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ОглавлениеKapitel 2 – Was uns Blutuntersuchungen verraten
Kein Buch über das Blut wäre vollständig ohne ein Kapitel über Bluttests. Im Folgenden werden wir kurz erläutern, worin sie bestehen und was sie über Ihre Gesundheit aussagen. Das Blut wird untersucht, um auf Grundlage dessen, ob die Substanzen in Ihrem Blut den Normalwerten (→ Buchklappen) entsprechen oder davon abweichen, nach Störungen oder Erkrankungen zu suchen. Kurzum – mit dem Bluttest kann man Ihren Gesundheitsstatus einschätzen und Sie, falls nötig, anregen, etwas an Ihrer Lebens- und Ernährungsweise zu verändern.
Dieses Kapitel ist in sechs Abschnitte gegliedert. In den ersten vier Abschnitten konzentrieren wir uns auf das Blutbild, den Fettstoffwechsel, den allgemeinen Stoffwechsel, die Leberfunktion und das große Blutbild (CBC). Im fünften Abschnitt werfen wir einen Blick auf Hormontests, im sechsten auf zusätzliche Analysen, die zwar nicht routinemäßig stattfinden, jedoch ein vollständigeres Bild über Ihr Wohlbefinden liefern.1
Blutfettwerte und die Herzgesundheit
Bei der Untersuchung der Blutfettwerte erhält man eine Aussage über die Gesundheit des Herzens. Vier Arten von Blutfetten werden dabei untersucht: Triglyzeride, Gesamtcholesterin, HDL- und LDL-Cholesterin. Der Spiegel von Homocystein und C-reaktivem Protein liefert zwei zusätzliche Aussagen zur kardiovaskulären Gesundheit. Diese Untersuchungen beschreiben wir in dem Abschnitt über optionale Tests (→ Seite 64 ff.)
Wie exakt sind Bluttests?
Abhängig von diversen mit Ihrem Lebensstil zusammenhängenden Faktoren kann eine Blutuntersuchung manchmal nicht ganz exakt sein. Solche Faktoren können die Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel, der Grad an körperlicher Aktivität, der Konsum von Alkohol und Koffein sowie bestimmte Medikamente sein. Jeder dieser Aspekte Ihres Alltags kann die Ergebnisse Ihres Bluttests beeinflussen. Deshalb sollten Sie unbedingt die Anweisungen Ihres Arztes befolgen, bevor Sie sich Blut abnehmen lassen. Wenn Sie vor der Blutentnahme einen bestimmten Zeitraum nüchtern sein sollen, sollten Sie sich entsprechend verhalten, sonst riskieren Sie, dass Ihr Bluttest Werte aufweist, die falsch-positiv oder falsch-negativ sind.
Triglyzeride
Triglyzeride sind die primäre Form von Fetten oder Lipiden in Ihrem Blut. Sie sind die Energielieferanten für Ihren Körper und der Baustoff für Ihre Zellen. Die Mehrheit der Fette, die Sie zu sich nehmen, ob nun gesunde oder ungesunde, fallen in die Kategorie der Triglyzeride. Ihr Körper braucht eine gewisse Menge an Fett, um gesund zu bleiben, doch ein erhöhter Wert kann zu gesundheitlichen Problemen, etwa einer Herzerkrankung, führen. Wenn Sie unnötig viel essen, verbleiben in Ihrem Körper ungenutzte Kalorien, die der Körper in Triglyzeride verwandelt und in Fettgewebe einlagert. Wenn ein Überschuss an Triglyzeriden durch Ihren Blutkreislauf zirkuliert, was in der Fachsprache als Hypertriglyceridämie bezeichnet wird, erhöht sich das Risiko von Herzerkrankungen, Diabetes, Insulinresistenzen, Stoffwechselerkrankungen und Lebererkrankungen. Überschüssige Triglyzeride stellen deshalb ein Risiko dar, weil sie sich mit Cholesterin verbinden und andere Fettmoleküle bilden, etwa das VLDL-Cholesterin, das zur Bildung von Arterienablagerungen beitragen und Entzündungen fördern kann.
Wenn Sie durch Sport den Energieverbrauch ankurbeln, werden bestimmte Hormone produziert, die die Freisetzung von Triglyzeriden aus Fettgewebe signalisieren können, sodass diese als Energielieferant verwertet werden können, was zur Gewichtsabnahme führt. Obwohl der Fettgehalt der Ernährung eine wichtige Rolle für Ihre Gesundheit spielt, sollten Sie auch bei Lebensmitteln vorsichtig sein, die viel Zucker oder raffinierte Kohlenhydrate enthalten, denn diese werden rasch in Triglyzeride verwandelt und führen oft zur Gewichtszunahme, was zu Herzerkrankungen und anderen Gesundheitsproblemen beiträgt.
Gesamtcholesterin
Cholesterin hat zwar allgemein einen schlechten Ruf, doch es spielt eine wichtige Rolle für Ihre Gesundheit. Dieser Stoff wird in Ihrer Leber produziert und ist für den Aufbau der Körperzellen lebensnotwendig. Außerdem wird er bei der Produktion von Galle für die Fettverdauung gebraucht und ist Ausgangsstoff für die Bildung vieler Hormone, darunter Östrogen, Testosteron und Progesteron, sowie Vitamin D. Zusätzlich zu dem in der Leber gebildeten Cholesterin trägt die Nahrungsaufnahme zu dem in Ihrem Blut vorhandenen Cholesterin bei. Tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Eier enthalten Cholesterin.
