Читать книгу Darmpilze - heimliche Krankmacher - Eberhard J. Wormer - Страница 5
ОглавлениеEin gesunder Darm wehrt Pilze ab
Menschen, die an einer Pilzinfektion leiden, tun gut daran, sich mit den Zusammenhängen zwischen Darmflora und Abwehrkräften zu beschäftigen. Nur wer genau die Zusammenhänge kennt, kann eine Pilzerkrankung gründlich auskurieren und so die Plagegeister für immer loswerden.
Die Darmflora ist überlebenswichtig
In unseren Bäuchen wird tagtäglich ein Wettstreit ausgetragen. Die dort lebenden Mikroben streiten um die besten Futterplätze und um gemütliche Nischen zum Überleben. Geht es ihnen gut, verdrängen freundliche Bakterien schädliche Eindringlinge von der Pilz- und Bakterien-Front. Ganz wie im richtigen Leben können die »Guten« auf Dauer nur bestehen, wenn sie die »Bösen« in Schach halten. Denn krank machende Bakterien und Pilze entziehen den nützlichen Helferbakterien die Lebensgrundlage, weil sie wichtige Nährstoffe für sich verbrauchen. Giftige Stoffwechselprodukte der »Bösen« schädigen die Mikrobiota (Darmflora) und bremsen damit das Immunsystem aus.
Unglaublich: 200 bis 300 Quadratmeter misst die Schleimhaut des Darms bei einer Länge von etwa sieben Metern. Ohne die 100 Billionen Mikroben, die darauf leben, brächte es unser Immunsystem nicht fertig, gefährliche Krankheitserreger unschädlich zu machen.
Fachleute glaubten lange, unser Dickdarm sei nur eine Art Abfalleimer der Verdauungsarbeit und nicht besonders bedeutsam für unsere Gesundheit. Inzwischen weiß man: Das Gegenteil stimmt. In den Falten unseres Darms werden auf 200 bis 300 Quadratmetern Schleimhaut rund 75 Prozent unserer Abwehrzellen gebildet. Billionen von Mikroben und Hunderte von Arten »besiedeln« eine gesunde Darmschleimhaut vom ersten Tag des Lebens an. Ohne sie würden wir schnell sterben.
Fachleute nennen die Beziehung zu unseren nützlichen »Mitbewohnern« Symbiose, weil Mensch und Mikrobe Nutzen daraus ziehen: Wir liefern den Kleinstlebewesen das notwendige »Futter«, indem wir unseren Darm mit Speisebrei, also mit Nährstoffen versorgen. Dafür produzieren nützliche Bakterien in der Mikrobiota Schutzstoffe (kurzkettige Fettsäuren), die die Schleimhaut ernähren und helfen, eine Barriere gegen das Eindringen von Pilzen und krank machenden Mikroben zu bauen. Sind genügend Ballaststoffe im Speisebrei (siehe Seite 30), produziert die Mikrobiota quasi als Gegenleistung nützliche Substanzen, die den Darm von innen heraus ernähren. Rund um die Uhr liefert eine gesunde Darmflora Energie für die Schleimhäute, macht sie stark und widerstandsfähig. Das schützt nicht nur vor Pilzen, sondern auch vor Darmkrebs und vielen anderen Zivilisationskrankheiten.
Pilze schaden nicht nur dem Darm. Nisten sie sich ein, schwächen sie auf Dauer den ganzen Körper und machen ihn wahrscheinlich auch anfällig für andere Krankheiten wie Krebs.
Eine ausgewogene Mikrobiota mit möglichst vielen verschiedenen Bewohnern garantiert stabile Zustände. Dann bekommen vorbei»reisende« Pilze keine Chance, sich festzusetzen, Kolonien zu bilden und womöglich in den Körper einzudringen. Damit die Abwehrtruppe schlagkräftig bleibt, braucht sie allerdings eine vielfältige ballaststoffreiche Ernährungsweise.
