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Kapitel 1 – Das Blut

Das Blut ist das primäre Transportmedium für nützliche, aber auch schädliche Substanzen in Ihrem Körper. Diese lebenswichtige Flüssigkeit transportiert Vitamine, Mineralstoffe, Sauerstoff, Hormone, aber auch Schwermetalle und andere Toxine durch die zellulären Wege. Chemische Substanzen gelangen ins Blut, wenn Ihr Körper sie aus der Umwelt aufnimmt, und werden anschließend durch den Blutkreislauf in Ihrem Körper verteilt.

In Ihrem Organismus zirkulieren etwa fünf Liter Blut, die mit nahezu allen Zellen Ihres Körpers in Kontakt kommen. Somit spielt es eine zentrale Rolle für Ihr Wohlbefinden. Im Folgenden wird die Zusammensetzung des Blutes erläutert, es werden Faktoren besprochen, die sich darauf auswirken, und schließlich auch die unterschiedlichen Blutgruppen und wie das Blut in Ihrem Körper zirkuliert.

Die Zusammensetzung des Blutes

Der Blutkreislauf ist manchmal auch mit den Kanälen Venedigs verglichen worden. Wie auf den Wasserwegen dieser italienischen Stadt Reisende von einem Punkt zum anderen gelangen, nimmt das Blut auf dem Weg durch Ihren Körper »Passagiere« auf und lädt sie wieder ab. Ihre Arterien, Venen und Kapillaren sind im Wesentlichen ein ausgedehntes Netz von »Kanälen«. Die Gesamtlänge aller Blutgefäße aneinandergereiht beträgt beim Menschen durchschnittlich rund 100.000 Kilometer, könnte also gut zweimal rund um die Welt reichen. Doch wie auf den Kanälen Venedigs unterschiedliche Boote fahren, welche Menschen und Fracht von Ort zu Ort bringen, besteht auch Ihr Blut aus vielen unterschiedlichen Bestandteilen, die ihre Aufgaben erfüllen. Bei all diesen Komponenten geht es um ein- und denselben wichtigen Zweck: das menschliche Leben aufrechtzuerhalten. Um besser zu verstehen, wie Ihr Blut diese Aufgabe meistert, sollten Sie die wichtigsten Bestandteile kennen – Plasma, rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen.1

Plasma

Plasma ist eine gelbliche Flüssigkeit, die die zellulären Blutbestandteile transportiert. Das Blut besteht zu etwa 55 Prozent aus Plasma, und Plasma besteht zu etwa 92 Prozent aus Wasser. Die verbleibenden 8 Prozent Plasma bestehen zum größten Teil aus Proteinen. Den Rest machen kleine Mengen Glukose, Gerinnungsfaktoren, Elektrolyte, Hormone und Kohlendioxid aus.

Wasser

Da Plasma überwiegend aus Wasser besteht, der menschliche Körper zu 55 bis 65 Prozent, sollte man wissen, welche Rolle das Wasser im Körper spielt. Wasser ist die Flüssigkeit, die es dem Plasma und allen Bestandteilen des Blutes ermöglicht, frei im Körper zu zirkulieren. Ohne ausreichend Wasser würde das Plasma in den Venen, Arterien und Kapillaren verschlammen. Außerdem transportiert Plasma, das wichtigste Liefersystem des Blutes, Wasser zu den Teilen Ihres Körpers, die es benötigen. Es befeuchtet die Zellen (im Mund, den Augen, der Nase), schmiert die Gelenke, schützt Organe und Gewebe, indem es deren Austrocknung verhindert, trägt dazu bei, Mineralstoffe und andere Nährstoffe zu lösen, damit sie biologisch verfügbar werden, reguliert die Körpertemperatur und spült Abfallprodukte aus Nieren und Leber. Nahezu sämtliche wichtigen Systeme des Körpers benötigen Wasser. Deshalb ist es so wichtig, genügend Flüssigkeit aufzunehmen.

Plasmaproteine

Der Begriff Protein hat seinen Ursprung in dem griechischen Wort »proteios«, was so viel wie »von überragender Bedeutung« heißt. Gleich nach dem Wasser sind Proteine – umgangssprachlich auch Eiweiße – die am weitesten verbreiteten Substanzen im Körper. Proteine sind Strukturen, die dem Körper helfen, eine Vielzahl von Funktionen zu erfüllen, darunter Moleküle von einem Ort zum anderen zu transportieren, die DNA zu replizieren und die Zellkommunikation zu ermöglichen.

Proteine bestehen aus verschiedenen Kombinationen von Aminosäuren, ihren Bausteinen. Einige Aminosäuren stammen aus Proteinen, die wir mit der Nahrung aufnehmen, andere werden vom Körper selbst produziert. Tierische Proteinquellen sind u. a. Rindfleisch, Geflügel, Milchprodukte und Meeresfrüchte. Pflanzliche Proteinquellen sind z. B. Samen, Nüsse und Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen.

Bei der Verdauung werden die Proteine in der Nahrung im Darm in ihre jeweiligen Aminosäurekomponenten zerlegt, die anschließend in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Manchmal wird ein Protein jedoch nicht komplett in einzelne Aminosäuren, sondern in kurze Aminosäureketten zerlegt. Solche kurzen Ketten werden Peptide genannt, die aufgrund ihrer Anzahl von Aminosäuren kategorisiert werden. Ein Tripeptid hat drei Aminosäuren, ein Dipeptid zwei. Kleine Peptide können ebenfalls in den Blutkreislauf aufgenommen werden.

Aminosäuren können sich verbinden, um unterschiedliche Proteine zu bilden, darunter solche, die in Muskeln, in Hormonen oder auch im Plasma selbst auftreten. Proteine sind die zweitgrößte Substanz im Plasma. Das Protein Albumin macht etwa 55 Prozent der im Plasma auftretenden Proteine aus, Globulin 38 Prozent, Fibrinogen 7 Prozent. Diese Proteine haben eine Vielzahl lebenswichtiger Aufgaben: den Transport von Hormonen, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen durch den Blutkreislauf sowie die Aufrechterhaltung des Immunsystems.

