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„Mami, Du bist Fräulein Rottenmeier“

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Das Zitat meiner 4-jährigen Tochter brachte mich zum Nachdenken und an den Rande einer wasch-echten Voll-Krise. Hatte sie wohl recht damit? Bin ich wirklich zu der spießigen, spaß-befreiten Gewitter-Hexe aus der Kinderserie "Heidi" geworden? Bis dato hatte ich mich immer als "coole", lustige, aber doch konsequente Mutter empfunden. Natürlich bin ich diejenige, die den Tag plant und die Planung umsetzt. Autsch, das habe ich gerade gelesen und erkenne den Fehler.

Ich bin gewissermaßen eine Helikopter-Mom mit dem Hang zum super Control-Freak. Die Tatsache, dass ich das erkannt habe, lässt hoffen und vor allem die Tür einen Spalt offen, um vielleicht zu einer coolen und lustigen super-fun Mami zu mutieren.

Eigentlich möchte ich gar nicht derjenige sein, der tobend und schreiend durchs Haus läuft und teilweise schmerzhafte Kämpfe ausfechtet. Ich bin ganz weit davon entfernt im Garten zu campen, mich am Strand bis zum Hals eingraben zu lassen oder mich mit dem Skateboard lang zu machen.

Wir haben die Ministerien in unserem kleinen feinen Familien-Haushalt mit 2 Kindern ganz gut aufgeteilt. Mein Mann übernimmt das Ministerium für Sport, Freizeit, Unterhaltung und Spass. Ich hingegen habe folgende Ministerien inne:

 Das Ministerium für Gesundheit und Ernährung,

 Das Ministerium für Aus- und Weiterbildung,

 Das Ministerium für Hygiene,

 Das Ministerium für außerordentliche Verhaltensweisen und Benehmen,

 Das Ministerium für Vorzeigbarkeit (individuelle Auswahlmöglichkeit der Anziehsachen bei gleichzeitiger Kontrolle, dass es nicht kurzärmlig im Winter ist)

 Das Ministerium Domestische Disziplin (Zimmer aufräumen bevor Nagetiere einfallen)




 Das Innenministerium (falls es zu Kampfhandlungen zwischen den Geschwistern kommt)

 Das Außenministerium (falls es zu Kampfhandlungen zwischen Freunden kommt)

 Das Finanzministerium (Verwaltung der völlig sinnfreien Ausgaben und Spareinlagen für das ersehnte geflügelte weiße Einhorn).

Dass ich bei diesen Ämtern natürlich eher Fräulein Rottenmeier verkörpere als die coole, funky Mami, damit muss ich leben. Und trotzdem beneide ich den sorglosen Umgang meines Mannes mit den Kindern, der vor allem durch den Spaßfaktor getrieben wird. Er kann auch mal fünfe gerade sein lassen und schickt sie nicht um 19 Uhr ins Bett. Er kann ihnen auch Nutella geben ohne verfaulte Zähne und erste Anzeichen von Adipositas zu erkennen. Er hat das Ur-Vertrauen, dass sie ganz lieb ihre Zähne putzen und direkt einschlafen, wenn man mit ihnen noch tobt und sie als lebende Flieger durchs Zimmer wirft.




Alle diese Sachen sind für ihn geschaffen.

Aber ich habe einige kleine Kompromisse gefunden, die für mich funktionieren. Genau darum geht es in diesem Buch. Die Gradwanderung zwischen Frau Rottenmeier und die Super-Spass-Fun-Mami.

Dieses Buch ist mit Sicherheit kein Erziehungsratgeber und soll auch nicht aufzeigen, wie man alles besser machen kann. Ich bin ganz sicher nicht allwissend und gewiss nicht fehlerfrei. Was ich aber ganz sicher bin, ist aufgeschlossen. Ich frage gerne nach Rat und nehme Vorschläge - besonders in Sachen Kinder - gerne an. Ich sehe diese Seiten als kleines feines Sammelsurium von Ideen und kreativen Gedanken meiner Freundinnen, Bekannten, Freundinnen der Freundinnen und ein Bisschen von mir mitten drin. Im Mittelpunkt stehen wie immer die Kinder. Ich möchte nur ganz dringend weg von dem "Fräulein Rottenmeier-Image". Ich war doch auch mal cool, locker, sorglos und unbekümmert. Das kann doch jetzt nicht alles weg sein, oder? Oder?!




Das entspannte Fröhlich-sein vermisse ich im Alltag ein Bisschen. Und deswegen ist es wichtig sich bewusst "locker zu machen", mal "5e gerade sein zu lassen" und auch ab und zu rumzublödeln.

Ich sehe oft, dass meine Kinder einiges von meinen Verhaltensweisen übernehmen - ob bewusst oder unbewusst. Sei es die 25 mal "iss jetzt, biiiiiitttteeeee" oder das genervte " muss das jetzt wirklich sein?". Tatsächlich meinte meine sechs-jährige Tochter, Mari, gestern zu mir: "ich bin so gestresst und habe Kopfschmerzen!" Ich möchte in keinem Fall hören wie ich das sage, aber wenn es von meiner Tochter kommt, ist es noch schlimmer. Und: sie muss es von mir haben!


Wir haben jetzt die super Gelegenheit noch Vorbilder sein zu dürfen - das wird sich ganz sicher bald ändern (wenn ich so an meine Jugend denke :-)). Aber wäre es nicht schlimm, wenn sie nur das Glatte und Gradlinige (Perfekte) übernehmen? Sind es nicht die kleinen Macken, die uns lustige Geschichten bescheren?




Lasst uns zusammen überlegen wie wir nicht perfekt, sondern menschlich, glücklich und als Konsequenz aus diesem fröhlich sein können. Übrigens gilt das nicht nur für Frauen – es gilt für alle Geschlechter, die die „Haupt-Kümmerer“-Rolle übernommen haben (gerne auch in gleich-geschlechtlichen Ehen oder in anderen Konstellationen). Auf den Seiten, nenne ich die Rolle gerne „Mami“ um diese zu spezifizieren, aber sie sollte in keinem Fall eine Einschränkung sein.

Ich starte gerne mit dem Thema, was mich seit Tag 1 des Mutterseins an den Rande des Wahnsinns treibt: ESSEN.

Ich bin NICHT Fräulein Rottenmeier

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