Читать книгу Darmpilze - heimliche Krankmacher - Eberhard J. Wormer - Страница 4
ОглавлениеPilze – Gefahr für unsere Gesundheit
In diesem Buch geht es nicht um leckere oder giftige Pilze auf dem Teller, sondern um die winzig kleinen, fast unsichtbaren Exemplare, die sich im menschlichen Körper ansiedeln. Experten bezeichnen sie als Schmarotzer und »pathogen«, also »krank machend«.
Pilze sind überall
Immer häufiger müssen Intensivmediziner um das Leben kranker Patienten ringen, das durch eine Pilzinfektion bedroht ist. Dabei galten Pilze – anders als Bakterien oder Viren – noch bis vor wenigen Jahren als harmlose Verursacher von Infektionen der Haut und Schleimhaut, die zwar lästig, aber nicht lebensbedrohlich sind.
Für die starke Zunahme an Pilzinfektionen in den letzten Jahren gibt es Gründe: Viele Menschen müssen Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinträchtigen (Immunsuppressiva). Erkrankungen wie Aids und Leukämien erzeugen bei den Betroffenen eine generelle Abwehrschwäche – auch gegen eindringende Pilze. Die oft unnötige Einnahme von Antibiotika verstärkt das Risiko, steigende Diabetesraten begünstigen Pilzinfektionen ebenfalls. Ärzte müssen deshalb immer häufiger Anti-Pilz-Medikamente (Antimykotika) verordnen. Die Folge: Krank machende Hefepilze gewöhnen sich an diese Medikamente. Sie werden resistent. Die Arzneimittel wirken dann nicht mehr. Heute gelten Pilze nicht nur als Erreger von Haut- und Schleimhaut-Infektionen, sondern auch als Risiko für Intensivpatienten. Mittlerweile sind Candida-Hefen in Krankenhäusern die vierthäufigsten Erreger. Nur Colibakterien, Staphylokokken und Enterokokken sind noch weiter verbreitet.
Alle Pilze haben eins gemeinsam: Allein sind sie nicht lebensfähig, sie brauchen immer einen »Partner«, der sie ernährt. Bei pathogenen Pilzen ist es der menschliche Körper, von dem sie profitieren.
Echte Schmarotzer
Ob harmlos oder krank machend – alle Pilze haben eines gemeinsam: Allein sind sie nicht lebensfähig. Finden sie keinen »Partner«, der sie mit Nahrung versorgt, gehen sie ein. Fachleute nennen diese abhängige Lebensform Symbiose. Für die am weitesten verbreiteten krank machenden Pilze, einer Gruppe von Hefepilzen namens Candida, sind wir Menschen der ideale Nährboden. Wir geben ihnen alles, was sie zum Leben brauchen: Kohlenhydrate, Wärme und ein »gemütliches« Umfeld. Wenn Antibiotika oder andere Medikamente die natürliche Darmflora geschädigt haben, können sich Candida-Pilze dort ausbreiten, weil die nützlichen Keime bei der Abwehr als Gegenspieler fehlen.
Candida im 3D-Modell
Haben sich die Pilze nur lokal und oberflächlich auf einem Körperteil bzw. einem Gewebe angesiedelt, bezeichnen Ärzte das als »topische Mykose«. Zu den häufigsten oberflächlichen Mykosen gehören Fußpilz (Tinea pedia), Nagelpilz (Onychomykose) und Scheidenpilz (Vaginalmykose).