Antikörper, die einen signifikanten Anteil an einem bestimmten Globulin, dem Gamma-Globulin, ausmachen, sind große Y-förmige Proteine, die überwiegend von Plasmazellen als Teil der Immunreaktion des Körpers gebildet werden. Sie sind auch als Immunglobuline bekannt und dienen dazu, krankheitserregende Mikroorganismen, sogenannte Pathogene, also zum Beispiel Bakterien oder Viren, zu neutralisieren. Die beiden Spitzen der Y-Form des Antikörpers fügen sich in ein bestimmtes Antigen, ein Molekül auf der Oberfläche eines Pathogens, wie ein Schlüssel in ein Schloss ein. Wenn ein Antikörper sein korrespondierendes Antigen erkennt, verbindet er sich damit. Dadurch kann das Antigen direkt neutralisiert werden, oder es können andere Teile des Immunsystems quasi dazu aufgefordert werden, das Molekül zu zerstören. Unterschiedliche Antikörper reagieren also auf unterschiedliche Antigene.

Rote Blutkörperchen

Rote Blutkörperchen bzw. rote Blutzellen (RBZ), auch als Erythrozyten bezeichnet, sehen im Mikroskop wie kleine Scheiben mit einer Randwulst aus. Ihre Aufgabe besteht darin, Sauerstoff durch den Körper und Kohlendioxid in die Lunge zu transportieren, wo es ausgeatmet werden kann. RBZ machen 40 bis 45 Prozent des Blutvolumens aus. Sie werden im Knochenmark gebildet, wo sie als unreife Stammzellen anfangen, die zu nahezu jeglichem Zelltypus heranreifen können, den der Körper benötigt. Dieser Prozess kann rund sieben Tage dauern. Danach werden neue RBZ durch die Knochen in den Blutkreislauf freigesetzt. Im Blut haben rote Blutkörperchen eine durchschnittliche Lebensdauer von 120 Tagen.

Wenn RBZ Sauerstoff aus der Lunge aufgenommen haben, ist das Blut leuchtend rot. Wenn der Sauerstoff in das Körpergewebe abgegeben worden ist, hat das Blut eine dunklere Farbe. Für die rote Farbe des Blutes ist das Hämoglobin in den roten Blutzellen verantwortlich.

Hämoglobin

Hämoglobin ist ein rotes eisenhaltiges Protein in roten Blutkörperchen, das Sauerstoff bindet und so dessen Transport aus der Lunge in die Zellen des Organismus sowie die Rückführung von Kohlendioxid (dem Abbauprodukt des Sauerstoffs) aus dem Gewebe in die Lunge ermöglicht.2 Außerdem trägt Hämoglobin dazu bei, die Form der roten Blutkörperchen aufrechtzuerhalten. Hat es eine veränderte Struktur (z. B. eine Sichelform, wie sie in der Sichelzellanämie vorliegt), kann die Form der roten Blutkörperchen krankhaft verändert und ihre Funktion und Bewegung durch die Blutgefäße behindert sein.

RBZ-Antigene

Normalerweise ist ein Antigen eine Substanz auf einem Pathogen, etwa einem Bakterium oder Virus, deren reines Vorhandensein das Immunsystem stimuliert, aktiv zu werden und spezifische Antikörper im Plasma anzulocken, um das Antigen zu neutralisieren. Doch jede rote Blutzelle trägt ebenfalls Antigene auf ihrer Oberfläche, die entweder aus Zucker oder aus Eiweiß bestehen. Der Zweck der meisten dieser RBZ-Antigene ist unklar, und meist werden sie vom Immunsystem ignoriert. Allerdings gibt es zwei spezifische Typen von RBZ-Antigenen, die sich von den anderen unterscheiden. Sie wurden als A-Antigen und B-Antigen identifiziert.

Wenn sich auf Ihren roten Blutkörperchen A-Antigene befinden, dann enthält Ihr Plasma B-Antikörper, die eine erwünschte Immunreaktion auslösen, wenn sie B-Antigenen aus fremdem Blut ausgesetzt sind. Falls sich im umgekehrten Fall B-Antigene auf Ihren RBZ befinden, dann greifen die A-Antikörper in Ihrem Plasma die A-Antigene aus fremden Blutquellen an. Die Entdeckung dieser Antigene und ihrer Auswirkungen führte zu der wichtigen Klassifikation von Blut gemäß unterschiedlichen Blutgruppen (→ »Antigene und Blutgruppen« auf Seite 20 f.).

Zwar ist der Zweck von RBZ-Antigenen nach wie vor unklar, doch wir wissen, dass sie eine Antikörperreaktion auslösen, wenn sie in Kontakt mit inkompatiblen roten Blutkörperchen kommen. Wenn jemand mit einer bestimmten Blutgruppe eine Bluttransfusion derselben Blutgruppe erhält, reagieren die Plasma-Antikörper nicht, und das Immunsystem erkennt die eintretenden Antigene als Freunde und nicht als Feinde. Wenn hingegen jemand Blut aus einer Blutgruppe erhält, die nicht seiner eigenen entspricht, dann werden die Antikörper im Plasma des Betreffenden aktiv, und sein Immunsystem wird das übertragene Blut ablehnen, da es dessen Antigene als fremde Invasoren betrachtet. Diese Reaktion kann zu katastrophalen Ergebnissen führen. Eine erfolgreiche Bluttransfusion hängt also von einer sorgfältigen Bestimmung der Blutgruppe und der serologischen Verträglichkeit (Kreuzprobe) ab. Kurzum: Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein spezifischer Antigene auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen eines Menschen bestimmt, welche Blutgruppe die Blutspende haben muss, damit er sie verträgt (→ Tab. 1.2 auf Seite 22).

