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Die Tatsache, daß Dr. Marford keine anderen Freunde hatte, genügte Detektivsergeant Elk, ab und zu bei ihm vorzusprechen und sich in seiner freien Zeit mit ihm über die Kriminalität in diesem Bezirk zu unterhalten.

Er kam auch an dem Abend, an dem sich Janice Harman verabschiedet hatte, und fand den Arzt in melancholischer Stimmung.

In der nahen Schiffswerft arbeiteten die Leute in Nachtschicht, und das laute Dröhnen der Dampfhämmer klang deutlich bis zur Klinik herüber. Aber Dr. Marford hörte es nicht mehr, er war schon zu sehr daran gewöhnt. Auch die Streitigkeiten und Schlägereien der Betrunkenen auf der Straße, die hier häufig genug vorkamen, ärgerten ihn nicht, ebensowenig das schrille Geschrei der Kinder, die in dieser Gegend bis Mitternacht im Freien blieben. Schwere Lastautos rollten Tag und Nacht auf ihrem Weg zu den Lagerhäusern der Eastern Trading Company an dem Haus vorbei, doch Dr. Marford wurde nicht nervös.

Er war erst Ende Dreißig, sah aber bedeutend älter aus. Seine Gestalt war schmächtig, und seine ergrauenden Haare lichteten sich schon. Er trug eine große Hornbrille.

Lange Zeit stand er neben Elk am Fenster und schaute zwischen den roten Vorhängen auf die traurige Umgebung hinaus.

»Das ist tatsächlich eine Hölle auf Erden«, meinte der Sergeant.

Dr. Marford lachte leise.

»Ja, und den Teufel dazu hat Mike Quigley erfunden. Ich muß immer lachen, wenn ich in der Zeitung lese ›Der Teufel von Tidal Basin‹.«

»Diese verrückten Zeitungsschreiber! Selbst wenn man den Verbrecher gefaßt hat und alle Welt weiß, daß er nichts mit Tidal Basin zu tun hat, halten die Zeitungen immer noch an der Legende fest. Aber hier lebt nicht nur ein Teufel, hier leben Hunderte und Tausende!«

Dr. Marford trat vom Fenster zurück.

»Ich fürchte, ich habe die Legende vom Teufel von Tidal Basin noch unterstützt. Ich habe einmal mit Quigley darüber gesprochen, daß früher häufig ein seltsamer Patient zu mir kam. Jetzt ist er allerdings seit Monaten nicht mehr hiergewesen. Er kam stets mitten in der Nacht und trug eine Maske, weil sein Gesicht durch eine Explosion in einem Stahlwerk verunstaltet worden war.«

Elk war interessiert.

»Wo wohnt der Mann?«

»Das weiß ich nicht. Quigley wollte es auch herausbekommen, aber es gelang ihm nicht. Für jede Konsultation erhielt ich ein Pfund – das ist vierzigmal mehr, als ich sonst bekomme.«

Auf Elk schien diese Mitteilung keinen Eindruck zu machen. Er schaute immer noch auf die Straße hinaus.

»Nichts als Unkraut!« sagte er.

»Diese kleinen, schmutzigen Jungen werden vielleicht einmal politische Führer oder literarische Genies!«

»Neun Zehntel von ihnen gehen sicher durch meine Hände! Und alle Behandlung mit Höhensonne und anderen Strahlen hilft nichts. Wer nicht in Dartmoor endet, kommt ins Armenhaus. – Kennen Sie eigentlich Mrs. Weston?« fragte Elk plötzlich. »Eine hübsche Frau mit einer großartigen Wohnung. Ganz ungewöhnlich hier in Tidal Basin. Man glaubt fast, man kommt ins Ritz-Carlton – ich war einmal bei ihr, als ein paar Straßenjungen ihr die Fenster eingeworfen hatten. Aber man muß sich vor ihr in acht nehmen, sie hat keinen guten Charakter.«

Marford lächelte.

»Dann kenne ich sie wahrscheinlich. Wenn sie zu den Frauen gehört, die ihre Arztrechnungen nicht bezahlen, kenne ich sie sogar ganz bestimmt. Aber warum fragen Sie mich nach ihr?«

Elk nahm eine Zigarre aus seinem Etui und steckte sie an.