Zum Glück erweisen sich pathogene Pilze, die in unseren Breiten vorkommen, für den Normalbürger selten als lebensbedrohlich. Ganz im Gegensatz zu manchen ihrer Verwandten aus tropischen Ländern. Doch auch die verhältnismäßig zahmen einheimischen Erreger können betroffenen Menschen das Leben schwer machen. Fachleute teilen die ungebetenen »Mitesser« in drei Gruppen ein:
1. Hefepilze mit Namen Candidae
Den häufigsten unter den krank machenden Hefepilzen nennen Gesundheitsexperten Candida. Mindestens jeder zweite Mensch ist Träger dieses Pilzes, das heißt, der Pilz lebt unbemerkt im Darm oder auf der Haut des Menschen. Abwehrschwäche, Verletzung natürlicher Barrieren oder Störungen der Mikrobiota (Darmflora) können zur Folge haben, dass der an sich harmlose Besiedler zum Schmarotzertum übergeht und den Betroffenen krank macht. Natürlich richten nicht alle Hefen gesundheitsschädliche Schäden an; viele bekannte Arten verdienen uneingeschränkt das Prädikat »nützlich«, wie zum Beispiel die unentbehrliche Backhefe, die jeder kennt, der einmal ein Brot oder einen Hefekuchen gebacken hat. Dasselbe gilt für die seit Jahrhunderten als »Haustier« gehaltenen Bier- oder Weinhefen.
Obwohl Hefepilze im Essen eigentlich harmlos sind, reagieren einige Menschen auf sie empfindlich. Dann grummelt der Bauch nach hefehaltigen Lebensmitteln wie etwa Brot und Gebäck.
2. Hautpilze
Wie der Name schon andeutet, siedeln sich einige Pilze (Dermatophyten) bevorzugt auf der Haut und den Nägeln an. Besser gesagt, sie gehen buchstäblich unter die Haut, denn ihr Geflecht durchdringt die oberen Hautschichten und kann sie – anfangs weitgehend unsichtbar – auf Dauer zerstören. Je nach der Art der Infektion reichen die Symptome von harmlosen weißlichen Verfärbungen, die erst bei sonnenbrauner Haut sichtbar werden, bis hin zu schmerzhaften nässenden Wunden.
Schützen kann sich der Mensch nur durch die richtige Art von Hygiene. Wichtig ist es vor allem, »Feuchtgebiete« in Hautfalten und an den Füßen »trockenzulegen«, indem man sich besonders gut abtrocknet und dafür sorgt, dass die Kleidung genügend Luft an den Körper lässt. In öffentlichen Räumen, in denen man sich leicht anstecken kann, ist es gut, sich zu schützen. Wer beispielsweise in der Sauna und im Schwimmbad barfuß geht, wird eher zum Opfer als jemand, der grundsätzlich Badeschlappen trägt. Das Gleiche gilt für Bänke oder Liegestühle: Ein untergelegtes großes Handtuch schützt hier auf einfache Weise vor Kontakt mit von Pilzen bewohnten Oberflächen. Auf Reisen hilft es, die Sitze öffentlicher Toiletten mit mitgebrachten Spezialreinigungstüchern abzuwischen.
Schwarzer Schimmel produziert Giftstoffe.
3. Schimmelpilze
Anders als Hefen und Hautpilze hat man es hier nicht mit einer geschlossenen Gruppe zu tun, sondern es handelt sich um einen Sammelbegriff für Pilze, die sowohl unschädliche als auch krank machende Eigenschaften entwickeln können. Unschädlich und nützlich sind selbstverständlich Vertreter wie der Edelschimmel, der aus Käse aromatische Köstlichkeiten wie etwa Camembert oder Gorgonzola macht. Großen Schaden richten dagegen Schimmelpilze an, wenn man sie in großen Mengen einatmet, sie sich in der Lunge festsetzen und dort zu Atemwegserkrankungen führen.
Die vier Stufen einer Candida-Erkrankung
Im Prinzip lassen sich Erkrankungen durch den Hefepilz Candida (Candidosen) in vier Stadien einteilen.
Zuerst besiedelt der Pilz die Haut und die Schleimhäute. Das stellt noch keine Erkrankung dar, solange der Pilz von der normalen Darm- und Hautflora und vom Immunsystem in Schach gehalten wird.
Antibiotika-Behandlung oder Immunschwächen infolge einer Erkrankung lassen die Barrieren des Körpers manchmal durchlässig werden. Dann kann der Pilz durch die oberen Schichten der Haut dringen. Er wuchert dort. Dieses Stadium einer lokalen Schleimhautinfektion wird vom Arzt »Soor« genannt.
