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Kapitel Zwei

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Colt

Colt Fuller hatte immer geglaubt, der beste Tag seines Lebens sei der gewesen, an dem seine Zeit als Pflegekind zu Ende gegangen war. Doch er hatte falschgelegen. Das war nichts im Vergleich zu heute.

Endlich… Freiheit. Na ja, so etwas Ähnliches.

Seine Eltern hatten ihm ein ordentliches Vermögen hinterlassen, aber er musste erst fünfundzwanzig werden, um darauf zugreifen zu können. Und das war er nun. Sieben lange Jahre, in denen er in Buchläden und Kaffeebars gearbeitet, Rasen gemäht und nebenbei andere seltsame Jobs erledigt hatte, waren endlich vorüber.

Beinahe. Er arbeitete immer noch bei Quaff, einer unabhängigen Kaffeebar in der Innenstadt Portlands, um seine Rechnungen zu bezahlen. Aber die Schichtarbeit war flexibel genug, um sich auf sein eigenes geschäftliches Abenteuer einzulassen, und schon bald würde er in der Lage sein zu kündigen.

Er war so weit. Er hatte seine Hausaufgaben erledigt, dank Google alles, was er wissen musste, herausgefunden und war bereit, sich mithilfe seines finanziellen Polsters ein regelmäßiges Einkommen zu erschaffen. Seine Eltern im Nachleben, das sie hoffentlich genossen, stolz zu machen.

Nur ein Hindernis stand zwischen ihm und einem ganz neuen Leben und wie sich herausstellte, hatte es dunkelblaue Augen, eine Stimme, die bei den tieferen Tönen kratzte, und Lippen, die einen Engel in Versuchung geführt hätten.

Rain. Sein Name war bisher alles, was Colt über ihn wusste – und dass er noch verrückter war als sein eigener.

Und ungeachtet seines Spitznamens schien er seinem Namensvetter gerecht zu werden. Wie der Mount Rainier trug er eine Menge Feuer in sich, das in Colt den Wunsch weckte herauszufinden, was es brauchte, um ihn explodieren zu lassen.

Sozusagen. Der Kerl war sowieso ganz klar jemand, der gern passiv war und jemanden brauchte, der ihn ein bisschen scheuchte. Es stand ihm in das freche, kleine Gesicht geschrieben.

»Also, du kaufst Land auf?« Rains Tonfall war nicht ansatzweise so freundlich, wie Colt erwartet hatte. Immerhin war er ein Gast und Fremder in der Stadt.

»Etwas in der Art.« Colt warf ihm immer wieder scharfe Seitenblicke zu, erfasste und katalogisierte alle Einzelheiten. Er war jahrelang auf seine Instinkte angewiesen gewesen. Inzwischen traute er ihnen mehr als jedem Vertrag.

Rain hatte eindeutig seine eigenen Ziele und er scheute sich nicht, ihnen nachzujagen. Ob er ihm eine Brücke verkaufen und sich mit dem Geld aus dem Staub machen würde, konnte Colt nicht sagen. Wenigstens noch nicht.

»Was für ein Interesse hast du an Hart's Bay?«

Wenn Colt ihm die Wahrheit sagte – dass er an einem attraktiven Standort am Wasser neue Geschäftsräume erschließen und vermieten wollte –, würde das den Preis für die Grundstücke verdoppeln und Rain würde sich die Differenz in die Tasche stecken. Daher zuckte er die Schultern.

»Das frage ich mich selbst auch beinahe. Die Stadt hat bessere Tage gesehen, das ist mal sicher.«

Colt angelte und Rain schnappte nach dem Köder. »Das sehe ich anders. Sie ist im Aufwind.«

»Wirklich?« Colt wusste verdammt gut, dass die Preise für die Häuser nicht länger absackten und es in letzter Zeit zu mehreren großen Immobilienverkäufen gekommen war.

Aber die erste Regel beim Kauf von Immobilien lautete, nie zu viel Interesse zu zeigen. Sie glauben zu lassen, dass man ihnen einen Gefallen tat, oder man würde schlecht abschneiden.

»Wie hast du von der Stadt erfahren?«, erkundigte sich Rain und ignorierte seine Frage.