Antigene und Blutgruppen

Anfang des neunzehnten Jahrhunderts begannen Ärzte, Blut von einer Person auf eine andere zu übertragen in der Hoffnung, das verlorene Blut eines Patienten zu ersetzen. Das hatte leider häufig tödliche Folgen. Erst 1900 entdeckte der österreichische Wissenschaftler Karl Landsteiner die Ursache für solche Reaktionen: unverträgliche Blutgruppen. Er fand heraus, dass jeder Mensch eine bestimmte genetisch bedingte Blutgruppe hat, basierend auf den RBZ-Antigenen, und dass eine Transfusion mit einer fremden Blutgruppe tödlich sein kann.

Noch einmal zur Erklärung: Wenn Sie das A-Antigen geerbt haben, dann gehören Sie zur Blutgruppe A, und Ihr Plasma weist B-Antikörper auf. Wenn Sie beide Antigene geerbt haben, dann gehören Sie zur Blutgruppe AB, und Ihr Plasma weist weder A- noch B-Antikörper auf. Wenn Sie weder das A- noch das B-Antigen geerbt haben, die Oberfläche Ihrer RBZ also »leer« ist, dann gehören Sie zur Blutgruppe 0, und Ihr Plasma weist sowohl A- als auch B-Antikörper auf. Zusätzlich zu dieser auf Buchstaben basierenden Klassifikation spielt der Rhesus-Faktor eine Rolle: Wenn Sie das sogenannte Rh-Faktor-Antigen geerbt haben, ist Ihr Blut Rh-positiv. Ist dies nicht der Fall, dann ist Ihr Blut Rh-negativ. Das wird normalerweise mit dem Zusatz Plus [+] oder Minus [−] dargestellt – nach Ihrer AB0-Blutgruppe (z. B. A+, 0 −). Insgesamt führt die An- oder Abwesenheit dieser Antigene zu acht unterschiedlichen Blutgruppen: A+, A−, B +, B −, AB +, AB −, 0 + und 0 −. Manche Blutgruppen kommen häufiger vor als andere. In der folgenden Tabelle 1.1 wird die Prävalenz jeder Blutgruppe in den USA in Zusammenhang mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit dargestellt.

Tabelle 1.1. Übliche Blutgruppen in den USA, aufgeschlüsselt nach ethnischer Zugehörigkeit

BlutgruppeKaukasierAfro-AmerikanerHispano-AmerikanerAmerikaner mit asiatischen Wurzeln
0 +37 %47 %53 %39 %
0 −8 %4 %4 %1 %
A +33 %24 %29 %27 %
A −7 %2 %2 %0,5 %
B +9 %18 %9 %25 %
B −2 %1 %1 %0,4 %
AB +3 %4 %2 %7 %
AB−1 %0,3 %0,2 %0,1 %

Zum Vergleich: Verteilung der Blutgruppen in Deutschland

BlutgruppeGesamtRhesus+Rhesus−
041 %0 + 35 %0 − 6 %
A43 %A + 37 %A − 6 %
B11 %B + 9 %B − 2 %
AB5 %AB + 4 %AB− 1%
100 %85 %15 %

Menschen mit der Blutgruppe 0 können jedem Blut spenden. AB kann nur anderen Menschen aus dieser Gruppe gespendet werden, obwohl Träger der Blutgruppe AB als Universalspender von Plasma gelten. Außerdem sind Menschen mit der Blutgruppe AB Universalempfänger, sie können also RBZ aus jeglicher Blutgruppe empfangen. Diese Regel wird allerdings durch Vorhandensein oder Nichtvorhandensein des Rhesus-Faktors beeinträchtigt. Rh-negatives Blut wird ausschließlich Rh-negativen Patienten übertragen, Rh-positiven Patienten kann Rh-positives oder Rh-negatives Blut übertragen werden.

Tabelle 1.2. Kompatibilität der Blutgruppen

Blutgruppe des PatientenAntigen auf der RBZ-OberflächeAntikörper im PlasmaBlutgruppe des Spenders
AA-AntigenB-AntikörperA, 0
BB-AntigenA-AntikörperB, 0
ABA- und B-Antigeneweder A- noch B-AntikörperA, B, AB, 0
0weder A- noch B-AntigeneA- und B-Antikörper0

Weiße Blutkörperchen

Weiße Blutkörperchen bzw. weiße Blutzellen (WBZ), die sogenannten Leukozyten, machen zwei Prozent des Blutes aus und liefern Hinweise auf den Zustand Ihres Immunsystems. Es gibt fünf Arten von Leukozyten, die den Körper vor Bakterien und anderen schädlichen Substanzen schützen.3 4 Wie die roten Blutzellen reifen auch sie aus unreifen Stammzellen im Knochenmark heran. Wenn sie in den Blutkreislauf gelangen, überdauern weiße Blutzellen zwischen dreizehn und zwanzig Tagen. Die fünf Typen von weißen Blutkörperchen – neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten – erfüllen unterschiedliche Aufgaben im Immunsystem.

Neutrophile Granulozyten

Sie sind mit einem Anteil von ca. 62 Prozent die häufigsten weißen Blutzellen im Körper und reagieren als Erste auf Entzündungen, vor allem, wenn diese von Bakterien verursacht worden sind. Sie richten sich hauptsächlich gegen Bakterien und Pilze.

Eosinophile Granulozyten

Eosinophile machen ungefähr 2,3 Prozent der Leukozyten im Differentialblutbild aus. Sie haben vor allem die Aufgabe, multizelluläre Parasiten und bestimmte Infektionen zu bekämpfen. Einige Eosinophile spielen auch bei der Bekämpfung viraler Infekte eine Rolle. Außerdem tragen sie dazu bei, Mechanismen im Zusammenhang mit Allergien und Asthma zu kontrollieren.

