Читать книгу Der Migräne-Detektiv - Dr. medic Roland Pfeiffer - Страница 15

Fall 10: Nitrostress und Halswirbelblockaden nach Treppensturz

Оглавление

Eine 52-jährige, sehr schlanke Verkäuferin, berichtete, dass sie fast täglich an Kopfschmerz oder Migräne leide, seit sie vor drei Jahren kopfüber eine Kellertreppe hinuntergefallen und mit dem Kinn aufgeschlagen war. Ich erklärte ihr, dass sie möglicherweise eine instabile Halswirbelsäule habe. Daraus seien wahrscheinlich Nitrostressquellen an der Wirbelsäule entstanden, verbunden mit einem erhöhten Vitamin-B12-Verbrauch. Meinen Vorschlag, zumindest einen Nitrostresstest durchzuführen, lehnte sie ab, da sie nicht privat versichert war und ihr die Laborkosten in Höhe von ca.100,- Euro dafür zu teuer erschienen. Außerdem wollte sie am nächsten Tag in den Urlaub fahren. In solchen Fällen schlage ich die Methode vor, „in den Busch hineinschießen und schauen was herausfliegt“. Ich empfahl ihr, eine Woche lang täglich 1mg Vitamin B12 zu spritzen und danach auf eine bis zwei Spritzen pro Woche zu reduzieren.


Bei der osteopathischen Untersuchung fielen zwei Halswirbelblockaden und zwei Brustwirbelblockaden auf, die ich sofort löste. Danach wünschte ich ihr einen schönen Urlaub. Sechs Wochen später kam sie zurück und berichtete, sie habe während der ersten Woche, in der sie täglich 1mg Vitamin B12 gespritzt hatte, keine Kopfschmerzen und keine Migräne gehabt. Daraufhin hätte sie versucht, auf größere Abstände zu gehen, habe aber sofort wieder Migräne bekommen. Sie spritzte sich daher über komplett sechs Wochen täglich weiter 1 mg Vitamin B12. Unter dieser Therapie trat keine Migräne mehr auf. Ich war neugierig, wie sich der intrazelluläre Vitamin-B12-Spiegel, der indirekt über die Methylmalonsäure im Urin gemessen wird, unter sechswöchiger, täglich tausendfach erhöhter Vitamin-B12-Therapie entwickelt hatte. Wir führten deshalb einen Urintest durch. Das Ergebnis war zu meiner großen Überraschung ein nur sehr geringfügig erhöhter intrazellulärer Vitamin-B12-Spiegel. Die Patientin hatte also aufgrund ihrer instabilen Halswirbelsäule so starken Nitrostress, dass sie das Tausendfache der normalen täglichen Dosis an Vitamin B12 verbrauchte, um diesen zu kompensieren und keine Migräne zu bekommen. Da es natürlich ein unangenehmer Gedanke ist, sich möglicherweise lebenslang täglich eine Spritze in Bauch oder Po setzen zu müssen, versuchten wir auf Vitamin-B12-Tabletten umzustellen. Ich verschrieb ihr Cyancobalamin-Tabletten (1mg), von denen sie täglich zwei unter der Zunge zergehen lassen sollte. Das Resultat war leider gleich Null. Die Patientin bekam einen Migräneanfall, als ob sie kein Vitamin B12 eingenommen hätte.

Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass oral verabreichtes Vitamin B12 bei manchen Patienten nur zu einem sehr geringen Teil vom Körper in die Zellen aufgenommen wird. Man darf auch nicht vergessen, dass das Vitamin B12, um seine Arbeit in den Mitochondrien zu tun, durch zwei Membranen hindurchkommen muss. Einmal durch die Zellmembran und durch die Mitochondrienmembran in der Zelle. Damit dies gelingen kann, muss offensichtlich ein sehr hoher Spiegel im Blut vorliegen, der mit Tabletten manchmal nicht erreicht wird. Mittlerweile habe ich allerdings gute Erfahrungen mit Vitamin-B12-Kapseln gemacht, in denen das Vitamin B12 in Form von Methylcobalamin (500mcg) in Kombination mit Vitamin B6, Folsäure und Biotin enthalten ist. Bei diesen Kapseln wird durch die Kombination der vier Vitamine eine sehr gute Aufnahme erzielt, so dass bei täglicher Gabe meist ein zufriedenstellender, intrazellulärer Vitamin-B12-Spiegel erreicht wird. Vitamin B12 kann übrigens nicht überdosiert werden, da es wasserlöslich ist und nach 24 bis 36 Stunden, je nach Präparat, über die Nieren wieder ausgeschieden wird.

Der Migräne-Detektiv

Подняться наверх