Die sogenannten Lipoproteine enthalten Cholesterin, Triglyzeride und Protein. Der Cholesterin-Gesamtwert umfasst die Summe von High-Density Lipoproteinen (HDL), Low-Density Lipoproteinen (LDL) und Very-Low-Density Lipoproteinen (VLDL). HDL-Cholesterin wird oft als »gutes« Cholesterin bezeichnet. Es transportiert Cholesterin aus den Arterien in die Leber, wo es ausgeschieden werden kann. LDL-Cholesterin gilt als »schlechtes« Cholesterin, weil es Cholesterin durch den Blutkreislauf transportiert, was zum Risiko verstopfter Arterien beitragen kann. VLDL-Cholesterin enthält die größte Menge an Triglyzeriden, aber da es keinen direkten Weg gibt, dieses Cholesterin zu messen, wird es normalerweise bei Besprechungen Ihrer Blutergebnisse nicht erwähnt.
Die Partikelgröße des Cholesterins spielt eine weitere wichtige Rolle bei seinen Auswirkungen auf Ihren Körper. Größere HDL-Partikel sind nützlicher als kleinere. Analog dazu gilt: Je mehr oxidierte (d. h. geschädigte) LDL-Partikel vorhanden sind, desto wahrscheinlicher ist die Entstehung von Plaques und Atherosklerose, der Verhärtung und Verengung Ihrer Arterien. Menschen, deren Gesamtcholesterin den Normwert (→ Buchklappen) überschreitet, haben ein höheres Risiko einer Herzerkrankung.
LDL-Cholesterin
LDL-Cholesterin transportiert etwa 70 Prozent des Cholesterins in Ihrem Körper durch den Blutkreislauf zu Zellen und Gewebe. Wenn LDL oxidiert, d. h. seine Qualität sich verändert, können sich Reststoffe davon an den Arterienwänden ablagern und es noch schädlicher als reguläres LDL machen. Es trägt zur Verstopfung von Arterien bei und liefert die Grundlage für Herzerkrankungen und periphere arterielle Erkrankungen, der Verengung der periphern Arterien, die vor allem in den Beinen auftritt. Herzinfarkt, Schlaganfall oder Blutgerinnsel können entstehen. Ein hoher LDL-Wert ist zweifellos ein Gesundheitsrisiko. Da die Wissenschaft inzwischen von seiner Gefährlichkeit überzeugt ist, wurde der Normwert für LDL im letzten Jahrzehnt kontinuierlich abgesenkt, weil die Wissenschaftler immer mehr über diese Substanz und die davon ausgehenden gesundheitlichen Risiken erfahren haben.
HDL-Cholesterin
HDL-Cholesterin gilt als »gutes« Cholesterin, weil es »schlechtes« Cholesterin zur Leber transportiert, wo es ausgeschieden werden kann. Demzufolge ist ein erhöhter HDL-Wert sogar erwünscht. HDL arbeitet als »Putzkolonne«. Es spürt das Cholesterin, das die Arterien verstopft, auf und beseitigt es. Die Aufrechterhaltung eines günstigen HDL-Wertes senkt das Risiko der koronaren Herzkrankheit signifikant.
Das Stoffwechselprofil: Blutzucker, Elektrolythaushalt, Nierengesundheit
Bei dieser Untersuchung werden die Regulierung des Blutzuckers, der Elektrolyte und Flüssigkeiten und die Nierenfunktion ausgewertet. Die Biomarker, die bei diesem Blutbild gemessen werden, beinhalten Glukose, Kalzium, Kalium, Natrium, Chlorid, Kohlendioxid, Blut-Harnstoff-Stickstoff (BUN) und Kreatinin (Normwerte → Buchklappen).
Glukose
Glukose ist die wichtigste Energiequelle des Körpers. In der Ernährung vorkommende Kohlenhydrate, einschließlich Zucker und Stärke, werden in drei einfache Zuckerarten aufgeschlüsselt: Fruktose, Galaktose und Glukose. Auch Fruktose und Galaktose können zu Glukose umgewandelt und als Energielieferant genutzt werden. Wenn der Blutzuckerspiegel (Glukosespiegel) steigt, setzt die Bauchspeicheldrüse Insulin frei, ein Hormon, das für den Transport der Glukose aus dem Blut in die Zellen sorgt, wo es als Energielieferant dient. Ein übermäßiger Verzehr von kohlenhydratreicher Nahrung und Zucker kann zu einem Ungleichgewicht des Blutzuckers beitragen. Ein hoher Blutzuckerwert, die sogenannte Hyperglykämie, kann zu einem Diabetes führen, einem Zustand, in dem der Körper Insulin nicht mehr in ausreichender Menge herstellen und auch nicht mehr darauf reagieren kann. Ein niedriger Blutzuckerwert, die sog. Hypoglykämie, also Unterzucker, kann entstehen, wenn zu viel Insulin freigesetzt wird, was zu Angst- und Erregungszuständen, Schwindelgefühlen, Schweißausbrüchen und Schwäche führen kann. Ein schlecht regulierter Blutzuckerwert ist sogar schon mit der Alzheimer-Erkrankung, der Parkinson-Erkrankung und Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht worden.
Kalzium
Das Element Kalzium ist der mengenmäßig am stärksten vertretene Mineralstoff im menschlichen Organismus – etwa ein Kilo. Kalzium ist nicht nur für die Gesundheit von Knochen und Zähnen wichtig, es wird auch für die Übertragung von Nervenimpulsen, für die reguläre Funktion vieler Enzyme, die Blutgerinnung und die Energiegewinnung benötigt. Kalzium gehört zu den Elektrolyten, also den Mineralstoffen, die in einer wässrigen Lösung in negativ und positiv geladene Ionen zerfallen. Das ist notwendig für die Muskelkontraktion und die Stabilität von Zellmembranen.
