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Fall 9: Nitrostress und Cholesterinsenker

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Ein 45-jähriger Professor aus Frankreich hatte vor 25 Jahren einen schweren Motorradunfall, bei dem er frontal auf ein Auto aufgeprallt war. Seither litt er in etwa ein- bis zweiwöchigen Abständen unter Migräneattacken, die in den letzten Jahren immer häufiger und länger wurden. Nachdem er innerhalb von zwei Wochen vier jeweils zweitägige, extrem starke Anfälle mit Sehstörungen und Erbrechen hatte, entschloss er sich, im Internet nach Abhilfe zu suchen. Dabei stieß er auf meine Praxis. Er war in der Vergangenheit schon mehrmals bei verschiedenen Osteopathen in Behandlung gewesen. Das verschaffte ihm vorübergehend Erleichterung, jedoch keine dauerhafte Besserung. Vor acht Jahren teilte ihm sein Hausarzt mit, dass er einen stark erhöhten Cholesterinspiegel habe. Deshalb müsse er lebenslang cholesterinsenkende Medikamente (Statine) einnehmen, was er dann auch tat. Jedenfalls bis er zu mir in die Sprechstunde kam.


Nach der Anamnese nahm ich, wie üblich, die wichtigsten Laboranalysen ab. In erster Linie interessierte mich, ob aufgrund des Schleudertraumas Nitrostress, Oxidativer Stress und Vitamin-B12-Mangel vorlagen. Aber auch sein Cholesterinprofil und ganz besonders die Höhe des oxidierten LDL waren mir wichtig. Bei der osteopathischen Untersuchung waren außer einer verspannten Schulter-Nackenmuskulatur, einer eingeschränkten Beweglichkeit des Kreuzbeins und ein paar druckschmerzhaften Halswirbeln keine dramatischen Auffälligkeiten festzustellen, die die Migräne hätten erklären können. Wie erwartet, stellten wir sehr hohen Nitrostress, einen starken intrazellulären Vitamin-B12-, B2-, B3- und Coenzym-Q10-Mangel fest. Sein Cholesterinspiegel lag etwa 30% über der Norm, ebenso der LDL-Anteil. Interessant war, dass der Spiegel des oxidierten LDL völlig im Normbereich lag. Ich empfahl dem Patienten, eine Woche täglich hochdosiert (1mg/d) Vitamin B12 zu spritzen und danach auf dreitägige Intervalle überzugehen. Außerdem riet ich ihm dringend, seinen Cholesterinsenker abzusetzen und hochdosiert Coenzym Q10, Vitamin B2 und B3, Vitamin C und andere Antioxidantien einzunehmen.

Fünf Wochen nachdem ich dem Patienten diese Therapieempfehlungen gegeben hatte, kam er zum nächsten Behandlungstermin aus Frankreich angereist. Er berichtete, es gehe ihm schon viel besser. Er habe in den letzten fünf Wochen nur zweimal einen leichten Anflug von beginnender Migräne gehabt, den er jedoch jedes Mal durch eine Vitamin-B12-Spritze innerhalb einer halben Stunde völlig zum Abklingen habe bringen können. Der Patient kam noch einige Male in Behandlung. Nach den anfänglichen Erfolgen fasste er Vertrauen, sich die druckschmerzhaften Stellen der Halswirbelsäule neuraltherapeutisch mit Lokalanästhetika anspritzen zu lassen. Nach 15 Behandlungen traten keine weiteren Migräneattacken auf und wir beschlossen, die Behandlung bis auf weiteres zu beenden, da die Anreise aus Frankreich für den Patienten sehr aufwendig war. Sechs Monate nach Abschluss der Behandlung bestätigte mir der Patient auf meine Nachfrage hin, dass er seither keine Migräneattacke mehr gehabt habe. Er sich aber weiterhin einmal pro Woche Vitamin B12 spritze, die Antioxidantien weiter einnehme und keine Cholesterinsenker mehr zu sich nehme.


Was war geschehen? Ähnlich wie die in Fall 8 geschilderte Patientin, litt der Professor unter Nitrostress und Vitamin-B12-Mangel in seinen Körperzellen, als Folge eines Schleudertraumas. Die Situation verschlimmerte sich durch die Einnahme der cholesterinsenkenden Statine. Diese verursachen in den Energiekraftwerken unserer Zellen, den Mitochondrien, Schäden durch Vernichtung von Coenzym Q10, zusätzlich zu den durch Nitrostress verursachten Zerstörungsprozessen (Literaturempfehlung 27). Durch Nitrostress und Cholesterinsenker war ein massives Zellatmungsproblem entstanden. Der Patient lebte quasi wie in einer Plastiktüte. Das wiederum löste im Hirnstamm die Alarmglocke für Sauerstoffmangel aus und aktivierte damit den Migränegenerator.

Der aufmerksame Leser wird sich nun vielleicht fragen, ob es nicht unverantwortlich war, den Cholesterinsenker einfach abzusetzen? Hatte ich den armen Mann nicht dem hohen Risiko ausgesetzt, an Arteriosklerose, Herzinfarkt und Hirnschlag zu erkranken? Hier antworte ich mit einem klaren „Nein“. Nach neueren Erkenntnissen wurden der Gesamtcholesterinwert und die Gesamt-LDL-Fraktion für das Arterioskleroserisiko erheblich überschätzt, da die gefährlichen Plaques, die die Gefäße langsam verschließen, aus oxidiertem LDL gebildet werden. Der Spiegel des oxidierten LDL lag bei diesem Patienten aber völlig im Normbereich und blieb es auch nach Absetzen der Cholesterinsenker. Es gibt Menschen, die genetisch bedingt sehr hohe Cholesterinspiegel haben und damit in bester Gesundheit über 90 Jahre alt werden. An dieser Stelle möchte ich den Neurologen Dr. Perlmutter zitieren (Literaturempfehlung 22). In seinem Buch „Dumm wie Brot“ schreibt er: „Da Cholesterin für das gesunde Gehirn so wichtig ist, bin ich wie viele meiner Kollegen der Ansicht, dass Statine, der Verkaufsschlager zur Cholesterinsenkung, den unzählige Menschen einnehmen, Gehirnproblemen und anderen Erkrankungen Vorschub leisten könnten.“ Diese Medikamente haben außerdem eine Vielzahl anderer gefährlicher Nebenwirkungen. Die beste und gleichzeitig nebenwirkungsfreie Möglichkeit, diese Plaques effizient abzubauen, ist die Einnahme von hochdosierten Antioxidantien wie Vitamin C, Coenzym Q10, Alpha-Liponsäure, Glutathion, Melatonin etc. Bei diesem und bei anderen Patienten mit Coenzym-Q10-Mangel erzielte ich die messbar besten Behandlungsergebnisse mit einem Präparat mit geschmolzenem Ubiquinol in ultrakleinen Tropfen, die direkt über die Mundschleimhaut schnell und gut aufgenommen werden. Ubiquinol ist die am besten wasserlösliche Form des Coenzyms Q10 und wird daher mehr als dreimal besser vom Körper aufgenommen als Ubiquinon. Bei manchen, preislich deutlich günstigeren Präparaten konnte ich keine nennenswerte Verbesserung des Coenzym-Q10-Spiegels im Blut feststellen.

Der Migräne-Detektiv

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