Dringt der Pilz weiter durch die Haut, kann es zu tiefen Infektionen kommen. Gelingt es ihm weiter, in das Blutgefäßsystem einzudringen, kann es zu lebensbedrohenden systemischen Pilzerkrankungen kommen.
Rote, schuppige Ausschläge auf der Haut können auf Darmpilze hindeuten. Fachleuten nennen die wunden Stellen »candidid«, können aber oft keine Pilze darin nachweisen. Wahrscheinlich sind giftige Stoffwechselprodukte der Pilze die Ursache der Hauterscheinungen.
Die Sporen, mit denen Schimmelpilze sich vermehren, schwirren überall durch die Luft: im Freien, in Büros und Wohnungen. Allerdings sind die Mengen in der Regel harmlos und können gesunden Menschen nicht viel anhaben. Beugt man sich jedoch zu dicht über die Biomülltonne, die wochenlang nicht geöffnet wurde oder werden Räume schlecht belüftet, bekommt der Körper manchmal eine zu große Portion Schimmelsporen ab. Siedelt sich Schwarzer Schimmel in Ecken und Ritzen der Wohnung, zum Beispiel im Bad, an, ist es Zeit Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Hier können nur Fachleute helfen, die Keime loszuwerden.
Warum werden einige Menschen krank – und andere nicht?
Ohne dass wir es merken, schützt unser Immunsystem uns täglich vor Milliarden von Keimen, also auch vor krank machenden Pilzen. Nur wenn uns die Abwehrkräfte einmal im Stich lassen, werden wir krank. Es ist es also vor allem der Gesundheitszustand eines Menschen, der entscheidend dafür ist, ob es zu einer Pilz-Infektion kommt oder nicht. Warum auch vollkommen fitte Menschen chronische Mykosen, also wiederkehrende Pilzerkrankungen entwickeln, ist nach wie vor ungeklärt. Es könnte sich um eine ererbte Veranlagung (Candida-spezifische zelluläre Immunschwäche) handeln.
Haut- und Schimmelpilze lauern überall und sind quasi stets auf dem Sprung. Durch besondere Vorsichtsmaßnahmen und bestimmte Hygiene können wir ihnen aber ein Schnippchen schlagen.
Oder es handelt sich in solchen Fällen um eine besonders bösartige Pilzart. Denn jede Candida-Pilzart hat andere Tricks, die ihr helfen, im Körper zu überleben. Jetzt beweisen moderne Labor-Untersuchungsmethoden (Genotypisierung), dass Pilzinfektionen an anderen Orten des Körpers häufig von im Darm lebenden Pilzen wie etwa Candida albicans und Candida glabrata ausgelöst werden. Bei einem sehr hartnäckigen Befall im Verdauungstrakt verfügt der Angreifer oft über besondere Kräfte, die ihm das Überleben auf der menschlichen Darmschleimhaut oder das Vordringen in tiefere Gewebe und Organe ermöglichen. Manche Hefepilz-Arten sind also aggressiver als andere.
Zur Zeit erforschen deutsche Biologen, wie es dieser Pilz schafft, zu tieferen Geweben und Organen vorzudringen. Vor Kurzem gelang es ihnen, bei Pilzen, die den Menschen krank machen können, die Erbanlage für ein sogenanntes Virulenz-Gen zu isolieren und zu charakterisieren. Virulenz-Gene enthalten die Bauanleitung für Eiweißstoffe, die für die krank machenden Eigenschaften des Pilzes verantwortlich sind.
Hefepilz-Erreger wie etwa Candida glabrata, Candida krusei und Candida tropicalis liegen »im Trend«, Experten entdecken sie zunehmend oft als Verursacher einer Pilzerkrankung. Infektionen mit exotischen Hefen häufen sich in unserer reisefreudigen Zeit, weil viele Menschen die Erreger, ohne es zu wissen, weitergeben und andere Menschen, die empfänglich dafür sind, anstecken. Wichtigste Ansteckungsquelle ist der Körperkontakt zum Mitmenschen, besonders beim Küssen und beim Geschlechtsverkehr wandert der Pilz gern von einem zum anderen.
