Читать книгу 10 Atemzüge und nie wieder müde - Dr. Med. Egor Egorov - Страница 5

VORWORT

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»Holst Du nur Luft oder atmest du schon Energie?«

Diese Frage soll kein billiger Werbeslogan sein, der Ihr Interesse für dieses Buch bestärkt. Es steckt auch keine Esoterik, kein teurer Trend von Anti-Aging-Gurus oder der neueste Biohacking-Hype dahinter. Hinter dieser Frage verbergen sich mindestens zwei Nobelpreise, unzählige wissenschaftliche Studien und ein medizinischer Erfahrungsschatz, der bis in die Antike zurückreicht.

Beim Atmen ist es wie beim Autofahren: Jeder ist davon überzeugt, dass er alles richtig macht. Genauso verhält es sich beim Thema Atmung. Jeder meint zu wissen, wie man richtig atmet. Wir tun es ja ständig und es funktioniert doch ganz von selbst. Auf die Idee, unsere Atmung verbessern zu können, kommen wir nicht. Wir zählen Schritte, Herzschläge und Kalorien, aber nicht unsere Atemzüge. Wir beobachten und optimieren unsere körperliche und geistige Leistung, unseren Schlaf und Stresspegel. An eine Optimierung unserer Atemweise denken wir jedoch nicht.

Vermutlich haben Sie sich noch nie Gedanken gemacht, ob Sie zu viel oder zu wenig, falsch oder richtig atmen. Ihr Hausarzt hat sich wahrscheinlich auch noch nie für Ihre Art zu atmen interessiert. Wir wollen zwar alle immer besser werden, aber einen wichtigen Faktor für eine Steigerung übersehen wir dabei. Bei der Atmung geben sich die meisten von uns mit einer Minimalversorgung zufrieden. Sie liefert alles, was wir zum Überleben brauchen – aber es ist noch mehr möglich. Nicht nur was den Energielevel betrifft, sondern auch der Schutz vor Krankheiten gehört dazu.

»Zeig mir, wie du atmest, und ich sage dir, wie fit du bist.«

Den eigenen Energielevel anhand der Atmung abzulesen, ist kein Hokuspokus oder Kaffeesatzleserei. Hierfür gibt es einen medizinischen Test, den Sie gerne gleich im ersten Kapitel machen können. Das Ergebnis wird Ihnen viel über Ihre Atmung, aber auch über Ihre Gesundheit im Allgemeinen verraten und Sie motivieren, sich mehr mit Ihrer Atmung zu beschäftigen.

Dieser Bedarf besteht leider bei vielen Menschen. Ohne es zu bemerken, haben sich schlechte Atemgewohnheiten in ihr Leben geschlichen. Durch die Nase wird immer weniger und stattdessen viel bis ständig durch den Mund geatmet. Die Häufigkeit der Atemzüge im Ruhezustand hat sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt und die Atemweise ist flacher geworden. Diese Veränderungen, die weder wehtun noch uns im Alltag behindern, könnte man einfach ignorieren – wenn die langfristigen Folgen nicht wären. Denn auf eine zunehmende Müdigkeit können Krankheiten folgen, wenn nichts unternommen wird.

Wie der Titel dieses Buches bereits verrät, reichen für erste Veränderungen 10 Atemzüge. Wenn Sie möchten, können Sie gleich beginnen, Ihren Energielevel anzuheben.

Mit folgender Übung geht es ganz einfach und schnell: Atmen Sie 2-mal ganz entspannt und ruhig durch die Nase ein und aus, dann halten Sie sich nach dem letzten Ausatmen die Nase so lange zu, bis Sie den Wunsch zum Luftholen verspüren. Versuchen Sie dann noch, etwas länger durchzuhalten, bevor Sie wieder einatmen. Atmen Sie 2 Atemzüge normal und halten dann wieder die Luft an. Nach fünf Wiederholungen haben Sie Ihrem Körper den Anreiz gegeben, die Energieproduktion zu verbessern. Aus Studien weiß man, dass der Körper, ähnlich wie bei einem Höhentraining, auf diesen kurzen Sauerstoffmangel reagiert.

»Weniger Sauerstoff führt zu mehr Energie, zu mehr Fitness und mehr Konzentration.«

Weniger Sauerstoff soll Vorteile haben? Das erscheint zunächst unlogisch. Jedoch ist das geflügelte Wort »Weniger ist mehr« in diesem Fall keine unsinnige Aussage, kein Widerspruch und schon gar kein leeres Versprechen. Es passt zum Prinzip der Widerstandskraft. Was nicht tötet, macht härter, oder frei nach Paracelsus: »Die Dosis macht das Gift.« Für den Körper ist das etwas ganz Natürliches. Nicht der Überfluss lässt ihn stärker werden, sondern der Mangel. Er braucht die Auseinandersetzung mit verschiedenen Reizen und Störfaktoren. Sie veranlassen ihn, sich vor akuten wie auch vor zukünftigen Angriffen besser zu schützen. Nur mit diesen Schutz- und Aufbauprozessen kann der Körper vital bleiben und Krankheiten trotzen.

Wenn Sie innerhalb von 10 Atemzügen 5-mal die Luft anhalten, setzen Sie Ihren Körper vorübergehend einem leichten Sauerstoffmangel aus. Er reagiert sofort mit Anpassungsmaßnahmen, um die Versorgung sicherzustellen. Wie bei einem Höhentraining mit dünner Luft lösen die freigesetzten Blutkörperchen aus der Milz den ersten Energiekick aus. Die Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut erhöht sich und der Körper beginnt, Sauerstoff besser aufzunehmen und zu verarbeiten. Alle Organe profitieren davon. Parallel zu diesen Akutmaßnahmen startet das Aufbau-, Reparatur- und Schutzprogramm.

Spitzensportler absolvieren vor Wettkämpfen ein Höhentraining, um ihre Leistung zu steigern. Die Vorteile der Bergluft lassen sich auch nach Hause holen. Ohne großen Aufwand und Kosten kann mit Atemanhalteübungen die gleiche Wirkung erreicht werden. Eine andere Möglichkeit ist ein Hypoxietraining, wie Mediziner die Anwendung von sauerstoffreduzierter Atemluft nennen – eine vollkommen sichere, gut erforschte Behandlungsmethode.

»Wer dranbleibt, kann nachhaltig Energie atmen.«

Bei dieser Aussage gibt es keinen Interpretationsspielraum. Es ist eine Durchhalteparole für alle, die ständig mehr Energie haben wollen. Mit 10 Atemzügen und entsprechenden Wiederholungen können Sie viel Gutes in Ihrem Körper auslösen. Vielleicht wollen Sie nach dieser Lektüre auch lernen, wie Sie immer richtig atmen.

Mit den freien Übungen im Praxisteil dieses Buches können Sie Ihren Energielevel innerhalb von 2 bis 3 Wochen anheben. Etwas schneller sind Erfolge, vor allem bei manchen gesundheitlichen Problemen, mit einem Hypoxietraining möglich. Egal, ob Sie sich für nur eine oder für beide Trainingsformen entscheiden: Wenn Sie dranbleiben, wird sich Ihre Atmung langfristig so verändern, dass Sie mit jedem Atemzug mehr Energie bekommen.

10 Atemzüge und nie wieder müde

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