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Der Mensch neigt dazu, das Undenkbare für nie da gewesen zu halten.

Vorbemerkungen und Einführung

'Eden' … 'Paradies' … das klingt erst einmal nach frommen Menschen und verstaubten Bibeln. Aber halt! Es ist ganz anders: Egal, ob wir uns bisher für Religion oder für den Glauben interessiert haben, ob wir schon mal in einer Bibel gelesen haben oder nicht: Die hier vorliegende, völlig neue Story über Eden wird jeden interessieren, der sich schon einmal über die Herkunft des Menschen und seine Entwicklung Gedanken gemacht hat; und vielleicht auch darüber, wohin das Leben führen soll. Eden — werden manche sagen — kenne ich gut: Das ist doch die Geschichte, in der Gott den Menschen namens Adam macht, aus einem Erdenkloß und Eva aus Adams Rippe; und dann war da noch die Schlange … So kennen wir die Geschichte aus der Bibel — vielleicht auch nur von der Oma.

Aber da gibt es natürlich noch eine ganz andere Version der Menschheits-Geschichte. Die wird von Charles Darwin erzählt und heißt 'Evolution'. Der Unterschied: Von der einen Erzählung weiß man, dass sie wahr ist, weil man sie beweisen kann. Die andere Geschichte muss man glauben, weil sie nicht zu beweisen ist. So scheinen sich diese beiden Erzählungen unversöhnlich gegenüberzustehen als echte Alternativen, die nicht miteinander zu vereinbaren sind. Aber genau das sehen wir anders: Sie passen gut zusammen.

Natürlich stehen wir mit beiden Füssen fest auf dem Boden der modernen Evolutionstheorie. Daran führt kaum ein Weg vorbei, außer man ist gewillt, gleich seine ganze Schulbildung an den Nagel zu hängen. Gleichwohl gibt uns die Eden-Geschichte der Bibel darüber hinaus starke Anreize, weiter zu denken — auch ohne den Rahmen vererbungs-biologischer Konventionen verlassen zu müssen. Wir bieten mit unsrer Eden-Erzählung eine sinnstiftende Ergänzung zu Darwin und keinesfalls eine Alternative zur gängigen Evolutionstheorie! Wenn man die Eden-Story richtig erzählt, lassen sich die beiden Geschichten wie von selbst miteinander verbinden.

Im Zuge der folgenden Darstellungen wird das deutlich werden.

Die vorliegende Geschichte von Eden handelt von Ereignissen und Problemen, die uns auch heute noch, nach einigen tausend Jahren, etwas zu sagen haben und die uns in ihren Bann ziehen — ganz unabhängig von religiöser Haltung oder kirchlicher Begleitung. Das ist das neu entdeckte Eden! Wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest: Die Eden-Erzählung ist eine moderne Parabel, aus der wir ganz Erstaunliches lernen können! Wir werden feststellen: Eden und (!) Evolution — das geht gut zusammen. Den Eden-Text der Bibel 'richtig' zu lesen — dazu wollen wir im Folgenden auffordern und anleiten.

Unsere Eden-Geschichte ist eine weltliche Erzählung. Deshalb finden sich hier keine metaphysischen Wesen und keine religiösen Allegorien, Metaphern und Symbole. Diese Story handelt von ganz konkreten Personen und von wirklichen Ereignissen; sie handelt von so handfesten Problemen wie z. B. von gemeinem Verrat und fiesen Intrigen. Aber die Story erzählt auch von der ersten wahren Liebe und z. B. wie übel der armen Eva in Eden mitgespielt worden ist.

Eden ist völlig anders als wir bisher 'geglaubt' haben. Wir lesen auf den folgenden Seiten eine ganz und gar neue und ganz gar besondere (und besonders dramatische) Story — allerdings nicht als Drama sondern als Sachgeschichte, als Essay. Schon um einige der Überraschungen, die da kommen werden, etwas abzufedern, sollten wir vielleicht vorab auch ein paar inhaltliche Tipps geben, wohin die 'Lese-Reise' gehen soll. Dazu greifen wir einige typische Stichworte heraus, um zu zeigen, wie ungewohnt anders unsere Eden-Story ist — und das alles, ohne den biblischen Text zu verlassen. Wie das gehen soll, werden wir sehen.