Vor Kurzem entdeckten Forscher eine neue Pilzart, die sich von Madagaskar über das südliche Afrika nach Europa ausbreitet. Der Erreger gehört zur Gattung Candida, unterscheidet sich aber morphologisch und genetisch von allen mehr als 200 bislang bekannten verschiedenen Candida-Arten. Gefunden wurde der Pilz ursprünglich im Vaginalabstrich von Prostituierten in Madagaskar und in Angola, inzwischen aber entdeckte man ihn auch bei deutschen Patienten. Der Erreger befällt Scheide und Penis, er heißt nach seinem Fundort Candida africana. Die Tatsache, dass der Pilz bereits in Deutschland diagnostiziert wurde, weist auf die schnelle Verbreitung hin. Experten vermuten, dass sich Candida africana in Madagaskar aufgrund der langen Abgeschiedenheit der Insel als eigenständige Art entwickeln konnte, von dort aus ihre weite Verbreitung im Süden Afrikas fand und sich jetzt nach Europa ausdehnt. Von der Bundesanstalt für Arbeitssicherheit wurde der Erreger ebenso wie Candida albicans und zwei weitere Candida-Arten in die Risikogruppe 2 der Krankheitserreger eingestuft. Es handelt sich um die höchste Gefahrenklasse der in Deutschland vorkommenden Pilzerreger, nach deren Kontakt eine Erkrankung als sehr wahrscheinlich gilt.
Pilze unterwandern die Gesundheit
Bekommen Bakterien die Oberhand im Körper, schlägt unser Immunsystem sofort Alarm. Der Mensch erkrankt »akut«, also unmittelbar. Bekommen dagegen Pilze eine Chance, schleusen sie sich ganz unauffällig und leise in den Körper ein. Sie siedeln sich auf geschwächten Darmschleimhäuten an und beginnen von dort aus, den Körper und die Gesundheit zu unterwandern. Besonders gefährlich sind Pilzkrankheiten, die das Immunsystem außer Kraft setzen. So können sich bestimmte Hefepilze sogar im Inneren von weißen Blutkörperchen vermehren, obwohl diese sogenannten Fresszellen vom Immunsystem eigentlich dazu gedacht sind, eindringende Pilze abzuwehren.
Achtung! Nicht immer sind es Pilze!
Verdauungsstörungen können quälend sein und den Betroffenen das Leben wirklich schwer machen. Doch mancher Hausarzt schaltet die Ohren auf Durchzug, wenn Patienten über »Kleinigkeiten« wie Durchfall, Verstopfung und Blähungen klagen. Neben einer Pilzerkrankung können sich hinter diesen »Allerweltsbeschwerden« auch ernste Darmerkrankungen wie etwa ein Tumor, eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms, Mangel an Verdauungsenzymen, Störungen der Gallensäurenverarbeitung und Divertikel (Aussackungen der Darmschleimhaut) verbergen. Wer über längere Zeit unter diffusen Darmbeschwerden leidet, sollte sich in der gastro-enterologischen Abteilung eines großen Krankenhauses gründlich durchchecken lassen. Vor allem eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms ist mit einer Pilzerkrankung leicht zu verwechseln, weil auch sie entsteht, wenn die Abwehrkräfte des Körpers geschwächt sind. Darmspezialisten stellen diese Erkrankung nicht durch Laborproben, sondern durch einen Atemtest fest und behandeln sie mit Antibiotika.
Pilze verstehen es perfekt, ihre Erscheinungsform so zu verändern und zu verschleiern, dass man ihnen oft erst nach Jahren auf die Schliche kommt. Bei kaum einer anderen Erkrankung hört man so viele unterschiedliche Leidensgeschichten.
Schwarzer Schimmel in feuchten Wohnräumen ist ein Warnzeichen. Man lässt ihn am besten vom Fachmann beseitigen. Kommt er immer wieder, sind zur Sanierung der Räume grundsätzliche Baumaßnahmen angebracht.