Eine gesunde Mikrobiota
❖ sorgt für ein Gleichgewicht der Kräfte
❖ schafft einen vielfältigen Bakterienrasen, der Pilze am Eindringen hindert
❖ verhindert, dass Pilze sich stark vermehren und durch die Darmwand auf andere Organe übergreifen
❖ stellt Stoffe her, die unsere Schleimhaut stärken und gesund halten
Kampf zwischen Gut und Böse
Die meisten der »guten«, also für den Menschen nützlichen Bakterien werden von den Experten »Milchsäurebakterien« genannt. Experten loben vor allem die Bifidobakterien. Warum ist ausgerechnet diese Gruppe von Bakterien so nützlich? Ganz einfach, weil sie schädliche Eindringlinge wie Pilze direkt vor Ort bekämpft.
Dabei arbeiten sie an zwei Fronten gleichzeitig: Einerseits machen sie das Klima im Darm für feindliche Eroberer unbehaglich, indem sie Milchsäure ausscheiden.
Ein Viertel der Mikrobiota besteht bei gesunden Erwachsenen aus Milchsäure- und Bifidobakterien. Gestillte Babys kommen dagegen noch auf 95 Prozent der nützlichen Keime.
So erzeugen sie ein saures Klima, das gesundheitsschädigende Pilze nicht vertragen. Andererseits schießen sie buchstäblich mit »Giftpfeilen« aus giftigen Eiweißsubstanzen auf ihre Fressfeinde. Diese »Chemiewaffen« schaden dem menschlichen Körper nicht, sind aber für krank machende Pilze das Ende.
Eine gesunde abwehrstarke Mikrobiota leidet mit, wenn ein Mensch lebensbedrohlich erkrankt. Medikamente wie etwa Antibiotika oder Kortison, der Mangel an Ballaststoffen und die Folgen andauernder seelischer Belastungen bringen die Darmflora aus dem Gleichgewicht.
Japanische Forscher schwören auf Milchsäurebakterien. Vor allem der Bifidus gilt ihnen wegen seiner Fähigkeit, Krankheitserreger wie etwa Pilze abzuwehren, als wichtigster Wohltäter unter den Bakterien der Mikrobiota.
Dann schwindet die Anzahl der streitbaren »guten« Bakterien vorübergehend oder auf Dauer. Das Netzwerk der nützlichen Mikroben, die als Freunde und Weggefährten Infektionen abwehren, gerät aus den Fugen. In einer solchen Situation treffen Pilze nur noch auf wenig Gegenwehr und können sich ungestört einnisten. Krank machende Pilze werden deshalb von Medizinern als »opportunistischer Erreger« bezeichnet. Sie machen es sich sofort zunutze, wenn eine geschwächte Verfassung des Körpers, vor allem des Immunsystem vorherrscht, um sich auszubreiten.
Vaginalpilze: Häufig ist die Mundschleimhaut mit befallen
Frauen, die an immer wiederkehrenden Pilzerkrankungen der Scheide leiden, lassen besser auch ihre Mundhöhle auf Candida untersuchen. Wissenschaftler der Berliner Humboldt-Universität machten nämlich eine erstaunliche Entdeckung: Bei Vaginalpilzen ist sehr häufig auch die Mundschleimhaut befallen. Doch meist merken weder die betroffenen Patientinnen noch ihre Ärzte es auf Anhieb. Denn im Mund machen die Schmarotzer in solchen Fällen keine Beschwerden und verhalten sich völlig unauffällig. Pilzkundige Ärzte und Heilpraktiker schauen besonders gründlich nach. Entdecken die Fachleute die »getarnten« Erreger nicht und behandeln deshalb die Mundhöhle nicht mit, ist ein Rückfall nicht selten vorprogrammiert. Dann vermehren sich die Pilze in einem unaufffälligen Winkel des Körpers und wandern bei nächster Gelegenheit wieder hinunter bis in die Vagina.