Wir werden in dieser Geschichte z. B. erfahren, dass die beiden wichtigsten Ereignisse, die wir bisher hauptsächlich mit Eden verbunden haben, zunächst so gar nicht geplant waren, nämlich zum einen: Eva und zum andern: Das Menschen-Geschlecht; denn diese beiden Entwicklungen sind aus Verlegenheiten der 'Götter' entstanden, sozusagen nach Plan B. Sie sind quasi Notlösungen: Denn weder 'das Weib' (Eva) noch die Gründung und Entwicklung einer Erd-Bevölkerung waren ursprünglich in Eden vorgesehen. Und auch Adam hatte bis zu seinem späteren Rollenwechsel zum 'Urvater' der Menschheit völlig andere Funktionen in Eden: Er sollte nämlich eigentlich die 'Götter' vor dem Tode bewahren. Stopp: Zugegeben, das klingt jetzt in dieser Kürze reichlich abenteuerlich, ist später aber ganz einfach und folgerichtig zu erklären und zu verstehen.

Und auch der Aufstand der Seraphim (die 'Feuer-Schlangen') ist ein ganz starkes Kapitel; denn daran wird Eden scheitern, und man wird Eva dafür die Schuld geben. (Wir können hier schon sagen: Nicht mit uns!) Das — und vieles andere mehr — werden wir ausführlich darstellen und entschlüsseln. Und wir werden natürlich erfahren, wer die 'Götter' von Eden eigentlich sind, was sie vorhatten und warum daraus zu großen Teilen nichts geworden ist — bzw. etwas ganz anderes als geplant …

Aber alles der Reihe nach.

Und wir sollten natürlich eins nicht vergessen: Eden ist schließlich eine Geschichte aus der Bibel. Nicht zuletzt geht es hier also auch noch um Gott und den Glauben — allerding unter sehr kritischem Vorzeichen. Denn bei der biblischen Eden-Lektüre haben wir diesbezüglich ebenso interessante wie für manchen sicherlich unbehagliche Entdeckungen gemacht: Bei genauerem Hinsehen werfen einige der in der Bibel beschriebenen Ereignisse einen ganz zwielichtigen Schein auf den biblischen 'Gott' von Eden. Wir erleben hier in der einen oder anderen Situation einen 'Gott', der nicht sonderlich souverän auftritt, der zögert, der auch Fehlentscheidungen trifft, sich irrt und Irrtümer wieder revidiert. Der Rache will und sich beschwichtigen lässt. Wir treffen hier auf einen 'Gott', den z. B. geradezu rührende Selbstzweifel plagen, und wir lesen hier vieles mehr, was uns seltsam erscheinen muss, weil wir es irgendwie anders zu kennen glauben. Selbstverständlich ist das für manchen einigermaßen beunruhigend. Für andere aber ist es Grund genug, an einer göttlichen Existenz in Eden zu zweifeln. Und noch andere drehen den Spieß um und sagen: Wieso denn? Ihr Gläubigen habt Euch doch diesen 'Herrn' von Eden selbst zu Eurem Gott gewählt. — Ziemlich riskant, wie wir später noch sehen werden.

Natürlich hat nicht jeder von uns gleich den biblischen Text der Eden-Geschichte präsent. Deshalb auch noch mal ein kurzer Hinweis auf die formalen Grundlagen: Den betreffenden Original-Text über Eden finden wir im Alten Testament (AT) unter Mose 1 ('Genesis') und speziell unter Mose 1; 2.7-25 und Mose 1; 3.1-24) in einer gängigen Luther-Bibel (z. B. in der Fassung von 1912). Diese ca. anderthalb Seiten stehen im Mittelpunkt unseres Interesses. Von dort stammen fast alle Hinweise, die dieser völlig um-interpretierten Eden-Story zugrunde liegen. Aber um die vorliegende Story zu verstehen, ist es nicht unbedingt notwendig, den Bibel-Text vorliegen zu haben. Die allermeisten der relevanten Passagen zitieren wir im Wortlaut.

Wir müssen die Eden-Geschichte der Bibel allein schon aus einem Grund auch sehr genau lesen: Sie ist äußerst kurz. Der Text besteht aus nur 42 Versen: Die mutmaßlich wichtigste Geschichte der Menschheit hat einen Anteil von nur etwa dreizehn Hundertstel (0,13 %) am Gesamt des Bibeltextes! Also ganz erstaunlich wenig! Allein dieses Missverhältnis macht uns neugierig — und natürlich misstrauisch. Wir vermuten, dass uns die Autoren einiges unterschlagen und wichtige Passagen späteren Zensoren zum Opfer gefallen sind. Trotzdem stellen wir erleichtert fest: Zur Entschlüsselung der wichtigsten Begebenheiten in Eden, zur Übersetzung in unser heutiges Verständnis, reicht allemal, was der Text hergibt.