Da ist zum Beispiel der Sechsunddreißigjährige, der sich völlig ausgebrannt fühlt. Dabei kommt er mit der Arbeit gut zurecht, und er wird auch nicht von den Berufskollegen gemobbt. Seit Kurzem graut ihm vor jedem Arbeitstag. Eigentlich wünscht er sich nur eins: ausruhen und schlafen. Natürlich war er beim Arzt, aber der konnte nichts Rechtes finden.
Typisch ist auch die junge Frau, die mit ihren 20 Jahren schon Dauergast in einer Arztpraxis ist, weil sie regelmäßig an juckenden Scheidenentzündungen leidet. Dazu kommen immer wieder Blaseninfektionen. Jedes Mal verschreibt der Arzt Medikamente, die ihr für ein Weilchen Ruhe verschaffen, aber die Entzündungen kommen immer wieder und halten sich hartnäckig.
Diäten ohne Ende
Heilpraktiker berichten hin und wieder über Frauen, die modisch und gertenschlank sind, sich aber nicht trauen, enge Hosen oder Röcke anzuziehen, weil sie sich um die Taille herum gestaut und wie aufgeblasen fühlen. Andere Betroffene versuchen vergeblich abzunehmen. Keine Diät schlägt an. Oft sind es Naschkatzen wider Willen, wie etwa die figurbewusste Dreißigjährige, die eigentlich Süßes gar nicht mag, aber dennoch einfach nicht anders kann, als sich immer wieder wie unter Zwang mit Schokolade, Eiscreme und Kuchen vollzustopfen. Ein Fall für den Psychologen, oder …?
Kariesbildung: Candida schadet den Zähnen
Bei fast jedem von uns findet sich das Bakterium Streptococcus mutans im Speichel. Es spielt eine Hauptrolle bei der Bildung von Karies. Zahnmediziner gingen früher davon aus, dass der Keim allein für den Zerfall der Zähne verantwortlich ist. Neuere Studien zeigen jedoch, dass daran eine ganze Reihe von Übeltätern beteiligt ist. Sie nutzen die klebrige Substanz, die Streptococcus mutans bildet, um auf den Zähnen Halt zu finden. Einer davon ist der Hefepilz Candida albicans. Schaut man sich das Zusammenspiel von Streptococcus mutans und Candida albicans genauer an, zeigt sich, dass das Bakterium im Beisein des Pilzes seine Wirkung verändert. Es wird durch die Anwesenheit der Pilze schädlicher.
Checkliste: Typische Beschwerden
Pilze tarnen sich und ihre Aktivitäten. Deshalb gibt es viele Erscheinungsformen, die Fachleute auch unter dem Sammelbegriff »Candida-Hypersensitivitäts-Syndrom« zusammenfassen. Wer unter einer oder mehreren der folgenden Beschwerden leidet, lässt sich am besten von einem Experten gründlich untersuchen:
• Verdauungsstörungen: Durchfall, hartnäckige Verstopfung, besonders aber andauernder Wechsel von beidem.
• Allgemeine Erschöpfung: Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schlafstörungen, allgemeine Unlust und Mattigkeit, Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen ohne erkennbare Ursache.
• Kränkeln: Dauererkältungen, immer wiederkehrende Blasen- oder Scheidenentzündungen und allgemeine Anfälligkeit.
• Analekzem: Hinter diesem Fachausdruck verbirgt sich ein ebenso lästiges wie für viele Menschen peinliches Symptom: Nässender und juckender bis brennender Ausschlag am After (Darmausgang).
• Hautkrankheiten: Rieselnde Kopfschuppen, verschorfte und juckende Kopfhaut, Ekzeme im Gesicht und an anderen Körperstellen.
• Allergien: Lebensmittel-Unverträglichkeiten, aber auch Asthma oder Neurodermitis und andere Allergien können durch Pilzbefall begünstigt werden. Wenn Sie unter einer Allergie leiden, lohnt sich die Untersuchung auf Candida.