Verhängnisvolle Wechselwirkung
Schwinden die Abwehrkräfte der Mikrobiota, verliert auch das Abwehrsystem der übrigen Schleimhäute seine Schlagkraft. Ohne die warnenden Botenstoffe aus dem Darm bleibt das Immunsystem unvorbereitet, wenn Pilze wie Candida albicans oder Candida glabrata eindringen. Stimmt dagegen im Körper alles, helfen Zellen aus dem Lymphgewebe in der Darmwand, den Feind aufzuspüren und senden umgehend Botschaften in die Blutbahn. Die Schleimhäute von Bronchien, Blase und Scheide bilden daraufhin passende Antikörper und schlagen den Eindringling auf diese Weise schnell in die Flucht. Das Ganze geht jedoch schief, wenn die Mikrobiota gestört ist und keine Botenstoffe schicken kann. Dann haben Pilze freie Bahn, sich an der Darmwand festzuheften oder sogar durch den Darm ins Gewebe zu wandern. Auf Dauer schwächen sie den ganzen Körper und machen ihn auch für andere Krankheiten anfällig. Damit beginnt ein verhängnisvoller Kreislauf: Wird das Immunsystem der immer größeren Flut von Pilzen nicht mehr Herr, bekommen die Eindringlinge freie Bahn und schaden der Körperabwehr immer mehr.
Kämpfen kostet Kraft
Den Kampf gegen schädliche Mikroben bekommen wir manchmal zumindest indirekt zu spüren. Denn sobald der Feind übermächtig wird, greifen Abwehrzellen zu einer Notmaßnahme. Sie produzieren biochemische Signale, die uns müde machen. Im Schlaf hat das Immunsystem die besten Arbeitsbedingungen, mit der Mikroben-Invasion fertig zu werden und den bereits angerichteten Schaden wieder zu reparieren. So erklären Experten sich inzwischen auch die Tatsache, dass sich Menschen mit einer ausgeprägten Pilzinfektion selbst am hellichten Tag antriebslos und müde fühlen.
Ballaststoffe gegen Pilzerkrankungen
Vor etwa 100 Jahren sagten Ärzte den Faser- und Quellstoffen in unseren Nahrungsmitteln noch nach, sie seien schädlich. In dieser Zeit nahm man an, dass Unverdauliches den Darm durch zusätzliche Verdauungsarbeit schwächt. Selbst in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts hielten Ernährungsfachleute die unverdaulichen Pflanzenstoffe noch als »Ballast« für weitgehend entbehrlich.
Diese Ansicht änderte sich erst, als englische Wissenschaftler einen offenkundigen Zusammenhang zwischen der »feinen« ballastarmen Wohlstandskost der späten Wirtschaftswunderzeit und dem Anstieg typischer Zivilisationskrankheiten erkannten. Jetzt begannen Fachleute, »Ballaststoffe« und ihre vielfältigen Wirkungen zu erforschen.
Zu viel Ballaststoffe machen Bauchschmerzen? Dann zum Einstieg erst mal feines Vollkornmehl verwenden, grobes Gemüse fein raspeln und Hülsenfrüchte pürieren. Außerdem: Viel trinken!
Heute zweifelt niemand mehr daran, dass diese pflanzlichen Bestandteile unserer Nahrung wichtige Aufgaben erfüllen und für die Mikrobiota (Darmflora) unverzichtbar sind. Nur wenn genügend Ballaststoffe in den Darm gelangen, können nützliche Bakterien wachsen und Pilze wirksam in Schach gehalten werden.
Ballaststoffreiche Zutaten stärken die Abwehrkräfte des Darms.
Pflanzliches für jeden Geschmack
Nur pflanzliche Lebensmittel enthalten die überaus nützlichen Ballaststoffe in Form von unverdaulichen Faser-, Quell- und Schleimstoffen. In Fleisch, Fisch, Eiern, Butter, Käse oder Wurst, aber auch in Pflanzenölen und Zucker sind die gesunden Substanzen nicht enthalten. Wer beim Kochen und Backen häufiger als sonst zu ballaststoffreichen Zutaten aus der folgenden Liste greift, stärkt die Abwehrkräfte des Darms.
Kopfsalat, Tomaten, Gurken und Zucchini liefern nur geringe Mengen Ballaststoffe. Höher liegt der Anteil bei allen Kohlsorten, bei Wurzeln wie etwa Möhren oder Pastinaken, bei Paprika und Fenchel. Egal, welche der ballaststoffreichen Lebensmittel Ihnen am besten schmecken, essen Sie zum Einstieg nur kleine Mengen davon. Zum Beispiel einfach ein, zwei Löffel Leinsamen oder eine kleine Menge Hülsenfrüchte unter gewohnte Gerichte mischen. So bekommen die Verdauungssäfte eine Chance, sich peu à peu an die neue Zusammensetzung der Mahlzeiten anzupassen. Nach einer Eingewöhnungszeit von einigen Tagen oder – je nach Empfindlichkeit – auch Wochen kann man die Mengen steigern, ohne dass der Bauch protestiert.