Basophile Granulozyten

Die Basophilen machen nur einen geringen Anteil von weniger als 1 Prozent der Leukozyten aus. Sie sind beteiligt an allergischen Reaktionen und für die Abwehr von Parasiten zuständig. Wie die Neutrophilen besitzen auch sie die Fähigkeit der Phagozytose, d. h. der aktiven Einverleibung bestimmter fremder Eindringlinge, etwa Bakterien.

Basophile produzieren auch Histamin und Serotonin. Beide Stoffe sind Mediatorsubstanzen bei Entzündungen und Verbrennungen, spielen aber auch eine wichtige Rolle bei der Hemmung der Blutgerinnung.

Lymphozyten

Lymphozyten machen ca. 30 Prozent der weißen Blutkörperchen aus. Sie umfassen die B-Zellen, natürliche Killerzellen und T-Zellen. B-Zellen setzen hauptsächlich Antikörper frei und aktivieren die T-Zellen. Natürliche Killerzellen attackieren überwiegend Tumorzellen und von viralen Erregern befallene Zellen. Die T-Zellen wiederum werden in vier Untertypen unterteilt: T-Helferzellen, zytotoxische T-Zellen, Gamma-delta-T-Zellen und regulatorische T-Zellen. T-Helferzellen aktivieren und regulieren T- und B-Zellen. Zytotoxische T-Zellen bekämpfen entartete und viral befallene Zellen. Gamma-delta-T-Zellen bilden eine Brücke zwischen der angeborenen und der adaptiven Immunität.

Die angeborene Immunität beschreibt Abwehrmechanismen, die von Geburt an vorhanden sind, die adaptive oder auch erworbene Immunität bezeichnet die Bildung von Immunstoffen und Verbindungen, z. B. Antikörpern, die sich gegen spezifische fremde Eindringlinge richten. Die regulatorischen T-Zellen tragen dazu bei, den Zustand des Immunsystems nach einer Infektion zu normalisieren, und helfen außerdem, autoimmune Reaktionen zu verhindern.

Monozyten

Monozyten umfassen etwa 5,3 Prozent der WBZ und sind die größten Blutkörperchen innerhalb der Zellgruppe der Leukozyten. Sie wandern vom Blut ins Gewebe und entwickeln sich dort zu Makrophagen, d. h. sie entfernen Zellreste und zerstören Bakterien, andere Erreger und Fremdkörper, Mikroben und Tumorzellen.

Blutplättchen

Blutplättchen, auch Thrombozyten genannt, sind Zytoplasmafragmente (Zytoplasma ist der gesamte lebende Inhalt einer Zelle, der nach außen hin von der Zellmembran abgeschlossen wird, allerdings nicht den Zellkern umfasst). Thrombozyten werden im Knochenmark gebildet. Sie sind winzig – rote Blutzellen sind etwa dreimal so groß – und machen nur einen kleinen Anteil des Blutes aus. Doch trotz ihrer geringen Größe erfüllen sie eine überaus wichtige Aufgabe: Sie tragen dazu bei, dass das Blut gerinnt, wenn ein Blutgefäß verletzt wurde, indem sie sich vernetzen und das Loch verstopfen, solange es nicht zu groß ist.5

Der Zustand Ihres Blutes

Ein Cocktail aus Plasma, roten Blutzellen, weißen Blutzellen und Blutplättchen bildet also Ihr Blut. Jede einzelne Komponente übernimmt wichtige Funktionen, die für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden unerlässlich sind. Natürlich können diverse Einflüsse den Zustand Ihres Blutes verändern. Wenn Sie über diese Einflüsse Bescheid wissen, haben Sie die Möglichkeit, Ihren Lebensstil entsprechend zu verändern und so zur Gesundheit Ihres Blutes beizutragen.

Was beeinflusst den Zustand des Blutes?

Nach dem Exkurs in den vielfältigen Mikrokosmos unseres Blutes wollen wir fünf kritische Faktoren, die den Zustand Ihres Blutes beeinflussen, unter die Lupe nehmen: das Gleichgewicht des Säure-Basen-Haushaltes, die Ernährung, körperliche Aktivität, Umwelt und genetische Voraussetzungen.

Gleichgewicht des Säure-Basen-Haushaltes

Die pH-Skala ist ein Maß für den sauren oder alkalischen bzw. basischen Charakter einer Substanz. Die Skala reicht von 0 bis 14. Ein pH-Wert von 7 (reines Wasser) ist der neutrale Mittelwert, ein pH-Wert von weniger als 7 ist sauer, einer oberhalb von 7 ist alkalisch bzw. basisch. Wichtig ist, dass jeder ganze pH-Wert unter 7 zehnmal saurer ist als der nächsthöhere Wert und ein pH-Wert über 7 zehnmal basischer. Liegt der pH-Wert bei 4, ist die Substanz also zehnmal sauerer als bei 5 und 100-mal saurer als bei 6. Das heißt, dass selbst kleine Veränderungen des pH-Wertes signifikant sein können.

Der pH-Wert Ihres Blutes wird von Ihrem Körper strikt kontrolliert (normalerweise liegt er zwischen 7,37 und 7,45), denn er soll weder zu sauer noch zu basisch sein. Ihr Körper stellt dieses Gleichgewicht her, indem er natürliche Substanzen in Ihr Blut abgibt, darunter Kohlensäure, Bikarbonat und Kohlendioxid, also Substanzen, die in Ihrem Körper bereits vorhanden sind.6 7 Doch in der heutigen Ernährung findet sich viel zu viel tierisches Eiweiß und relativ wenig Obst und Gemüse. Eine solche Ernährungsweise kann zu einem sauren pH-Wert führen.

