Читать книгу Spione Undercover - Edel:Kids Books - Страница 5

KAPITEL 1 DAS VERSPRECHEN

Оглавление

Tick, tack, tick, tack … eine Zeituhr zählte mit präziser Genauigkeit die Sekunden herunter.

„Komm schon“, sagte eine leise Stimme. Mit seiner kleinen Hand wischte sich der Junge den Schweiß von der Stirn, um dann wieder Stahlröhrchen auf den Metallbändern einer billigen Armbanduhr anzubringen. Schnell fanden die Schrauben ihren Platz, als der Akkuschrauber sirrte.

„Vooooorsicht … Vorsicht.“ Die Stimme des Jungen zitterte etwas, als seine Hände behutsam Kabel durch Röhren und Vertiefungen im Metall fädelten. Er zögerte nur einen winzigen Augenblick, dann kappte er den Draht.

Er griff hinter sich nach einer aufblasbaren Rettungsweste. Als würde er einen chirurgischen Eingriff vollführen, entfernte der Junge nun mit einer Pinzette die CO2-Kartusche. In genau diesem kritischen Moment hörte er etwas.

„Walter Beckett, hast du meine Pinzette gesehen?“

Das plötzliche Geräusch erschreckte Walter so sehr, dass er aus Versehen die Kartusche zerdrückte, die sofort in hohem Bogen losging, auf die Frau im Türrahmen zusauste und die Kaffeetasse, die sie in der Hand hielt, zerschmetterte.

Walters Mama, schon in ihrer Polizeiuniform, warf ihrem Sohn einen jener liebevoll-geduldigen Blicke zu, die nur Mütter ihren Söhnen zuteilwerden lassen.

„Oh, ähm, sorry, Mama. Brauchtest du die Tasse noch?“, fragte Walter, während die letzten Reste des Kaffees aus der zertrümmerten Tasse tropften.

„Was ich brauchte, war der Kaffee in dieser Tasse”, murmelte Wendy Beckett, doch sofort wandte sie sich wieder ihrem wahren Lebensinhalt zu, ihrem Sonnenschein, ihrem achtjährigen Sohn Walter, dessen Kopf voll brauner Wuschelhaare ein wenig zu groß zu sein schien für den Rest seines schmalen Körpers.

Eines Tages wird er schon noch hineinwachsen in seinen Riesengrips, sagte sich Wendy oft.

Sie setzte sich ihm gegenüber und warf die Scherben in den Abfall. Der ganze Raum war voll von Apparaten und Röhren und kaputten Gegenständen, von denen Walter schwor, dass er eines Tages daraus Schätze für die Wissenschaft konstruieren wollte, die die Welt verändern würden. Wendy unterstützte ihn bei seinen Vorhaben, wo sie nur konnte, und stellte sicher, dass er alles hatte, was er dazu brauchte – immer vorausgesetzt, es war ungefährlich.

„Also, was erfindest du gerade, Kumpel?“

Walters Augen wurden groß und blieben es auch, als er seine Schutzbrille hochriss, dass sie ihm schmatzend auf der Stirn landete. „Ich bin froh, dass du fragst, denn es ist für dich!“

„Für mich?“

Walter nickte. „Ein Apparat, den du tragen kannst, wenn du auf Streife bist.“

Gespannt lehnte sich Wendy nach vorn.

„Es ist das perfekte Gerät, um dich in brenzligen Situationen zu schützen. Willst du es sehen?”

Wendy nickte, und ihr Sohn zog etwas hervor, das ein Mischmasch aus einer mit Knöpfen übersäten Armbanduhr und einem Armreif zu sein schein, das, würde sie das Ding tragen, mit Sicherheit ihren gesamten Unterarm bedecken würde.

Walter startete seine Vorführung. „Dieser Knopf macht ein echt lautes Geräusch, um deinen Feind kampfunfähig zu machen.“ Er drückte den Knopf, und ein schriller Ton ließ Mutter und Sohn sofort die Ohren mit den Händen bedecken.

„IIIIIIIIIIIOOOOOOOOOOO!“

Schnell schaltete Walter die Vorrichtung aus. Er schnappte nach Luft und wandte sich seiner Mutter zu. „So etwa.“

„Als würde das allein helfen!“, sagte Wendy ein wenig lauter als üblich, denn ihre Ohren klingelten immer noch.