Hitliste der leckeren Sattmacher | |
100 Gramm enthalten: | Ballaststoffe: |
Leinsamen, gemahlen | 35 g |
Kakaopulver | 33 g |
Erdmandelflocken (Chufanuss) | 32 g |
Haferkleie | 30 g |
Dicke Bohnen, frisch, im Glas oder tiefgekühlt | 28 g |
Roggenkleie | 28 g |
Knäckebrot, ballaststoffreich | 24 g |
Rote Kidneybohnen, getrocknet | 21 g |
Weizenkeime | 18 g |
Grüne Erbsen, getrocknet | 18 g |
Sojakerne, getrocknet | 17 g |
Sojamehl | 17 g |
Weiße Bohnen, getrocknet | 17 g |
Roggenkörner | 14 g |
Hirse | 13 g |
Kichererbsen, getrocknet | 12 g |
Linsen, getrocknet | 11 g |
Erdnusskerne | 11 g |
Sesam | 11 g |
Dinkel, Grünkern | 9 g |
Gemüse, frisch oder tiefgekühlt, je nach Sorte ca. | 1–6 g |
Ballast für Bestform
Unverdauliche Pflanzenfasern leisten nützliche Arbeit für uns. Sie stammen aus Vollkorngetreide, Gemüse oder Hülsenfrüchten und vergrößern die Menge des Nahrungsbreis im Darm. Dabei nehmen sie Flüssigkeit auf und quellen. Dieser Effekt vergrößert die Menge, der Speisebrei reist dann schneller durch den Dickdarm. Erfreuliche Folge: Giftstoffe, Candida-Hefen und andere schädliche Mikroben werden beschleunigt hinausbefördert und können sich schwer einnisten. Wer genügend Ballaststoffe mit der Nahrung aufnimmt, leidet selten unter Verstopfung, weil die unverdaulichen Nahrungsbestandteile den Stuhl voluminös und locker machen. Auch auf Fettstoffwechsel und Cholesterinspiegel haben Ballaststoffe eine günstige Wirkung. Manche binden zum Beispiel Gallensäuren, die für die Fettverdauung zuständig sind. Der Körper muss dann für Nachschub aus seinen Cholesterinvorräten sorgen und senkt so auf natürliche Weise den Cholesteringehalt im Blut.
Die Menge macht’s
Wegen der vielfältigen Aufgaben, die Ballaststoffe erfüllen, gelten sie bei Fachleuten zu Recht als gutes Mittel gegen vielerlei Zivilisationskrankheiten. Ihre Wirkung zeigt sich jedoch erst, wenn man reichlich isst. Statistisch gesehen, gönnen wir uns nur 20 Gramm pro Tag; mindestens 10 Gramm mehr fordern die Darmexperten, die aus vielen Studien wissen, wie sich etwas mehr »Grobkost« auswirkt.
Kein Zufall, meinen Experten, dass die Zahl und der Schweregrad der sogenannten Zivilisationskrankheiten stetig ansteigt, seit üppige Fleischmahlzeiten und Fertiggerichte auf dem Vormarsch sind, darmfreundliche Kost wie Vollkornbrot, Getreide und Hülsenfrüchte aber immer mehr ins Hintertreffen gerät.
Flüssigkeit unterstützt
Damit Ballaststoffe im Verdauungstrakt optimal wirken können, brauchen sie reichlich Flüssigkeit. Erst wenn wir ausreichend viel trinken, tun Pflanzenfasern das, was sie so wirkungsvoll macht: Sie quellen auf. Wer dagegen zu einem ballaststoffreichen Essen wenig trinkt, macht seinem Darm die Arbeit schwer. Also immer ein paar Schlucke nehmen, wenn der Durst kommt. Am besten gewöhnt man sich zusätzlich an, zu jeder Mahlzeit ein großes Glas Wasser zu trinken. Das hilft beim Sattwerden und erleichtert dem Darm die Arbeit.
