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Der Wandel

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Die beiden Frauen auf Zimmer 621 trinken noch ein Glas Weißwein. Dann verabschiedet sich Regine Schönau.

„Es wird alles gut werden. Mach dir keine Sorgen!“

Sie umarmt Clara Rosenberg und küsst sie zum Abschied rechts und links auf die Wangen.

Sie nimmt das Treppenhaus und geht hinunter in die zweite Etage. Auf dem Flur ist alles still. Ihre Schritte werden durch den Teppichboden gedämpft. Wieder klopft sie an einer fremden Zimmertür an. Dieses Mal ist es die von Jan Mommsen. Sie hat die Nummer 223. Es dauert einige Zeit, bis er die Tür öffnet. Er hat einen Bademantel an und entschuldigt die Wartezeit für sie damit, dass er in der Badewanne lag und ein Bad genommen hat. Sie überlegt, ob sie ihm erst Zeit für das Anziehen geben will, entscheidet sich dann aber dafür, ohne Aufforderung in sein Zimmer zu treten, damit sie endlich den Flur verlassen kann. Sie möchte auf keinen Fall gesehen werden.

„Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?“, fragt er sie.

„Ob es eine Ehre ist, wird sich noch herausstellen. Aber der Besuch ist notwendig für Sie und Ihre berufliche, wohl aber auch private Zukunft“, antwortet sie, ohne auf seine spöttisch gemeinte Frage einzugehen.

„Da bin ich aber gespannt.“ Er hält am spöttischen Unterton fest.

„Herr Mommsen, Ihre Situation ist nicht geeignet, um sich lustig darüber zu machen! Es könnte der letzte Tag Ihrer beruflichen Laufbahn sein, wenn Sie mir keinen Glauben schenken und den Ernst der Lage weiterhin nicht erkennen wollen.“

„Welchen Ernst der Lage? Gut, ich habe die Abstimmung über das Zukunftsprojekt verloren. Aber das ist eine Wunde, die verheilt nach einiger Zeit. Gut, ich gebe zu, dass sie zurzeit schmerzt, furchtbar schmerzt. Doch das Leben geht weiter und stellt neue Aufgaben, die gelöst werden müssen.“

Sie unterbricht ihn:

„Aber das alles wird ohne Sie stattfinden. Verstehen Sie, ohne Sie! Ohne! Ohne!“

Sie wird wütend wegen seiner Blauäugigkeit, hat sich aber schnell wieder im Griff und erklärt ihm klipp und klar, dass Frau Koch, seine Stellvertreterin, seine Abwahl vorbereitet.

„Wie bitte? Meine Abwahl? Wie will sie das denn machen?“

Zum ersten Mal schwingt Unsicherheit in seiner Stimme mit. Sie bemerkt diesen Umschwung seines Verhaltens und klärt ihn über Frau Kochs Absichten und die Rolle ihrer Helfer auf. Er wird zunehmend unruhiger. Er springt auf, geht nervös im Zimmer umher und murmelt hilflos:

„Was soll ich nur machen? Was kann ich dagegen tun?“

Sie lässt ihn bewusst eine Zeit lang zappeln, bevor sie ihn beruhigt:

„Nun kommen Sie mal wieder `runter. Ich habe bereits mit Frau Rosenberg alles besprochen. Frau Rosenberg ist die junge Kollegin mit den roten Haaren aus Ihrer Abteilung. Und auch Sie brauchen sich nur an die Absprachen zu halten. Dann sind Sie `raus aus dem Schneider, Frau Koch hat den Schwarzen Peter, und Sie können in Ruhe mit neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Projekt so umstellen, dass es bei der nächsten Gelegenheit eine Chance der Realisierung erhält. Übrigens: ich heiße Regine.“

Schweigend geht er zur Minibar, holt zwei Flaschen Bier heraus, fragt sie, ob sie ein Glas wolle, öffnet nach ihrer Verneinung die Flaschen, stößt mit ihr an, sagt: „Wie ich heiße, weißt du ja!“, umarmt sie und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Sie dreht ihren Kopf, so dass sich ihre Lippen berühren. Sie küssen sich erst vorsichtig und sanft, dann immer wilder. Ihr wird wieder bewusst, dass er nur einen Bademantel trägt. Sie öffnet den Knoten und zieht ihm den Mantel über die Schultern.

In jenen Nächten

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