Wenn Ihr Körper übersäuert ist, können Proteine beschädigt werden, Enzyme (Moleküle, die als biologische Katalysatoren agieren, indem sie chemische Reaktionen in Ihrem Körper beschleunigen) können ihre Fähigkeiten verlieren, und es können auch andere negative Folgen auftreten. Diverse Studien legen z. B. nahe, dass Übersäuerung eine Rolle bei der Entwicklung von Ovarialkarzinomen und anderen Krebsformen spielen kann.8 9 Andere Studien weisen darauf hin, dass ein saurer pH-Wert zur Entwicklung von Schleimhautverletzungen in der Speiseröhre im Zusammenhang mit der gastroösophagealen Reflux-Krankheit (GERD) beitragen kann. Außerdem wurde aufgezeigt, dass Übersäuerung den Abbau von Knochenmineralstoffen fördert.10 11 12 13

Ernährung

Die Qualität der Ernährung wirkt sich entscheidend auf die Gesundheit aller Zellen, Gewebe, Organe und Körpersysteme aus. Ihr Blut bildet keine Ausnahme. Die Produktion roter Blutzellen hängt von der Verfügbarkeit wichtiger Vitamine und Mineralstoffe in Ihrer Ernährung ab. Diese Vitamine und Mineralstoffe umfassen:

Kupfer: Neben Eisen ist das chemische Element Kupfer eine notwendige Komponente für die Bildung roter Blutzellen.

Folsäure: Diese wird zur Bildung roter wie weißer Blutzellen benötigt.

Eisen: Ein chemisches Element und Teil des Hämoglobinproteins, das den Sauerstoff durch den Körper transportiert. Ohne genügend Eisen kommt es zu einer Anämie (umgangssprachlich »Blutarmut«), einem Zustand, der durch unzureichende Produktion roter Blutzellen charakterisiert ist.

Vitamin B12: Es ist maßgeblich an der Bildung roter Blutzellen im Knochenmark beteiligt. Ein Mangel an B12 kann u. a. die sogenannte perniziöse Anämie verursachen (auch Morbus Biermer genannt, perniziös bedeutet »schädlich«).

Vitamin C: Dieses Vitamin hilft bei der Resorption von Eisen. Ein Eisenmangel kann u. a. zu mikrozytärer Anämie (eine Sammelbezeichnung für jede Anämie, die sich durch kleine Erythrozyten auszeichnet) führen.

Bestimmte in der Nahrung enthaltene Vitamine (darunter Vitamin C, E und A) dienen auch als Antioxidantien, die dazu beitragen, Ihre Zellen und Ihr kardiovaskuläres System vor freien Radikalen zu schützen. Freie Radikale sind hochgradig reaktiv und schädigen Zellstrukturen einschließlich der DNA. Eine Ernährung, die nicht genügend Obst und Gemüse beinhaltet, liefert Ihnen keinen ausreichenden Schutz durch Antioxidantien. Eine vom United States Department of Agriculture (USDA) veranlasste Studie hat ergeben, dass Amerikaner etwa 50 Prozent weniger Obst und 40 Prozent weniger Gemüse verspeisen, als empfohlen wird14 (laut BMEL-Ernährungsreport 2016 essen 85 Prozent der deutschen Frauen täglich Obst und Gemüse, aber nur 66 Prozent der Männer). Das USDA hat darauf hingewiesen, dass sich nur rund 10 Prozent der amerikanischen Bevölkerung gesund ernähren.15 16

Die Folgen Ihrer Ernährung auf Ihren pH-Wert wirken sich auch indirekt auf Ihr Blut aus. Aus Studien geht hervor, dass wir viel besser beraten wären, uns ernährungstechnisch auf unsere Vorfahren zu besinnen, statt so zu essen, wir wir es uns seit der landwirtschaftlichen Revolution (vor 10.000 Jahren) und der Industrialisierung (vor 200 Jahren) angewöhnt haben.17

Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Ernährung früherer Kulturen und unserer derzeitigen Ernährung liegt darin, dass wir wesentlich weniger Lebensmittel mit einem hohen Kaliumgehalt zu uns nehmen. Kalium ist in den pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten, die unsere Vorfahren reichlich zu sich nahmen. Unsere derzeitige Ernährung enthält viel zu viel Natriumchlorid (Salz), wobei wir gleichzeitig relativ wenige kaliumreiche pflanzliche Lebensmittel zu uns nehmen. Aus Studien geht hervor, dass das Verhältnis Kalium zu Natrium sich aufgrund unserer modernen Essgewohnheiten von ehemals 10: 1 auf 1: 3 verändert hat.18 Der Mangel an Kalium erhöht die Wahrscheinlichkeit eines stärker zum sauren Milieu neigenden Systems, das sich negativ auf unser Blut auswirkt.

Körperliche Aktivität

Körperliche Aktivität wirkt sich stark auf unser Blut und unser kardiovaskuläres System aus. Zweifellos fördert Bewegung einen gesunden Blutkreislauf, den der Körper braucht, um Blut effizient zu transportieren. Nur einer von fünf Amerikanern hält sich an die Empfehlung, mindestens zweieinhalb Stunden pro Woche körperlich aktiv zu sein (30 Minuten Aktivität fünf Tage die Woche).19 In den USA gehen vermutlich jährlich bis zu 250.000 Todesfälle auf einen Mangel an regelmäßiger körperlicher Aktivität zurück.20