Beim Einkauf beachten: Ballaststoffquelle
Steht auf der Packung, das Lebensmittel sei eine Ballaststoffquelle oder eine andere Aussage, die für Verbraucher dieselbe Bedeutung hat, muss das Produkt mindestens 3 g Ballaststoffe pro 100 g oder mindestens 1,5 g Ballaststoffe pro 100 kcal enthalten. Ist auf der Packung die Rede von einem »hohen Ballaststoffgehalt« oder werden ähnliche Werbeaussagen gemacht, muss das Produkt mindestens 6 g Ballaststoffe pro 100 g oder mindestens 3 g Ballaststoffe pro 100 kcal enthalten.
Sechs Tipps für einen abwehrstarken Darm
Die Gesundheit des Verdauungstrakts und damit die des gesamten Körpers hängt nicht nur von der Ernährung ab. Bewegung und Lebensstil bestimmen das Wohlbefinden ebenso sehr, darin stimmen internationale Forscher überein.
1. Pflanzliche Sattmacher Essen Sie sich an pflanzlichen Lebensmitteln satt. Nur Pflanzen liefern die für den Darm unentbehrliche Menge von Ballaststoffen. Mischen Sie Gemüse und Hülsenfrüchte mit Vollkorngetreide und Kartoffeln.
Zutaten für ballaststoffreiche Mahlzeiten | |
Das von Ernährungsexperten empfohlene Minimum von 30 Gramm Ballaststoffen pro Tag zu erreichen, ist nicht schwierig, wenn man einmal weiß, in welchen alltäglichen Lebensmitteln sich viel Ballast versteckt. | |
Lebensmittel | Ballaststoffe |
2 Scheiben Vollkornbrot | ca. 8 Gramm |
200 g gekochte Nudeln | ca. 4 Gramm |
1 Paprikaschote (150 g) | ca. 6 Gramm |
50 g kernige Haferflocken (1 Portion) | ca. 5 Gramm |
1 große Möhre (150 g; roh) | ca. 5 Gramm |
150 g Rosenkohl | ca. 6 Gramm |
100 g Austernpilze | ca. 6 Gramm |
150 g grüne Erbsen (TK) | ca. 6 Gramm |
50 g Popcorn | ca. 5 Gramm |
2 Scheiben Roggenmischbrot | ca. 6 Gramm |
Das Abkühlen und Wiederaufwärmen setzt in stärkereichen Lebensmitteln wie etwa Kartoffeln und Nudeln die prebiotisch wirksame »resistente Stärke« frei. Hilfreiche Darmbakterien sind ganz versessen darauf und bedanken sich für solche Mahlzeiten mit einer rasanten Vermehrung.
2. Vollwertig satt essen Essen Sie möglichst viele verschiedene naturbelassene Nahrungsmittel, lassen Sie alle Arten von Zucker und Süßigkeiten weg. Das könnte im Alltag etwa so aussehen: Kaufen Sie frische Ware anstelle von Fertigprodukten, kochen Sie so oft wie möglich selbst. Essen Sie Vollkornbrot anstelle von Weißbrot oder Croissants, statt Pommes lieber Pellkartoffeln und statt Schokoriegel eine Handvoll Nüsse. Für den guten Geschmack beim Kochen reichlich frische Kräuter verwenden und mit Gewürzen die Verdauungssäfte anregen.
3. Täglich Gemüse Essen Sie das ganze Jahr über jeden Tag 400 bis 800 Gramm Gemüse und genießen Sie die kalorienarme Frischkost zu jeder Mahlzeit. Nur wenn genügend bioaktive Pflanzenstoffe in jeder Mahlzeit zur Verfügung stehen, schützen sie den Verdauungstrakt vor Erkrankungen.
4. Viel bewegen Mindestens eine Stunde täglich aktiv sein. Wer seine Muskeln im Beruf kaum braucht, sollte den Körper durch strammes Gehen, Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Rollschuhfahren unterstützen. Schweißtreibende Sportarten, die den Puls hochtreiben, sorgen für gute Durchblutung der Verdauungsorgane.
5. Spannungen abbauen Lassen Sie sich vom Stress nicht überwältigen. Nutzen Sie jede Gelegenheit, seelische Spannungen abzubauen, denn der Darm ist ein empfindsames Organ. Spiel, Sport, Körpertherapien und Selbsthilfegruppen bringen Körper und Seele ins Gleichgewicht.