Für diesen Transfer füllen wir die verbleibenden weißen Flecken in der biblischen Darstellung durch logische Schlussfolgerungen und vor allem durch schlüssige Analogiebildungen aus heutiger Sicht. Auch die Kenntnisse psycho-sozialer Mechanismen sind dabei hilfreich. Die Technik ist einfach: Wir fragen uns bei den ultrakurzen Darstellungen immer wieder: Welche Konsequenzen hätte diese oder jene Handlung, Maßnahme, Entscheidung, Entwicklung, Strategie etc. unter heutigen Bedingungen — in Eden? Denn wir gehen z. B. ganz konsequent davon aus: Um einen Menschen (z. B. Adam) zu 'machen' braucht man zumindest eine komplette Klinische Einrichtung, u. a. medizinisch-chirurgische und gentechnologische Kompetenzen, das medizinisch-wissenschaftliche Personal etc. etc und sehr, sehr viel Zeit. Und — das wird oft vernachlässigt: Einen plausiblen Grund, ein Motiv braucht man auch. Denn eins steht wohl ausser Frage: 'Nur mal so' betreibt niemand einen solch ungeheuren Anfahrt-technischen wie wissenschaftlichen Aufwand, nur um einen Menschen herzustellen. Und dass für ein solches Unternehmen ein 'Erdenkloß' (Mose 1; 2. 7) reichen könnte oder ein paar Leichenteile wie bei einem gewissen Dr. Frankenstein seinerzeit in Ingolstadt, nehmen wir auch nicht an.

Und noch etwas betrifft die Eingrenzung unseres Themas: In unserer Eden-Story konzentrieren wir uns fast ausschließlich auf die Akteure in Eden und auf die dortigen Ereignisse. Alles andere davor und danach lassen wir hier ganz bewusst weitgehend außer Acht. Auch aus diesem Grund trennen wir strikt zwischen der 'universalen Schöpfung‘ und der 'Schöpfung des Menschen‘. Diese Trennung entspricht unserer Grundeinsicht, dass die Annahme eines 'universalen Gottes‘ zum Sinn und zum Verständnis von Eden nichts beiträgt. Es geht um die Eden-Geschichte pur. Für die hier erzählte Story ist es unerheblich, ob die Erde im Zuge des Urknalls durch die Gesetze der Physik oder an einem sonnigen Montagnachmittag durch die Hand Gottes entstanden ist. D. h. wir stellen in diesem Text speziell und gezielt den 'Gott' von Eden auf die Probe; der Gott der universalen Schöpfung ist hier nicht unser Thema.

Und vielleicht doch noch ein abschließender Hinweis für den geneigten Leser: Dafür, dass uns die gute alte Eden-Geschichte aus der Bibel oder aus Omas Erzählungen noch ganz vertraut erscheint, berichten wir auf diesen Seiten tatsächlich allerdings doch sehr wenig Bekanntes. Stattdessen gibt's quasi 'um jede Ecke' etwas Neues, vielleicht noch nie Gehörtes. — Das ist für manchen Leser eine (mittlere) Zumutung. Aber mit Sigmund Freud (Denken ist Probehandeln mit vermindertem Risiko) wollen wir uns und anderen Mut machen, im Hinblick auf Eden grundsätzlich umzudenken. Wir sind überzeugt, es lohnt sich, auf das Abenteuer 'Eden' einzugehen. Wir selbst finden zunehmend spannend, etwas (konsequent zu Ende) zu denken, was wir bisher noch nicht gedacht haben. Wir laden ein, uns zu folgen und auf diesen Seiten munter mit zu entdecken, mit zu überlegen, sich einzulassen auf die Geschichte und vielleicht auch mitzufühlen (z. B. mit der 'armen kleinen' Eva) — Wir werden sehen.

Und dann noch dieser Hinweis: Wir wollen mit unserem Text niemanden missionieren. Jeder soll glauben, was er will. Wir versammeln keine Sekte um uns herum, und wir sehen das Ganze auch generell eher gelassen — so verwirrend oder dramatisch es an einigen Stellen vielleicht auch zugehen mag. Welche Konsequenzen am Ende daraus zu ziehen sind, das hat jeder selbst in der Hand.

Eine allerletzte Anmerkung betrifft die Schreibweise des Gottes-Begriffs: Wir schreiben 'Gott' oder 'Götter' in Anführungszeichen, wenn der 'Gott' von Eden gemeint ist, bzw. später im Text seine Substitute — und zwar aus der Sicht des Autors. Schreiben wir über Gott aus der Sicht von Gläubigen, von biblischen Personen oder aus Sicht der Bibel allgemein, schreiben wir Gott ohne Anführungszeichen.

Eden ohne Gott?

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