Neben vielen anderen Vorteilen, die Bewegung mit sich bringt, zeigen sich spezifisch auf Blut und die kardiovaskuläre Gesundheit bezogen eine Senkung des Blutdrucks, eine Reduzierung von »schlechtem Cholesterin« (Low-Density Lipoprotein, abgekürzt LDL) im Blut, eine Senkung des gesamten Cholesterinspiegels und eine Erhöhung des »guten Cholesterins« (High-Density Lipoprotein, abgekürzt HDL-Cholesterin). Außerdem steigert Bewegung die Fähigkeit des Körpers, Sauerstoff aufzunehmen und zu verwenden (maximale Sauerstoffaufnahme). Wenn sich diese Fähigkeit verbessert, werden Sie Ihre täglichen Übungen auch mit weniger Anstrengung absolvieren. Auch die Fähigkeit Ihrer Blutgefäße, sich als Reaktion auf Sport oder Hormone zu erweitern, wird gestärkt, was damit einhergeht, dass auch die Blutgefäßwände fitter werden.21

Umwelt

In ihrem bahnbrechenden, 1963 in der deutschen Übersetzung erschienenen Werk »Stummer Frühling« schreibt Rachel Carson sinngemäß, dass heute jeder Mensch zum ersten Mal in der Geschichte der Welt vom Augenblick der Empfängnis bis zu seinem Tod gefährlichen Chemikalien ausgesetzt ist. Natürlich waren wir immer schon von potenziell schädlichen Substanzen aus Pflanzen und anderen Quellen umgeben, doch Rachel Carson hat völlig recht: Im modernen Leben sind wir alle tagtäglich einer beispiellosen Zahl von Chemikalien ausgesetzt, einschließlich Umweltgiften wie Schwermetallen, Pestiziden, industriellen Produkten und Nebenprodukten, Arzneimitteln, Zusätzen in Kosmetika und anorganischen Chemikalien. Der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) zufolge wurden 2010 etwa 1,8 Milliarden Kilo toxischer Chemikalien entsorgt oder auf andere Weise in der Umwelt freigesetzt.22

Diese toxische Exposition kann sich auf die Gesundheit Ihres Blutes und Ihrer Organe auswirken, unabhängig von Ihrem Beruf, Ihrer Bildung, Ihrem Alter oder Geschlecht.23 Wer dauerhaft solchen Umweltgiften ausgesetzt ist, muss mit Kopfschmerzen, Müdigkeit, schlechtem Gedächtnis, Entzündungen, Schmerzen oder gastrointestinalen Beschwerden rechnen.24 25 Umweltgifte können nicht nur die Gesundheit Ihres Blutes beeinträchtigen, diese Toxine wandern auf dem Weg über die Blutbahn durch Ihren ganzen Körper. Manche von ihnen gelangen in Bereiche, wo sie größten Schaden anrichten können.

Genetik

Die Gene, die Sie von Ihren Eltern geerbt haben, können Ihre Gesundheit und auch Ihr Blut entscheidend beeinflussen. Die Genetik befasst sich mit erblichen Merkmalen und der Weitergabe dieser Anlagen an die nächste Generation.

Sicher haben Sie schon mal ein Modell der DNA-Doppelhelix gesehen, die man als genetischen »Bauplan« eines Individuums bezeichnen könnte. Auf bestimmten Abschnitten der DNA werden die Informationen gespeichert, die den Aufbau des Organismus und die Biochemie eines Individuums beeinflussen. Diese Abschnitte heißen Gene. Die Strukturen in den Zellen, die die Gene enthalten, werden als Chromosomen bezeichnet. Der Mensch besitzt je dreiundzwanzig Chromosomenpaare – von jedem Elternteil wird ein Chromosomensatz vererbt. Die Gene liefern Anweisungen zur Bildung der Proteine, aus denen der menschliche Körper besteht. Weist eines oder mehrere der Gene einen Defekt auf, kann dies dazu führen, dass ein beschädigtes Protein entsteht, das wiederum zur Entwicklung einer Krankheit oder einer Fehlentwicklung führen kann. Wenn wir an Vererbung und Blut denken, fallen uns meist als Erstes die Blutgruppen ein (→ Seite 20 ff.). Aber eine Blutgruppe hat keine unmittelbare Auswirkung auf Ihre Gesundheit. Es gibt jedoch bestimmte genetische Blutkrankheiten, die sich auf Ihr Blut und Ihre Gesundheit auswirken können. Über die genetischen Faktoren, die bei der Erkrankung eine Rolle spielen, haben Sie natürlich keine Kontrolle, denn Sie können die Gene, die Sie geerbt haben, nicht verändern. Die gute Nachricht: In manchen Fällen können Sie einen gewissen Einfluss auf die Auswirkungen Ihrer Gene nehmen, was sich auf bestimmte Krankheitsprozesse bezogen positiv bemerkbar machen kann.26

Genetische Bluterkrankungen

Genetische Bluterkrankungen umfassen diejenigen Erkrankungen, die vererbt werden und sich auf die normalen Eigenschaften des Blutes auswirken. Solche Krankheiten können leicht, aber auch tödlich verlaufen. Im Folgenden ein kurzer Abriss über die häufigsten erblichen bzw. angeborenen Blutkrankheiten:

Hämochromatose: Auch als Eisenspeicherkrankheit bekannt, ist diese Erkrankung in den meisten Fällen durch einen Gendefekt verursacht. Es kommt dabei zu einer Überladung von Eisen im Körper. Symptome können Leberzirrhose, Diabetes, Vorhofflimmern, Entzündungen in Knochen und Gelenken, Hodenveränderungen, die zu Störungen der Spermiogenese führen, und Hautpigmentierungen umfassen. Therapie der Wahl ist der Aderlass, bis der Eisenspiegel sich wieder normalisiert hat.27

Hämophilie: Auch Bluterkrankheit genannt, entsteht durch einen genetisch bedingten Mangel an bestimmten Gerinnungsfaktoren. Patienten bluten nach einer Verletzung länger, Blutergüsse treten vermehrt auf, es kann zu Blutungen in Gelenken oder Muskeln, aber auch im Gehirn kommen.28