6. Ausreichend schlafen Schlafen Sie lieber, als Übermüdung mit anregenden Getränken wie Tee oder Kaffee zu überdecken. Ideal ist eine kurze Schlafpause am Mittag oder untertags nach der Arbeit, sie hilft dem Immunsystem bei Reparaturarbeiten.
Probiotika: Neues von alten Bekannten
Wer unter einer Pilzerkrankung leidet, setzt vielleicht gern auf sanfte Naturmedizin, um seine Mikrobiota (Darmflora) zu stärken und eine intakte Immunabwehr zu schaffen. Nützliche Effekte werden vor allem für Milchsäurebakterien (Lactobazillen) angenommen. Unter diesem Namen fassen Mikrobiologen alle Bakterien zusammen, die eine Eigenschaft gemeinsam haben – sie produzieren Milchsäure. Genau das macht sie seit Jahrtausenden zur Herstellung und Haltbarmachung von Lebensmitteln unentbehrlich.
Salzgurken, Sauerkraut und Oliven frisch vom Fass kaufen und roh essen. So profitiert der Körper von der immunstärkenden Wirkung ihrer lebenden Milchsäurebakterien.
Ohne sie gäbe es weder Joghurt, Sauerkraut, Käse, Sauerteigbrot, Oliven noch milchsaure Gurken. Unsere Urgroßmütter konservierten beispielsweise Gemüse, indem sie es mit Salz zum Gären brachten. Bei dieser Methode erzeugen »wilde« Milchsäurebakterien ein saures Klima, in dem Pilze und Fäulnisbakterien nicht lange überleben können. Sogar Fleisch und Wurst bleiben auf diese althergebrachte Art länger frisch: Luftgetrocknete Spezialitäten wie Salami und Schinken verdanken ihre Haltbarkeit den Milchsäurebakterien.
Kleine Helfer gegen Pilze
In den letzten Jahren häufen sich die wissenschaftlichen Belege dafür, dass einige Bakterienstämme tatsächlich probiotisch wirken und so Erkrankungen vorbeugen können. Welche Mechanismen hinter diesem Schutzeffekt stecken, wird an vielen Stellen der Welt erforscht. Eins ist jedoch schon ziemlich sicher: Sobald bestimmte Milchsäurebakterien in unseren Verdauungstrakt geraten, reagiert die Mikrobiota. Probiotische Keime sorgen wohl wie ein Trainer dafür, dass die Abwehrkräfte hellwach bleiben.
Der Name Probiotika stammt aus Finnland, wo vor rund 30 Jahren Tierärzte auf die Idee kamen, lebende, die Abwehrkräfte stärkende Darmbakterien statt Antibiotika ins Futter von Hühnern zu mischen, um sie vor Infektionskrankheiten zu schützen. Die Veterinäre vertrieben nicht nur Krankheitserreger mit Erfolg. Sie senkten auch die Belastung durch den Zusatz von Antibiotika, die damals noch in fast jedem industriell hergestellten Tierfutter als »Leistungsförderer« enthalten waren. Die findigen Finnen tauften ihre Neuentdeckung »Probiotics«, zu Deutsch »für das Leben«. Denn anders als Antibiotika stärken probiotische Bakterien die Abwehrkräfte.
Hoffnungsträger Probiotika
Wie potent von außen zugeführte Darmbakterien wirklich sind, konnten Wissenschaftler bislang noch nicht erschöpfend klären. Doch einige Tatsachen sprechen für sich:
❖ Probiotika fördern die Verdauung von Milchzucker, sorgen für ein saures Milieu und regulieren die Beweglichkeit des Darms.
❖ Das Immunystem wird durch sie angeregt und kann Keime oder Pilze besser bekämpfen. Wissenschaftler der Bundesanstalt für Milchforschung in Kiel konnten beispielsweise nachweisen, dass nach Probiotikagabe bei immungeschwächten Menschen, die an Krebs oder HIV litten, eine deutlich geringere Besiedlung mit Candida festzustellen war.
Gut für Linienbewusste: Ballaststoffe haben kaum Kalorien, sättigen aber nachhaltig. Der Grund: Der Speisebrei wandert langsamer durch Magen und Dünndarm, die Nährstoffe gelangen besser dosiert und langsamer ins Blut.