»Sie sagte, sie kenne Sie«, erwiderte er, nachdem er zwei Minuten lang schweigend geraucht hatte. »Übrigens haben Sie eine hübsche Krankenschwester. Dieser Quigley ist doch sehr hinter ihr her?«

»Ja«, entgegnete Marford ruhig.

Er erhob sich, zog die Vorhänge zu, knipste das Licht an und holte aus einem Seitenschrank Whisky, Gläser und einen Siphon.

»Ich bin nicht im Dienst«, sagte Elk auf den fragenden Blick des Doktors. »Ein Detektiv kann das allerdings kaum behaupten, denn er ist immer im Dienst.« Er zog einen Stuhl an den Schreibtisch. »Haben Sie eigentlich schon einmal Detektivromane gelesen?«

Marford schüttelte den Kopf.

Im gleichen Augenblick klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab, lauschte eine Weile, stellte ein paar Fragen und hängte dann wieder ein.

»Ich habe zu viel zu tun, um Detektivromane oder andere Bücher zu lesen. Die Bevölkerung von Tidal Basin nimmt in erschreckender Weise zu.« Er machte eine Notiz auf seinem Schreibblock. »Diese Nacht muß ich wieder zu einer Entbindung. Ich soll gleich kommen, aber sie werden mich nicht vor drei Uhr morgens brauchen. Warum soll ich eigentlich Detektivgeschichten lesen?«

Sergeant Elk nahm einen Schluck Whisky. Er ließ sich niemals zu Erklärungen drängen.

»Ach, ich wünschte nur, daß so schlaue Zeitungsleute wie Mike Quigley einmal ein paar Monate praktische Arbeit bei der Polizei leisten müßten. Neulich habe ich in einem Kino im Westen einen amerikanischen Kriminalfilm gesehen. Da lernt man zuerst ungefähr zwanzig verschiedene Leute kennen, wird mit ihrem Charakter, ihren Lebensverhältnissen und so weiter vertraut gemacht, und bei einiger Routine weiß man natürlich sofort, daß der am wenigsten Verdächtige den Mord begangen hat. So einfach ist die Polizeiarbeit denn doch nicht, Doktor. Uns stellt man die Leute, die an einem Verbrechen beteiligt sind, nicht vor; wir wissen nichts von ihrem Charakter. Wenn ein Mord passiert, haben wir gewöhnlich nur den Toten. Wer ist er? In welchen Beziehungen steht er zu seinen Mitmenschen? Das müssen wir alles selbst herausbringen. Wir stellen umständliche Nachforschungen an, laden Zeugen vor und verhören sie. Und diese Leute haben alle etwas zu verbergen.«

»Wieso denn?«

»Jeder hat etwas zu verbergen«, wiederholte Elk. »Nehmen wir einmal an, Sie wären ein verheirateter Mann, Ihre Frau verreist, und Sie würden mit einer jungen Dame aufs Land fahren ...«

Marford protestierte.

»Aber das ist doch nur Theorie«, beschwichtigte ihn Elk. »Dergleichen ist vorgekommen und wird auch immer wieder vorkommen. Am Morgen schauen Sie aus dem Fenster Ihres Hotels und sehen, daß ein Mann dem andern den Hals abschneidet. Sie sind Arzt und können es sich nicht leisten, daß Ihr Name auf diese Weise in die Zeitungen kommt. Würden Sie nun zur Polizei gehen und wahrheitsgetreu berichten, was Sie gesehen haben? Sie können doch unmöglich als Zeuge vor Gericht erzählen, daß Sie mit der jungen Dame eine kleine Spritztour aufs Land gemacht haben? Sehen Sie, so etwas passiert jeden Tag. In einem Mordprozess haben fast alle Leute etwas zu verheimlichen, und deshalb ist es so furchtbar schwer, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Es ist, als ob man von einem großen Scheinwerfer beleuchtet würde. Sie treten als Zeuge auf und werden erst vom Staatsanwalt, nachher vom Anwalt des Angeklagten ausgequetscht. Und einer von beiden will den Geschworenen beweisen, daß Sie ein Mann sind, dem man nicht im mindesten trauen kann.«

Elk rauchte wieder einige Zeit schweigend.

