricht erteilten, ähnlich den Abendschulen unserer gewerblichen Fortbildungsschulen oder Arbeiterbildungsvereine. Solche Anstalten gab es 1789 zu Birmingham und 1799 zu Glasgow. Nach Calvörs Angaben müssen aber schon früher (vor 1763) in England und Irland Werkschulen bestanden haben.

Die erste Gewerbeausstellung fand 1791 zu Prag statt; die erste Industrieausstellung 1798 zu Paris; dieselbe dauerte vom 19. September bis 2. Oktober und war von 110 Ausstellern beschickt.

Die Prager Ausstellung war eine Provinzialausstellung für Böhmen, die Pariser Ausstellung war eine nationale für ganz Frankreich.

1791 wurde auch in Frankreich das Patentwesen in ähnlichem Sinne wie in England durch Gesetz geregelt. In demselben Jahre erhielt auch Bayern und 1793 die Vereinigten Staaten von Amerika ein Patentgesetz.

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