Der Kalziumspiegel wird von Vitamin D, Parathormon PTH, welches den Kalziumspiegel erhöht, und Calcitonin, einem Hormon aus der Schilddrüse, das den Blutwert von Kalzium absenkt, reguliert. Auch der Magnesium- und Phosphorspiegel beeinflussen den Kalziumwert.
Es ist wichtig, ausreichend Kalzium zu sich zu nehmen. Das wird durch kalziumreiche Nahrung gewährleistet. Dazu gehören Milchprodukte, Fisch (z. B. Lachs und Sardinen), grünes Blattgemüse und Sesamsamen. Auch Kalziumpräparate können hilfreich sein. Kalziummangel kann zu Osteoporose führen, einem allmählichen Abbau von Knochenmasse und dem Verlust von Knochendichte.
Kalium
Kalium, ebenfalls ein chemisches Element, das als Elektrolyt fungiert, ist für die Erregbarkeit von Muskel- und Nervenzellen wichtig und trägt zur Aufrechterhaltung des Wachstums von Nerven und Muskeln, zur Herzfunktion und zu einem ausgeglichen pH-Wert bei. Außerdem unterstützt es den Zellstoffwechsel von Kohlenhydraten und Proteinen. Eine ausreichende Zufuhr von Kalium senkt auch den Blutdruck und damit das Risiko eines Schlaganfalls. Wenn der Kaliumspiegel chronisch zu niedrig ist, kann sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, im nächsten Lebensjahrzehnt Diabetes zu entwickeln.
Natrium
Wie Kalzium und Kalium gehört auch Natrium zu den Elektrolyten. Es beeinflusst den Blutdruck, den Herzrhythmus, die Muskelkontraktion und die Weiterleitung von Nervenimpulsen. Gegenwärtig wird in den USA als Ernährungsrichtlinie empfohlen, nicht mehr als 2300 mg Natrium täglich aufzunehmen.2 (Kochsalz enthält 40 Prozent Natrium, die von der DGE – Deutsche Gesellschaft für Ernährung – empfohlene Menge an Kochsalz beträgt 6 g täglich.) Die durchschnittliche Aufnahme beläuft sich in den USA jedoch auf mehr als 3400 mg täglich, was deutlich über dem empfohlenen Maximalwert liegt.3 Das ist höchst problematisch, denn mit der steigenden Natriumaufnahme steigt auch der Blutdruck, und fast 68 Millionen US-amerikanische Erwachsene (also jeder Dritte) haben einen zu hohen Blutdruck.4 Wenn alle Amerikaner der empfohlenen Obergrenze für Natrium folgen würden, würde ein Viertel weniger Personen unter hohem Blutdruck leiden, und es würden jährlich Zehntausende Leben gerettet werden.5
Chlorid
Chlorid, ein weiterer Elektrolyt, wird ebenfalls meist in Form von Natriumchlorid (NaCl) verzehrt, besser bekannt als Kochsalz (→ oben). Außerdem spielt Chlorid eine wichtige Rolle im Stoffwechsel und trägt dazu bei, dass das Blutvolumen, der Blutdruck und der Säure-Basen-Haushalt (pH-Wert) stimmen. Überschüssiges Chlorid wird über die Nieren ausgeschieden. Vom Referenzwert abweichende Chloridwerte können auf ein Problem mit den Nieren, Hormonen, dem Säure-Basen-Haushalt oder dem Elektrolytspiegel hinweisen.
Kohlendioxid
Kohlendioxid (CO2) ist eines der Abfallprodukte der Zellatmung, des Prozesses, durch den Energie im Körper produziert wird. Wenn Glukose, die Kohlenstoff enthält, mithilfe des Sauerstoffs während der Zellatmung aufgespalten wird, entstehen Energie, die der Körper benötigt, aber auch Kohlendioxid und Wasser. Kohlendioxid wird von den roten Blutkörperchen aufgenommen und in Kohlensäure (H2CO3) verwandelt. Ein Großteil dieser Kohlensäure wird zu Bikarbonat (HCO3), was als Alkalipuffer im Blut fungiert und den ausgeglichenen pH-Wert aufrechterhält. Etwa 90 Prozent des Kohlendioxids im Blut nimmt die Form von Bikarbonat an. Wenn Ihr Arzt einen CO2-Test anordnet, wird sich im Ergebnis die Menge von Bikarbonat in Ihrem Blut spiegeln. Sowohl ein hoher als auch ein niedriger Kohlendioxidspiegel in Ihrem Blut kann auf ein Ungleichgewicht des Säure-Basen- oder Elektrolyt-Haushaltes hinweisen.
Blut-Harnstoff-Stickstoff (BUN)
BUN ist ein Abfallprodukt, das bei der Proteinverarbeitung anfällt. In der Leber werden die Proteine, die Ihre Zellen benötigen, aufgespalten. Dabei entsteht Ammoniak, das Stickstoff enthält. Der Stickstoff in diesem Ammoniak verbindet sich mit anderen Elementen und wird zu Harnstoff. Harnstoff gelangt über das Blut in die Nieren. Dort wird diese Substanz aus dem Blut gefiltert und über den Urin ausgeschieden. Wenn der BUN-Wert von der Norm abweicht, sollte also stets die Nierenfunktion betrachtet werden. Tatsächlich wird der BUN-Wert oft dann bestimmt, wenn eine Nierenfunktionsstörung vermutet wird, aber die Werte können auch auf ein Herz- oder Leberversagen, eine Harnwegsobstruktion oder gastrointestinale Blutungen hinweisen.
