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Fall 14: Steißbeinnarbe

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Eine 26-jährige Studentin litt seit vier Jahren unter heftigen, mindestens einmal wöchentlich auftretenden Migräneattacken. Die Laborbefunde waren unauffällig, auch die osteopathische Untersuchung ergab keine größeren Auffälligkeiten, die die Attacken erklärt hätten. Aus der Anamnese ergab sich, dass die Beschwerden vor vier Jahren etwa zeitgleich mit einer Steißbeinfistel aufgetreten waren. Diese wurde neun Monate nach ihrer Entdeckung operativ verschlossen. Nach der Operation glaubte die Patientin zunächst, dass mit der Fistel auch die Migräne weg sei, da sie ab diesem Zeitpunkt sechs Monate lang keine Migräneattacken mehr verspürte. Doch kurz darauf setzte die Migräne umso heftiger wieder ein.


Ich dachte zuerst an ein klassisches Narbenstörfeld im Bereich der etwa 5 cm langen Narbe in der Analfalte über dem Steißbein. Die Patientin war einverstanden, sich die Narbe mit Procain infiltrieren zu lassen. Beim Spritzen bemerkte ich, dass das Narbengewebe äußerst hart war und ich nur mit ungewöhnlich hohem Stempeldruck den Inhalt der Spritze ins Gewebe pressen konnte. Tapfer biss die Patientin die Zähne zusammen. Ich vereinbarte mit ihr, dass sie mich in wöchentlichen Abständen über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten solle. Die ersten vier Wochen war sie völlig beschwerdefrei. Nach der fünften Woche berichtete sie, dass sie noch keine Migräne habe, jedoch wieder Kopfschmerzen aufgetaucht seien. Sie habe das Gefühl, kurz vor der nächsten Migräne zu stehen. Wir entschieden uns, die Steißbeinnarbe nochmals mit Procain zu unterspritzen. In der Neuraltherapie ist es ein bekanntes Phänomen, dass sich Störfelder, wie Narben, oft mehrmals in zeitlich immer größeren Abständen wiederaufbauen, bis sie endgültig verschwinden. Zu unserer Überraschung, aber auch Enttäuschung bekam sie zwei Tage nach der zweiten Unterspritzung eine erneute heftige Migräneattacke. Eine weitere Narbenunterspritzung, kurz darauf, konnte die wieder aufgeflackerte Migräne nicht bremsen.


Was war zu tun? Ich hatte in anderen Fällen ähnliche Phänomene beobachtet. Man hatte ein Störfeld ausgelöscht und glaubte anhand der ausbleibenden Kopfschmerzsymptomatik, die Heilung sei bereits geschehen. Und plötzlich schlug die Migräne erneut mit voller Wucht zu. Aus meiner Erfahrung heraus bedeutete dies, dass es bei dieser Patientin noch ein anderes Störfeld geben musste. Bei der Untersuchung des Rückens auf druckschmerzhafte Stellen fiel mir auf, dass sechs Stellen im Bereich des Kreuzbeins druckschmerzhaft waren. Ich spritzte zusätzlich an diese Stellen durch die Öffnungen im Kreuzbein (Sacralformina) Lokalanästhetika in einer bestimmten Verdünnung in die Tiefe an die Sakralnerven. Das wiederholte ich sieben Mal in zunächst wöchentlichen, dann zunehmend größeren Abständen. Das war die Lösung. Danach war die Patientin dauerhaft frei von Migräne, und wir konnten die Heilung feiern. Ich lege in solchen Fällen die Patientenkarte vier Monate nach der letzten Migräne auf einen Stapel und vergewissere mich nach einem Jahr über den Stand der Dinge. Daher kann ich sagen, dass man in fast allen Fällen, in denen die Patienten vier Monate keine Migräne mehr hatten, davon ausgehen kann, dass die Migräne tatsächlich ausgeheilt ist. Ich habe bisher bei über 300 Fällen geheilter Migräne nur fünf Ausnahmen von dieser Regel erlebt.

Der Migräne-Detektiv

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