• Rheumatische Beschwerden: Muskel- und Gelenkschmerzen, bereits vorhandene Gicht und Arthrose können durch Pilzinfekte befeuert werden.
Ewig zwickt der Bauch
Ganz anders liegt der folgende Fall: Egal, was er isst oder trinkt – fast täglich leidet der kräftige hochgewachsene vierzigjährige Handwerksmeister unter Durchfall. Manchmal allerdings klagt er auch über Verstopfung. Und dazu grummelt es ständig vernehmlich im Bauch; ab und zu hat er sogar regelrechte Krämpfe im Bauch. Der Mann fühlt sich matt und krank, seine Beschwerden sind ihm peinlich. Doch der Arzt konnte ihm lange Zeit nicht helfen, weil bei den Untersuchungen rein organisch alles in Ordnung zu sein schien.
Pilzerkrankungen und ihre häufigsten Ursachen
Keine Frage, manchmal muss eine Behandlung mit Antibiotika einfach sein. Sind an einer ernsthaften Erkrankung Bakterien schuld, geht es nicht ohne. Vor allem vor und nach Operationen schützen antibiotische Medikamente, von geschulten Ärzten sorgfältig ausgewählt und angewandt, den Patienten vor der gefürchteten Invasion von Bakterien.
Das Dumme ist nur: Antibiotika töten nicht nur krank machende Bakterien, sondern leider auch die nützlichen Arten, diejenigen, die auf allen Schleimhäuten und der Haut leben und dem Körper helfen, gesund zu bleiben! Schließlich bedeutet der Name Antibiotika: »Gegen das Leben gerichtet«. Allzu schnell sollte ein Arzt also nicht zu diesen wirksamen Arzneimitteln greifen. Denn krank machenden Pilzen ist Tür und Tor geöffnet, wenn die natürlichen Feinde, nämlich die nützlichen Bakterien, außer Gefecht gesetzt sind. Ähnliche Risiken birgt auch eine Behandlung mit Kortison: Das künstliche Hormon sorgt bei bestimmten Krankheiten dafür, dass körpereigene Abwehrfunktionen, vor allem Entzündungen gezielt gedämpft werden. Das ist oft sehr sinnvoll und manchmal überlebensnotwendig, aber bedauerlicherweise auch ein echter Türöffner für pathogene Pilze, gegen die der Körper durch das Kortison machtlos wird.
Heilpraktiker und Ärzte neigen ebenso wie die Betroffenen selbst manchmal dazu, die Ursache für diffuse Befindlichkeitsstörungen auf die »Seele« oder die Wechseljahre zu schieben. Dann dauert es umso länger, bis die echte Ursache – nämlich eine Pilzerkrankung – erkannt wird.
Chemotherapien, diese im Kampf gegen den Krebs unentbehrlichen Zellgifte, schädigen die Abwehrkräfte des Körpers oft für Monate so nachhaltig, dass Pilze eine Chance bekommen. Der Grund: Viele der bei einer Chemotherapie verwendeten Wirkstoffe (Zytostatika; abgeleitet von Cyto-Zelle und statik-anhalten) hemmen nicht nur das Wachstum der Krebszellen, sie greifen auch ins Immunsystem ein. Nicht zuletzt deshalb werden sie auch bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt.
Vielfalt im Inneren des Körpers
Wie die Mikrobiota (früher Darmflora) zusammengesetzt ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Jeder von uns beherbergt andere Bakterienstämme. Die Menge und Art der Mikroben variiert ebenfalls von Mensch zu Mensch und von Darmabschnitt zu Darmabschnitt. Es existiert ein stetiger Umbau, einige Bakterien sterben, andere vermehren sich oder es kommen neue über die Ernährung hinzu. Darüber hinaus verändert sich die Mikrobiota auch im Laufe des Lebens, in Abhängigkeit von der Ernährung, unter Stresseinwirkung und durch Medikamente.
Eine Fehlbesiedlung des Darms mit Pilzen führt oft zu einem aufgeblähten Verdauungstrakt. Dann klagen selbst sehr schlanke Frauen über den Schwund ihrer Taille.