Porphyrien: Diese Gruppe von meist genetisch bedingten Stoffwechselerkrankungen geht mit einer Störung des Aufbaus von Häm, dem roten Pigment im Hämoglobin, einher. Symptome umfassen Schmerzen im Oberbauch und in der Brust, Erbrechen, Verwirrung, Verstopfung, Fieber und Krampfanfälle.29

Sichelzellanämie, auch als Sichelzellkrankheit bezeichnet: Eine erbliche Erkrankung der roten Blutkörperchen, verursacht von abnormem Hämoglobin, das dazu führt, dass sich die roten Blutzellen zu sichelförmigen, klebrigen, harten Gebilden verformen. Typisch für diese Krankheit sind Knochenschmerzen und Organschäden. Symptome: Schmerzattacken, bakterielle Infektionen, Schlaganfall sowie anhaltende Schmerzen bei älteren Patienten.30

Thalassämie: Bei dieser Erkrankung sind die roten Blutkörperchen betroffen, bei denen durch einen Gendefekt das Hämoglobin nicht ausreichend gebildet bzw. gesteigert abgebaut wird. Wichtigstes Symptom ist eine schwere Anämie, die zu Müdigkeit, blasser Haut und diversen anderen Symptomen führen kann, obwohl in manchen Varianten dieser Erkrankung auch gar keine Symptome auftreten können.31

Abgesehen von diesen erblichen Blutkrankheiten gibt es genetische Einflüsse auf bestimmte Erkrankungen. Ein solches Beispiel ist die Leukämie, auch als Blutkrebs bekannt. Der Begriff steht für eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Bei diesen Erkrankungen wird im Knochenmark und anderen blutbildenden Organen eine stark erhöhte Zahl unreifer bzw. entarteter weißer Blutkörperchen produziert. Diese Leukozyten unterdrücken die Produktion normaler Blutzellen und führen zu Anämie und anderen Symptomen. Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung für die Entwicklung dieser Erkrankung. Manchmal entwickeln Familienmitglieder die gleiche Form der Leukämie, in anderen Familien können Betroffene auch unterschiedliche Formen der Erkrankung entwickeln.32

Epigenetik

Ihre Gene sind nicht nur der Bauplan zur Reproduktion von Zellen. Jeden Tag tragen sie aktiv dazu bei, bestimmte Proteine herzustellen, die diverse Funktionen in Ihrem Körper übernehmen. Darüber hinaus können Nährstoffe und andere natürliche Verbindungen, die Sie aus Ihrer Nahrung gewinnen, die Gen-Expression beeinflussen, genetische Schalter umlegen und die Art und Weise, wie bestimmte Proteine hergestellt werden, verändern. Die Betrachtung der Veränderung der Gen-Expression wird als Epigenetik bezeichnet. Die Epigenetik geht davon aus, dass sich solche Veränderungen wesentlich auf die Gene auswirken, die eine Rolle bei der Förderung oder Verhinderung eines Krankheitsverlaufs spielen.

Da Ihr Blut diese epigenetisch wichtigen Informationen zu Ihren Zellen und also auch zu Ihren Genen befördert, ist die Gesundheit Ihres Blutes, gepaart mit einem effizienten Funktionieren Ihres kardiovaskulären Systems, ungemein wichtig, um sicherzustellen, dass Krankheiten verhindert und nicht gefördert werden.33

Die Blutgefäße

Damit wir besser verstehen können, wie das Blut durch den Körper zirkuliert, sollten wir als Erstes die »Kanäle« betrachten, durch die das Blut fließt: die Arterien, Venen und Blutkapillaren.

Arterien sind Blutgefäße, die das Blut vom Herzen weg transportieren und sich in immer kleinere Arterien verzweigen. Mit Ausnahme der Pulmonalarterie, die das sauerstoffarme Blut vom Herzen zu den Lungenflügeln transportiert, und den Nabelarterien, die beim Fötus sauerstoffarmes Blut zur Plazenta führen, transportieren die Arterien sauerstoffreiches Blut und versorgen den Körper damit. Arterien sind dicker als die Venen, da sie näher am Herzen verlaufen und das Blut, das sie aufnehmen, mit einem viel größeren Druck zu ihnen gelangt. Gleichzeitig ist das Lumen (der Hohlraum), durch das das Blut fließt, bei den Arterien enger als bei den Venen, damit der erforderliche Blutdruck hergestellt werden kann. Im Gegensatz zu den Venen haben Arterien auch eine innere Muskelschicht, die Intima, die durch kleinere Kontraktionen dazu beiträgt, das Blut zu transportieren.34

Venen sind Blutgefäße, die sauerstoffarmes Blut (dessen Sauerstoff bereits ausgeliefert worden ist) zum Herzen transportieren. Ausnahmen sind hier die Pulmonalvenen, die sauerstoffreiches Blut von der Lunge zum Herzen transportieren, und die Nabelschnur, die sauerstoffreiches Blut von der Plazenta der Schwangeren zum Fötus weiterleitet. Die Venen sind dünner als die Arterien, der Hohlraum in ihnen ist jedoch größer. Ihnen fehlen die Muskelschichten, die die Arterien aufweisen, doch sie sind mit Klappen ausgerüstet, die dafür sorgen, dass das Blut vorwärtstransportiert wird und nicht zurückfließt. Durch die Venen wird auch Zellabfall zur Leber transportiert, wo er abgebaut wird.35

Blutkapillaren (Haargefäße) sind die kleinsten Blutgefäße. In manchen dieser Gefäße ist der Durchmesser des Lumens so gering, dass immer nur eine rote Blutzelle hindurchpasst. In den Kapillaren, deren Wände durchlässig (permeabel) sind, findet der Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und Stoffwechselendprodukten zwischen den Geweben und dem Blutkreislauf statt. Toxine und Abfallstoffe gelangen vom Gewebe in die Kapillaren und von dort in die Venen, um schließlich verstoffwechselt und aus dem Körper ausgeschieden zu werden.36

