Читать книгу Der 12 Romane Krimi Koffer Juni 2021 - Earl Warren - Страница 10
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Ich bog von der Franklin Avenue in Brooklyn in die Union Street ein.
„Hier muss es gleich sein!“, meinte mein Kollege Milo Tucker. „Fahr langsamer. Zurück können wir nicht!“
Die Union Street war eine Einbahnstraße und gewisse Regeln dürfen auch G-men nur im Notfall brechen.
Allerdings nicht, wenn sie kein Aufsehen erregen wollen – und das war im Augenblick der Fall.
Der Anruf eines gewissen Sonny D’Andrea hatte unser Field Office in der Federal Plaza erreicht. D’Andrea glaubte, dass ein Killer hinter ihm her sei und hatte sich in einem billigen Hotel verkrochen. Dort saß er jetzt und wartete darauf, dass wir ihm halfen.
Der City Police traute D’Andrea nicht. Er war der Überzeugung, dass sie von seinen Mafia-Feinden durchsetzt wäre.
Einzig und allein das FBI besaß bei ihm genug Vertrauen, um sich in dieser Situation mit der Bitte um Hilfe an es zu wenden.
Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, denn vor wenigen Jahren hatte er unser Field Office als seinen schlimmsten Gegner betrachtet. Sonny D’Andrea war der Überzeugung der Justiz nach Teil des Damiani-Syndikats gewesen. Allerdings hatte er gewusst, wann es genug war und rechtzeitig aufgehört. Es war nie möglich gewesen, D’Andrea vor Gericht etwas anzuhaben und inzwischen hatte er seine Millionen irgendwo auf der hohen Kante sicher angelegt und sich zur Ruhe gesetzt.
Aber unsere Aufgabe ist es, das Verbrechen zu bekämpfen – und dabei spielt es auch keine Rolle, ob das Opfer möglicherweise selbst einmal auf Seiten der Gangster gestanden hatte. Wir waren verpflichtet, das Leben eines Mannes wie Sonny D’Andrea genauso zu schützen wie das jedes anderen Bürgers.
Ich bremste den Sportwagen etwas ab und bog nach links auf einen Parkplatz, der die lange Reihe von ehemaligen Lagerhäusern unterbrach. Wir hatten Glück und fanden einen freien Parkplatz.
Da Hotel Lazarr lag auf der linken Hand. Es handelte sich um ein fünfstöckiges Brownstone-Gebäude, das ursprünglich wohl als Unterkunft für Hafenarbeiter gedient hatte. Inzwischen war es zu einem Hotel heruntergekommen, dessen Zimmer auf Wunsch auch stundenweise vermietet wurden.
Wir passierten den Eingang und betraten das Foyer.
Der Portier schreckte hoch. Ich hielt ihm die ID-Card entgegen.
„Jesse Trevellian, FBI.“
„Wir sind sauber!“, zeterte der Portier. „Und wenn sich hier möglicherweise Frauen für Geld anbieten, hat unser Hotel nichts damit zu tun!“
Der Mann sprach mit einem starken osteuropäischen Akzent.
„Wir sind nicht von der Vice-Abteilung“, sagte Milo. „Sie können ganz beruhigt sein.“
„Und einen Durchsuchungsbeschluss brauchen wir nicht. Einer Ihrer Gäste hat uns nämlich eingeladen.“
„Ach, ja?“
Wir fragten nach der Zimmernummer, die Sonny D’Andrea uns angegeben hatte. Der Portier beschrieb uns den Weg. „Die Treppe hoch, dann links den Gang runter ganz am Ende.“
„Danke.“
„Haben Sie was dagegen, wenn ich Sie Mister Smith ankündige?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht.“