Kreatinin
Die Aminosäure Kreatin wird in Leber und Nieren (und der Bauchspeicheldrüse) gebildet und versorgt Muskeln und Gehirngewebe mit Energie. Kreatin wird vor allem in den Muskeln gespeichert, doch bei der Verstoffwechselung wird ein kleiner Anteil in Kreatinin umgewandelt. Dieses Abbauprodukt gelangt aus dem Blut zu den Nieren. Dort wird es herausgefiltert und durch den Urin ausgeschieden. Der Kreatininspiegel im Blut ist ein Maßstab für die Filterleistung der Nieren, vor allem, wenn man diesen Wert zusammen mit den Ergebnissen eines BUN-Testes betrachtet. Männer haben tendenziell einen höheren Kreatininspiegel als Frauen, da Kreatin und Kreatinin mit Muskelmasse zu tun haben. Manche Menschen nehmen Kreatin als Nahrungsergänzungsmittel zu sich, um ihre sportlichen Leistungen zu verbessern. Falls das bei Ihnen der Fall ist, sollten Sie Ihren Arzt darüber informieren, bevor Sie einen Bluttest machen lassen.
BUN/Kreatinin-Verhältnis
Anhand des Blut-Harnstoff-Stickstoffwertes (BUN) und des Kreatinins im Blut kann das Verhältnis BUN und Kreatinin errechnet werden. Dieses Verhältnis liefert ein genaueres Bild über die Nierengesundheit als nur der eine oder der andere Test. Normalerweise wird das Verhältnis allerdings nicht bei Ihren Blutuntersuchungen errechnet, es sei denn, Ihr BUN-Wert oder Ihr Kreatininwert liegt nicht im Referenzbereich. Wenn das Verhältnis hoch oder niedrig ist, kann dies auf eine Nierenstörung oder andere Erkrankungen hinweisen. In diesem Fall wird Ihr Arzt weiterreichende Untersuchungen anordnen, um die Ursache des Problems zu klären.
Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) – Kreatinin-Clearance
BUN- und Kreatininwerte sind zwar für die Einschätzung der Nierengesundheit wichtig, doch letztlich reichen sie nicht aus, wenn eine Nierenerkrankung vermutet wird oder sich bereits entwickelt hat. Deshalb ist es wichtig, die Glomeruläre Filtrationsrate zu berechnen. Bei dieser Berechnung spiegelt sich die Menge des Blutes, das Ihre Nieren in einer Minute filtern, was im Allgemeinen mit der Urinausscheidung korreliert. Eine GFR unter einem bestimmten Messwert weist auf eine Nierendysfunktion hin. Die GFR wird Ihr Arzt bei einer chronischen Nierenkrankheit, Diabetes, einer Herzerkrankung, hohem Blutdruck oder einer genetischen Veranlagung für eine chronische Nierenkrankheit (CKD) berechnen. Auch bei häufigen Harnwegsinfektionen oder Harnwegsobstruktionen wird die GFR berechnet.
Die Leberwerte
Um zu erkennen, wie gut die Leber funktioniert, wird der Spiegel bestimmter Proteine gemessen, die in der Leber hergestellt oder weiterverarbeitet werden, darunter Albumin und Globulin sowie einige Leberenzyme.
Gesamteiweiß
Das Gesamteiweiß im Blutserum (Normwert → Buchklappen) setzt sich aus Albumin und Globulin zusammen. Durch Bestimmung der Gesamteiweißwerte können Anhaltspunkte über Störungen des Eiweißstoffwechsels gewonnen werden. Diese Werte tragen zur Diagnose von Nieren-und Lebererkrankungen bei. Außerdem lässt sich auch die Stärke des Immunsystems und die Ursache von Ödemen (Wasseransammlungen, die zu Schwellungen in Knöcheln und anderen Bereichen des Körpers führen) einschätzen.
Albumin
Gebildet wird Albumin vor allem in den Leberzellen. Es sorgt dafür, dass der flüssige Anteil des Blutes in den Blutgefäßen bleibt. Außerdem dient es als Transportprotein für Bilirubin, freie Fettsäuren, Hormone wie Thyroxin und Kortisol, Nährstoffe wie Kalzium und Magnesium und Medikamente im Blutkreislauf. Erhöhte Albuminwerte sind häufig mit Dehydrierung verbunden, andere mögliche Gründe sind zu wenig Magensäure, Entzündungen im Verdauungstrakt, Nieren- oder Lebererkrankungen, bestimmte Medikamente, ein Vitamin-A-Mangel und – selten auftretende – Krampfanfälle in der Schwangerschaft (Eklampsie). Niedrige Albuminwerte können auch durch Ödeme verursacht sein. Sie können ebenfalls auf chronische Mangelernährung hinweisen oder auf einen Eiweißverlust, der durch eine Colitis ulcerosa verursacht wurde.
Globuline
Globuline umfassen Transportproteine, Enzyme, Blutgerinnungsfaktoren und vor allem Antikörper. Die drei wichtigsten Globulingruppen sind Alpha-Globuline, Beta-Globuline und Gamma-Globuline. Alpha- und Beta-Globuline sind überwiegend Transportproteine. Gamma-Globuline umfassen Antikörper bzw. Immunglobuline. Weiße Blutzellen, vor allem die B-Lymphozyten, produzieren Immunglobuline bei Infektionen oder allergischen Reaktionen.
Albumin/Globulin-Quotient (A/G-Quotient)
Das Verhältnis zwischen Albumin und Globulin, der A/G-Quotient, zeigt auf, ob Ihr Gesamteiweißgehalt im Normbereich liegt. Ein hoher A/G-Quotient kann auf einen Mangel an Gamma-Globulinen hinweisen, was auf eine Immunschwäche schließen lässt. Er kann aber auch durch eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht sein. Bei Abweichungen des A/G-Quotienten wird Ihr Arzt weitere Untersuchungen einleiten, um die genaue Ursache dafür herauszufinden.