Die Pfade des Blutes

Im Mutterleib braucht der Fötus seine Lunge nicht, denn er wird über die Plazenta seiner Mutter mit Sauerstoff versorgt. Gleich nach der Geburt führt der erste Atemzug dazu, dass die Lungenflügel ihre Arbeit aufnehmen und das Blut des Neugeborenen mit Sauerstoff versorgen. Durch den Blutkreislauf fließt das Blut in einer Endlosschleife durch den Körper, doch die Lunge könnte als Ausgangspunkt für diesen Weg betrachtet werden, zumindest beim Neugeborenen. Um sich den Weg, den das Blut nimmt, besser vorstellen zu können, ist es hilfreich, das kardiovaskuläre System in zwei Kreisläufe aufzuteilen: die pulmonale Zirkulation (Lungenkreislauf, auch kleiner Kreislauf) und die systemische Zirkulation (auch Körperkreislauf bzw. großer Kreislauf).

Das Herz hat vier getrennte Kammern. Die zwei größten sind die linke und die rechte Herzkammer (Ventrikel), darüber liegen der linke und der rechte Vorhof. Beim Lungenkreislauf wird das sauerstoffarme Blut, das in die rechte Herzkammer gelangt ist, durch die rechte und die linke Lungenarterie in immer feinere Gefäße bis in die Kapillaren der beiden Lungenflügel geleitet. Dort erfolgt dann der Gasaustausch: Das Blut gibt Kohlenstoffdioxid (CO2) ab und nimmt Sauerstoff (O2) auf. Hier sollte nicht versäumt werden, darauf hinzuweisen, dass Rauchen die Lunge von Aktiv- und Passivrauchern schädigen kann. Die Lungenleistung kann abnehmen, und gleichzeitig kann das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, steigen.37 Das nun mit Sauerstoff angereicherte Blut fließt durch die Pulmonalvenen zum linken Vorhof des Herzens und wird von dort über die Mitralklappe in die linke Herzkammer gepumpt. Obwohl der Lungenkreislauf auch als kleiner Kreislauf bezeichnet wird, ist er doch ein unentbehrlicher Bestandteil des kardiovaskulären Systems, denn der Körper braucht sauerstoffreiches Blut zum Überleben. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut in der linken Herzkammer ist nun bereit für den systemischen bzw. Körperkreislauf. Es fließt vom Herzen weg durch die größte Arterie, die Aorta, in den ganzen Körper bis auf die Lunge. Die Aorta verzweigt sich in immer kleinere Arterien und schließlich in die Kapillaren im Gewebe. In den Kapillaren findet der notwendige Austausch chemischer Substanzen mit dem Gewebe auf dem zellulären Level statt. Sauerstoff, Glukose und Nährstoffe werden abgeladen, Kohlendioxid und andere Abfallprodukte des Stoffwechsels werden mitgenommen. Durch die Venen fließt das sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen, wo der Prozess erneut beginnt. Mit jedem Herzschlag kann man die Fortbewegung des Blutes spüren. Das Herz schlägt etwa 108.000 Mal am Tag bzw. 39 Millionen Mal im Jahr.

Blutfiltration

Der Körperkreislauf umfasst auch die (Leber-) Pfortader, die das Blut und seine Nährstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt, der Milz, der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse in die Kapillaren der Leber transportiert, bevor es ins Herz zurückkehrt. Die Leber lenkt jeden Nährstoff zu seinem Bestimmungsort. Manchmal speichert sie auch bestimmte Nährstoffe für zukünftigen Bedarf. Gleichzeitig filtert sie Giftstoffe aus dem Blut. Deshalb hat sie wesentlichen Einfluss auf die Qualität Ihres Blutes und Ihre Gesundheit. In ihrer Rolle als Filterorgan hilft sie dabei, viele schädliche Substanzen im Blut in eine grünbraune Flüssigkeit, die Galle, zu überführen, die schließlich dafür sorgt, dass sie ausgeschieden werden.

Galle wird in der Leber produziert und dient der Fettverdauung. Sie fließt von der Leber in die Gallenblase und von dort in den Verdauungstrakt, um schließlich mit dem Stuhl ausgeschieden zu werden. In einem weiteren Beispiel für den genialen Aufbau des Körpers finden die von der Leber herausgefilterten Abfallprodukte ihren Weg aus dem Organismus auf demselben Weg, der von der Galle genutzt wird. Damit dieser Entgiftungsprozess ordnungsgemäß abläuft, muss die Leber einwandfrei funktionieren.38

Außerdem fließt das Blut im Körperkreislauf durch die Nieren, in denen es ebenfalls gefiltert wird. Im Harn sind die Stoffe enthalten, die die Nieren herausgefiltert haben. Der Harn gelangt durch den Harnleiter in die Blase und verlässt den Körper durch die Harnröhre. Die Nieren filtern kleinere, wasserlösliche Abfallstoffe aus dem Blut, während die Leber größere, fettlösliche Substanzen herausfiltert.39

Zusammenfassung

Im Herz-Kreislauf-System wird das Blut durch den ganzen Körper transportiert. Blut versorgt die Zellen mit Gasen und Nährstoffen und befreit sie von Abfallstoffen. Organe wie Leber und Nieren filtern problematische Substanzen aus dem Blut und sorgen dafür, dass sie aus dem Körper ausgeschieden werden. Die einzelnen Bestandteile des Blutes, die Gefäße und an diesem Kreislauf beteiligten Organe und ihr Zusammenspiel stellen einen wahrhaftig beeindruckenden Mechanismus dar. In den folgenden Kapiteln wollen wir darstellen, dass man umso mehr Kontrolle über sein Wohlbefinden erlangt, je mehr man über diesen unablässigen Fluss des Lebens weiß.

Gesundes Blut

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