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„Mami, ich habe jetzt einen echt richtig Guten“

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Überraschenderweise möchten die Kinder abends/morgens am Tisch ihren Tag nicht ordentlich, strukturiert und systematisch mit mir diskutieren und analysieren. Die Routine-Frage abends am Tisch: „wie war denn Euer Tag?“ wird meistens mit einem „gut“ abgefertigt. Detailliertes Nachfragen führt zu nichts. „Ich hab doch schon gesagt gut!“ Sie haben einfach kein Bock über den Tag zu reden. So! Eine äußerst tiefsinnige Erkenntnis.



Was können wir also tun? Ich habe einfach mal den Spieß umgedreht und einen Schwank von meinem Tag erzählt. Es muss natürlich lustig sein. Also ein „ich-saß-den-ganzen-Tag-am-Computer-und habe-getippt“ wird mit Sicherheit nicht mehr als ein Gähnen und „das ist aber laaaanweilig“ hervorrufen.



Hingegen erntet ein „ich bin heute Morgen mit dem Fahrrad gefahren und meine Mütze hat sich im Schirm verfangen und beides ist dann weggeflogen“ nicht nur schadenfrohes Lachen, sondern auch ein Bisschen Applaus. „Ich habe mein Kaffee über den ganzen Schreibtisch geschüttet und alle Kollegen haben gelacht“ ist auch gut.



Ein Freund von mir hatte beim Einsteigen ins Flugzeug seinen Hosenstall auf, bis ihn die Stewardess darauf aufmerksam gemacht hat. Das war eine super Geschichte. Auf diesem Wege, bekommen sie auch wichtige Lektionen fürs Leben mit: „der Hosenstall gehört zu.“

Wenn es mal nichts lustiges gibt, dann berichte ich auch über Sachen, die mich bewegt haben. Manchmal ist es zugegebenermaßen auch mal erfunden, wenn ich merke, dass meine Kleine Streit im Kindergarten hatte. Dann erfinde ich manchmal einen eigenen Streit mit meiner Freundin, um ein Bisschen aus ihr heraus zu kitzeln. Das funktioniert natürlich nicht immer – aber wenn es manchmal klappt, dann ist es ja auch schon ein Erfolg.



Ich habe eine weitere wichtige Mission in meinem Bemühen die 100%-Mami zu sein (bitte nicht so ganz ernst nehmen). Für mich ist es soooo wichtig, dass meine Kinder mit einer positiven Lebenseinstellung groß werden. Dass sie die „Ja-Sager“ werden, das Glas halb voll sehen und sich als etwas ganz Besonderes, die alles erreichen können. Kitschig, oder? Aber das muss auch mal sein.

Nachdem ich dann ganz viel recherchiert habe, musste ich eine Übung einführen. Die abendliche Frage in die Runde: was hat Dir heute besonders gut gefallen? Welche drei Dinge fandest Du heute schön? wurde ein Abend lang wirklich gut aufgenommen. Am 2. Abend schon weniger. So viel zu dem Thema Überraschung und Abwechslung. Diese Übung mache ich nun regelmäßig unregelmäßig. Sie hat einfach nicht so gut funktioniert, obwohl ich mit fliegenden Fahnen voraus geritten bin und meistens positives über das Verhalten meiner Töchter mit eingebunden habe: „Ich fand schön heute, dass Emma mir beim Laubkehren geholfen hat.“



Zu dem Thema positive Lebenseinstellung „anerziehen“ kann ich sagen, dass es nach meiner Erfahrung hier wirklich mehr das „Vorbildsein“ berührt. Wenn ich negativ bin und immer das Negative hervorhebe, dann kann ich nicht erwarten, dass meine Kinder alles in Rosa Wölkchen sehen. Das ist eine echte Herausforderung, denn viele Menschen (ich eingeschlossen) tendieren dazu erstmal die Probleme, das Komplizierte oder das Schlimme hervorzuheben.

Ich zwinge mich nun erstmal auf das Schöne und Positive zu achten – vor allem vor meinen Kindern. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hilft es mir aber auch. Wenn ich durch eine gängige Frauenzeitschrift blättere, fallen mir 100 Sachen auf über die ich lästern könnte. Ich muss mir angewöhnen, dass ich die coolen tollen Sachen hervorhebe. So einfach ist das.




Die Übung mit den drei guten Sachen am Tag ist gut, aber hat offenbar nicht so viel Spaß gemacht. Es funktioniert eben nicht immer alles.

Was als Essensspiel hingegen Bombe ist, ist: An-wen-denke-ich? Es ist soooo einfach und eigentlich ganz lustig. Je weniger Regeln, desto besser. Jemand denkt sich jemand aus und die anderen müssen durch Fragen erraten wer das ist. Fertig. Wir haben keine komplizierten Regeln wie: „es dürfen nur ja-oder-nein Fragen gestellt werden“ oder „der-der-es-erraten-hat-ist-dran“, sondern einfach wer Lust hat ist dran. So können auch kleine Menschen mitspielen. Wir haben von dem toten Hund im Himmel bis Mia´s (von „Mia and me“) Freundin Juko bis zu unserer Nachbarin wirklich schon alles gehabt. Beide Töchter freuen sich wenn wir lange raten müssen, dann heißt es, dass sie sich einen echt „Guten“ ausgesucht haben.


Stille-Post macht auch Spass – hat leider nur den Nachteil, dass viel Aufgestanden wird und wenig wenig gegessen wird. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Am Ende des Tages gilt doch: den Tag schön ausklingen zu lassen. Auf Teufel komm raus eine Konversation zu erzwingen macht keinem Spaß. Ich lasse sie auch gerne reden – über alles und nichts. Wenn ich einfach mal nichts sage, reden sie gerne miteinander und erzählen auch mal ganz von sich selbst aus. Sie brauchen keine Fragen. Ein Bisschen aktives Zuhören reicht meistens schon aus.

Ich bin NICHT Fräulein Rottenmeier

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