Bilirubin
Bilirubin ist ein gelborange-farbener Stoff, der beim Abbau der roten Blutkörperchen in der Milz entsteht. Es geht in die Gallenflüssigkeit über und wird schließlich über den Darm ausgeschieden. Wenn die Leber geschädigt oder krank ist, kann sie Bilirubin nicht richtig verarbeiten, sodass die Flüssigkeit sich im Blut ansammelt.
Alanin-Aminotransferase (ALAT, ALT)
ALAT ist ein Enzym, das vor allem in der Leber vorkommt, sich aber auch in Nieren, Herz, Skelettmuskeln und anderen Organen findet. Der Wert lässt Rückschlüsse auf Leberschäden ziehen; denn wenn die Leber geschädigt oder erkrankt ist, wird ALAT vermehrt ins Blut ausgeschwemmt, und der Wert dieses Enzymes steigt an.
Alkalische Phosphatase (AP)
Auch die alkalische Phosphatase (AP) ist ein Enzym, das überwiegend in der Leber und den Knochen vorkommt, auch wenn kleinere Mengen in den Nieren und im Darm zu finden sind. Erhöhte AP-Werte dienen als Tumor-Marker und bei der Diagnostik von Lebererkrankungen. Sie tauchen auch im Zusammenhang mit Knochenverletzungen, Schwangerschaft und bei Knochenwachstum auf.
Aspartat-Aminotransferase (AST)
Wie ALAT und AP ist auch die Aspartat-Aminotransferase (AST) ein Enzym, das vor allem in der Leber zu finden ist, aber auch im Herzen, in den Skelettmuskeln, in Nieren, Gehirn und roten Blutzellen. Wenn eines dieser Gewebe geschädigt ist, wird AST vermehrt ins Blut ausgeschwemmt. Zusammen mit einem erhöhten ALAT-Wert deutet vieles bei einem erhöhten AST-Wert auf eine Schädigung der Leberzellen hin.
Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT)
Das Enzym Gamma-GT kommt in vielen Organen vor, darunter der Leber, den Nieren, der Bauchspeicheldrüse, der Milz und dem Herzen. Ein erhöhter Gamma-GT-Wert kann auf Leberschäden hinweisen, aber um die Ursache der Schädigung zu erkennen, muss der AP-Wert hinzugezogen werden. Wenn sowohl AP als auch Gamma-GT erhöht sind, stellt sich ein Erkrankung der Gallengänge oder eine Lebererkrankung als wahrscheinlich heraus. Ist der AP-Wert erhöht, der Gamma-GT-Wert jedoch nicht, könnte der Arzt eine Knochenerkrankung vermuten. Gamma-GT reagiert aber auch stark auf Alkohol. Ein erhöhter Wert kann unter Umständen auch nur auf Alkoholkonsum zurückgehen.
Das große Blutbild
Im großen Blutbild werden die roten Blutzellen, die weißen Blutzellen, die Blutplättchen und das Hämoglobin bestimmt. Der Wert dieser Biomarker ermöglicht einen Einblick auf Ihre Vitalität und Energie, auf den Zustand Ihres Immunsystems und Ihre kardiovaskuläre Gesundheit (Normwerte → Buchklappen).
Rote Blutzellen (RBZ)
Wie bereits eingangs erörtert, transportieren die roten Blutzellen (RBZ – Erythrozyten bzw. rote Blutkörperchen) Sauerstoff und Kohlendioxid in die Lunge, wo es ausgeatmet wird. RBZ machen 40 bis 45 Prozent des Blutvolumens aus. Ein erhöhter RBZ-Wert kann die Folge eines zu geringen Sauerstoffspiegels sein, kann aber auch entstehen, wenn die Nieren zu viel des Hormons Erythropoetin (EPO) freisetzen, das die RBZ-Bildung und -Reifung im Knochenmark fördert. Auch eine Abnahme von Blutplasma kann zu erhöhten RBZ-Werten führen. Diese Faktoren können durch verschiedene Bedingungen, wie Erkrankungen des Knochenmarks, der Lunge, des Herz-Kreislauf-Systems, Dehydrierung, Nierenkrebs, einen Aufenthalt in großen Höhen und bestimmte Medikamente, ausgelöst werden.
Hämoglobin
Das eisenhaltige Protein in den roten Blutzellen bindet Sauerstoff und ermöglicht so dessen Transport durch den Körper. Außerdem trägt es dazu bei, Kohlendioxid zurück zur Lunge zu transportieren, und spielt eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der Form der roten Blutkörperchen. Der Hämoglobin-Wert lässt auf die Anzahl der roten Blutkörperchen schließen, doch die roten Blutkörperchen können dennoch ungleiche Mengen von Hämoglobin enthalten. Ihr RBZ-Wert kann also im Normbereich liegen, doch die Hämoglobinkonzentration in Ihrem Blut kann trotzdem erhöht oder zu niedrig sein. Mit Hämoglobintests kann auch die Schwere von Anämie und Blutgerinnungsstörungen eingeschätzt werden.
Hämatokrit
Der Hämatokrit beschreibt den Anteil der Blutzellen (aller festen Blutbestandteile) im Gesamtblut. Da die roten Blutkörperchen rund 99 Prozent der festen Bestandteile des Blutes ausmachen, ermöglicht er also vor allem einen Rückschluss auf den Anteil der roten Blutkörperchen. Im Hämatokrit-Wert spiegelt sich der Anteil der RBZ in Beziehung zum Anteil anderer Zellen in Ihrem Blut, und ob Sie zu viele oder zu wenige RBZ haben. Dieser Wert ist nötig, um Anämie und andere Bluterkrankungen genauer einschätzen zu können. Außerdem wird Ihr Arzt diesen Test vornehmen, um festzustellen, ob Flüssigkeitsmangel, eine chronische Erkrankung oder möglicherweise eine Tumorerkrankung vorliegt.
