Читать книгу Meistens kunterbunt, manchmal grau - Edda Blesgen - Страница 3
Hypochonder haben es nicht leicht
ОглавлениеNeulich, in der Apotheke, bot man Sophie die Apotheken-Rundschau zum Mitnehmen an.
„Nein danke, sonst suche ich mir wieder neue Krankheiten aus“, wehrte sie ab.
Dem Pillendreher sind hypochondrische Kunden wie Sophie wahrscheinlich sehr willkommen, hat er doch für jedes echte oder eingebildete Wehwehchen das entsprechende Gegenmittel. Auch gegen das Motaba-Virus? Sophie bezweifelte es, denn diese Krankheit gibt es gar nicht. Trotzdem war sie heftig daran erkrankt.
An einem Freitag Abend schalteten Sophie den Fernseher ein. „Den Film haben wir schon gesehen“, teilte sie ihrem Mann, dem Goldstück, mit. Er konnte sich allerdings nicht mehr daran erinnern. Im weiteren Verlauf des Abends fühlte Sophie sich plötzlich hundelend, es plagten sie sämtliche Symptome, der extra für diesen Film „Outbreak – Lautlose Killer“ erfundenen Motaba-Virus-Krankheit. Von heftiger Übelkeit befallen, hustete und kotzte (pardon) sie mit den Schauspielern um die Wette, nur war es bei ihr echt und nicht gespielt. Nach dem vierten Wettrennen zur Toilette unter dem Motto: Wer ist schneller, der rebellierende Magen beim Umstülpen oder die Beine beim Laufen?, stand die Diagnose fest: Motaba-Virus.
Nach dem achten Mal kehrte Sophie, schlapp auf den Beinen, nassgeschwitzt und trotzdem bibbernd vor Kälte, aus dem Badezimmer zurück. Inzwischen lief eine andere Sendung.
„Wie ist der Film ausgegangen?“, wollte sie wissen. Und was antwortete ihr Mann, diesmal kein Goldstück:„Du hast ihn doch schon gesehen. Er endete genau wie beim letzten Mal.“
Das gab ihr den Rest. Schmollend und erschöpft ließ sie sich in den Sessel plumpsen.
Eigentlich kann es mit ihrer Erkrankung so schlimm gar nicht gewesen sein. Am nächsten Tag war sie wieder putzmunter. Die erfundene Motaba-Virus-Erkrankung verlief im Film innerhalb kürzester Zeit zu hundert Prozent tödlich. Wahrscheinlich hatte Sophie eine harmlose Magen-Darm-Verstimmung erwischt, sonst hätte sie nicht, über sich selbst lachend, von der eingebildeten Krankheit berichten können.