„Dieser Knopf hüllt dich in eine aufblasbare Umarmung, sodass dich niemand verletzen kann. Das kannst du später ausprobieren. Aber das hier …“ Seine Augen wurden noch größer und sein Lächeln ganz breit, als er sein Meisterwerk offenbarte. „Das hier kommt zum Einsatz, wenn du in der Unterzahl bist. Du hebst nur die Hand und sagst ‚Stopp‘ und BUMM! Glitzerwolke!“, sagte Walter ganz leise vor Ehrfurcht. „Und dann lassen die bösen Jungs die Finger von dir.“

Wendy zögerte, doch dann verstand sie, was ihr Sohn meinte. „Ach so, weil Glitzer die Leute glücklich macht?“

Walter blickte sie mit gerunzelter Stirn an. „Weil die Brechung des Lichts die enterochromaffinen Zellen veranlasst, Serotonin auszuschütten –“ Er sah, dass seine Mutter nichts verstand. Er seufzte. „Ja, Glitzer macht die Leute glücklich.“

Plötzlich hatte er eine Idee. „Lass es uns ausprobieren! Erinnerst du dich noch, wie du mir gesagt hast, dass ich nicht dein Handy auseinandernehmen soll?“

Wendys Blick wanderte zu ihrem zerstörten Handy auf der Werkbank ihres Sohnes. „Nicht schon wieder! Wirklich, ich …“

Plötzlich war überall Glitzer und tauchte Mutter und Sohn in eine Funkelwolke. Walter lächelte seine Mutter erwartungsvoll an. „Willst du mich immer noch umbringen?“

Einen winzigen Moment hielt sie inne, doch sie konnte ihm nie lange böse sein. Lächelnd drückte sie ihren Sohn an sich und strich ihm durch die Wuschelhaare, dass der Glitzer nur so flog. „Nein, ganz im Gegenteil.“

Walter war schon dabei neue Wege auszutüfteln, um sein Gadget, also seinen selbst gebastelten Apparat zu verbessern. „Das hat geklappt! Als Nächstes will ich noch Bilder von Kätzchen einfügen. Der Kombination kann keiner widerstehen.“

Mit einem Mal rauschte es im Funkgerät, und verschiedene Polizisten wurden aufgerufen, sich umgehend zu melden, darunter auch „Beckett, Wendy“.

„Ich muss los, meine Schicht beginnt.“ Sie küsste Walter auf die Stirn und eilte zur Tür. „Bereite deine Grammatik vor, okay?“

Walter griff nach seinem Rucksack und seinem Gadget und rannte seiner Mutter nach. „Ich komm mit dir. Ich kann das unterwegs fertig machen. Du wirst nicht mal merken, dass ich da bin …“

„Was du wirklich tun musst, sind deine Hausaufgaben.“

Walter ließ die Schultern hängen und spielte gedankenverloren am Apparat herum. „Oooch, Mama, Schule ist langweilig, und die Kinder denken, ich bin ein Spinner.“

„Ein Spinner? Hey, sieh mich an.“ Wendy kniete nieder und sah ihrem Sohn in die Augen. „Was ist falsch daran, ein Spinner zu sein? Die Welt braucht Spinner.“ Walter lächelte schwach.

Wendy nahm ihm die umgebaute Armbanduhr aus der Hand und fuhr fort: „Hör zu … ich bin unterwegs und sorge für die Sicherheit in unserem Viertel. Aber eines Tages werden deine Gadgets für die Sicherheit der ganzen Welt sorgen. Und dann wird sich jeder wünschen, er wäre so ein Spinner wie du.“

„Meinst du?“, flüsterte Walter.

„Ich weiß es“, sagte Wendy. „Versprich mir nur, dass du niemals aufgeben wirst.“

Walter hob zackig die Hand an die Stirn. „Versprochen.“

Lächelnd breitete Wendy die Arme aus. „Gut. Und nun gib mir eine nicht aufblasbare Umarmung. Hab dich lieb, Partner“, sagte sie, als sie ihn an sich drückte. „Ich verspreche dir, ich gebe dir immer Rückendeckung.“

Dann nahm Wendy seine Armbanduhr und legte sie um. „Team Spinner?“

Walter lächelte. „Team Spinner.“

Spione Undercover

Подняться наверх