»Ist diese Lorna Weston nicht eine etwas geheimnisvolle. Frau?« fragte er schließlich.

Dr. Marford sah ihn nachdenklich an.

»Ja, ich glaube. Aber für mich sind alle Frauen mehr oder weniger geheimnisvoll. Wovon lebt sie eigentlich?«

Elk verzog das Gesicht.

»Nun ja, Sie wissen doch ...«

Der Doktor nickte.

»Ja, so gibt es viele. Ich möchte nur wissen, warum sie sich diese schreckliche Gegend ausgesucht haben. Aber vielleicht ist es hier billiger als anderswo. Ein Mädchen erzählte mir – aber man kann ihnen ja nichts glauben.« Er seufzte schwer. »Man kann überhaupt niemandem glauben.«

Elk stand auf, trank aus und griff nach seinem Hut.

»Sie wollte von mir wissen, ob Sie es sehr streng nähmen. Es kommt mir fast vor, als ob sie Morphinistin wäre. Ich weiß es allerdings nicht, ich habe nur eine Ahnung. Wissen Sie, in Silvertown hat ein Arzt damit ein Vermögen verdient. Er hat über tausend Pfund für seinen Rechtsanwalt ausgegeben, als ich ihn abfaßte ...«

Der Doktor begleitete ihn bis zur Haustür, und sie kamen gerade im richtigen Augenblick auf die Straße.

Schon in der Diele hörten sie, daß draußen eine Schlägerei im Gange sein mußte, und als Marford die Tür öffnete, sahen sie zwei Männer, die aneinandergeraten waren. Eine große Menschenmenge hatte sich bereits angesammelt.

Es war ein ziemlich gleicher Kampf, denn die Männer waren beide betrunken. Aber sie kamen zu nahe an die Bordschwelle des Gehsteigs. Der eine Mann stolperte, schlug mit dem Hinterkopf auf, und der graue, staubige Granit färbte sich rot.

»Hallo – Sie!«

Elk packte den Sieger. Polizisten bahnten sich einen Weg durch die Menge.

»Nehmen Sie den Mann fest.« Der Sergeant übergab seinen Gefangenen einem Beamten. »Bringen Sie den anderen in die Klinik – tragen Sie ihn vorsichtig.«

Mehrere Leute folgten seiner Anweisung und brachten den Bewußtlosen in das Sprechzimmer Dr. Marfords. Der Arzt nahm eine kurze Untersuchung vor, während Elk die Neugierigen wieder auf die Straße trieb.

»Nun, wie steht es?« fragte er, als er zurückkam.

»Er muß ins Krankenhaus geschafft werden.«

Marford legte dem bleichen Mann einen Notverband an.

»Wollen Sie so gut sein und nach einem Krankenwagen telefonieren?«

»Er kommt wohl nicht mehr durch?«

»Ich glaube kaum. Ein komplizierter Schädelbruch. Wir wollen nur sehen, daß er schnell ins Krankenhaus kommt. Vielleicht können sie dort noch etwas für ihn tun.«

Kurze Zeit später kam das Krankenauto, und der Bewußtlose wurde fortgebracht.

Der Doktor schloß die Tür hinter Mr. Elk und kehrte zu seinen Büchern und seiner Beschäftigung zurück. In der Nacht sollten zwei Kinder in Tidal Basin geboren werden. Die Hebammen würden ihn rechtzeitig benachrichtigen. Erwünscht waren die kleinen Geschöpfe nicht. Der eine Vater war arbeitslos und hatte auch keine Aussicht auf eine neue Stellung, und der andere saß im Gefängnis.

Marford dachte plötzlich an Lorna Weston ...

Natürlich kannte er sie. Sie kam oft genug an seinem Sprechzimmer vorüber, wenn sie einkaufen ging. Ein paarmal war sie auch hereingekommen, um ihn zu besuchen. Sie war schön, obwohl ihr Mund etwas hart und gewöhnlich aussah. Elk gegenüber gab er niemals zu, daß er jemand kannte. Der Mann war ein Detektiv, und man konnte ihm keine vertraulichen Mitteilungen machen, weil er alles beruflich ausnützte.