»Die Kunstgalerie«, sagte Colt und deutete im Vorbeigehen auf den Laden. Er war natürlich geschlossen, aber er erkannte das niedliche kleine Schaufenster neben dem Hafen. »Es gab eine große Eröffnung.«

»Als wäre Hart's Bay im Aufwind und nicht im Begriff zu zerfallen?«, forderte Rain ihn heraus. Seine Augen blitzten, als er Colt ansah. Er genoss den Schlagabtausch ebenso wie Colt.

Er grinste. »War damals eine nette Nacht mit einem Typen. Irgendwo, wo niemand unsere Namen kannte.« Auf Rains fragenden Blick hin feixte er. »Eine der Türen war nicht abgeschlossen. Ich bin mit einem Typ ins Lagerhaus geschlichen und wir haben es getrieben.«

Der Mann oder der Sex waren kaum der Rede wert gewesen, das große, leere Gebäude an den Docks hingegen sehr wohl.

Rains Augenbrauen hoben sich und endlich entlockte Colt ihm eine Reaktion. »Das ist unerlaubtes Betreten.«

»Nur, wenn der Besitzer es herausfindet.« Colt musterte Rain prüfend. Wer war er, dass er die Schlüssel zu diesem Gebäude bei sich hatte? Sicher nicht…

Rains Nasenflügel bewegten sich leicht und dann sah Colt es: den geraden Rücken und die Maske, die er trug. Also spielte er irgendein Spiel. Was für eines? Colt wollte es unbedingt wissen.

»Ein bisschen Rumschleichen tut niemandem weh, oder?« Colt ließ ein Grinsen folgen. »Wir haben hinterher sauber gemacht, keine Sorge.«

»Gut für euch.« Rains Desinteresse war gespielt, das war leicht zu erkennen. Während Colt ihm folgte, kam der Hafen in Sicht.

Colt hatte sich nie ganz an das Meer gewöhnen können, an diese breite, dunkle, perfekt flache Weite, die sich vor ihm ausdehnte. Er war durch und durch ein Junge vom Land. Doch es ging auch etwas Faszinierendes vom Meer aus.

»Woah, Junge«, stieß er aus, als Rain einen dicken Schlüsselring hervorzog, der nicht aussah, als hätte er in den engen Taschen Platz finden können. »Bist du Makler?«

»Nope.« Rain ging jedoch nicht weiter darauf ein. »Warum fragst du?«

Rain spielte jede Frage, die Colt ihm stellte, zu ihm zurück. Also war er es gewohnt zu verhandeln. Er behauptete sich und ungeachtet seiner Ziele liebte Colt das.

»Weil du einen riesigen Schlüsselbund mit dir herumschleppst.« Colt grinste. »Oder kompensierst du damit irgendetwas?«

In Rains Augen flackerte etwas auf, das Colt nicht genau zuordnen konnte. Auf Erregung zu hoffen, wäre zu viel des Guten gewesen.

»Das würdest du wohl gern wissen«, sagte Rain ruhig und schob die Tür auf. »Nach dir.«

Colt drückte sich auf dem Weg nach drinnen an Rain vorbei. Sein Schritt stockte für einen Moment, als er Rains Geruch einatmete. Frisch, wie das Meer, und ein klein wenig zitronig. Aber nicht wie bei einem Allzweckreiniger.

»Hmm.« Colt seufzte, als er eintrat und sich umsah. »Schön, wieder hier zu sein. Hat sich kein bisschen verändert.« Im trüben Halbdunkel und mit vernagelten Fenstern konnte er kaum die Einzelheiten des Gebäudes ausmachen, aber sie waren irrelevant, solange der Boden unter ihnen günstig genug war.

Die Tür schloss sich hinter ihm und Colt blieb fast das Herz stehen. Verdammte Scheiße, er hasste die Dunkelheit. Wenn er eine Schwäche hatte, hatte Rain sie gerade gefunden.

Der Moment schien sich zu einer Ewigkeit auszudehnen, aber nach einer halben Sekunde erschreckender Dunkelheit und zwei schlurfenden Schritten leuchtete weit über ihnen eine einzelne Lampe auf.

Colt zwang sich zu einer neutralen Miene, aber bevor er eine weitere freche Bemerkung machen konnte, kam Rain ihm zuvor. »Vielleicht sollte ich nicht mit dir hier allein sein. Schon wegen deiner Hintergrundgeschichte. In der Bar gibt es immer viele neugierige Blicke.«

Seine Augen blitzten genug, um deutlich zu machen, dass er… flirtete? Oh Scheiße. Er liebte es, wenn man mit ihm spielte. Colts Herz machte einen Satz, das verräterische Ding.