Probiotika tragen wohl zur Darmgesundheit und Immunabwehr bei. Aber gewiss ist auch: Die Wirkung lässt schnell wieder nach. Je nach Bakterienstamm hält ihr Schutz wahrscheinlich nur für Stunden oder Tage an. Lediglich einige wenige Arten sollen noch ein bis zwei Wochen nach der letzten Mahlzeit im Stuhl nachweisbar sein und daher eine längere Wirkungszeit besitzen. Daraus können wir schließen: Wer die Mikrobiota auf Dauer günstig beeinflussen möchte, füttert am besten die nützlichen Bewohner regelmäßig mit Ballaststoffen aus Vollkorn und Gemüse. Finden die nützlichen Mikroben im Darm genügend Nahrung, wachsen und gedeihen sie so gut, dass Eindringlinge wie etwa Candida albicans an ihren Abwehrmechanismen scheitern.
Good News für Gourmets: Luftgetrocknete, naturgereifte Salami und Schinken enthalten lebende Milchsäurebakterien, die durch Milchsäure helfen, diese Fleischwaren haltbar zu machen.
Prebiotics – Leibgericht für Probiotics
Viele Experten ziehen es vor, anstatt lebende Bakterien als Präparat zu verordnen, die »guten« Bakterien ganz gezielt zu füttern – und zwar mit sogenannten »prebiotischen« Ballaststoffen. Als wichtige Prebiotika gelten dabei Inulin und Oligofruktose, Naturstoffe, die aus bis zu 60 Fruchtzuckermolekülen bestehen. Sie verstecken sich in rund 30 000 Pflanzen und sind daher auch in vielen alltäglichen Lebensmitteln wie zum Beispiel Knoblauch, Zwiebeln, Chicorée und Getreide enthalten.
Neben Leinsamen ist Inulin der bekannteste Vertreter dieser speziellen Ballaststoffe. Allerdings müssten wir geradezu Berge von Gemüse essen, wollten wir unseren Bedarf allein durch den geringen natürlichen Inulingehalt der Nahrung decken. Seit einiger Zeit wird Inulin aus Zichorienwurzeln (Chicorée) gewonnen und über den Versandhandel und in Reformhäusern angeboten.
Inulin als Anti-Pilz-Mittel
Inulin macht Pilzen das Leben buchstäblich sauer. Das fanden auch amerikanische Biologen von der Mississippi State University heraus, als sie Mäuse absichtlich mit Candida albicans infizierten. Gab man den Mäusen zusätzlich Inulin ins Futter, konnten später bei einer Stuhluntersuchung nur halb so viele Pilze gefunden werden als bei der Vergleichsgruppe. Dieser deutliche Effekt ließ sich beliebig wiederholen. Kein Wunder, Inulin ist schließlich das Lieblingsfutter der Feinde aller Darmpilze, der Bifidobakterien.
Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Ballaststoffe. Wer an ballaststoffreiches Essen nicht gewöhnt ist, wird die deutlich größere Fülle im Darm vielleicht erst einmal ungewohnt finden und beim Verdauen mehr Darmgase bemerken als sonst. In solchen Fällen hilft es, am Anfang nur kleine Prisen ins Essen zu »mogeln« und weniger als fünf Gramm täglich zu verwenden. Nach ein paar Tagen kann man die Dosis langsam steigern. Weil Inulin sich so leicht wie Zucker auflöst, verschwindet es spurlos in Suppen, Saucen und Getränken. Man kann das nahezu geschmacklose Pulver auch ins Mehl mischen, in den Quark oder ins Müsli rühren.
Dazu kommt: Inulin ist gut für die schlanke Linie. Der lösliche Ballaststoff sättigt nachhaltig, weil er die Aufnahme der Nährstoffe hinauszögert und über einen längeren Zeitraum verteilt. Ein Gramm Inulin liefert übrigens nur etwa eine Kilokalorie – Zucker bringt es auf satte vier!
Nicht unbedingt eine hoffähige, aber eine wichtige Frage: Wie oft »müssen wir müssen«? Faustregel von Experten: Einmal täglich ist in Ordnung. Alle zwei Tage auch. Stecken genug Ballaststoffe im Essen, kann man auch öfter.