Mittleres Zellvolumen (MCV)
Das mittlere Zellvolumen (mean corpuscular volume – MCV) bezieht sich auf die durchschnittliche Größe bzw. das Volumen einer einzigen rote Blutzelle. Wenn der Wert über dem Durchschnitt liegt, spricht man von einer Makrozytose, liegt er unter dem Durchschnitt, von einer Mikrozytose. MCV-Werte werden benötigt, um diverse Formen der Anämie zu diagnostizieren.
Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (MCH)
Der MCH-Wert gibt den durchschnittlichen Hämoglobingehalt des einzelnen roten Blutkörperchens an. Mit Hyperchromie wird ein erhöhter MCH-Wert bezeichnet, mit Hypochromie ein zu niedriger MCH-Wert. Bei einer Anämie kann der MCH-Wert dem Arzt helfen, die Form und die Schwere der Erkrankung zu erkennen.
Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC)
Obwohl die MCHC- und die MCH-Werte eng miteinander verbunden sind, sind es doch verschiedene Messwerte. Der MCH-Wert steht für die durchschnittliche Menge Hämoglobin in einer einzigen roten Blutzelle, der MCHC-Wert spiegelt die Hämoglobinkonzentration in einer bestimmten Einheit von roten Blutkörperchen. Auch dieser Wert kann zur Diagnose verschiedener Erkrankungen des Blutes oder des blutbildenden Systems beitragen.
Thrombozyten (Blutplättchen)
Obwohl die Blutplättchen die kleinsten Zellen des Blutes sind und nur einen geringen Prozentsatz im Gesamtblutvolumen ausmachen, haben sie eine sehr wichtige Funktion: Sie helfen bei der Blutgerinnung, indem sie sich rund um die Verletzung eines Blutgefäßes verklumpen, wodurch sie das Loch verstopfen, vorausgesetzt, es ist nicht zu groß. Ein erhöhter Thrombozytenwert kann auf eine essenzielle Thrombozythämie hinweisen, eine Erkrankung des Knochenmarks, bei der die Zellen, die für die Bildung von Thrombozyten zuständig sind, diese Zellfragmente im Übermaß produzieren.
Weiße Blutzellen (WBZ)
Wie bereits erwähnt (→ auch Seite 23 ff.), machen die weißen Blutzellen (WBZ, Leukozyten) rund zwei Prozent des Blutes aus und geben Hinweis auf die Gesundheit Ihres Immunsystems. Ein erhöhter WBZ-Wert ist normalerweise Indiz für eine Infektion, er kann aber auch durch Faktoren wie anstrengende körperliche Ertüchtigung oder den Verzehr von zu vielen raffinierten Kohlenhydraten und Zucker, außerdem Allergien, Knochenmarkerkrankungen, Stress, Rauchen, Schilddrüsenerkrankungen oder Gewebeschäden verursacht sein.
Hormone
Da Hormone bei der Fortpflanzung wie auch bei zahlreichen anderen Aspekten Ihrer Gesundheit eine wesentliche Rolle spielen, sollten bestimmte Hormone vor allem bei Erwachsenen regelmäßig überprüft werden, auch wenn sie nicht routinemäßig in einer Blutuntersuchung eingeschlossen sind. Bei diesen Hormonen handelt es sich um DHEA, Östrogen, Progesteron und Testosteron. Männlichen Patienten sollte vielleicht auch ein PSA-Test nahegelegt werden. Außerdem soll man Hormone, die für den Stoffwechsel wichtig sind, darunter die Schilddrüsenhormone und Cortisol (das Stresshormon) kontrollieren lassen.
DHEA
Dehydroepiandrosteron (DHEA) wird zum größten Teil in der Nebennierenrinde gebildet. Man kann es als Vorstufe der Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen bezeichnen. Außerdem ist es ein Baustein des Stresshormons Cortisol. Darüber hinaus unterstützt es das Immunsystem, kann die Insulinresistenz senken, den Fettstoffwechsel anregen und als Antioxidans agieren. Im Blut taucht DHEA überwiegend als Dehydroepi-androsteron-Sulfat (DHEAS) auf, denn dort verweilt es länger als freies DHEA. Im Bluttest wird also normalerweise der DHEAS-Wert gemessen. Ein erhöhter Wert kann von Nebennierentumoren, adrenaler Hyperplasie (Vergrößerung der Nebennieren) oder einem polyzystischen Ovarialsyndrom verursacht sein, kann aber auch auf die Einnahme von DHEA-Nahrungsergänzungsmitteln zurückgehen. Falls Sie solche Mittel einnehmen, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt darüber informieren.
Östrogen
Östrogen gehört zu den Steroidhormonen, die vor allem bei der sexuellen Entwicklung und Fortpflanzung zum Tragen kommen. Erwachsene Frauen haben vor allem im gebärfähigen Alter normalerweise einen höheren Östrogenspiegel als Männer. Zur Gruppe der Östrogene gehören Estron (E1), Estradiol (E2) und Estriol (E3). Estriol ist normalerweise das schwächste Östrogen und wird hauptsächlich während der Schwangerschaft in größeren Mengen gebildet. Estradiol ist das wirksamste natürliche Östrogen und im gebärfähigen Alter auch das häufigste Östrogen im Körper einer Frau. Es kommt aber auch im männlichen Körper als Steroidderivat vor. Estron schließlich steigt in der Menopause an und wird dann im Anschluss zum stärksten Östrogen im weiblichen Körper. Die Eierstöcke verlieren ihre Fähigkeit, Estradiol zu produzieren, und die Nebennieren, die Leber und Fettzellen kompensieren dies, indem sie Estron produzieren. Zu viel Estron im Blut kann das Risiko von hormonabhängigen Tumoren, z. B. Brustkrebs, steigern. Übergewichtige Patientinnen haben höhere Estronspiegel, weil sie mehr Fettgewebe haben. Bei Männern bleibt der Östrogenspiegel relativ konstant, bei Frauen schwankt er je nach Lebensalter erheblich – außerdem verändert er sich im Verlauf des Menstruationszyklus.