»Natürlich, ich könnte dir etwas vormachen. Immerhin hat uns niemand erwischt.« Colt zwinkerte. Dann begann er, sich im Gebäude umzusehen und verbarg hoffentlich, dass er ins Schwitzen geriet.

Gott, er hatte sich wochenlang auf die Suche nach Immobilien zum Investieren vorbereitet: gute Struktur, ein solides Dach, verlässliche Elektrik. Er hatte die Liste auswendig gelernt. Aber plötzlich fühlte er sich von der Übelkeit erregenden Möglichkeit überwältigt, dass er genau das fand, von dem er dachte, dass er es wollte, und dann Fehler entdeckte, die ihn sein Geld kosten würden.

Er musste sich zurückhalten, selbst wenn er gerade am liebsten Reißaus genommen hätte.

»Wann wird es wohl zusammenbrechen?«

»Nie.« Rain klang verärgert, was Colts Verdacht bestärkte, dass es für ihn nicht lediglich um einen Auftrag ging. Dies war in irgendeiner Form eine persönliche Angelegenheit.

»Woher weißt du das?«

»Warum weißt du es nicht?«, gab Rain so schnell zurück, dass Colt fast nicht mitkam. Er verschränkte die Arme.

Colt neigte den Kopf und betrachtete Rain quer durch das Lagerhaus. Er stand außerhalb des einzelnen Lichtstrahls und in einem Streifen Mondlicht, der durch ein Fenster in weiter Höhe fiel. Genug Licht, dass seine Nerven nicht unter der Dunkelheit litten.

Gott, Rain war wunderschön. Eine viel zu große Ablenkung für einen Moment wie diesen. Auf seinen hohen Wangenknochen fing sich das Licht und seine dunklen Haare glänzten wie Rabenfedern.

»Was schert es dich?«, fragte Colt, als er Rain endlich – nur ein paar Augenblicke später – erreichte.

»Ich finde, du solltest zuerst meine Fragen beantworten.« Rain deutete auf ihre Umgebung. »Du bist in meinem Revier.«

»Wenn wir schon von Revieransprüchen reden wollen, bin ich vermutlich der Letzte, der diesen Ort markiert hat.« Colt konnte nicht anders, als weiterzugraben, Rain tiefer unter die Haut zu gehen. »Aber es könnte für einen Ausbau geeignet sein.«

Gott, sein Herz dröhnte und seine Handflächen waren feucht. Nur die fünf Jahre Übung, sich an neue Familien zu gewöhnen und seine Angst unter einer unerschütterlichen Maske zu verbergen, wenn er wieder mal mitten in der Nacht vor einer fremden Tür stand, halfen ihm, das Gesicht zu wahren.

Rain schüttelte den Kopf. »Ich bin der Eigentümer. Und ich werde nicht an irgendeinen verschlagenen Investor verkaufen, der sich einen Scheiß um die Stadt schert.«

Colt blinzelte ein paarmal. Oh, es steckte Feuer hinter seinen Worten. Seine Reaktion war alles andere als bedächtig. »Was hast du gegen Investitionen? Sie helfen den Einheimischen.«

»Nicht immer«, erwiderte Rain. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Auch wenn es nicht so aussieht, bin ich nicht von gestern.«

Colt warf ihm ein Grinsen zu. »Entschuldigung, aber dir muss klar sein, dass ich mir einfach eine andere Stadt suchen kann.«

»Keine mit Möglichkeiten wie diese.« Rain klang sehr von sich überzeugt.

Zu überzeugt. In seinem Blick glänzte stählerner Stolz, der sowohl Colts Entschlossenheit als auch seinen Schwanz fester werden ließ.

Verdammt, er wollte ihn prüfen. Herausfinden, was nötig war, damit er offen sprach.

»Nun gut.« Colt sah sich erneut gelassen um und schob schließlich mit einem Schulterzucken die Daumen in die Hosentaschen. »Ich finde etwas anderes.« Er durchquerte den halbdunklen Raum, seine Schritte wirbelten den Staub auf und der Geruch nach altem Holz drang ihm in die Nase.