Krankenhausinfektionen werden oft durch chirurgische Eingriffe ausgelöst. Ein Beispiel hierfür sind in Venen oder Harnwege eingeführte Katheter. Es ist eine vielfältige Mischung aus Mikroorganismen, die sich darauf festsetzen können: Bakterien, Viren und Pilze. Einer unter ihnen ist der Hefepilz Candida albicans. Dem Körper gesunder Menschen kann er nicht viel anhaben. Bei einer Schwächung des Immunsystems kann er jedoch
Infektionen auslösen. Auf einem Katheter tut er sich beispielsweise mit anderen Mikroben zusammen und dringt in den Körper ein.
Aufpassen auf Reisen
Vor allem Südeuropa-Urlauber sollten sich vorsehen und streunende Tieren nicht anfassen. Dort können herrenlose Katzen den Reisenden mit besonders hartnäckigen Pilzen anstecken. Durch den Trend zu Fernreisen haben auch exotische Pilzinfektionen zugenommen. Dabei stecken sich Urlauber oft durch Kontakt zu infizierten Einheimischen in Afrika, Asien und Amerika an. Infektionen können durch Hautkontakt oder indirekt, etwa beim Gebrauch eines gemeinsamen Handtuchs, übertragen werden. Unterwegs können sich zudem bereits bestehende Pilzinfektionen wie Fuß- und Vaginalpilz verschärfen. Wer im Urlaub stärker schwitzt, bietet Hautpilzen bessere Wachstumsbedingungen als sonst.
Stress, Hektik, Bewegungsmangel und falscher Ernährungsstil schwächen das Immunsystem.
Ernährungsstil und Stress
Kaum jemand setzt sich noch in Ruhe zu drei Hauptmahlzeiten zu Hause an einen schön gedeckten Tisch. Der hektische Takt des modernen Lebens führt dazu, dass viele Menschen nur noch schnell, sozusagen im Vorübergehen essen. Frisch Gekochtes wird oft zur Rarität. Ernährt man sich jedoch überwiegend oder ausschließlich von Fast Food, Fertiggerichten und Süßigkeiten, haben es Pilze erheblich leichter, sich einzuquartieren und quasi an den gedeckten Tisch zu setzen. Denn zum einen sind Kohlenhydrate, vor allem Zucker, die Hauptnahrungsmittel für Pilze. Zum anderen schadet solch eine, in der Regel ballaststoffarme Kost der Darmschleimhaut, weil nützliche »gute« Bakterien regelrecht ausgehungert werden. Zum guten Gedeihen benötigen »freundliche«
Wer sich mit Heißhunger und Gier auf kohlenhydratreiche Kost stürzt, könnte auch unter Diabetes leiden. Hinweise liefert ein Labortest beim Arzt.
Bakterien Pflanzenfasern aus Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse. Nur wenn die Mikrobiota (Darmflora) damit gut ernährt wird, schafft sie es, schädliche Viren, Bakterien und Pilze erfolgreich zu bekämpfen!
Auch die Hektik unseres modernen Arbeitslebens fordert ihren Tribut. Ist ein Mensch für längere Zeit seelisch und körperlich überlastet, haben Pilze leichteres Spiel als sonst. Denn nicht nur Herz und Kreislauf leiden, auch die Abwehrkräfte sinken. Dauert der Stress über Wochen, Monate oder gar Jahre an, streikt irgendwann das Immunsystem: Das Stresshormon Kortisol hemmt unsere Abwehrzellen; der Körper wird anfällig für die Angriffe von außen. Ein zweites Stresshormon wirkt direkt auf den Darm. Es ist das Adrenalin, der Stoff, der uns bei einer plötzlichen Bedrohung und auf der Flucht ungeahnte Kräfte verleiht. Aus diesem Grund schaltet das Hormon die Aktivitäten des Darms ab. Im Prinzip ist das natürlich auch gut so. Denn wer plötzlich weglaufen muss, kann sich schließlich nicht um ein Klo kümmern. Doch hat das Stresshormon zu oft und zu lange die Oberhand, verkümmern die Abwehrkräfte des Darms, unseres größten Immunorgans.