Natürliches Inulin ist beispielsweise in Topinambur, Zwiebeln oder Chicorée enthalten und als Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform erhältlich.
Stärke: Feinkost für probiotische Keime
Als besonders nahrhaft für hilfreiche Darmbewohner erwies sich in Studien die sogenannte resistente (unverdauliche) Stärke. Sie wurde erst vor rund 30 Jahren entdeckt. Wissenschaftler fanden heraus, dass ein Teil der Stärke in Kartoffeln, Reis und Nudeln sich nach dem Garen und Abkühlen so verändert, dass die Verdauungssäfte im Dünndarm nicht mehr herankommen.
Lässt man die stärkehaltige Lebensmittel nach dem Kochen abkühlen, ändert sich ihre Struktur: Aus normaler Stärke wird resistente Stärke, die sich nicht von den körpereigenen Enzymen aufspalten lässt. Weiterer Pluspunkt: Der Körper gewinnt weniger Kalorien aus der Mahlzeit, was gut für die schlanke Linie ist. Stattdessen füttern die Ballaststoffe nützliche Darmbakterien. Die wiederum helfen Pilzkranken, indem sie schützende Substanzen für die Darmschleimhaut produzieren.
Erst mal weglassen: Luxuskalorien
Alkohol liefert außer Energie und dem berühmten Schwips keinerlei Vorzüge. Weder Ballaststoffe, Vitamine noch Mineralstoffe oder andere wertvolle Biostoffe. Klar, dass ein Glas Wein oder Bier ab und zu nicht schadet. Wer aber täglich trinkt, und das in größeren Mengen, mutet seiner Leber einiges zu. Die Immunabwehr schwächelt und Krankheitserreger haben leichtes Spiel. Das gilt insbesondere für Pilze, denn für sie gehört Alkohol zu den bevorzugten Futtermitteln. Alkoholische Getränke gehören deshalb während einer Anti-Pilz-Behandlung auf den Index und sind nicht erlaubt.
Nummer zwei auf der »roten Liste« für Pilzpatienten ist Zucker, denn Pilze haben ihn nun mal zum Fressen gern. Eine große US-Studie konnte zeigen, dass eine zuckerfreie Diät den Erfolg der Behandlung deutlich verstärkte. Wer es schafft, für zwei, drei Wochen auf Süßigkeiten zu verzichten, gibt seinem Körper eine wohlverdiente Ruhepause und isst automatisch dafür mehr Gesundes. Mehr über Zucker und seine Bedeutung für Pilzerkrankungen lesen Sie ab Seite 120.
Fleisch, Wurst und Käse: Weniger ist mehr
Wer hauptsächlich Fleisch, Wurst und Käse isst, lässt die »guten« Darmbewohner im wahrsten Sinn des Wortes verhungern. Denn sie können die wenigen unverdaulichen Reste solcher Mahlzeiten nicht verwerten.
Aber keine Sorge: Sie brauchen natürlich nicht auf Ihr Steak, Käsebrot oder Ei zu verzichten. Lassen Sie Beilagen und Hauptgericht die klassischen Rollen tauschen und kombinieren Sie Fleisch, Fisch, Eier usw. in kleineren Mengen mit großen Portionen Gemüse, Salat und Kartoffeln und Vollkornbrot. Dann stimmt die Bilanz wieder und nützliche Bakterien haben genügend »Futter«. Asiaten machen es übrigens richtig: Sie essen Riesenportionen von Gemüse und Reis mit eher kleinen Rationen an Fleisch oder Fisch.
Stress macht schwach
Sie nehmen ausreichend Ballaststoffe zu sich, machen um Alkohol einen Bogen und rauchen wenig oder gar nicht – aber arbeiten bis in die Nacht, leben ständig unter Druck und hetzen von einem Termin zum nächsten? Sicher, Sie sammeln mit gesunder Ernährung auf jeden Fall Pluspunkte. Doch nervliche und seelische Dauerbelastung kann das Immunsystem genauso schwächen wie ungesunde Essgewohnheiten. Bei Stress schüttet der Körper Adrenalin und Kortisol aus. Was das mit Pilzen zu tun hat, lesen Sie auf den folgenden Seiten.
Vollkornbrot ist ballaststoffreich.