Progesteron
Progesteron ist vor allem für seine Rolle bei der Empfängnis und der Regulierung des weiblichen Menstruationszyklus bekannt. Es wird in den Eierstöcken, den Nebennieren und der Plazenta von Schwangeren gebildet. Progesteron beeinflusst jedoch nicht nur die Funktion der Geschlechtsorgane, sondern fördert u. a. die Neubildung von Knochensubstanz und hemmt das krankhafte Zellwachstum von Brust- und Uteruszellen. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass Progesteron sogar in der Lage ist, geschädigte Zellen zu reparieren und zur natürlichen Entspannung und Schlafbereitschaft beizutragen, indem es auf die GABA-Rezeptoren im Gehirn Einfluss nimmt. Der Progesteronspiegel im weiblichen Körper schwankt je nach Lebensphase. Auch Männer bilden eine kleine Menge dieses Hormons, doch im männlichen Körper spielt es eine wesentlich geringere Rolle als das Testosteron. Synthetische Formen von Progesteron (Progestine) werden in Medikamenten zur Empfängnisverhütung und zur Hormonersatztherapie eingesetzt. Bei Frauen, die das synthetische Hormon einnehmen, ist der natürliche Progesteronspiegel unterdrückt. In solchen Fällen ist ein Bluttest nicht aussagekräftig. Bei Frauen im gebärfähigen Alter wird ein Bluttest normalerweise einundzwanzig Tage nach Einsetzen der Menstruation durchgeführt.
Testosteron
Testosteron kommt im männlichen Körper in einer zehnfach stärkeren Konzentration vor als im weiblichen. Es gilt zwar überwiegend als männliches Sexualhormon, spielt aber bei beiden Geschlechtern auch eine Rolle bei der Gehirnfunktion, der Muskelmasse, der Fettverteilung und dem Energiespiegel. Ein sehr kleiner Prozentsatz kreist frei im Blut, der Rest ist an Eiweiße gebunden.
Im Allgemeinen wird bei einem Bluttest die Kombination der beiden Testosteronformen gemessen, also das Gesamttestosteron. Ein Testosteronmangel kann zu diversen Symptomen führen, darunter Erektionsstörungen, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Schlafstörungen, hoher Blutdruck, Rückgang von sexuellem Verlangen, reduzierte Muskelmasse, Gelenkschmerzen, Zunahme an Körperfett (vor allem Bauchfett), Verlust von Achsel- oder Schambehaarung, Konzentrationsschwäche und gestörte Blutzuckerwerte.
Prostataspezifisches Antigen (PSA)
Die Prostata, die im männlichen Körper unterhalb der Blase liegt, ist eine kleine Drüse, die die flüssigen Bestandteile von Sperma produziert und freisetzt und dazu beiträgt, das Sperma bei der Ejakulation zu entladen. PSA ist eines der Proteine, die in der Prostata gebildet werden. Obwohl es kein Hormon ist, kann ein erhöhter PSA-Wert ein Hinweis auf Prostatakrebs sein, auch wenn dieser Test mittlerweile umstritten ist, weil er zu unnötigen Folgeuntersuchungen führen kann. Trotzdem raten viele Ärzte männlichen Risikopatienten zu diesem Test.
Normalerweise befindet sich eine kleine Menge PSA im Blut eines Mannes. Im Alter können Prostataprobleme auftauchen, etwa eine Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs. In solchen Fällen steigt der PSA-Wert, denn dieses Eiweiß versucht, das Wachstum von Prostatazellen zu unterdrücken. Ärzte vergleichen die Werte von PSA in zwei zeitlich ein halbes bis ein Jahr auseinanderliegenden Tests, um einen Hinweis auf frühe Anzeichen von Prostataproblemen zu finden. Wenn Ihr PSA-Wert in einem solchen Zeitraum sprunghaft ansteigt, wird Ihr Arzt wahrscheinlich weitere Untersuchungen anordnen.
Schilddrüsenhormone
Die Schilddrüse bildet Hormone, die den gesamten Energiestoffwechsel, das Gewicht, die Aktivität von Nerven, Muskeln, Herz, Kreislauf, Magen und Darm, seelisches Wohlbefinden und Sexualität beeinflussen. Ausgelöst wird die Produktion und Freisetzung dieser Hormone durch den in der Hirnanhangsdrüse gebildeten Botenstoff TSH (Thyreotropin). In der Schilddrüse werden die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (Tetrajodthyronin – T4) gebildet, das in T3 umgewandelt werden kann. Beide Hormone liegen in gebundener inaktiver und in freier aktiver Form im Körper vor. Zusätzlich zu einer Bestimmung des TSH-Wertes kann bei der Bestimmung der Schilddrüsenhormone der Wert vom gesamten T3 und T4 wie auch von freiem T3 und T4 berechnet werden. Der freie Spiegel umfasst die Menge der im Blut zirkulierenden Hormone, die von den Zellen genützt werden können, der Gesamtspiegel umfasst auch die Hormone, die an Proteine gebunden sind. Der Wert des freien T3 und T4 gilt als verlässlicherer Hinweis auf Schilddrüsenstörungen als der Gesamtwert. Ein erhöhter Wert der Schilddrüsenhormone weist auf eine Hyperthyreose, also eine Überfunktion der Schilddrüse hin, ein niedriger Wert auf eine Hypothyreose – eine Unterfunktion.