Das Immunsystem
Unsere Gesundheit steht und fällt mit den Abwehrkräften des Körpers. Ob sich Pilze bei uns einnisten oder nicht, hängt allein davon ab, wie gut unsere Schutzmechanismen funktionieren. Der Darm ist sozusagen die »Wiege« des Immunsystems, aber auch das Lymphsystem, das Knochenmark, die Milz und die im Blut zirkulierenden Abwehrzellen sind unersetzlich. Fällt nur ein Baustein des komplexen Netzwerkes aus, bekommen Krankheitserreger eine Chance. Bei frühgeborenen Babys, sehr alten Menschen, chronisch Kranken oder Fehlernährten haben Pilze deshalb manchmal leichtes Spiel.
Eine Ernährungsweise mit reichlich Gemüse, Kräutern und Naturgewürzen hilft dem Körper mithilfe einer vielfältigen und stabilen Mikrobiota (Darmflora), wieder fit zu werden.
Das Immunsystem arbeitet jeden Tag 24 Stunden still und leise als unser Bodyguard. Denn rund um die Uhr versuchen Viren, Bakterien und Pilze, uns anzugreifen. Der Körper könnte ohne sein ausgeklügeltes Abwehrsystem ihren Attacken nie entgehen, denn Erreger befinden sich in der Atemluft, in Nahrungsmitteln, auf unserer Haut und gelangen über den Magen-Darm-Trakt auch in unseren Körper hinein.
Immer wenn Eindringlinge versuchen, unseren Körper zu erobern, alarmiert der Körper das Abwehrsystem. Dabei spielen die Schleimhäute eine wichtige Rolle. Hier sitzen vom Mund über Darm und Scheide die meisten Abwehrzellen des Körpers. Je nach Art des Angriffs alarmieren die Abwehrzellen in Blut, Lymphe und der Schleimhaut innerhalb von Sekunden die Steuerzentralen des Körpers.
Damit die körpereigene Schutztruppe effektiv arbeiten kann, braucht sie den Beistand einer gesunden Lebensführung. Nährstoffmangel, Stress, Medikamente, zu viel Alkohol und Nikotin – all das kann unser Immunsystem ausbremsen, ohne dass wir es zunächst bemerken. Denn die wunderbaren, komplizierten Schutzmaßnahmen des Körpers funktionieren selbst unter erschwerten Bedingungen relativ lange Zeit immer noch erstaunlich perfekt.
Das Immunsystem unterstützen
Abgesehen von einer immunstärkenden Ernährungsweise und einem gesunden Lebensstil mit ausgewogenem Essverhalten, Stressabbau und körperlicher Bewegung schwören einige Experten auf zusätzliche Mittel, um das Immunsystem auf Trab zu bringen und Rückfälle zu verhindern.
Mikrobielle Präparate wie etwa Lactobazillen in Form von Tabletten oder auch lebende Darmbakterien wie etwa Enterokokken und Colibakterien (Prosymbioflor, Symbioflor) werden von Naturheilkundlern seit über 50 Jahren zur natürlichen Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Die Vertreter der Mikrobiologischen Therapie erklären ihre Erfolge damit, dass die Präparate wie eine »Impfung« wirken und damit alle Bereiche des Immunsystems stärken. Tatsächlich reagieren die Schleimhäute in Mund, Darm und Genitaltrakt mit einer verstärkten Produktion von Abwehrzellen.
Nur wenn die Mikrobiota (Darmflora) mit dem richtigen »Futter« ernährt wird, kann sie mit schädlichen Viren, Bakterien und Pilzen erfolgreich fertig werden.
Eine gute Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen aus pflanzlichen Lebensmitteln ist wichtig, wenn der Körper gegen eine Pilzerkrankung kämpft. In seltenen Fällen kann der Arzt oder Heilpraktiker empfehlen, den Bedarf durch die Einnahme eines Ergänzungspräparats zu decken.