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31. August

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Es ist bereits 13 Uhr, und die beiden sind seit mindestens einer halben Stunde überfällig. Warum kommen sie nicht? Werden sie heute ganz ausbleiben? Eine interessante Frage, eine wichtige Frage. Ich muß mich ihr stellen, muß eine Antwort finden. Ist einer der beiden erkrankt, gestürzt, verletzt, und wer von ihnen wird es sein? Sind sie vielleicht eingeladen, essen woanders, gemeinsam mit jemand anderem? Die Frage wirft neue auf, zieht ungeheure Mengen an Vermutungen nach sich. Bejahe ich sie, dann bedeutet das: Sie leben nicht allein in ihrem Gefängnis des Schweigens; es gibt noch andere Menschen – Kinder, Verwandte, vielleicht sogar Freunde. Aber dann müssten sie reden, ihr Schweigen brechen, antworten, erzählen, vielleicht sogar einander widersprechen. Ist das denkbar? Oder – ich zögere, es niederzuschreiben – hat sie das Schweigen nun umgebracht, beide? Ist der tägliche Gedankenmord zur Wirklichkeit geworden – und wer ist dann der Mörder, wer das Opfer?

Es fällt mir schwer, das eigene Essen in Ruhe zu verzehren, die Last ungelöster Fragen erdrückt mich. Jetzt weiß ich es sicher: Es wird meine Aufgabe sein, alle Rätsel zu lösen, damit ich sie niederschreiben kann. Ich bin jetzt zum Protokollanten ihres Lebens geworden. Ich bin verantwortlich dafür, ihr Schicksal festzuhalten, damit einmal darüber geurteilt werden kann. Nun weiß ich also, warum ich schreibe. Ich werde Nachforschungen anstellen müssen, Fragen klären, Geheimnisse aufdecken.

Das Tagebuch

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