Genau wie er vermutet hatte, sprach Rain ihn auf halbem Weg an. Seine Stimme war tief und angespannt. »Warte.«

Triumph schoss durch Colt hindurch. Er drehte sich auf dem Absatz um und hob eine Braue, behielt seine Befriedigung jedoch für sich. »Ja?«

Rain kam ihm entgegen, die Haltung immer noch angespannt und wachsam. Seine Schultern wirkten so steif, dass Colt mit seinen Handkanten auf sie eintrommeln wollte, um die Muskeln zu lockern.

Aber er wagte nicht, sich zu bewegen oder zu atmen, während Rain schweigend näher kam, bis er den Rand jedes vernünftigen persönlichen Freiraums erreicht hatte.

Als Rain weiterhin nichts sagte, trat Colt einen Schritt näher – direkt in Rains Freiraum hinein. Da war es wieder: Chemie erwachte knisternd zwischen ihnen zum Leben, rau und unleugbar.

»Ja?«, wiederholte Colt, aber dieses Mal meinte er etwas anderes und sie wussten es beide.

Worüber dachte Rain nach? Zu was könnte er Ja sagen? Zu dem hier – oder zu ihnen?

Oh, sie könnten einen Abend lang Spaß haben. Wenn Rain in der Nähe wohnte, sogar die ganze Nacht lang. Selbst hier fielen Colt ein Dutzend unterschiedlicher Methoden ein, Rain um den Verstand zu bringen.

Sie standen beinahe dicht genug beieinander, um sich zu küssen. Aus der Nähe konnte Colt die grünen Punkte in Rains dunkelblauen Augen erkennen. Sie leuchteten sacht im Licht des späten Abends, das durch das einzige Fenster weit über ihnen hereinfiel.

Rain stand direkt im Licht und es fing sich in seinen dunklen Strähnen, sodass sie fast kirschrot wirkten.

Nach wie vor schwieg er. Diese sanften, verlockenden Augen gaben nichts preis.

»Möchtest du etwas?«, flüsterte Colt. Er ließ seine Stimme so weit abfallen, dass sie genau verriet, woran er dachte.

Rains Adamsapfel bewegte sich einmal. Das Geräusch war in der vollkommenen Stille, die sie umgab, laut zu hören. Als wären sie jenseits der Zeit gefangen. Niemand in der Nähe, der diesen Augenblick bezeugen konnte.

»Ja«, sagte Rain endlich und so leise, dass Colt sich nach vorn beugen musste, um sicherzugehen, dass nicht nur ein zischendes Ausatmen dahintersteckte. »Ja«, sagte er erneut, dieses Mal lauter und fester. Sein Atem strich warm über Colts Wange.

Sein Tonfall war brüsk und verschlossen. Als ob er dachte, dass Colt ihn aufziehe. Vor einer Minute hatte Colt vielleicht sogar dasselbe gedacht.

Nun, da er mit einem Verlangen kämpfte, das er nicht verstand, und Rain wie zum ersten Mal sah, umgeben von himmlischem Licht…

Er hatte keine verdammte Idee mehr, worum es ihm eigentlich ging. Es war ihm schon vor Minuten außer Kontrolle geraten.

Ohne sich des Ringkampfes in Colts Bauch bewusst zu sein, trat Rain einen halben Schritt zurück. »Ich würde gern herausfinden, ob wir uns einig werden können«, erklärte er geschäftsmäßig.

Angesichts seines Tonfalls redete er nicht davon, welche Kleidungsstücke sie zuerst ausziehen sollten. Schade.

Als hätte er bemerkt, dass Colt ein langes Gesicht zog, lächelte Rain leicht und hob kampflustig das Kinn. Colt mochte etwas haben, das Rain wollte – sein Geld oder die Erfahrung bei Erschließungen, die er vorgab zu besitzen –, aber er hatte seine eigenen Druckmittel und er wusste es.

Nein, befahl Colt sich streng. Das hier ist zu wichtig, um es zu versauen, nur weil du ihn ficken willst. Daher holte er Luft und schaltete einen Gang zurück. »Sprich weiter.« Seine Stimme klang fester, als seine Gedanken es waren.

»Ich verkaufe nicht für einen Pauschalbetrag. Aber ich könnte mir eine Leasingvereinbarung vorstellen oder dass wir die Gewinne aufteilen… und ich kenne eine örtliche Baufirma, die zu fairen Preisen arbeitet.«

Colt konnte sein Schnauben nicht ganz unterdrücken. Eine seiner Pflegefamilien hatte über den Sommer renoviert. Es hatte bis Weihnachten gedauert, die Küche zu bekommen, die ihnen innerhalb von zwei Monaten versprochen worden war.