Cortisol
Cortisol ist ein Steroidhormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Es erhöht den Blutzucker, unterdrückt das Immunsystem, bekämpft Entzündungen und greift in die Knochenbildung sowie den Fettgewebe- und Eiweißstoffwechsel ein. Häufig wird es als »Stresshormon« bezeichnet, da es in körperlichen wie auch psychischen Stresssituationen zu einem deutlichen Anstieg der Cortisolproduktion kommt. Chronischer Stress kann zur Bildung von zu viel Cortisol führen, was sich in vielen körperlichen Problemen äußern kann. So kann ein erhöhter Cortisolspiegel die Bildung von Nervenzellen im Gehirn blockieren und das Gedächtniszentrum, den Hippocampus, schädigen, der sogar schrumpfen kann, wenn ein erhöhter Cortisolspiegel mit einem niedrigen DHEA-Spiegel einhergeht. Ein erhöhter Cortisolspiegel kann auch die Folge von Nebennierenkrankheiten, Essstörungen, oraler Empfängnisverhütung, körperlichen Aktivitäten, Hypophysentumoren oder Schwangerschaft sein.
Wichtige optionale Untersuchungen
Auch wenn die folgenden Tests normalerweise nicht durchgeführt werden, solange der Patient es nicht verlangt, oder wenn eine normale Blutuntersuchung eine Abweichung aufweist, die eine vertiefte Analyse erfordert, kann die Untersuchung von vier weiteren Substanzen ein kompletteres Bild liefern. Das gilt für die Bereiche Herzgesundheit, Immunsystem, Kalziumaufnahme, Regulierung des Blutzuckers und eine Reihe anderer vitaler Prozesse. Die Maßnahmen umfassen die Werte von Homocystein, C-reaktivem Protein (CRP), Vitamin D und Magnesium.
Homocystein
Homocystein entsteht als Zwischenprodukt bei der Verstoffwechselung einer ganz anderen Aminosäure, Methionin. Da ein erhöhter Homocysteinspiegel negative Auswirkungen auf diverse Bereiche unseres Körpers haben kann, besitzt er einen eingebauten Mechanismus, um Homocystein teilweise wieder in Methionin und andere nicht toxische Aminosäuren zurückzuverwandeln. Doch wenn dieser Prozess aus welchem Grund auch immer gestört ist, sammelt sich Homocystein in Körperflüssigkeiten und Gewebe und stellt eine Gefahr für Ihre Gesundheit dar. Unter anderem gilt es als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.6 7 Deshalb wird Homocystein auch in einer umfassenden Betrachtung des Fettstoffwechsels untersucht, um das kardiovaskuläre Risiko einzuschätzen. Der Laborwert gibt außerdem auch Auskunft darüber, ob Ihr Körper ausreichend mit B-Vitaminen versorgt ist. Ein überhöhter Homocysteinspiegel kann auch zu Depression, Fibromyalgie, Alzheimer oder vaskulärer Demenz führen. 8 9 10
C-reaktives Protein (CRP)
CRP ist ein weiterer Laborwert, der zur Risikobewertung einer Herzerkrankung ermittelt wird. Ein hoher Spiegel weist normalerweise auf eine bakterielle Entzündung hin und kann auch mit einer Herzerkrankung, einem Herzinfarkt und einer peripheren Arterienerkrankung korrelieren.
Vitamin D
Vitamin D ist in jüngster Vergangenheit aufgrund seines gesundheitlichen Nutzens immer wieder im Gespräch gewesen. Es fördert die Herzgesundheit, das Immunsystem, die Kalziumresorption und die Insulinregulierung und kann das Risiko bestimmter Erkrankungen, darunter Bluthochdruck, Osteoporose, einige Autoimmunerkrankungen und sogar bestimmte Krebsformen, mindern. Obwohl immer mehr Ärzte ihren Patienten diesen Test empfehlen, wird Vitamin D normalerweise nur gemessen, wenn ein hoher Kalziumspiegel vorliegt oder wenn der Patient unter einer Erkrankung leidet, die zu einem Absinken des Vitamin-D-Spiegels führen kann.
Magnesium
Magnesium ist ein wichtiger Mineralstoff, der ähnlich wie Vitamin D bei vielen körperlichen Funktionen eine Rolle spielt. Leider nehmen die meisten US-Amerikaner Magnesium nicht in ausreichenden Mengen zu sich, da die übliche Ernährung in den USA mit raffiniertem Zucker und gesättigten Fettsäuren überladen ist – Substanzen, die zu erhöhtem Magnesiumbedarf führen. Wenn Sie Ihren Magnesiumspiegel im Auge behalten und dafür sorgen, dass der Wert stimmt, kann dies dazu beitragen, dass Stoffwechsel, Knochenbildung und Blutzuckerregulierung sowie etliche andere grundlegende physiologische Prozesse unbeschadet ablaufen.
Zusammenfassung
Obwohl Sie nach wie vor einen Arzt benötigen, der den Bluttest vornimmt und die Ergebnisse richtig interpretiert, hat dieses Kapitel Ihnen hoffentlich wertvolle Einsichten in die diversen Komponenten, aus denen ein Bluttest normalerweise besteht, geliefert. Außerdem haben wir Ihnen noch ein paar nützliche Informationen zu Blutwerten, die normalerweise nicht gemessen werden, jedoch dazu beitragen können, Ihren Gesundheitsstatus klarer einzuschätzen, an die Hand gegeben. Blutuntersuchungen sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, um herauszufinden, ob Sie mit Ihrer Ernährung, Ihrem Lebensstil und Ihren Medikamenten (falls Sie welche nehmen) gut fahren.