Nach einer Weile klingelte das Telefon, und der Sergeant teilte Marford mit, daß der Mann bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus gestorben war.

»Bei der Verhandlung brauchen wir Sie als Zeugen«, schloß er. »Der Tote ist ein Dockarbeiter aus Poplar – ein gewisser Stephens.«

»Äußerst interessant«, sagte der Doktor und legte den Hörer zurück.

Gleich darauf schrillte die Glocke an der Haustür. Er erhob sich müde und ging hinaus. Die Nacht war dunkel, und draußen regnete es.

»Sind Sie Dr. Marford?« fragte jemand.

Der Duft eines guten Parfüms schlug ihm entgegen, und die Stimme der Frau verriet Bildung, wenn sie auch ärgerlich klang.

»Ja. Wollen Sie hereinkommen?«

Im Sprechzimmer brannte nur eine Leselampe auf dem Schreibtisch, und er hatte das Gefühl, daß ihr das nicht unangenehm war.

Sie trug einen Ledermantel und einen kleinen Hut. Den Mantel öffnete sie rasch, als ob ihr das Atmen schwerfiele oder als ob es ihr zu heiß wäre.

Er hielt sie für eine Amerikanerin. Zweifellos war sie eine Dame, die nicht in die Umgebung von Tidal Basin gehörte.

»Ist er – tot?« fragte sie nervös und schaute ihn furchtsam an.

»Wen meinen Sie denn?«

Er war erstaunt und überlegte sich rasch, weicher seiner Patienten dem Tode nahe war. Es fiel ihm aber nur der alte Sully ein, der einen Laden für Marineartikel hatte. Aber der lag ja schon seit achtzehn Monaten mehr oder weniger im Sterben.

»Ich meine den Mann, der hierhergebracht wurde – nach der Schlägerei. Ein Polizist erzählte mir, sie hätten auf der Straße miteinander gestritten, und er sei dann zu Ihnen getragen worden.«

Sie faltete die Hände, neigte sich vor und schaute ihn in atemloser Spannung an.

»Ach, den Mann meinen Sie ...? Ja, der ist tot. Ich habe es eben erfahren.«

Dr. Marford sah sie verwundert an. Wie konnte sich diese Dame für das Schicksal eines Dockarbeiters interessieren?

»Oh, mein Gott!« flüsterte sie und schwankte.

Dr. Marford stützte sie.

Sie begann zu weinen, und er sah hilflos auf sie nieder.

»Es war ein Unfall«, versuchte er sie zu trösten. »Der Mann stolperte, schlug mit dem Hinterkopf auf die scharfe Kante der Bordschwelle ...«

»Ich habe ihn so sehr gebeten, nicht in seine Nähe zu gehen«, rief sie verzweifelt. »Ich habe ihn so sehr gebeten! Als er mich anrief und sagte, daß er auf seiner Spur sei ..., daß er ihn hierher verfolgt habe ..., ich kam in einem Auto ..., ach, ich habe ihn doch beschworen, zurückzukommen!«

Sie sprach zusammenhanglos, und manches ihrer Worte wurde von Schluchzen erstickt. Er ging zu seinem Arzneischrank, goss etwas Medizin in ein Glas und fügte Wasser zu.

»Trinken Sie das, dann werden Sie ruhiger und können mir alles der Reihe nach erzählen«, sagte er freundlich, aber bestimmt.

In ihrem Zustand sagte sie ihm mehr, als sie jemals ihrem Beichtvater anvertraut hätte. Das Unglück, das über sie hereingebrochen war, machte sie vollkommen hemmungslos, Dr. Marford hörte ihr zu und betrachtete sie, während er mit der kleinen Medizinflasche spielte.

»Der Verstorbene war ein Dockarbeiter«, meinte er schließlich, »ein großer, schwerer Mann mit blonden Haaren. Über einen Meter achtzig groß. Und der andere war ein junger Bursche von etwa zwanzig Jahren. Ich sah ihn nur einen kurzen Augenblick, als er verhaftet wurde. Er hatte einen hellen, fast weißen Schnurrbart.«

Sie starrte ihn an.