Außerdem hatte seine Google-Recherche ihn gelehrt, von allen Bauunternehmern weniger zu erwarten, als sie versprachen. An diesem Punkt würde er vermutlich am meisten Geld verlieren.

Aber wenn Rain Teil des Geschäfts war, war es in seinem Sinne, dass sie nicht zu viel berechneten oder nicht lieferten.

Colt neigte den Kopf. Rain lächelte. Zweifelsohne konnte er die Zeichen des Interesses richtig deuten.

»Genau genommen arbeite ich für sie«, fuhr Rain fort. »Also habe ich ein besonderes Interesse daran, sicherzustellen, dass die Arbeit ordentlich erledigt wird.«

Oh wow. Das hatte Colt nicht erwartet.

Und sicher, er war in der Absicht hergekommen, anfangs möglichst wenig auszugeben, damit ihm mehr für die Sanierung blieb. Aber wenn Rain die Kosten von vornherein und im Austausch gegen einen Teil des Gewinns senken konnte…

Colts Gedanken flogen. »Warum bietest du mir dann überhaupt einen Teil des Geschäfts an? Wenn dir das Haus gehört und du für eine solche Firma arbeitest, warum machst du es dann nicht allein?«

Rain schnaubte. »Keine Chance. So etwas selbst auf die Beine zu stellen, ist eine ganz andere Geschichte. Ich habe darüber nachgedacht, aber ich kann nicht. Keine Zeit, kein Geld, keine Erfahrung.«

Colt lächelte. Er hatte wenigstens zwei von drei Punkten anzubieten. Den letzten konnte er mit einer Mischung aus Enthusiasmus und Vorsicht ersetzen.

Sein Herz flatterte, sosehr sein Kopf ihm auch einreden wollte, abzuwarten, bis das Geschäft zustande gekommen war.

Es fühlte sich richtig an. Rain mochte ein Spiel spielen, aber er log nicht. Er wirkte ernsthaft interessiert und sprach mit einem Anflug von Aufregung, den man nicht vorgeben konnte. Das war besser, als Colt gehofft hatte. Zwangloser Sex war eines, aber sich seine Lebensträume zu erfüllen, etwas anderes.

Natürlich würde er auch mit beidem vorlieb nehmen. Aber Rain gab sich vernünftig und geschäftsmäßig und Colt bremste seine Enttäuschung, um sich daran zu erinnern, dass die eine verlorene Chance ihm eine so viel größere Gelegenheit eingebracht hatte.

»Nimm meine Karte«, sagte er schließlich und holte seine Brieftasche hervor, um eine Visitenkarte zu entnehmen.

Als er sie rüberreichte und ihre Fingerspitzen sich berührten, kam es zu einem elektrischen Schlag – wortwörtlich. Ein Funke wanderte von einem zum anderen.

»Autsch!«, zischte Rain und sprang zurück. »Die Luft ist hier drinnen so trocken.« Die Situation jedoch brach die Anspannung und sie grinsten beide.

»Aber das ist gut so«, sagte Colt und wandte sich um, um das Lagerhaus zu verlassen. Er war vorsichtig, als er die Metalltür aufzog, aber die Statik spielte ihm keine Streiche.

»Warum?«

»Das Gebäude ist genauso wasserdicht, wie du gesagt hast.«

Colt drehte sich um, um Rain zu mustern. Er schirmte die Augen gegen das schwache Licht im Freien ab, das immer noch heller als das im Gebäude war. Wenn Rains Wort genauso wasserdicht war wie das Lagerhaus, waren sie möglicherweise im Geschäft.

Rain schloss ab und spielte mit zwei Fingern mit der Karte, bevor er Colt ansah.

»Natürlich ist es das.« Wieder trat ein herausforderndes Glitzern in seinen Blick: Stolz.

Colt grinste und berührte mit zwei Fingern seine Schläfe, um zu salutieren. »Ruf mich an.«

Das sagte er normalerweise nicht zu Männern, wenn er auf dem Weg zu seinem Wagen war, aber bei Rain?

Bei Rain sah das nun mal anders aus.

Hart's Bay: Wo unsere Zukunft beginnt

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