»Heller Schnurrbart ... und sehr jung?«

Er hielt ihr wieder das Glas hin.

»Trinken Sie. Sie sind noch zu aufgeregt, Sie müssen sich beruhigen.«

Aber sie schob das Glas beiseite.

»Sehr jung? Wissen Sie das sicher? Waren es nur zwei gewöhnliche Leute?«

»Ja, zwei betrunkene Arbeiter. In dieser Gegend kommt das häufig vor. Wir haben jede Nacht durchschnittlich zwei schwere Schlägereien, am Sonnabend gewöhnlich sechs. Die Leute hier haben wenig Zerstreuung und müssen sich irgendwie austoben.«

Allmählich kam wieder Farbe in ihr Gesicht. Sie zögerte noch einen Augenblick, dann nahm sie das Glas und trank.

»Schmeckt scheußlich!« Sie verzog das Gesicht und wischte die Lippen mit dem Taschentuch ab. Dann erhob sie sich.

»Es tut mir leid, Doktor, daß ich Sie gestört habe. Aber Sie nehmen es mir sicher übel, wenn ich Ihnen die verlorene Zeit bezahle.«

»Ich rechne zehn Cents«, sagte er ernst.

Sie lächelte.

»Wie liebenswürdig Sie doch sind! Sie halten mich für eine Amerikanerin? Das bin ich auch, obwohl ich schon sehr lange in England lebe. Vielen Dank, Doktor. Vergessen Sie bitte, wenn ich sehr viel Unsinn geredet habe.«

Sein Gesicht war im Schatten, als er neben der Tischlampe stand.

»Das kann ich Ihnen nicht versprechen, aber ich will es jedenfalls nicht weitererzählen.«

Sie nannte ihren Namen nicht, und er fragte auch nicht danach. Er bot ihr an, sie hinauszubegleiten und ein Auto für sie zu besorgen, aber sie lehnte es ab. Kurze Zeit blieb er noch vor der Haustür stehen und schaute ihr nach, während der feine Regen ihm ins Gesicht sprühte.

Polizist Hartford kam gerade vorbei und redete ihn an.

»Eben habe ich gehört, daß Stephens tot ist. Nun ja, Leute, die trinken, müssen eben auch die Folgen tragen. Ich werde es niemals bereuen, daß ich Abstinenzler geworden bin. Ich habe eine junge Dame zu Ihnen geschickt, die mich nach Stephens fragte. Ich wußte noch nicht, daß er tot war, sonst hätte ich es ihr gleich gesagt.«

»Ich bin froh, daß Sie es ihr nicht gesagt haben.«

Er ging diesem ungewöhnlich gesprächigen Mann gern aus dem Weg, weil er niemals ein Ende finden konnte. Rasch schloß er die Tür und kehrte in sein Sprechzimmer zurück. Er zog die Vorhänge auf und schaute auf die verlassene Straße. Im Schatten der Umfassungsmauer, die das Grundstück der Eastern Trading Company umgab, bewegte sich jemand. Im Licht einer Laterne konnte er einen Mann und eine Frau erkennen, die miteinander sprachen. Es war auffallend, daß der Herr Gesellschaftskleidung trug. Nicht einmal die Kellner besaßen in Tidal Basin einen Frack.

Marford ging wieder hinaus und öffnete gerade die Haustür, als sich beide nach entgegengesetzten Richtungen entfernten. Kurz darauf bemerkte er einen zweiten Mann, der dem Herrn in Abendkleidung rasch folgte. Dieser hielt plötzlich an und drehte sich um. Sie gerieten in einen Wortwechsel und schlugen aufeinander ein. Schließlich stürzte der eine Mann wie ein Holzklotz zu Boden. Der andere beugte sich kurz über ihn, entfernte sich dann aber schnell und verschwand unter dem großen Bogen der nahen Eisenbahnunterführung.

Dr. Marford hatte alles aufmerksam beobachtet. Er wollte eben über die Straße gehen, um dem Gestürzten zu helfen, als dieser wieder aufstand und sich eine Zigarette anzündete.

Eine Uhr in der Nähe schlug zehn.

Der Teufel von Tidal Basin

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